Die Kombination aus Küche und Kriminalfall ist nicht unbedingt selten. Dass eine Krimiautorin aus Freude am Kochen einfach mal eine Ausbildung zur Köchin macht und auch als solche arbeitet, dagegen schon. Eva Rossmann, Autorin der Mira-Valensky-Krimis, hat’s getan und überrascht in ihren Büchern nicht nur mit guten Geschichten, sondern auch mit kulinarischen Köstlichkeiten.
In „Verschieden“, dem achten Buch um die vorwitzige Journalistin Mira, dreht sich alles um die Ehe. Während die kochbegeisterte Protagonistin kurz davor steht, den Bund fürs Leben einzugehen, ist ihre Fotografin Gerda gerade dabei, sich scheiden zu lassen. Ihr Mann, ein erfolgreicher Arzt, reagiert darauf nicht gerade positiv. Er ist fest davon überzeugt, dass Gerdas Wiedereinstieg ins Berufsleben schuld an der Krise ist, und beginnt, im gemeinsamem Umfeld gegen Gerda zu hetzen und ihr das Leben schwer zu machen.
Gerda ist verzweifelt, vor allem, weil sie als Schuldige dasteht. Sie hat eine Affäre mit einem Drehbuchautor, was während des Scheidungsverfahrens nicht besonders gut ankommt. Ihr Mann nutzt dies natürlich prompt aus. Doch das nützt ihm nicht mehr viel, denn wenig später wird er in einem Steinbruch ermordet aufgefunden.
Der Verdacht fällt sofort auf Gerda, da der Tod ihres Exmanns ihr am meisten nützen würde. Mira glaubt selbstverständlich nicht an die Schuld ihrer Fotografin. Zusammen mit ihrer Putzfrau Vesna macht sie sich auf die Suche nach dem wahren Schuldigen. Vesnas Ambitionen, Privatdetektivin zu werden, helfen den beiden Frauen, doch nicht alle Entdeckungen, die sie machen, entlasten Gerda …
Obwohl das Buch eine übergreifende Thematik besitzt, schafft Eva Rossmann es, ihre Leser nicht mit Gedanken über Hochzeit, Ehe und Scheidung zu erdrücken. Im Gegenteil redet sie klischeefrei und mit einem guten Auge für Details von der Liebe. Man fühlt sich nie belehrt oder bevormundet und zudem wird die Handlung dadurch nicht in die Länge gezogen, was wirklich eine beeindruckende Leistung ist. Der eigentliche Kriminalfall ist recht einfach, wird aber spannend dargestellt und passt gut zu Miras Amateurermittlungen, denn wenn wir ehrlich sind, dann würde ein Verschwörungsfall von internationalem Ausmaß etwas zu übertrieben für eine Wiener Journalistin sein. Rossmann geht genau den richtigen Weg, indem sie Mira einen recht alltäglichen Fall zuschiebt, den diese mit gegebenen Mitteln lösen kann. Dadurch wirkt die Geschichte sehr realistisch und natürlich.
Rossmann zeichnet ihre Protagonistin nicht als Superheldin, sondern als sympathische, witzige und manchmal forsche Journalistin, die ihre Nase gerne in die Angelegenheiten anderer steckt. Mira erzählt aus der Ich-Perspektive und lässt dabei immer wieder ihre eigenen, sehr tiefsinnigen, oft aber auch witzigen Ansichten einfließen. An der einen oder anderen Stelle wird sie auch mal wütend, aber alles wirkt wie aus einem Guss und direkt von der Hauptfigur erzählt.
So etwas funktioniert natürlich nur, wenn der Schreibstil mitspielt. Das tut er in diesem Fall. Eva Rossmanns Erfahrung als Journalistin schimmert immer wieder durch. Sie versteht es, mit einem großen Wortschatz und klaren Satzstrukturen einfach, aber dennoch unterhaltsam zu erzählen. Besonders ihr Sprachwitz und Miras humorvolle Bemerkungen sorgen für Höhepunkte im Erzählfluss. Der Plaudertonfall, den die Autorin anschlägt, ist insgesamt sehr angenehm und passt zur Persönlichkeit der Erzählerin, die stark im Vordergrund steht, die Geschichte aber nicht erschlägt.
„Verschieden“ ist ein einfach aufgebauter, aber wunderbar erzählter Krimi aus Wien, in dessen Mittelpunkt eine sehr sympathische, freche Journalistin steht. Ihre Gedanken verleihen der Geschichte sehr viel Frische und sorgen für das eine oder andere Lächeln beim Leser.
|237 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3-404-15947-5|
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