Schröter, Andreas (Hrsg.) – Futter für die Bestie

Nicht weniger als 24 deutsche Autoren haben sich für diese Anthologie an die Schreibmaschine respektive an den Computer gesetzt, um den Leser das Gruseln zu lehren. Die Aufmachung der Anthologie kommt zunächst einmal sehr gediegen daher. Ein dezentes Blau, welches einen Wald darstellt, mit der Silhouette einer jungen Frau davor und einem tiefschwarzen Nachthimmel samt Vollmond darüber lassen den Leser bereits erahnen, welcherart die Geschichten sind, die in diesem Buch gesammelt wurden.

Für alle Zweifler prangt der Begriff „Bestie“ aus dem Titel in einem hellen, blutigen Rot auf dem Umschlag. Keine billige Effekthascherei und schreiend-bunten Motive, sondern düstere Formen und Schatten vermitteln dem Leser, was die Storys letztendlich bieten. Echtes Gruselgefühl mit nervenzerrender Spannung, fernab übertriebener Gewalt und ekliger Monster.

Der Klappentext hat es schon verraten: Es müssen nicht immer Vampire aus den Särgen steigen und Schreie über das Moor gellen. Hier jagen keine Werwölfe ihre Beute und es knarren auch keine alten Türen in vermoderten Schlössern. Hier bricht der Horror oftmals in ganz alltäglichen Situationen über ganz normale Menschen herein.

Von der satirisch-humoristischen Seite aus betrachten Birgit Erwin und Leona Iscara die Thematik in ihren Kurzgeschichten „Ketchup“ und „Acht Augen“. Skurril umschreibt wohl am ehesten in einem Wort die Idee von Philipp Bobrowski, die er in „Saubere Wäsche“ zu Papier brachte. Alisha Bionda, Barbara Büchner und Barbara Jung schrieben historische Gruselgeschichten mit unheimlich viel Atmosphäre. Die beiden Erstgenannten legten ihren Storys sogar wahre Begebenheiten zu Grunde.

Jede einzelne Geschichte ist ein literarischer Hochgenuss und lässt keine Langeweile aufkommen, denn auch für Abwechslung ist gesorgt. Keine Pointe, keine Thematik gleicht der anderen. Eine derart ausgewogene Mischung qualitativ hochwertiger Erzählungen in einem Band findet man selten auf dem Buchmarkt. Umso schmerzlicher vermisst man als verwöhnter Leser die Innenillustrationen, wie sie Pat Hachfeld beispielsweise für die Anthologie [„Wellensang“ 279 zeichnete, die ebenfalls im |Schreiblust|-Verlag erschienen ist.

Dass sich im Inhaltsverzeichnis ausnahmslos deutsche Autoren wiederfinden, kommt dem Buch mit Sicherheit nur zugute, findet man unter den amerikanischen Schreibern doch allzu häufig Autoren, welche Spannung und Horror durch geschmacklose und überzogene Brutalität oder aufgesetzt wirkenden Sex erzeugen wollen. Die Ideen der 24 Geschichten sind durchgängig originell und wohl einzigartig. Autorenporträts der Schriftsteller vervollständigen das Werk.

Fazit: Gruselige Achterbahnfahrt, in der jede Story ein Volltreffer ist.

http://www.schreib-lust.de

_Florian Hilleberg_

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