Sassenberg, Volker – Gabriel Burns – Zwei Horizonte (Folge 29)

Die Fäden zusammenlaufender Handlungsstränge sind ausgelegt, die bevorstehende Apokalypse, die Vancouver und damit den Stützpunkt von Bakermans Team in Gabriel Burns zu Fall bringen könnte, mehrfach angekündigt. Nun erwarten die Hörer eine Zuspitzung der Ereignisse. Bekommen sie diese mit Folge 29 „Zwei Horizonte“ geboten?

_Vorgeschichte: Folgen 1 bis 28_

Vancouver: Steven Burns, erfolgloser Schriftsteller, hält sich mehr schlecht als recht als Taxifahrer über Wasser. Sein Leben ändert sich jedoch schlagartig, als er an den geheimnisvollen Bakerman gerät – oder treffender: als Bakerman Steven kontaktiert, um ihn in ein mysteriöses Projekt einzuweihen, das sich unheimlicher Phänomene angenommen hat. Warum Bakerman, der dieses Projekt leitet, gerade Steven für seine Pläne auserkoren hat, wird dem Schriftsteller in dem Moment klar, als er an seinen Bruder Daniel zurückdenkt. Dieser verschwand nämlich im Alter von vier Jahren auf seinem Geburtstag, als Steven ihn bat, in eine Kiste zu steigen und einen Zaubertrick über sich ergehen zu lassen. Doch das Resultat war kein harmloses Kinderspiel, denn Daniel war plötzlich wie weggezaubert und blieb spurlos verschwunden.

Obwohl Bakerman auf die Geschehnisse von Stevens geheimnisvoller Zaubergabe anspielt, bleibt er ihm die Antworten schuldig. Und wenn er etwas herausrückt, dann nur sehr spärlich und darauf bedacht, die wahren Hintergründe im Dunkeln zu lassen. Denn Bakerman möchte Stevens Fähigkeiten erst einmal testen und eine Vertrauensbasis aufbauen. So schickt er ihn über den gesamten Globus; immer dorthin, wo auf eigenartige Weise Menschen verschwinden, von gefährlichen Experimente berichtet wird oder scheinbare Naturphänomene ans Tageslicht treten.

Steven Burns zur Seite stehen Joyce Kramer und Larry Newman, die das Viererteam um Bakerman komplettieren. Joyce ist bereits seit vielen Jahren ein treuer Verbündeter Bakermans und stellt seine Pläne nicht in Frage. Larry hingegen ist erst kurze Zeit nach Steven zur Mannschaft gestoßen, als sich der frühere Forstbeamte in den Wäldern von Yukon widernatürlichen Phänomenen ausgesetzt sieht und daraufhin beschließt, das Böse zu bekämpfen. Die zehn fahlen Orte sind es, die Steven Burns, Bakerman, Joyce und Larry in Atem halten. Orte, an denen das Böse zum Vorschein kommt und Tore in eine andere Welt geöffnet werden, um die Menschheit durch Kreaturen aus der Hölle zu vernichten.

Bukarest, der erste fahle Ort, ist gefallen. Der zweite könnte bald folgen. Während Bakerman und Joyce, fürs Erste untergetaucht, ihre Rückkehr planen und sich Larry Newman in den Händen Victor Zeysen befindet, ist Steven Burns in einer Welt zwischen Leben und Tod gefangen und steht endlich dem Wesen gegenüber, das ihn zu dem gemacht hat, was er ist: der Erste der Grauen Engel.

_Inhalt_

In bewährter Tradition laufen auch in Folge 29 mehrere Handlungsstränge nebeneinander, die zunächst keinen Verknüpfungspunkt aufweisen, dann aber am Ende in ein großes Finale münden. Sowohl die in Folge 28 „Im Kreis des Vertrauens“ begonnenen Geschehnisse um die entführten Kinder, denen Larry Newman in Bukarest auf die Spur gekommen ist, als auch die Rückkehr von Bakerman und Joyce stehen im Zentrum der Episode. Eingerahmt wird die Folge 29 von kurzen Szenen um Steven Burns, der sich, gefangen in einer Zwischenwelt, einer Entscheidung stellen muss, die weitreichende Konsequenzen nach sich zieht.

Bukarest: Larry Newman und seine Begleiterin Anahita können sich aus ihrer Gefangenschaft befreien und heften sich an die Fährte Victor Zeysens, der nicht nur eine Schlüsselrolle im Fall der entführten Kinder zu spielen scheint, sondern möglicherweise auch um den Verbleib Steven Burns Bescheid weiß. Immerhin stößt Larry auf Stevens Armbanduhr, die bei seiner Flucht aus einem verwinkelten Gebäude auf dem Boden entdeckt. Für eine genauere Suche bleibt jedoch keine Zeit, denn Larry und Anahita beobachten Zeysen und sein Team beim Einladen mehrere Kisten in einen Zug mit unbekanntem Zielort. Im letzten Moment klettern sie auf und machen eine furchtbare Entdeckung. Obgleich mit der Aufschrift ‚Chloroform‘ versehen, werden Kinder in den Kisten verfrachtet. Mit unterschiedlichen Nummern markiert, kann Larry schnell eins und eins zusammenzählen: Die Kisten sind für die fahlen Orte bestimmt, um dort ihren Fall herbeizuführen. Als der Zug schließlich hält und die Kiste Nummer acht in ein Flugzeug nach Kanada verladen wird, verabschiedet sich Larry von Anahita und begleitet als blinder Passagier die Fracht nach Vancouver – in der Hoffnung, die nahende Katastrophe in der Stadt noch zu verhindern.

Zur selben Zeit erholen sich Joyce Kramer und Mr. Bakerman auf Douglas Island, einer verlassenen Insel im Süden Vancouvers. Ihre Rückkehr in die Welt der Lebenden – noch immer halten sie viele für tot – will gut vorbereitet sein. Untätig sind sie jedoch nicht, und während vor allem Bakerman alle bisherigen Hinweise auf verschwundene oder getötete Personen und eigenartige Verstrickungen noch einmal überprüft, stößt er schließlich auf eine heiße Spur: Bernard Cardieux. Dieser ist zwar schon tot, sein Haus aber noch nicht verkauft, so dass Bakerman und Joyce wenig später zu dem Anwesen aufbrechen. Tatsächlich entdecken sie im Keller noch einen funktionstüchtigen Laptop, der eine wichtige Aufzeichnung enthält. Könnte des Rätsels Lösung, wie ihre Gegner noch aufgehalten werden können, im Wolfram liegen? Bevor sie der Spur nachgehen können, bekommen sie einen wichtigen Anruf von Larry Newman, der ihnen eine Warnung schickt und sie zu einer verlassenen, weißen Villa lotst, in der eine Versammlung von Zauberern stattfinden soll. Doch der Anruf kommt zu spät, denn bevor Joyce und Bakerman die Villa erreichen, beobachten sie aus der Ferne, wie nach und nach sämtliche Stadtteile Vancouvers in völlige Dunkelheit getaucht werden. Der Fall eines weiteren fahlen Ortes hat begonnen.

Losgelöst von diesen Ereignissen betritt Steven bzw. Gabriel Burns eine neue Welt und steht dem Flüsterer gegenüber. Er will keine Marionette größerer Mächte mehr sein und seinen eigenen Weg wählen, und dazu zählt auch, endlich seinen Bruder Daniel wiederzufinden, der als kleines Kind verschwunden ist. Nun ist Daniel plötzlich in greifbarer Nähe und Gabriel gewillt, ihn aus dieser Zwischenwelt zurückzuholen. Doch das könnte das Gleichgewicht gefährden – und dies in einer Situation, die keinen Aufschub duldet.

_Bewertung_

Der |Gabriel Burns|-Hörer bekommt mit Folge 29 „Zwei Horizonte“ das geboten, was er von der Serie gewohnt ist: eine spannende, komplex durch mehrere Handlungsstränge verbundene Erzählung, die rasant auf einen neuen Wendepunkt innerhalb der Geschichte zusteuert. Um die Bedeutsamkeit der Ereignisse zu unterstreichen, fährt Produzent Volker Sassenberg in „Zwei Horizonte“ ein Klanggewand auf, das sämtliche Register zieht und sich selbst vor großen Kinoproduktionen nicht verstecken muss. Vor allem die Eingangs- und die Abschlussszene um Steven Burns sind von einem epischen Soundtrack mit imposantem Chorgesang unterlegt, der im Hörspielsektor seinesgleichen sucht. Die eigentliche Handlung wird dabei fast zur Nebensache, weiß aber in dieser Folge mehr denn je zu gefallen und zieht dankenswerterweise wieder etwas an Tempo an.

Die prominenten Sprecher leisten wie gewohnt gute Arbeit. Viele bereits bekannte Nebenfiguren, mitunter einige aus dem ersten Teil, kehren für kurze Gastauftritte zurück und machen deutlich, dass der Fortlauf der Handlung gut durchdacht ist und nichts dem Zufall überlassen wird. Eine genaue Kenntnis der bisherigen Ereignisse ist zwingend notwendig. Aus dem Kontext gerissen ist Gabriel Burns nicht zu verstehen. Wer sich jedoch die Zeit nimmt und |Gabriel Burns| intensiv verfolgt, der wird mit einem umso intensiveren Hörgenuss belohnt, der auch für die Zukunft noch viele Höhepunkte verspricht.

http://www.gabrielburns.de/

Siehe ergänzend dazu auch unsere Besprechungen zu den aktuellen Buchveröffentlichungen

[„Gabriel Burns: Die Grauen Engel“ 3892
[„Gabriel Burns: Verehrung“ 3960

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