Salvatore, R. A. – Drizzt – Der dritte Sohn (Die Saga vom Dunkelelf 1)

R. A. Salvatores |Saga vom Dunkelelf| ist in letzter Zeit sehr gefragt. Nachdem sich |Panini Comics| erst vor kurzem die Lizenz des „Dungeons & Dragons“-Ablegers gesichert hatten, hat nun auch das junge Hörspiel-Label |Lausch| zugegriffen und eine der wohl besten Fantasy-Storys aller Zeiten in ihr Programm aufgenommen. Wie gehabt erscheint die neue Serie als Dreiteiler, und wie immer hat sich das Label mal wieder ordentlich ins Zeug geworfen, um dem viel gerühmten Original vollends gerecht zu werden.

_Story_

Menzoberranzan, die Heimat der Drow, der düsteren Dunkelelfen und gleichzeitig Thronsitz über das Unbeherrschbare. In dieser geheimnisvollen Welt lebt das Haus Do’Urden, welches in der Hierarchie der Spinnenkönigin Lolth noch nicht die oberste Priorität genießt. In jener Nacht, als das Haus Do’Urden gegen das Haus Hu’nett marschiert, um dieses vollständig auszulöschen, wird auch das Schicksal des jungen Drizzt besiegelt. Eigentlich dazu verdammt, als Drittgeborener geopfert zu werden, überlebt er in letzter Sekunde, als bekannt wird, dass sein älterer Bruder im Kampf gefallen ist. Doch von Glück kann Drizzt dennoch nicht sprechen, denn in der glücklosen Welt der Drow gibt es wenig Erstrebenswertes.

Dann jedoch werden die übermächtigen Fähigkeiten des jungen Dunkelelfen offenbar, und nach und nach bemerkt auch seine Erzeugerin, Malice Do’Urden, dass Drizzt eines Tages zu einer mächtigen Waffe werden könnte. Doch der Drittgeborene wählt nicht den Weg des Bösen; er kämpft für Gerechtigkeit. Damit ist sein Weg auch vorbestimmt und geprägt von unerwarteten Feindschaften – sowohl im eigenen Haus als auch in der Familie des andersartigen Drow. Aber kann Drizzt den Kräften seiner Mutter und der Spinnenkönigin tatsächlich standhalten?

_Meine Meinung_

Erst vor wenigen Wochen habe ich mich noch intensiv mit dieser Geschichte beschäftigt und mit Begeisterung die Comic-Reihe von |Panini| verschlungen. Deshalb ist die Hörspiel-Serie in gewisser Weise auch so etwas wie ein Déjà-vu-Erlebnis, welches aber auch unwiderruflich dazu führt, dass man Vergleiche zwischen den beiden Veröffentlichungsformen antritt.

Während im Comic (natürlich) die visuellen Eindrücke herausragen, sind es bei der Lausch-Adaption ganz klar die vielen Soundeffekte, mit denen die Story zusammengehalten wird. Fast permanent wird die Geschichte von Hintergrundgeräuschen wie aufeinandertreffende Klingen, Kriegsgebrüll und erliegendem Jammern begleitet, was jedoch auch manchmal etwas irritierend ist, denn es kommt häufiger vor, dass die vordergründigen Dialoge im Sog der vielen Geräusche etwas untergehen. Gerade zu Beginn, wo die Action schon vollständig ausgeprägt ist und der Zuhörer nicht nur von den Ereignissen, sondern auch vom Prozess des Kennenlernens der einzelnen Figuren überrollt wird, ergeben sich so einige Schwierigkeiten, gerade für diejenigen, die zum ersten Mal mit der „Saga vom Dunkelelf“ in Berührung kommen. Dass man natürlich im Vorteil ist, wenn man den Plot bereits kennt, ist ja selbstverständlich, aber in diesem Fall fände ich es schon wichtig, den Hörer nicht direkt am Anfang bereits zu überfordern.

Andererseits deutet sich hier bereits an, welch rasantes Erzähltempo einen im ersten Teil „Der dritte Sohn“ erwartet. Pausenlos kommt es zu Konflikten und offenem Schlagabtausch zwischen den Obersten von Menzoberranzan, und bevor man sich versieht, sind schon Jahre vergangen und aus dem kleinen Baby Drizzt (übrigens charmant mit kindlichem Geschrei unterlegt) ist eine der gefürchtetsten Personen in der Unterwelt der Dunkelelfen geworden.

Nun, was dies betrifft sowie generell, weicht die Handlung in der Audio-Version nicht wesentlich von der Originalvorlage ab, wohl aber, was die Art und Weise der Präsentation betrifft. Wie man nach Titeln wie „Caine“ und „Die schwarze Sonne“ fast schon erwarten konnte, ist das Hörspiel etwas moderner und vor allem auch frecher aufgebaut. Es werden keine geschwollenen Phrasen gedroschen, sondern mit beinahe zeitgemäßer Sprache verkehrt, was den anfangs noch erschwerten Zugang dann auch wieder erleichtert und einem überhaupf dabei hilft, sich besser mit den Charakteren zu identifizieren. Allerdings liefern die Sprecher von „Die Saga vom Dunkelelf“ auch wieder eine absolut umwerfende Vorstellung ab. Gerade die Rollen der Bösewichte sind spitzenmäßig besetzt und wirken mit ihrer spitzen Zunge noch angsteinflößender als in Salvatores Roman. Und wenn wir diesbezüglich noch einmal auf den eingangs bemühten Vergleich mit der Comic-Serie zurückommen, dann ist die vierte Reihe des exquisiten Labels zumindest hier klar im Vorteil.

Andererseits sollte man besser nicht vergleichen, denn wirklich beide Umsetzungen sind ziemlich genial und in Sachen Spannungsaufbau echte Kracher. Zwar braucht das Hörspiel ein wenig länger, um auf die ersten Höhepunkte zuzusteuern, doch dies liegt in erster Linie daran, dass bei einer Spielzeit von 65 Minuten auch relativ wenig Zeit bleibt, um den umfassenden Inhalt adäquat und sinngemäß wiederzugeben. Dies könnte man sicherlich kritisieren, wenn die Geschichte darunter zu leiden hätte, doch da die Schwerpunkte ziemlich gleichmäßig verteilt sind und auf diese Weise auch eventuellen Längen vorgebeugt werden konnte, wäre dies dann doch nicht angebracht.

Alles in allem werden die hohen Erwartungen somit auch beinahe gänzlich erfüllt. Die Geschichte des selbstbewussten Einzelkämpfers Drizzt Do’Urden bietet aber auch einen reichhaltig besäten Nährboden für ein solches Hörspiel, mit dem hier jedes einzelne Detail prächtig gefüttert werden konnte. Und da es sicherlich keine einfache Aufgabe ist, den hohen Qualitätsstandards von Salvatores Meisterwerk gerecht zu werden, muss man vor dem ersten Teil der Saga auch schon mal respektvoll den Hut ziehen. D&D-Fans dürfen hier sogar blind zuschlagen. Alle anderen sollten sich diese einmalige Chance, in die atmosphärisch dicht ausgemalte Welt der Vergessenen Reiche einzutauchen, ebenfalls nicht entgehen lassen.

http://www.merlausch.de

Folge 2: [„Im Reich der Spinne“ 3055

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