Salvatore, R. A. / Dabb / Semeiks – gesprungene Kristall, Der (Die Saga vom Dunkelelf 4)

Band 1: [„Heimatland“ 2498
Band 2: [„Exil“ 2843

_Story_

Nach seiner schweren Jugend in der Unterwelt hat Drizzt Do’Urden seine Freiheit als Waldläufer in den Regionen des Eiswindtals gefunden. Er agiert als Berater der Räte von Zehnstädte und schließt sich seinen neuen Genossen im Kampfe an, wird aber nicht allerorts gleichberechtigt akzeptiert. Als sich ein Barbarenstamm schließlich aufmacht, das Reich der Zwerge einzunehmen, eilt Drizzt seinem engsten Verbündeten Bruenor zur Hilfe und bewahrt Zehnstädte vor dem vorzeitigen Untergang. Im Kampf schützt der Zwergenhäuptling außerdem einen jungen Barbaren vor dem sicheren Tod, gibt ihn jedoch in die eigene Sklaverei.

Jener Sohn, Wulfgar, wächst in den nächsten fünf Jahren unter Bruenors Obhut zu einem gefürchteten Krieger heran und bekommt schließlich vom Dunkelelfen den Feinschliff. Ein halbes Jahrzehnt nach dem ersten Angriff auf das Eiswindtal fühlt sich der gestandene Krieger immer mehr seinen neuen Verbündeten zugehörig und stellt sich sogar gegen sein Volk, als er von dessen Verrat erfährt. Die Barbaren haben sich nämlich ebenso wie Oger, Orks und Riesen an den verwegen Magier Akar Kessell verkauft, der mit einem Relikt aus alten Zeiten selbst Dämonen zu unterwerfen vermag.

Als Kessell die Horden um sich schart, um Zehnstädte endgültig dem Erdboden gleichzumachen, ist der einstige Barbar ebenso gefragt wie seine beiden Lehrmeister und der verschmitzte Halbling Regis Knurrbauch. Die von Crenshinibon verliehene Kraft macht Kessell zum derzeit mächtigsten Mann der Oberwelt – und nur ein geschickter Streich kann ihm diese Macht je wieder rauben …

_Persönliche Meinung_

Die Zeiten, in denen Drizzt Do’Urden gegen die frevelhaften Auswüchse seiner eigenen Familie kämpfen und bestehen muss, sind mit dem vierten Band der „Saga vom Dunkelelf“ vorerst vorüber. Mit seinem Aufstieg in die Oberwelt und der endgültigen Flucht aus dem Reich der Spinnenkönigin beginnen für den mächtigen Dunkelelfen neue Abenteuer, aber auch erneut unsichere, schwer vorhersehbare Zeiten. Die Lebewesen seiner Herkunft sind an der Oberfläche Faerûns nicht gerne gesehen, da die Dunkelelfen in der Vergangenheit zu oft bewiesen haben, dass ihre Ehre eher zweifelhaft ist, und das ihnen gegebene Vertrauen häufig missbraucht wurde. Trotz seiner guten Absichten und seiner zahlreichen Hilfestellungen im Kampf wird Drizzt von manchen Königen und Häuptlingen nicht akzeptiert, teils sogar völlig abgelehnt.

Doch der gutherzige Kämpfer aus dem Hause Do’Urden lässt sich von der Haltung der Bürger in Zehnstädte nicht abschrecken; ungeachtet der entgegengebrachten Abscheu lässt er sich von Moral und Ruhm treiben, findet alsbald Verbündete und wird schon kurze Zeit nach seiner Ankunft auf seine Standhaftigkeit und Loyalität getestet. Doch selbst als er seinen neuen Angehörigen im Kampfe beisteht, erfährt er weiterhin nicht den gebührenden Respekt. Den hingegen erfährt der neue Schützling Bruenors, der versklavte Jüngling Wulfgar, der seinem Todesurteil durch die Gefangenschaft entrinnen konnte. Ausdauernd leistet er seinen fünfjährigen Pflichtpfand im Hause der Zwerge ein, knüpft eine innige Freundschaft mit dem Dunkelelfen und wird als Sohn und Freund aus der Sklaverei entlassen.

Unterdessen wird das gesamte wacklige Bündnis von Zehnstädte von einer unbekannten Bedrohung heimgesucht. Der intrigante Magier Akar Kessell hat sich mangels vorhandener Fertigkeiten für den radikalen Weg entschieden, seinen Meister getötet und das vielleicht stärkste Artefakt der Macht in seinen Besitz gebracht, um das Volk des Eiswindtals zu unterjochen. Während er Dämonen beschwört, ganze Völker manipuliert und seinen Angriff auf die Städte des Rats vorbereitet, ist man in Zehnstädte noch immer damit beschäftigt, die Freundschaft zu befestigen und gemeinsam gegen das bevorstehende Unheil vorzugehen. Zu diesem Zeitpunkt ahnt jedoch noch niemand, dass ausgerechnet der Dunkelelf das Zünglein an der Waage sein wird.

Drizzts neuestes Abenteuer markiert einen eindeutigen Wandel, fort von der klassischen Fantasy-Serie und mehr hin zu unabhängigeren Handlungssträngen. „Der gesprungene Kristall“ ist nach der Trilogie um die Jugend des Dunkelelfen der erste Roman, der prinzipiell für sich alleine stehen könnte und keiner längeren Vorgeschichte bedarf. Die Charaktere sind größtenteils neu und unbekannt, die Motive des Protagonisten schnell ersichtlich und das Szenario im Wesentlichen weitaus simpler strukturiert als die bisherigen Ausgaben der Saga. Allerdings ist der neue Lebensabschnitt des Dunkelelfen sphärisch auch kaum mit den vorherigen Storys zu vergleichen; die Finsternis ist nicht bloß optisch gewichen, die Bösartigkeit der meisten Beteiligten nicht so Ehrfurcht erregend, wie man dies bisher gewohnt war. Aber auch die zahlreichen Ränke sind nicht ganz so detailliert ausgearbeitet, was die Brisanz der Handlung zumindest im direkten Vergleich eher entschärft.

Dennoch ist „Der gesprungene Kristall“ inhaltlich ein weiterer Dauerbrenner aus der Welt der „Vergessenen Reiche“. Die Story ist spannend, temporeich und einem echten Fantasy-Epos definitiv würdig, dazu auch in dem Maße fortschrittlich, dass Salvatore und das Comic-Team sich nicht durchweg an den Erstveröffentlichungen aus dieser Sagenwelt orientieren. Eine neue Dynamik zeichnet das Bild und bringt mächtig Bewegung in die Reihe, fordert allerdings auch den Tribut der entschärften, unterschwelligen Aggressionen, die dieses Meisterwerk in den Bänden eins bis drei als eines der prägenden Elemente auszeichneten. Dennoch: Eine gelungene, teilweise fast wieder geniale Fortsetzung ist der vierte Teil der Saga ohne Zweifel – und das sowohl im Bezug auf Story und Tempo als auch hinsichtlich der grafischen Aspekte. Fans kommen ohne Wenn und Aber auch an „Der gesprungene Kristall“ nicht vorbei!

http://www.paninicomics.de/vergessene-reiche-s10333.html

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