Richard Schwartz – Das Auge der Wüste (Das Geheimnis von Askir 3)

Parole: Durchmogeln und Spaß haben

Auf der Suche nach Verbündeten im Kampf gegen den zerstörerischen Feldherrn von Thalak hat es den geheimnisvollen Krieger Havald, die Halbelfe Leandra und ihre Gefährten in das Wüsten-Emirat Bessarein verschlagen. In der Hitze dieses exotischen Landes müssen sie Leandra aus den Händen von Sklavenhändlern befreien und geraten mitten in die Wirren eines Thronfolgestreits. Als Havald die Tochter des Emirs vor dem Tod bewahrt, erwirbt er sich die Dankbarkeit der Familie des Emirs.

Doch er zieht auch unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich und seine Gefährten. Wieder verübt ein Totenbeschwörer einen Anschlag. Welche Rolle spielt das Auge von Gasalabad, ein magisches Artefakt, für ihre Mission? Wird es ihnen gelingen, endlich den Weg nach Askir zu finden?

Der Autor

Richard Schwartz, geboren 1958 in Frankfurt/Main, hat seine Ausbildung als Flugzeugmechaniker und ein Studium der Elektrotechnik und Informatik absolviert. Er arbeitete als Tankwart, Postfahrer und Systemprogrammierer und restauriert Autos und Motorräder. Am liebsten widmet sich der passionierte Rollenspieler jedoch phantastischen Welten. Er schreibt gern in der Nacht, so auch seinen Debütroman „Das Erste Horn“. Dieser bildet den Auftakt zum Zyklus „Das Geheimnis von Askir“.

Der Zyklus „Das Geheimnis von Askir“:

1) [Das Erste Horn 3196 (September 2006)
2) [Die Zweite Legion 3876 (März 2007)
3) Das Auge der Wüste (September 2007)
4) Der Herr der Puppen (Mai 2008)

Vorgeschichte

Der Krieger Havald und seine Geliebte, die Magierin Leandra, haben den gefährlichen Ausflug in das unterirdische Labyrinth unterm Gasthof „Hammerkopf“ lebend überstanden. Sie und ihre Gefährten, darunter eine Dunkelelfe, wurden von einem feindlichen Magier namens Balthasar in einem uralten Tempel attackiert. Nur der Zauber der Dunkelelfe Zokora rettete sie vor der völligen Vernichtung und führte den Tod Balthasars herbei. Im Verlaufe der Aktion gingen die Geister der Untoten der Soldaten, die unter dem „Hammerkopf“ begraben lagen, in die Wirtstochter Sieglinde und in Ser Havald über.

Aus Sieglinde ist unter der Obhut des Geistes von Kundschafterin Serafine eine Kriegerin geworden, die nun mit ihrem Geliebten Janos, dem vorgeblichen Räuberhauptmann und vielleicht tatsächlichen Agenten des Reiches von Askir, eine Ausbildung zur Schwertkämpferin absolviert. Zokora hat sich Varosch, einen anderen Krieger, als Ersatz für den gefallenen Rigurd zum Liebhaber genommen. Und alle zusammen versuchen nun herauszufinden, wie sie dem Reich Askir beistehen können, das von den Heerscharen des grausamen Königs Thalak bedroht wird. Askir wurde vor Urzeiten von seinem Herrscher Askannon verlassen und wird nun von zerstrittenen Emiren regiert.

Ein geheimnisvoller Wanderer, der sich Kennard nennt, unterrichtet sie, dass der nächste und schnellste Zugang zu Askirs Herrschaftsbereich in der Donnerfeste existiert, die den nahen Donnerpass gegen die Barbaren verteidigen sollte. Die Feste sei mittlerweile dem Verfall preisgegeben, doch noch immer gingen Geister umher, denen unvorsichtige Plünderer und Wanderer zum Opfer fielen. Doch in der Feste befindet sich eines der magische Dimensionstore, wie sie es auch unter dem „Hammerkopf“ benutzt haben, und mit Hilfe der magischen Torsteine, die ihnen teils Kennard gibt und die sie teils noch von der Ersten Kompanie haben, könnten sie nach Askir gelangen, um es zu warnen. Leandra will an einem bestimmten Tag vor dem Rat des Reiches sprechen.

Die Feste der Geister

Nachdem sie die Passage durch die unterirdischen Gänge und die Eiswüste lebend bewältigt haben, gelangen die Gefährten in den Pass, der von der Feste versperrt wird. Die Donnerfeste ist zwar von Eis überzogen und verlassen, aber keineswegs leer. Fallen und gefährliches Ungeziefer müssen sie überwinden, bevor sie einer weiteren Gefahr gegenüberstehen: ein Agent Thalaks greift sie an. Der Feind weiß offenbar, dass sie hier sind. Weil Havald inzwischen erblindet ist, müssen die anderen für ihn kämpfen. Sein Bannschwert Seelenreißer nützt ihm wenig. Doch die Verteidigung gelingt ebenso wie der Durchtritt durch das Tor nach Askir.

Die Wüste

Eines der sieben Emirate von Askir ist Bessarein, und es besteht hauptsächlich aus Sandwüste. Immerhin gibt es eine gepflasterte Straße vom Tor, das in einer Ruine verborgen liegt, bis zur Hauptstadt Gasalabad. Sie stoßen auf die Spur von Wüstenräubern und retten ein verstecktes Baby aus den Trümmern eines überfallenen Zeltlagers von Reisenden. Ein Zettel besagt, das Kind heiße Faraisa und entstamme dem Haus des Baumes, ist also adliger Herkunft. Sie brauchen dringend Milch für das Kleine und kehren in dem Gasthof von Fahrd ein.

Nach einem ausgiebigen Abendessen sinken alle Gefährten in einen tiefen Schlaf – wie unvorsichtig! Havald erwacht erst drei Tage später, und dann auch noch nackt und in Ketten. Immerhin hat er Gesellschaft: sein Mitgefangener nennt sich Armin di Basra, ein ehemaliger Gaukler. Und er quasselt Havald die Ohren voll, er sei mit seiner Karawane überfallen worden und hier in Fahrds Gasthof gelandet. Vielleicht werde er als Sklave verkauft, wer weiß. Von Havalds Geliebter Leandra findet sich keine Spur. Mit dem Wächter vor der Tür ist ebenfalls nicht gut Kirschen essen.

Nun ist guter Rat teuer. Havald ist seines Bannschwertes beraubt worden, mit dem er die Ketten kinderleicht hätte zersprengen können. Aber vielleicht tut es auch ein wenig Hitzemagie…

Handlung

In der Hitze des exotischen Landes Bessarein hat Havald versucht, Leandra aus den Händen von Sklavenhändlern zu befreien, und ist mitten in die Wirren eines Thronfolgestreits in Gasalabad geraten. Als er dabei die Tochter des Emirs, Prinzessin Faihlyd, vor dem Tod bewahrt, erwirbt er sich die Dankbarkeit der Familie des Emirs. Dieser Familie wurde vor 900 Jahren prophezeit, dass ein Fremder die letzte Blüte am Baum des Geschlechtes vor dem Tod retten und drei Ratschläge geben würde. Diese drei Ratschläge würden Leben retten, ein Reich erringen und Weisheit bringen.

Aber Havald widerstrebt es, sich in die Herrscherangelegenheiten einzumischen, und er vermeidet es auf höfliche Weise, einen solchen Rat zu geben. Ganz beiläufig vereitelt er jedoch ein Attentat auf die Prinzessin. Überdies weist er daraufhin, dass die kleine Tochter der Schwester der Prinzessin die „letzte Blüte“ sei. Wie könnte also die Prophezeiung auf ihn zutreffen? Er verschweigt, dass er auch dieses Baby vor dem sicheren Tod bewahrt hat. Und als er Leandra, die aus den Klauen von Sklavenhändlern befreit wurde, wiedersieht, hütet er sich, ihr von den drei Ratschlägen zu berichten. Sie würde sie garantiert dazu benutzen, um ihre Mission, Askir zu retten, zu unterstützen.

Vielmehr nimmt er Leandra und seine anderen Gefährten Janos und Sieglinde mit zur Besichtigung jenes Mordinstruments, mit dem die Prinzessin getötet werden sollte: einen Greifen. Das Fabeltier ist auf dem Marktplatz ausgestellt, und für seine Besichtigung wird Eintritt verlangt. Leandra merkt gleich, dass der Greif in Wahrheit eine Sie ist und Steinwolke heißt. Zudem wurde sie zu jener Attacke auf die Prinzessin gezwungen, und zwar von einem Pfleger, der besessen ist.

Gerade als Leandra das gemarterte Tier befreien will, tritt die Prinzessin auf. Sie identifiziert den Schuldigen, es ist der Pfleger. Doch dieser greift sie an und wird auch durch Armbrustbolzen nicht getötet. Wie kann das sein? Nur Sieglindes magisches Bannschwert verhindert, dass sein Angriff auf die Prinzessin Erfolg hat. Nun stellt sich heraus, dass dieser Auftritt einen ganz bestimmten Zweck verfolgt. Faihlyd beweist mit ihrer magischen Perle, dem Auge von Gasalabad, dass der Pfleger von dunkler Magie besessen ist. Und sein Beherrscher wird ebenfalls vorgeführt. Es ist ein Nekromant, ein Totenbeschwörer und Seelenjäger …

Mein Eindruck

Wer den vorhergehenden Band „Die Zweite Legion“ nicht kennt, sieht jetzt ziemlich alt aus. Ständig wird auf Ereignisse darin verwiesen. Das ist zwar das gute Recht des Autors und es würde auch merkwürdig aussehen, würden sich die Figuren nicht an ihre eigene Vergangenheit erinnern, doch es erfordert auch ein entsprechendes Erinnerungsvermögen beim Leser. Man kann sich aber auch durchmogeln, ohne den vorhergehenden Band zu kennen, und sich auf gut Glück in diesen Band stürzen.

Instant-Reisen

Denn auch diesmal ist wieder jede Menge los. Neben den allfälligen Anschlägen auf unsere treuen Gefährten geht es diesmal um ein neu entdecktes Dimensionstor, das Leandra und Havald in einem alten Haus entdecken. Solche Dimensionstore sind überall an strategisch günstigen Orten im Reich von Askir verborgen und erlauben den Askir-treuen Kämpfern wie Havald & Co. die gedankenschnelle Reise über beträchtliche Distanzen.

Diese Reisen sind ein interessantes Plot-Device, das sicherlich jedem Gamer vertraut ist, denn es erlaubt, ruckzuck die Szene zu wechseln, beispielsweise um kurz mal eine handfeste Actionszene einzustreuen, wenn die Handlung sonst zu langweilig geriete. Als Havald im letzten Drittel des Romans auf diese Weise reist, muss er zunächst einen riesigen Wolf niedermachen, beim nächsten Mal ist es schon eine ganze Meute Werwölfe. Dass diese Reisen für ihn stets umständlich mit der Sorge um Askir motiviert werden müssen, ist klar, und es gelingt dem Autor nicht immer auf plausible Weise. Aber die Reisen unterhalten, wenn sie auch nicht gerade zum großen Spannungsbogen des Romans gehören.

Spannungsbogen

Dieser Spannungsbogen ruht, gegenständlich betrachtet, auf dem titelgebenden Auge von Gasalabad und im übertragenen Sinne auf dessen Trägerin, der Prinzessin und Thronerbin Faihlyd. Das Schicksal des Kalifats Bessarein ruht auf ihren Schultern und auf dem ihres Hauses, weshalb es von höchster politischer Bedeutung ist, was sie tut und wählt. Havald entdeckt zu seiner Überraschung, dass sie ein Verhältnis zu seinem eifrigen und beflissenen Diener Armin hat und diesen heiraten will, obwohl er einem anderen Haus angehört. Zum Glück weiß niemand sonst von diesem süßen Geheimnis.

Daher fühlen sich die anderen Emire und Hausvorstände Bessareins veranlasst, der Prinzessin ihre Aufwartung und Heiratsanträge zu machen. Dass jedes Haus dabei seine Privatarmee nach Gasalabad bringt, beäugt Havald mit nicht geringer Sorge. Was, wenn einer der Freier dabei Hintergedanken hätte? So ein kleiner Geburtstagsbesuch kann sich leicht als Umsturzversuch entpuppen.

Und dazu kommt es denn auch, wen wundert’s? Nur eben auf völlig andere Weise, als Havald, Leandra und Faihlyd erwartet haben. Auf eine sehr wirkungsvolle Weise treibt der Autor die Spannung erst am Schluss richtig in die Höhe, als sich des Rätsels Lösung auf schreckliche Weise enthüllt und die Folgen weitreichend sind. Mehr darf allerdings nicht verraten werden.

Die Mission

Bekanntlich sind Havald & Co. unterwegs, um den Widerstand gegen die anrückenden Armeen aus Thalak (Thalak ist das Land, und sein hexerischer Herrscher heißt Kolaron Malorbian, wie man dem Personenregister entnehmen kann) zu organisieren. Im ersten Band hat Havald die Elitetruppe der Zweiten Legion von Askir kennengelernt bzw. deren geisterhafte Überreste. Er hat den Generalsring des Legionskommandanten treuhänderisch an sich genommen.

Doch nun muss er feststellen, dass die echten Truppen dieses Imperiums dieses Rangabzeichen todernst nehmen und ihn zu ihrem General machen. Er wiederum braucht jemanden, der für ihn die Handarbeit macht und ernennt den weiblichen Leutnant Kasale zu seinem Generalsergeant. Es gibt nur ein kleines Problem: Er gibt ihr nur vier Monate Zeit, um eine Million Mann – das volle Kontingent einer Legion – zu rekrutieren und auszubilden. Kleine Geplänkel wie diese sorgen immer wieder für jenen leicht ironischen Humor, den ich an den Askir-Romanen so schätze. Sie bilden ein unterhaltsames Gegengewicht zur Action und den Ermittlungsarbeiten, die sonst die Handlung bestimmen.

Die Textgestalt

Zwar liegt hier keine Übersetzung vor, aber es gibt trotzdem einiges an der Qualität des Textes auszusetzen. Offensichtlich musste sich hier der Autor selbst als Korrektor betätigen und hat dabei ein paar Fehler übersehen. Auf Seite 157 steht nicht „Schönheit“, sondern „Schöneit“, was ich recht absonderlich finde. Weitere Fehler sind auf Flüchtigkeit zurückzuführen.

Interessanter sind die Streitfälle. So ist auf Seite 274 die Rede von „Tournaments“ und einem „Joust“. Wie für den Kenner unschwer zu erkennen, handelt es sich hierbei um englische Wörter, die aus dem Mittelfranzösischen entlehnt wurden. Die deutschen Entsprechungen lauten „Ritterturnier“ und „Tjost“, also der Lanzenkampf. Sicherlich hat sich der Autor etwas dabei gedacht, seinen Phantasiefiguren die englischen statt der deutschen Ausdrücke in den Mund zu legen, aber mir leuchten die möglichen Gründe dafür nicht ein. Ist „Tjost“ ein unpoetischeres Wort als „Joust“? Und wie spricht man „Joust“ überhaupt deutsch aus?

Auf Seite 279 verwendet der Autor den Namen „Thalak“ für das Land und dessen Herrscher, wie es Shakespeare stets zu tun pflegte. Nur dass Schwartz eben nicht Shakespeare ist. Diese Vermischung der Kategorien verwirrt meines Erachtens den Leser.

Auf Seite 344 verrät der Autor einen unsicheren Umgang mit der deutschen Grammatik. Bei ihm gerät „verschwommen“, die Partizipform von „verschwimmen“, zur Vergangenheitsform anstelle von „verschwammen“. Deitsche Sprack schwere Sprack!

Unterm Strich

Der dritte Band der Serie ist abwechslungsreicher aufgebaut als der zweite, der in der ersten Hälfte etwas langweilig erschien. Zwar kann der Autor hier nicht mehr mit solchen Knüllern aufwarten wie im Startband, aber das wäre ja auch ein Wunder gewesen. Der Autor will sein Pulver nicht vorzeitig verschießen und den Leser zudem auf die Folter spannen. Nach vielen Rätseln, Reibereien, Reisen und ruppiger Action gelangen die Figuren schließlich in einer finalen Szene zur Lösung der Geheimnisse, die sich unter der Oberfläche der eingestreuten Ereignisse verbargen. Daher ist der Höhepunkt dieses Bandes sehr befriedigend. Im Prinzip könnte die Reise weitergehen, aber es gibt einen Zeitplan, der anderes diktiert.

Ich fand diesen Band sehr leicht und flüssig zu lesen. Das Namensregister trug viel zur Erhellung der vielen Figuren, Orte und Bezeichnungen bei. Die wenigen Fehler störten mich nicht allzu sehr, denn ich kann mir u. a. als Englischsprecher einen Reim auf Bezeichnungen wie „Tournament“ und „Joust“ machen, selbst wenn diese nicht im Glossar erläutert werden (bzw. gerade dann). Lediglich die empfehlenswerte Vorkenntnis der Vorgängerbände könnte Serieneinsteiger von der Lektüre dieses Bandes abhalten, aber man kann sich auch ohne diese Kenntnisse durchmogeln.

Originalausgabe, 360 Seiten
ISBN-13: 9783492266321

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