David Safier – Plötzlich Shakespeare

Rosa macht ihrem Namen nicht gerade alle Ehre, denn in ihrem Leben läuft es alles andere als rosarot. Statt dessen ist sie seit Jahren Single, immer noch unglücklich in ihren Exfreund verliebt und ihre biologische Uhr tickt immer lauter. Als sie dann auch noch zur Hochzeit ihrer großen Liebe Jan eingeladen wird, ist Rosa der Verzweiflung nahe. Selbst ihr schwuler bester Freund Holgi kann sie nicht mehr trösten, denn wo kein Selbstbewusstsein vorhanden ist, kann man auch keins aufbauen. Daher rät er ihr zu einem One-Night-Stand. Doch der gemeinsame Abend mit ihrem Kollegen Axel endet nicht im Bett, sondern bereits nach dem Besuch einer Zirkusvorstellung, in der Hypnotiseur Prospero einen Zuschauer in ein früheres Leben versetzt hat. Diesen Ausweg will nun auch Rosa gehen und begibt sich mutig zu Prospero. Tatsächlich versetzt der Hypnotiseur Rosa in ein früheres Leben – nicht ohne ihr mit auf den Weg zu geben, dass sie erst dann zurückkehren kann, wenn sie heraus gefunden hat, was die wahre Liebe ist.

Kurz darauf erwacht Rosa in einer sehr gefährlichen Situation: Sie blutet und ein komischer Mann in Strumpfhosen und einer Art Piratenhemd will ihr den Garaus machen. Merkwürdiger Weise ist ihr verletzter Arm sehr muskulös und ihre eigene Strumpfhose zwischen den Beinen erstaunlich ausgebeult. Wo ist sie nur gelandet? Kurz darauf erklingt in ihrem Kopf eine Stimme. Ein Mann mit Halskrause rettet sie vor dem wütenden Angreifer und nimmt sie mit zur Queen, denn diese benötigt Shakespeares Künste. Shakespeare? Rosa ist tatsächlich im Körper des berühmten Schriftstellers erwacht. Der wiederum meldet sich bald ziemlich häufig als Stimme in ihrem Kopf, denn so ganz hat der Schriftsteller seinen Körper nicht verlassen.

Als zwei Seelen in einem Körper erleben die beiden im 16. Jahrhundert allerlei gefährliche Abenteuer. So soll Shakespeare auf Wunsch der Königin den Earl of Essex mit der Gräfin Maria von Warwickshire verkuppeln. Doch deren Bruder ist gerade verstorben, woraufhin die trauernde Frau gelobt hat, sieben Jahre lang keinen Mann mehr zu sehen. Der Earl of Essex ist am Boden zerstört und flüchtet sich in den Alkohol, doch auch Rosa muss eine dicke Überraschung weg stecken, sieht der Earl doch ihrem Exfreund Jan zum Verwechseln ähnlich! Und die Gräfin ähnelt seiner Verlobten – überbrückt die Liebe der beiden etwa Jahrhunderte? Doch warum scheint sich Essex dann auch zu Shakespeare hingezogen zu fühlen? Rosa erlebt ein Gefühlschaos, das auch Shakespeare als Stimme in ihrem Kopf immer mehr verwirrt. Findet Rosa im Körper des berühmten Barden die wahre Liebe? Und ist es der Earl of Essex bzw. Jan?

In einem fremden Körper gefangen

Wie wir es von David Safier bereits gewöhnt sind, so baut auch sein neuestes Werk auf einer mehr als abstrusen Idee auf. Seine Hauptfigur Rosa erwacht im Körper eines talentierten Schriftstellers, der merkwürdiger Weise „Romeo und Julia“ mit Happy End und „Hamlet“ als Komödie verfasst hat. Was ist hier nur los? Die ersten Stunden in Shakespeares Körper sind für Rosa mehr als schwierig, vor allem, als sie den Drang verspürt, eine Toilette aufsuchen zu müssen. Auf der Suche nach einer solchen erwischt Rosa glatt die Queen auf deren Donnerbalken und entschließt sich daher, sich lieber im Garten an einen Baum zu stellen. Aber eigentlich will sie Shakespeare dabei nicht entblößen und auch nicht sein edelstes Teil berühren. Wie also diesem Drang nachgeben? Alles nicht so einfach, wenn frau im Körper eines Mannes steckt … Auch der Weg in die eigene Wohnung erweist sich als schwierig, denn wo wohnt der Schriftsteller eigentlich? Und was will die reizende junge Dame, die in der Wohnung auftaucht und sich sogleich entkleidet und verlangt, defloriert zu werden? Hat Shakespeare ihr das etwa versprochen? Rosa tappt von einem Fettnäpfchen ins nächste.

Einige Zeit dauert es, bis Rosa und Shakespeare eine Einheit bilden, gemeinsam ein Sonett dichten, allerlei Gefahren aus dem Wege gehen und sich an die Arbeit machen, den Earl of Essex und die Gräfin Maria miteinander zu verkuppeln. Aber auch das erweist sich als schwieriger als gedacht, da die Gräfin gleich Feuer und Flamme für den Schriftsteller ist.

David Safier lässt seine Hauptfigur von einer komischen Situation in die nächste geraten, sodass man aus dem Staunen und Lachen beim Lesen gar nicht mehr heraus kommt. Je weiter die Handlung fortschreitet, umso mehr bilden Rosa und Shakespeare eine unschlagbare Einheit. Wenn der eine nicht mehr weiter weiß, souffliert der andere die rettenden Worte und gibt nützliche Ratschläge. So meistern die beiden viele schwierige Lagen und entdecken nach und nach gar Gefühle füreinander. Findet Rosa womöglich in Shakespeare die wahre Liebe?

Auch wenn die beiden sich immer besser verstehen, beschließen sie, Rosa wieder in die Zukunft zu schicken. Sie suchen einen Alchemisten auf, der Rosa tatsächlich in ihre Gegenwart zurück pendelt. Doch muss sie dort feststellen, dass sie Shakespeare mitgenommen hat und dieser jetzt ihren Körper kontrolliert. Nun sind die Rollen vertauscht und sie muss hilflos zusehen, wie Shakespeare ihr Leben regiert und auf Jans Hochzeit für allerlei Trubel sorgt …

Gelungene Seelenwanderung

Auf David Safier und seine erfrischende Schreibe ist Verlass: Obwohl er mit „Mieses Karma“ die Messlatte selbst verdammt hoch gelegt hat, so haben seine beiden nachfolgenden Bücher ebenso überzeugt. Zwar kommt keines der beiden an das Debütwerk heran, doch auch „Plötzlich Shakespeare“ ist ein einziger Lesespaß von der ersten Seite an. Zwischendurch musste ich lauthals lachen angesichts der abstrusen Situationen, die Safier beschreibt und auch aufgrund seines herrlichen Wortwitzes. Einzig das Buchende fällt deutlich zu weich gespült aus, doch kennen wir das von ihm ja bereits. Sein Vorausblick fünf Jahre in die Zukunft hätte aus meiner Sicht nicht mehr sein müssen, denn hier trieft die Story viel zu sehr vor Schmalz. Aber bis drei Seiten vor Schluss überzeugte mich Safier mit seinem nunmehr dritten Buch auf ganzer Linie!

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
ISBN-13: 978-3463405537
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