Schröder, Rainer M. – Amulett der Wüstenkrieger, Das (Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 2)

Ägypten im Jahr 1291: Mit Akkon ist die letzte Bastion der Christenheit im Heiligen Land gefallen. In letzter Sekunde ist es den frisch zu Gralshütern geweihten Templern Gerold, Tarik, Maurice und McIvor gelungen, den Heiligen Gral aus der untergehenden Stadt zu retten. Während der alte Gralshüter Abbé Villard den Tod durch die Hände Sjadús erwartet, dem Anführer der Iskaris genannten Satansjünger, werden die Gralshüter in Kairo gefangen genommen. Einzig Tarik kann entkommen und muss seine Gefährten sowie die schöne Beatrice und ihre Schwester aus dem Harem beziehungsweise dem Kerker des Emirs befreien.

Der Gral und die beiden Mädchen müssen in Sicherheit gebracht werden, nach Paris, in die Ordensburg der Templer. Doch die Häfen werden von den Iskaris überwacht; den Hütern bleibt nur die Flucht quer durch die lybische Wüste. Neben glühender Hitze, Iskari-Verfolgern und gefährlichen Sklavenhändlern bedrohen interne Konflikte die Gruppe. Der ewige Spötter Maurice hat sich ernsthaft in Beatrice verliebt, die diese Gefühle erwidert. Gerold ist besorgt darüber, ob Maurice seinen Eid als Gralshüter halten wird. In Frankreich angekommen, werden die Gralshüter mit der ganzen Macht der Satansjünger konfrontiert, die ihre Reise nach Paris verzögert. Statt mit blanker Gewalt versuchen sie nun mit List und Tücke des Grals habhaft zu werden …

_Der Autor_

Rainer M. Schröder (* 1951) beschreibt sich selbst als Mann mit vielen Neigungen und Talenten. Bevor er im Jahr 1977 zum Schriftsteller wurde, studierte er Gesang, später Jura und Theaterwissenschaften, arbeitete als Lokalreporter für rheinische Lokalzeitungen und den Rundfunk. Beeinflusst von Autoren wie Jack London und Joseph Conrad, unternahm er zusammen mit seiner Frau abenteuerliche Reisen, von den Everglades über den stürmischen Nordatlantik bis in die australische Wildnis. Zusammen mit dem berühmten Schatztaucher Mel Fisher tauchte er nach der spanischen Schatzgaleone Atocha; diese Erlebnisse verarbeitete er in seinem Abenteuerroman „Das Goldriff“. Heute lebt er in Palm Coast, Florida.

Während Rainer M. Schröder in Deutschland vor allem als Jugendbuchautor mit Schwerpunkt auf historischen Themen bekannt ist, veröffentlichte er unter dem Pseudonym Ashley Carrington umfangreiche historische Gesellschaftsromane für ein erwachsenes Publikum. „Das Amulett der Wüstenkrieger“ stellt den zweiten Band der Trilogie „Die Bruderschaft vom Heiligen Gral“ dar, mit der Rainer M. Schröder sowohl jugendliches als auch erwachsenes Publikum erreichen will.

_Quer durch die Wüste nach Frankreich_

„Das Amulett der Wüstenkrieger“ setzt nahtlos die Handlung des ersten Bandes fort. Tarik darf raffinierte Befreiungspläne schmieden, während Gerold und Maurice im Kerker schmoren und dasselbe versuchen. Besonders die Rettung McIvors drängt; der Schotte ist als Arenasklave in Lebensgefahr. Schröder beschreibt sehr schön die Verhältnisse am Hofe des Emirs, in den Kerkern und Sklavenarenen Ägyptens, wobei er wie bereits im ersten Teil nicht mit ausführlich erläuternden Fußnoten zu historischen Daten oder fremdländischen Begriffen wie alten Maßeinheiten geizt. So unterhaltsam dieser Abschnitt auch beschrieben ist, kann er nicht ganz die Stimmung und geballte Fülle an geschickt eingebundenen historischen Details bieten wie der erste Teil, was sich leider auch in der folgenden Flucht durch die Wüste fortsetzt. Auch Schröder kann der kargen Landschaft und ihren harten, stolzen und ehrenhaften Bewohnern nur einen begrenzten Unterhaltungsfaktor abgewinnen.

Interessanter sind die Episoden aus der Sicht des bösen Sjadú, dessen Ehrgeiz und Gewissenlosigkeit nur noch von seiner teuflischen Schläue übertroffen werden. Ein hervorragend charakterisierter Antagonist, der den Leser um die Gruppe bangen lässt. Seine List und Finesse zeigen sich im in Frankreich spielenden dritten Handlungsabschnitt des Buches, der mir am besten gefallen hat. Scheinbar fühlt auch Schröder sich im europäischen Mittelalter eher zu Hause als in der Wüste, denn hier zündet er wieder ein Ideenfeuerwerk, das in ein spannendes Finale mündet. Obwohl Sjadú und der Leser zwei Worte Satans höchstpersönlich vernehmen dürfen, hält sich Schröder mit übernatürlichen Dingen und insbesondere den Fähigkeiten, die er Iskaris und Gralshütern verliehen hat, angenehm zurück. Die Macht der Iskaris, Menschen zu verführen, und jene der vier Gralshüter, je eines der vier Elemente zu manipulieren, wird nur dezent eingesetzt und lässt sie nicht zu Superhelden mutieren.

Mit einem viel versprechenden Ausblick auf Kommendes endet der Roman: Sjadú realisiert, dass, solange der mächtige Templerorden der Gralshüterbruderschaft der Arimathäer Unterschlupf gewährt, der Gral nicht zu erringen ist. Die legendäre Nacht- und Nebelaktion, die zum Untergang des Templerordens führte, dürfte im Mittelpunkt des nächsten Bands |“Das Labyrinth der Schwarzen Abtei“| stehen, in dem es die vier Gralshüter in besonderer Mission nach Spanien verschlagen wird:

|“Nun legte Sjadú dem Fürsten der Finsternis ausführlich dar, wie er sich diesen vernichtenden Schlag gegen den mächtigen Orden der Templer vorstellte und wie er ihn in die Wege zu leiten gedachte. Und es war ein wahrhaft überzeugender, teuflischer Plan (…).“|

_Fazit_

Die wunderschöne und aufwändige Umschlaggestaltung sowie das Lesebändchen und das ausgezeichnete Kartenmaterial im Anhang heben dieses Buch wie bereits den Vorgänger weit aus der Masse vergleichbarer Veröffentlichungen heraus. Schröder setzt die Schlacht um den Gral spannend fort, wobei das Wüstenszenario dieses Romans mir leider nicht ganz so gut gefiel die grandiose, historisch reichere Belagerung Akkons. Dafür kann die Schilderung Sjadús begeistern – ein würdiger Gegner der Gralshüter für die nächsten Bände.

Der abschließende Band der Trilogie verspricht ein grandioses Finale, das Schröders entgegen kommen dürfte: Die Verquickung von historischen Details wie der Verschwörung, die zum Untergang der Templer führte, mit seiner Fiktion der Gralshüter und Satansjünger dürfte seine Stärken besser zur Geltung bringen als die leider etwas dürre Flucht durch die Wüste. Trotzdem ist auch dieser Roman eine Empfehlung wert; wer ein Faible für Wüstenromane hat, wird ihn vermutlich sogar etwas höher einschätzen.

Band 1: [Der Fall von Akkon 2324

Offizielle Homepage von Rainer M. Schröder:
http://www.rainermschroeder.com/

Homepage des Arena Verlags:
http://www.arena-verlag.de/

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