Schulte von Drach, Markus C. – Parasit, Der

Markus C. Schulte von Drach ist eigentlich ein promovierter Biologe, doch es scheint, als liege ihm das Schreiben mehr als das Mikroskopieren. Neben diversen journalistischen Tätigkeiten ist er außerdem als Autor tätig. „Der Parasit“ ist bereits sein zweiter Thriller.

_Die Münchner Polizei_ um Hauptkommissar Hans Bauer steht vor einem Rätsel. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen in der Stadt. Er hat es auf Frauen abgesehen, die er in der Dunkelheit angreift, vergewaltigt und anschließend tot beißt. Er hinterlässt keine verwertbaren Spuren, scheint seine Opfer wahllos auszusuchen und es sieht vor allem nicht so aus, als ob er damit aufhören möchte.

Zur gleichen Zeit werden ähnliche Fälle aus Amerika, Schottland und Hawaii gemeldet. Der Mörder scheint viel herum zu kommen. Doch als Bauer nach Hawaii fliegt, muss er schnell feststellen, dass hier etwas nicht stimmt. Die Mordzeitpunkte liegen zu nahe beieinander. Gibt es mehrere Täter? Auch die hinzugezogenen Profiler können sich keinen Reim auf den Täter machen. Doch allmählich kristallisiert sich etwas heraus, dass keiner der beteiligten Ermittler glauben möchte …

_Schulte von Drach_ hat mit „Der Parasit“ ein sehr umfangreiches, detailliertes Buch geschrieben. Verschiedene Hauptfiguren berichten von verschiedenen Aspekten der Ermittlungen und aus verschiedenen Ländern. Die einzelnen Perspektiven sind recht gleichmäßig verteilt und so gut voneinander getrennt, dass dies kein Problem ist. Der Autor gewährt jedem Einzelnen genug Freiraum, um sich zu erinnerbaren Charakteren zu entwickeln. Der breite Überblick sorgt dafür, dass der Leser bei den einzelnen Höhepunkten stets vor Ort ist. Die Handlung ist dadurch unglaublich spannend. Nach und nach werden verschiedene Spuren aufgedeckt. Erst treibt sich der Mörder nur in München herum, dann in Hawaii, Amerika, Schottland. Der Fall wird immer verworrener, aber nie undurchsichtig. Es gibt so gut wie keine Längen – wenn man mal von einigen längeren Fachgesprächen absieht -, man muss einfach weiter lesen.

Die zahlreichen Protagonisten wirken am Anfang verwirrend, sie gewinnen mit der Zeit aber an Tiefe und Persönlichkeit. Beinahe jeder hat eigene Probleme und Stigmata, mit denen er zu kämpfen hat. Dadurch, dass jeweils aus der dritten Person erzählt wird, wirken die Charaktere zwar etwas distanziert, was sich mit steigender Seitenzahl jedoch auswächst. Besonders geschickt: Einer der Ermittler, der zuerst nur wie Beiwerk wirkt, nimmt mit der Zeit unerwartet eine immer wichtigere Rolle ein. Das ist der Geschichte sehr zuträglich.

Geschrieben ist das vorzüglich konstruierte Buch ebenfalls erstklassig. Am sprachlich hohen Niveau merkt man den journalistischen Hintergrund des Autors. Nicht immer ist alles für den Laien sofort verständlich, da Schulte von Drach vor allem im Bereich der (Kriminal-)Psychologie häufig sehr tief eintaucht. Allerdings schafft er es, derartige Sachverhalte verständlich darzustellen. Ein gewisses Interesse für die Materie sollte man dennoch mitbringen. Wer mehr Wert auf Action als auf lehrreiche Unterhaltung legt, ist mit „Der Parasit“ daher möglicherweise falsch beraten.

_Wer sich jedoch_ darauf einlässt, wird in dem Buch von Markus C. Schulte von Drach eine spannende und informative Lektüre finden. „Der Parasit“ ist ein überdurchschnittlich guter Thriller, der sich durchaus mit internationalen Bestsellern messen kann.

|Taschenbuch: 586 Seiten
ISBN-13: 978-3426504437|
http://www.knaur.de

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