Saintcrow, Lilith – Feuertaufe (Dante Valentine – Dämonenjägerin 3)

Wenn man zu den gefürchtetsten Kopfgeldjägerinnen der Welt gehört, hat man sich eine Pause verdient: Dante Valentine, die Heldin der gleichnamigen Dark-Fantasy-Reihe von Lilith Saintcrow, hat im vorherigen Band ihren Geliebten, den Dämon Tierce Japhrimel, wiedergefunden. In „Feuertaufe“ genießen die beiden deshalb ihren Urlaub in Toscano – jedenfalls bis sich der Teufel erneut in ihr Leben einmischt.

Das tut er nicht zum ersten Mal. Luzifer ist ein Dauergast in Dantes Leben. Dieses Mal verlangt er, dass sie sich für sieben Jahre als seine rechte Hand verpflichtet, nachdem sie ihm seinen ehemaligen Helfer Japhrimel abgejagt hat. Keine leichte Entscheidung, aber mit Japhrimels Verhandlungsgeschick schlagen die beiden einen guten Deal heraus. Das glauben sie jedenfalls. Dantes erster teuflischer Auftrag besteht darin, vier Dämonen, die aus der Hölle geflüchtet sind, zu stellen.

Doch das ist leichter gesagt als getan, denn gleichzeitig scheint jemand hinter der tapferen Nekromantin her zu sein. Immer wieder wird sie von merkwürdigen Wesen verfolgt und überlebt nur knapp einen Anschlag, der eigentlich Japhrimel gegolten hat. Gemeinsam mit Freunden von Japh versuchen sie die Verfolger zu stellen, doch dann ereignet sich etwas, womit selbst Dante nicht gerechnet hat. Ihre Vergangenheit rächt sich in überraschender Weise …

„Dante Valentine – Dämonenjägerin“ mausert sich immer mehr zur Vorzeigeserie. Sie dabei in eine Reihe mit aktuellen Vampirromanen zu stellen ist beinahe schon Blasphemie. Lilith Saintcrow hat für ihre faszinierende Hauptfigur eine ebenso faszinierende wie einzigartige Welt geschaffen. Nichts ähnelt darin unserer Welt. Die Reihe ist in einem düsteren Science-Fiction-Setting angesiedelt. Die Weltordnung ist eine andere, die Städte tragen andere Namen, sind von anderen Wesen bevölkert. Die Autorin schafft eine schöne Balance zwischen Urban Fantasy und Science Fiction. Auf der einen Seite gibt es neue Fortbewegungsmittel wie SlicBoards und Glider, dann aber auch jede Menge paranormale Wesen, die man in ähnlicher Form aus Fantasyliteratur kennt.

Die Geschichte ist, wie die vorhergehenden auch, unglaublich düster. Das liegt nicht nur an der Kulisse. In Dantes Welt sind Mord und Totschlag, Kriminalität, Prostitution, Gewalt und Drogenmissbrauch an der Tagesordnung und die Autorin macht keinen Hehl daraus. Nicht unbedingt etwas für schwache Nerven also. Allerdings ist es nicht so, dass die Seiten blutverklebt sind. Im Gegenteil passt die Menge an Kampfszenen perfekt zu Geschichte und Protagonistin. Die wiederum ist einer der Gründe, wieso die Geschichte so düster ist, denn Dante, die Ich-Erzählerin, ist stets von inneren Zweifeln zerrissen. Nicht nur ihre bewegte Vergangenheit holt sie immer wieder ein, nein, auch ihre Gegenwart. Ihre Beziehung zu Japhrimel ist eine Verbindung zwischen zwei kaputten Charakteren, denen es schwer fällt zu vertrauen und zu lieben. Jede Szene, die von der Ferne romantisch anmutet, enthält auch immer eine Nuance Selbstdestruktion, Misstrauen, Verzweiflung. Die Intensität, mit der die Autorin den Leser mit Dantes pessimistischen, manchmal selbstverletztenden Gedanken torpediert, ist beinahe schon grausam und gleichzeitig ein Markenzeichen der Geschichte. Saintcrow weiß genau, was sie tun muss, um den Leser zu fesseln. Tatsächlich fällt es schwer, dieses Buch aus der Hand zu legen. Zu sehr steckt man in der Geschichte fest, möchte wissen, wie sie ausgeht.

Die Handlung ist dabei nicht mal das überzeugendste Element im Buch. Sie ist solide, manchmal sogar spannend, insgesamt aber nur eine Aneinanderreihung verschiedener Ereignisse. Allerdings ist sie wesentlich strukturierter und leichter zu verstehen als in den Vorgängerbänden. Es sind allerdings die zwischenmenschlichen Beziehungen und Geheimnisse, die den Roman wirklich ausmachen. Dantes Probleme mit Japhrimel, die Zusammenarbeit mit dem zwielichtigen Lucas und Japhrimels Gefährten, die Ränke, die gegen Dante geschmiedet werden – Saintcrow baut gerade bei letzterem erfolgreich auf Wissen aus den Vorgängerbänden auf, weshalb es zu empfehlen ist, diese zuerst zu lesen. Ohne zu viel verraten zu wollen, aber Saintcrow schafft es auch im dritten Band noch, den Leser zu überraschen, indem sie Geheimnisse ihrer undurchsichtigen Hauptperson enthüllt.

Ein großer Pluspunkt der Reihe – und der Autorin – ist der Schreibstil. Sie erzählt aus der Ich-Perspektive, wobei die Gedanken von Dante häufig in Kursivschrift stehen, was ihnen ein gewisses Gewicht verleiht. Ansonsten hält sich die Autorin knapp und wortkarg, verrät aber alles, was man wissen muss. Freude kommt dabei keine auf. Eine gewisse Melancholie durchzieht die Geschichte. Der Humor ist trocken bis sarkastisch und wird eher sparsam eingesetzt. Düstere Metaphern prägen das Bild, gehobene Begriffe und kurze Sätze unterstreichen die Stimmung der Geschichte. Wenn man eine völlig neue Welt erschafft, gehört es dazu, auch neue Begriffe einzuführen. Saintcrow stellt ans Ende ihrer Bücher nicht umsonst ein Glossar, auch wenn dieses zumeist weniger umfassend als nötig ist. Einige Begriffe, wie Datband oder Gleiter, erklären sich von selbst. Andere wiederum muss man als Leser herleiten, was nicht immer problemlos funktioniert.

„Feuertaufe“ ist das bislang beste Buch der Reihe um Dante Valentine. Das liegt zum einen daran, dass die Haupthandlung dieses Mal nicht so komplex ist und die Nebenhandlungen, die durchaus von Bedeutung sind, geordnet nebenher laufen. Spannung kommt vor allem dadurch auf, dass weitere Geheimnisse aus Dantes Vergangenheit enthüllt werden und ihre Beziehung mit Japhrimel immer mehr von romantisch zu selbstzerstörerisch driftet. Gemeinsam mit der düsteren Grundstimmung und der unglaublich gut ausgearbeiteten Hauptfigur ist Saintcrow definitiv eine der besten Adressen für Urban-Fantasy-Geschichten.

|Originaltitel: The Devil’s Right Hand
Aus dem Englischen von Katrin Mrugalla und Richard Betzenbichler
400 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3802581960|
http://www.egmont-lyx.de
[„Website der Autorin“]http://www.lilithsaintcrow.com

_Lilith Saintcrow bei |buchwurm.info|:_
[„Teufelsbraut (Dante Valentine – Dämonenjägerin 1)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5288
[„Höllenritt (Dante Valentine – Dämonenjägerin 2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5957

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