Schirrmacher, Frank – Minimum. Vom Vergehen und Neuentstehen unserer Gemeinschaft

„Deutschland braucht Kinder!“, predigt die Politik seit einiger Zeit und kürzt auf der anderen Seite alle möglichen Gelder, die junge Familien beim Kinderkriegen unterstützen würden.

Wie dringlich es wirklich ist mit den Kindern, zeigt Frank Schirrmacher in seinem neuen Buch „Minimum“ auf. Der Untertitel ist „Vom Vergehen und Neuentstehen unserer Gemeinschaft“ und er beschreibt in wenigen Worten, womit sich dieses Buch beschäftigt.

Aufgegliedert nach Geschlecht und Alter erklärt Schirrmacher, welche Funktion Männer, Frauen und Kinder in unserer Gesellschaft haben, welche sie hatten und welche sie haben werden. Er erklärt das Zusammenleben der Deutschen, aber nicht in trockener, wissenschaftlicher Art und Weise, sondern recht lebendig mit kleinen Geschichtchen, die seine Aussagen quasi-empirisch belegen, zum Beispiel die Geschichte vom Donner-Pass. Eine Gruppe Menschen versucht im 19. Jahrhundert, die Sierra Nevada im Winter zu durchqueren, was sich aber schwierig gestaltet und einige Opfer fordert. Tagebucheinträge von Mitgliedern des Trecks zeigen auf, wie das Überleben sich damals abspielte und Schirrmacher zieht Schlüsse daraus, die plausibel klingen.

In einem weiteren Kapitel mit der Überschrift „Rollenspiele“ legt er anschaulich dar, wer welche Funktion innerhalb unserer Gesellschaft hat. Allerdings geht es weniger um trockene Themen wie dsa Kinderkriegen oder das Geldverdienen. Überschriften wie „Wer rettet wen?“ oder „Wer vernetzt wenn?“ machen neugierig, denn man kann sich nur schwerlich vorstellen, was sich dahinter verbirgt.

Es spricht für Schirrmacher, dass er es schafft, so ein trockenes Thema wie Demografie dermaßen interessant darzustellen. Mit einer galanten Leichtfüßigkeit streift er einige Aspekte zwar nur am Rand, und seine Methode, seine Thesen mit kleinen Geschichten und Ausschweifungen darzustellen, ist vielleicht nicht besonders wissenschaftlich, aber dafür sehr unterhaltsam, was für einen Laien eine gute Sache ist.

Applaus verdient sein Schreibstil. Das ganze Buch erzählt sehr luftig-locker, wertneutral und unterhaltsam. Schirrmacher schafft den Spagat zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und beinahe schon prosaischer Schreibe mit stellenweise poetisch angehauchter Sprache. Er benutzt viele Quellen und Zitate, die allesamt korrekt im Anhang belegt sind, und trotzdem entstehen dadurch keine Brüche.

In der Summe ist „Minimum“ für den interessierten Laien durchaus empfehlenswert. Der schöne Schreibstil und der anschaulich verpackte Inhalt eröffnen einen guten Einblick in dieses Thema. Das Buch geht allerdings nicht zu tief. Wer wirkliche Informationen möchte, sollte sich an andere Literatur wenden, wer einfach nur etwas Interessantes, Spielerisches sucht, ist hier gut beraten.

http://www.randomhouse.de/blessing

Schreibe einen Kommentar