Schweikert, Ulrike – Herz der Nacht, Das

In [„Der Duft des Blutes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4858 erzählte die deutsche Autorin Ulrike Schweikert von dem Vampir Peter von Borgo, der im Hamburg der Gegenwart sein Unwesen treibt. Wie er in die deutsche Stadt kam und wie er zumindest ein paar Jahre seines langen Lebens verbracht hat, erfährt man in „Das Herz der Nacht“:

Im 19. Jahrhundert kommt der Vampir András Petru Báthory, der sich später Peter von Borgo nennt, nach Wien. Dort wird er ein guter Freund der Fürstin Therese Kinsky, die sich von ihrem Ehemann vernachlässigt fühlt und in dem Vampir bald mehr als einen Kameraden sieht. Doch András ist da zurückhaltender, obwohl auch er sich von der schönen Frau angezogen fühlt. Zu sehr fürchtet er, dass Therese mit seinem Geheimnis nicht umgehen kann.

Zur gleichen Zeit wird Wien durch eine seltsame Mordserie erschüttert. Vor allem junge Mädchen verschwinden und werden dann mit grausam zerrissener Kehle tot aufgefunden. Nachdem András in der Nähe von zwei Tatorten gesehen wurde, fällt der Verdacht des findigen Wiener Polizeikommissär Hofbauer auf den Vampir. Schnell merkt er, dass mit András etwas nicht stimmt und beißt sich an ihm fest. Zu spät merkt András, dass es beabsichtigt war, den Verdacht auf ihn zu lenken und ihn damit in Gefahr zu bringen. Doch wer würde so etwas tun?

Anders als „Der Duft des Blutes“ ist „Das Herz der Nacht“ mehr ein historischer Roman als ein Krimi und genau das rettet ihn davor, eine ähnlich durchschnittliche Bewertung wie der Gegenwartsroman zu erhalten. Schweikert gelingt es nämlich ausgezeichnet, das Porträt der damaligen Gesellschaft mit einer gut konstruierten, durchaus spannenden Handlung zu verbinden. In bunten Farben schildert sie nicht nur die verschiedenen Sitten, Traditionen und Affären im Wien der 19. Jahrhundert, sondern auch die im Buch vorkommenden Personen. Sie erwachen zum Leben, ohne aber historisch überfrachtet zu sein. Auf sehr unterhaltsame Art und Weise erfährt der Leser etwas über die damaligen Zustände, beinahe ungestört durch untote Wesen wie András.

Vampire an und für sich spielen tatsächlich nur eine ziemlich kleine Rolle in der Geschichte. Schweikert verzichtet darauf, ein untotes Wesen ans andere zu reihen, wie das in den „modernen“ Vampirromanen manchmal der Fall ist. Ihr Bild das Vampirs ist eher klassisch. András schläft tagsüber in einem Sarg, ist überaus stark und kann sich in eine Fledermaus oder einen Wolf verwandeln. Diese Einfachheit passt gut zu der historischen Kulisse, genau wie das Gentleman-Benehmen des Protagonisten. Dieser wirkt in der Geschichte eher distanziert, vor allem, weil er den Leser nur sehr oberflächlich an seinen Gedanken und Erinnerungen teilhaben lässt. Das ist ein bisschen schade, da er bestimmt viel zu erzählen hätte.

Als Entschädigung präsentiert sich Therese dafür umso geschwätziger, was auch nicht uninteressant ist. Mit ihrem bissigen Humor beschreibt sie die Zustände der Wiener Oberschicht nicht immer freundlich, dafür aber umso interessanter. Ihre Bemerkungen und Dialoganteile sind ebenfalls häufig durch diesen Witz geprägt, was aber die einzige Stelle im Buch bleiben soll, wo es lustiger zugeht. Ansonsten schreibt Schweikert eher ruhig und gedeckt. Ihre Beschreibungen sind zwar angenehm vielfältig und detailliert, doch ansonsten beschränkt sie sich auf einen gehobenen, der historischen Epoche angepassten Wortschatz, der nur wenig Stilmittel verwendet.

Doch abgesehen davon, dass Schreibstil und Personen nicht immer mitreißend sind, ist „Das Herz der Nacht“ ein schöner historischer Roman mit einem Schuss Grusel und einer Note Krimi. Gerade für Fans von historischen Geschichten ist dieses Buch eine gute Investition.

|471 Seiten, Hardcover
ISBN-13: 978-3802582233|

http://www.egmont-lyx.de

_Ulrike Schweikert beim Buchwurm:_
[Nosferas. Die Erben der Nacht 1 5084
[Lycana. Die Erben der Nacht 2 5359
[Seele der Nacht, Die (Die Legenden von Phantásien) 1232

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