Sack, John – Im Zeichen der Seraphim

Geheimnisse und Verschwörungen des Vatikans erleben zurzeit eine wahre Hochkonjunktur. „Im Zeichen der Seraphim“ von John Sack spielt aber nicht in der Gegenwart, sondern der Autor schickt seine Protagonisten ins 13. Jahrhundert. Den Leser erwartet ein recht tiefgründiges und interessantes Thema, dafür geht es im Roman weniger rasant und actionreich zu.

_Die Story_

Vier Jahrzehnte nach dem Tod des Franziskus von Assisi bekommt der junge Eremit Conrad Besuch von einem noch sehr jungen Priester, der sich letztlich als eine junge Frau entpuppt. In einer kryptischen Botschaft wird ihm der Auftrag erteilt, die Wahrheit hinter den Legenden um den heiligen Mann aufzuspüren. Diese Recherchen schicken den jungen Priester Conrad auf eine beschwerliche Reise, wobei der Tod als ständiger unheimlicher Reisebegleiter dabei ist.

Der Legende nach trug Franz von Assisi die Wundmale Jesu, nachdem ihm ein Seraphim mit brennenden Flügeln erschienen ist. Aber wo ist der Leichnam des zum Heiligen erklärten Mannes? Diesen haben seine Anhänger in einer geheimen Aktion versteckt. Doch warum wird dieser vor der Kirche und seinen Anhängern verborgen? Gibt es etwas, das den Mythos in Frage stellen könnte? Conrad sucht in alten Büchern nach der Wahrheit und bezahlt wenig später seine Neugierde mit Folter und Einkerkerung.

Doch auch unter den Anhängern und Gläubigen gibt es zwei Lager, einmal die zurückgezogenen Spiritualen (Bettelmönche), zum anderen die Klosterbrüder, die manchmal ein recht ausschweifendes Leben führen. Conrad gerät mitten in diese immer wieder aufkeimenden Auseinandersetzungen. Es werden viele Jahre vergehen, bis Conrad die Wahrheit findet, und diese kommt überraschend – er muss sich nun entscheiden, ob er einen Mythos wissentlich zerstört und dabei tausende von Menschen enttäuscht, oder ob er es bei der Legende belassen wird …

_Mein Eindruck_

John Sack schildert seine Figuren recht realistisch und transparent. Zum Beispiel beschreibt er Conrads unschuldige Unfähigkeit in der mondänen Welt weit abseits seiner kläglichen Waldhütte atmosphärisch dicht. In der von Männern dominierten mittelalterlichen Gesellschaft schildert er ebenso glaubhaft die schwierige Rolle einer Frau in dieser Epoche. Und genau hier liegt die hervorzuhebende Stärke des Romans. Die Vielfalt historischer Details entwickelt die Geschichte interessant und spannend. „Im Zeichen der Seraphim“ ist John Sacks Debütroman, mit welchem dem Autor in sehr flüssigem Stil eine mitreißende und informative Geschichte über einen gefährlichen Mythos und Glaubenszwiespalt gelingt.

_Der Autor_

John Sack, 1938 in Ohio geboren, hat englische Literatur studiert und viele Jahre in der Computerbranche gearbeitet. Nach mehreren Sachbüchern und einem Jugendbuch hat er mit „Im Zeichen der Seraphim“ seinen ersten Roman veröffentlicht.

http://www.knaur.de

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