Scott, Elizabeth – Stealing Heaven

Traum oder Albtraum? Danielle, die Protagonistin in Elizabeth Scotts Jugendroman „Stealing Heaven“, muss weder zur Schule gehen noch muss sie abends zu festen Zeiten zu Hause sein. Stattdessen reist sie mit ihrer Mutter, einer professionellen Einbrecherin, durch die Staaten. Doch im Gegensatz zu ihrer Mutter macht sie das Leben „on the road“ nicht besonders glücklich …

_Danielle und ihre_ Mutter sind ein eingespieltes Team, wenn es um den Diebstahl von Silber geht. Zuerst kundschaften sie gemeinsam die Ortschaft aus, in die sie ihre Diebestour führt, dann schlagen sie zu und verschwinden. Das geht schon eine ganze Weile so, seit Danielles Vater im Gefängnis sitzt. Sie hat noch nie eine Schule von innen gesehen und Freunde hat sie auch keine. Sie hat niemanden – außer ihre junge, flippige, abenteuerlustige Mutter.

Das ändert sich, als die beiden sich in dem kleinen Örtchen Heaven einnisten. Ein paar Wochen wollen sie bleiben, um die Häuser auszuchecken, die sich für sie lohnen. Danielles Mutter treibt sich auf Partys herum, um etwas heraus zu finden, Danielle hingegen beginnt als Putzfrau zu arbeiten, um die teuren Villen von innen zu sehen. Außerdem freundet sie sich mit Allison, Tochter aus gutem Hause, an und lernt Greg kennen. Der attraktive, witzige junge Mann fasziniert sie sofort, doch obwohl ihre Mutter es gut findet, wenn sie etwas mit Männern anfängt, verbietet sich diese Liebschaft von selbst. Greg ist Polizist – und damit der natürliche Feind von Danielle und ihrer Mutter …

_“Stealing Heaven“ handelt_ prominente Jugendbuchthemen ab – Freundschaft und erste Liebe -, tut dies aber auf ungewöhnliche Art und Weise. Danielle ist nicht etwa deshalb eine Außenseiterin, weil es ihr schwer fällt, sich an ihrer Highschool einzufügen, sondern weil sie nie lange genug an einem Ort bleibt, um Menschen in ihrem Alter näher kennen zu lernen. Dieser besondere Hintergrund macht das Buch nicht nur interessant, sondern auch spannend. Man fragt sich ständig, für wen sich Danielle letztendlich entscheiden wird, was aus ihrer Mutter wird und weiteres – die Autorin legt eine Menge Spuren aus. Obwohl nicht explizit ein Krimi, entwickelt das Buch stellenweise eine entsprechende Atmosphäre. Trotzdem geht es vordergründig um Beziehungen, um Liebe, um Freundschaft. Mit sicherem Händchen und möglichst wenig Kitsch erzählt sie eine ansprechende Geschichte, die ans Herz geht.

Dass das Buch so gelungen ist, liegt mit an den Charakteren. Im Vordergrund stehen Danielle und ihre Mutter, die sehr gegensätzlich sind. Ihre Mutter ist attraktiv, gewinnt schnell die Herzen aller und legt auf Stabilität keinen Wert. Danielle hingegen ist ruhiger, fast schüchtern und sehnt sich nach einem festen Wohnsitz. Ihr fällt es schwer, sich gegen ihr Mutter durchzusetzen. Gleichzeitig wird ihre Sehnsucht nach Geborgenheit und Freundschaften immer stärker. Als sie sich schließlich in einen Polizisten verliebt, ist das Gefühlschaos komplett. Sie versucht sich mit allen Mitteln gegen dessen Avancen zu wehren. Scott erzählt aus Danielles Ich-Perspektive und legt sehr viel Wert auf ihre Gedanken und Gefühle. Diese stellt sie kitschfrei und sehr authentisch dar. Die Identifikation mit ihr fällt leicht, selbst wenn man älter ist, denn ihre Probleme sind jedem auf die eine oder andere Weise bekannt.

Geschrieben ist das Buch angenehm erwachsen. Scott verzichtet auf jugendlichen Slang und Kraftausdrücke, sondern schreibt ruhig und sicher. Anschauliche Sprachbilder unterstreichen ihren sauberen Stil und auch die ruhige Art ihrer Protagonistin.

_“Stealing Heaven“ ist_ ein tolles Jugendbuch, das völlig ohne Kitsch auskommt und eine interessante Geschichte erzählt. Dank des zeitlosen Schreibstils und der sympathischen Protagonistin ist der Roman auch für ältere Semester lesenswert.

|Taschenbuch: 283 Seiten
Originaltitel: Stealing Heaven
Deutsch von Ilse Rothfuß
ISBN-13: 978-3423714303|
http://www.dtv-dasjungebuch.de

Schreibe einen Kommentar