Scott, Michael – unsterbliche Alchemyst, Der (Die Geheimnisse des Nicholas Flamel 1) (Lesung)

_Der |Nicholas Flamel|-Zyklus:_

1) _Der unsterbliche Alchemyst_
2) Der dunkle Magier
3) Die mächtige Zauberin
4) Der unheimliche Geisterrufer
5) Der schwarze Hexenmeister
6) Die silberne Magierin (erscheint 25.2.2013 in D)

Es gibt zwei oder drei Online-Game-Ausgaben davon, und eine Verfilmung befindet sich bereits in Produktion.

_Zwei Zauberlehrlinge, ein guter Sprecher_

San Francisco 2007. Eigentlich wollten die Zwillinge Sophie und Josh Newman in den Sommermonaten nur ein bisschen Geld verdienen. Josh arbeitet in einer kleinen Buchhandlung und Sophie im gegenüberliegenden Coffee Shop. Als sie bei einem Überfall auf die Buchhandlung dem Besitzer Nicholas Flamel zur Seite eilen, ahnen sie noch nicht, in welches Abenteuer sie sich begeben. Nick Fleming entpuppt sich als der unsterbliche Alchemyst. Und nun hat jemand das Buch gestohlen, das er für seine Unsterblichkeit braucht.

_Der Autor_

Michael Scott, geboren 1959, ist einer der profiliertesten und erfolgreichsten Autoren Irlands und ein international anerkannter Fachmann für mythen- und kulturgeschichtliche Themen. Seine zahlreichen Fantasy- und Science-Fiction-Romane für Jugendliche wie für Erwachsene veröffentlichte er in mehr als zwanzig Ländern. Scott lebt und schreibt in Dublin.

_Der Sprecher_

Andreas Fröhlich ist die deutsche Stimme von John Cusack und Edward Norton. Er wurde 1965 in Berlin geboren; bereits mit sieben Jahren begann er mit der Synchronarbeit, nachdem er im Kinderchor des „Sender Freies Berlin“ entdeckt wurde. 1978 stieg er in der Sprecherrolle des Bob Andrews bei einer der bis heute erfolgreichsten Hörspielreihen Deutschlands, „Die drei Fragezeichen“, ein.

Nach dem Abitur ging Fröhlich zunächst zum Theater, wo er unter anderem Rollen in Büchners „Woyzeck“ und in Shakespeares „Was ihr wollt“ spielte, bis er 1991 wieder zu seiner Arbeit als Synchronsprecher zurückkehrte. Außer als Sprecher arbeitet er als Synchronregisseur und Drehbuchautor, wo er u.a. für die Synchronisierung von „Der Herr der Ringe“ verantwortlich war. In dieser Trilogie übernahm er z. B. die Synchronisation des Wesens Gollum. Doch auch die deutschen Dialoge in Filmen wie Disneys „Mulan“ und „The Beach“ stammen aus seiner Feder. (Verlagsinfo)

Fröhlich liest eine leicht gekürzte Romanfassung, die von Ulla Mothes bearbeitet wurde. Regie führte Astrid Roth, die Aufnahme steuerte Patrick Ehrlich im studio__wort, Berlin.

_Handlung_

San Francisco ist im Allgemeinen eine recht ruhige Stadt – sofern man im richtigen Viertel lebt oder arbeitet. Das tun auch die beiden Zwillingsgeschwister Sophie und Josh Newman. Wenn Sophie in einem Café Getränke verkauft, kann sie manchmal sehen, wie Josh im Buchladen gegenüber Druckerzeugnisse sortiert oder verkauft. Nicht so heute. Denn heute fährt eine große schwarze Stretchlimousine vor Nick Flemings Buchladen vor, in dem Josh arbeitet, und daraus steigen drei große Muskelpakete und ein kleiner Mann. Sie gehen in Nicks Laden.

Da betritt Nicks Frau Perry das Café, und Sophie muss sich ihr widmen. Doch als Perry den kleinen Mann sieht, erbleicht sie vor Schrecken und ruft: „Nein! Nicht hier!“ Sie stürzt aus dem Café und überquert eilig die Straße. Höchstens eine Minute später blitzt und donnert es in Nicks sonst so friedlichem Laden, und die Schaufensterscheibe explodiert. Sophie bleibt vor Schreck und Staunen der Mund offenstehen. Soll sie in Deckung gehen oder lieber Josh suchen, der bestimmt in Gefahr ist?

Vorsichtig lugt sie aus dem Schaufenster des Cafés: Eines der Muskelpakete hat sich, ähm, aufgelöst und liegt in erdigen Brocken auf dem Gehweg. Die anderen beiden sowie der kleine Mann entführen Perry und steigen eilig in die Limousine, die rasch davonfährt. Sophie wagt sich auf die Straße. In der Luft liegt ein merkwürdiger Geruch: eine ungewöhnliche Mischung aus Pfefferminz und – würg – faulen Eiern. Zu wem letzterer wohl gehörte, ist wohl unschwer zu erraten.

Nach einer Weile tauchen Nick Fleming und Josh aus einer Seitenstraße auf. Sie scheinen unversehrt zu sein. Während Nick wegen der Entführung seiner Frau verzweifelt zu sein scheint, erzählt Josh, was passiert ist. Der kleine Mann, den Nick als Dr. John Dee bezeichnet, wollte ein ganz bestimmtes Buch rauben. Leider hat er es bekommen, bis auf die letzten Seiten, an die sich nämlich Josh geklammert hatte. Nick meint, nun sei das Buch, was auch immer es sein mag, für Dee wertlos. Und deshalb werde er zurückkehren. Sie alle müssten schleunigst von hier verschwinden.

Nick kann nicht verbergen, dass bei dem Überfall Magie im Spiel war, eingesetzt von ihm selbst, seiner Frau Perry – und natürlich von Dee selbst. Der hatte drei Golems dabei, also Diener aus Lehm. Das müssen die Zwillinge erst einmal verdauen: Dass es Magie gibt und sie funktioniert. Und das Buch, das ist nahe, ist ein Zauberbuch. Tatsächlich, so Nick, ist es das Zauberbuch aller Zauberbücher: der Codex. Und natürlich ist es uralt. Es birgt das Geheimnis ewigen Lebens. Deshalb konnten er, Nicholas Flamel, und Perenelle Delamere, seine Frau, über 600 Jahre alt werden. Dee war schon seit Jahrhunderten dahinter her, nun hat er es endlich geschafft. Zumindest beinahe.

Nachdem sie ihre Eltern, die als Archäologen in Utah arbeiten, benachrichtigt und um Erlaubnis gebeten haben, brechen Josh und Sophie auf, um einen sicheren Unterschlupf zu finden. Leider beobachten Ratten und Krähen sie auf Schritt und tritt – Späher Dr. Dees. Doch Nick weiß ein Versteck. Ein junges Mädchen von vielleicht 17 Jahren wohnt hier. Und hier ist ein Dojo, ein Übungszentrum für Kampfsportler. Sie nennt sich Scathach, doch die Kinder sollen sie kurz „Scatty“ nennen. Nick verrät, sie sei zweieinhalbtausend Jahre alt. Das sieht man ihr wahrlich nicht an.

Zusammen mit Scatty gelingt es Nick, einen weiteren Überfall mit Magie abzuwehren. Diesmal haben die Ratten und Krähen keine Chance, aber sie geben nicht auf, als Josh einen Geländewagen steuert, zu dem Scatty die Schlüssel besitzt. Auf der Golden Gate Brücke erfolgt der nächste Angriff. Ist es eine Rauchwolke, die da über der Gefängnisinsel Alcatraz aufsteigt – oder eine Million Krähen? Und alle fliegen in Richtung auf den Geländewagen, in dem das Quartett sitzt.

„Fahr los, so schnell du kannst!“, ruft Nick Josh zu. „Die Kinder der Morrigan sind im Anflug!“ Josh sieht den angreifenden Schwarm Krähen, der von Alcatraz aufsteigt, und tritt heftig aufs Gaspedal. Mit brachialer Gewalt bahnt sich sein SUV schnell einen Weg durch den Stau auf der Brücke.

Leider nicht schnell genug …

_Mein Eindruck_

Dass Nicholas Flamel die Morrigan erwähnt, dürfte den einen oder anderen Leser stutzig machen. Wer sich ein klein wenig mit keltischer Mythologie auskennt, weiß, dass sie eine der drei Gestalten dunkler weiblicher Magie darstellt. Und die Morrigan ist davon die Schrecklichste, herrscht sie doch über den Krieg und dessen Aasfresser, die Krähen. Wenn also ein Schwarm Krähen Nicholas und seine Begleiter angreift, kann das nur bedeuten, dass die Morrigan mit Dr. Dee zusammenarbeitet – dass also finstere Magie im Spiel ist.

Doch das Quartett schafft es wider Erwarten in ein Schattenreich nördlich San Franciscos, das ihnen Schutz bietet. Sophie hat dennoch kein gutes Gefühl, denn in der Mitte des Schattenreiches erhebt sich die nordische Weltenesche und darin haust ebenfalls eine dreigestaltige Gottheit, nämlich keine andere als die antike Hekate …

Spätestens jetzt ist es an der Zeit, die nunmehr sichtbare Retro-Mythologie, die der Autor für seinen sechsteiligen Zyklus entwickelt hat, zu erklären. Denn die Morrigan und Hekate sind lediglich die zwei ersten Vertreter einer ganzen Götterwelt, die in Vergessenheit geraten ist (außer bei Alterumsforschern und Theologen).

|Die Erstgewesenen|

In ihrer Gesamtheit sind diese alten Götter, die in separaten Schattenreichen fortexistieren, die ERSTGEWESENEN. Sie stammen vom untergegangenen Inselkontinent ATLANTIS, und über den verbreitet sich der Autor des langen und breiten. Als Atlantis, durch eine irgendwie geartete und verursachte Katastrophe im Atlantischen Ozean versank, flohen die ERSTGEWESENEN in die umliegenden Länder, etwa Ägypten, Griechenland oder Mittelamerika.

Je nachdem, welche Absichten sie mit der Menschheit haben, werden sie auch die DUNKLEN ÄLTEREN oder, wenn sie neutral sind, anders genannt. Diese Dunklen Älteren sind es, die die Erde, ihre frühere Heimat, zurückhaben und die Menschheit unterjochen (oder Schlimmeres) wollen. Sie bereiten also jede Menge Ungemach, das es abzuwehren gilt. Die Frage ist, für wen der Unsterbliche Dr Dee arbeitet. Mächte wie die Morrigan braucht er nur als Bündnispartner. Allerdings haben diese Mächte überall ihre Diener.

Hekate, die dreigestaltige Königin der Nacht und der Träume, ist naturgemäß eine zwielichtige ERSTGEWESENE. Sie will eigentlich von dem Unheil, das Nicholas auf dem Fuße folgt, verschont bleiben. Sobald ihr die Gefahr für sich, ihre Schützlinge, die Werwölfe, und ihre Weltenesche zu groß wird, könnte sie sich gegen ihre lästigen Besucher wenden.

Doch Hekate hat eine ganz wesentliche Funktion in Nicholas‘ Plänen. Wenn er das Leben der beiden Zwillinge, um die es uns ja eigentlich geht, retten will, muss er ihre schlummernden Zauberkräfte wecken. In einem ersten Schritt weckt Hekate die jeweilige Energie-Aura der beider Jugendlichen (jeder Mensch hat so eine). Die von Sophie ist silbern und leuchtet ebenso hell wie die goldene von Josh. Sonne und Mond – ein feines Paar.

Für Nicholas ist klar: Sie sind die im CODEX prophezeiten „Zwei, die eines sind, und das Eine, das alles ist“. Die Frage ist nur, wie sich dies realiter zeigt und welche Folgen es hat. Sophie hat als ältere der Zwillinge den Vortritt. Das wurmt Josh nicht wenig, der sich bislang mehr als Beschützer seiner Schwester betrachtet hat. und dieser Groll wird noch schwere Konsequenzen haben, sobald Dr. Dee sich ihn zunutze macht.

|Erweckung|

Hekates zweiter Schritt bestünde nun eigentlich darin, die Zaubermacht, die in Sophie schlummert, zu wecken und sie mit deren Beherrschung vertraut zu machen. Doch als der Angriff von Dee und der Morrigan beginnt, hat sie es gerade mal geschafft, die Sinne Sophies um einige Grade zu schärfen. Doch da erscheinen schreckliche Feinde. Nicht genug damit, dass Dr. Dee ein Elemente-Schwert mitgebracht hat, das alles, was es berührt zu Eis verwandelt. Nein, er hat noch eine DUNKLE ÄLTERE mitgebracht.

Nun ist Not am Mann und an der Frau. Da erhalten die Verteidiger Unterstützung von unerwarteter Seite und auf eine sehr ungewohnte Weise. Denn Perenelle mag zwar weit entfernt eingesperrt sein, doch als mächtige Zauberin verfügt sie über Kräfte, von denen Nicholas nichts ahnt. Sie beginnt, mit Sophies Zunge zu sprechen …

|Der Zahn der Zeit|

Hat mir schon dieser mythologische und magische Aspekt der Geschichte ausnehmend gut gefallen, so leuchteten mir andere Themen ebenfalls ein. Denn die Lebenszeit von Nicholas und Perenelle ist an den CODEX gebunden. Das erinnert an die Macht des Einen Rings, die auf Bilbo Beutlin, den Hobbit, lebensverlängernd wirkt. Die beiden Zauberer sind nur deshalb unsterblich, weil sie jeden Monat nach einem Rezept des CODEX eine Art Zaubertrank brauen und trinken. Asterix lässt schön grüßen!

Was mir aber merkwürdig vorkommt, ist die Vorstellung, dass sie dieses Ritual zwar jeden Monat durchexerzieren, es sich aber dennoch nicht das „Kochrezept“ merken können, das im CODEX steht. Wozu ist dieser Codex also wirklich gut, darf man sich zu Recht fragen. Und welche Spatzenhirne haben Nicholas und Perenelle eigentlich, dass sie sich über 600 Jahre hinweg dieses verflixte Rezept nicht merken können?

Wie auch immer: Jeden Tag altern Nick und Perry also um ein Jahr Lebenszeit. Der Countdown läuft also. Und auch die Gegenseite hat einen Terminplan: Die Wiederkehr der ERSTGEWESENEN ist auf den 22. Juni festgesetzt, die Sommersonnenwende, den längsten Tag des Jahres.

|Action|

Von großem Reiz fand ich, dass zwei moderne Jugendliche, die mit Laptop, Handy und Sonstigem ausgestattet sind, mit Kräften und Akteuren konfrontiert werden, die schon Jahrhunderte oder Jahrtausende alt sind. Das führt zu einigen netten Erkenntnissen und ironischen Seitenhieben – ist ein Leben ohne Handy vorstellbar? Ja, schon, aber es wäre nicht lebenswert.

Allerdings geraten die beiden in drei Actionszenen, die ich dann schon unterhaltsamer fand. Die erste Konfrontation findet in Nicks Buchladen statt, die Nächste stellt uns die keltische Kriegerin Scathach vor. Sie gehört zur Riege selbständiger, dominanter Frauen, zu der auch Perenelle und Hekate & Co. zählen. Auch das vermerkte ich positiv. Der Wende- und Höhepunkt der Handlung ist die Schlacht um Hekates Weltenesche. Man denke an die Zerstörung des riesigen Wohnbaums in James Camerons Film AVATAR“, dann hat man eine ungefähre Vorstellung davon, in welchen Dimensionen sich das Geschehen abspielt.

Der letzte Actionhöhepunkt, das vorläufige Finale, findet in einem kleinen kalifornische Städtchen namens Ojai statt. Hier lässt Dr. Dee im wahrsten Sinne des Wortes die Puppen tanzen – nämlich sämtliche toten Menschen und Tiere, die je in der Umgebung das Zeitliche gesegnet haben. Also auch Säbelzahntiger und Höhlenbären, also recht unangenehme Zeitgenossen. Das erinnerte mich doch stark an die Besatzung der Black Pearl in „Fluch der Karibik“. Wer hier Sophie und Josh beisteht, soll nicht verraten werden, aber es ist wieder mal eine Frau.

_Der Sprecher_

Andreas Fröhlich ist ein wahrer Stimmkünstler. Es hat mich immer wieder verblüfft, wie es ihm gelingt, seine Stimme so flexibel anzupassen, dass er die optimale Ausdruckskraft hervorbringt. Das ist indes kein Wunder, wenn man bedenkt, dass es Fröhlich war, der in Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung den Gollum spricht.

Auch in diesem Hörbuch charakterisiert Fröhlich die einzelnen Figuren durch unterschiedliche Sprechweise und haucht ihnen durch Emotionalität Leben ein. Nicholas Flamel und seine Frau Perenelle zeichnen sich durch einen mehr oder minder starken französischen Akzent aus; sie rollen das R und zischen das CH. Auch die Satzmelodie ist dann anders. Flamel drückt sich öfters aufgeregt und atemlos aus, Perenelle ist einmal entsetzt – dann explodiert Nicks Laden.

Ein weiterer Exot ist Dr. John Dee. Zwar weist er keinen altenglischen – er stammt ja aus dem 16. Jahrhundert – Akzent auf, aber das er ein finsterer Geselle ist, machen seine Drohgebärden und Wutausbrüche überdeutlich. Nur gegenüber seinen übernatürlichen Auftraggebern verhält er sich duckmäuserisch und verbindlich.

Die Zwillinge sind in fast jeder Szene beteiligt, denn schließlich soll sich der junge Zuhörer mit ihnen identifizieren. Sophies Stimmlage ist nicht ganz so hoch wie die von Perenelle, sie klingt verwundert, beklommen und nur an einer Stelle verwundert. Josh spricht am Anfang und auch später viel weniger. Daher fällt es schwer, ihn einzuschätzen. Er drückt sich mehr durch Taten aus, und die weisen ihn als tapferen, beherzten Jüngling aus. Einmal flüstert er aufgeregt mit seiner Schwester oder stellt Flamel Fragen, aber auch dies gewährt wenig Einblick in seine Emotionen.

An einer Stelle sagt Fröhlich von einer Blume „yang-yang“, aber was er – laut Buchvorlage – meint, ist Ylang-Ylang. Entweder kennt er eine andere Aussprache als ich oder hat ein wenig zu flüchtig gelesen.

_Unterm Strich_

Der Auftakt zum sechsteiligen FLAMEL-Zyklus ist spannend, wendungsreich, gespickt mit Action und Einfällen, voller Ironie und Humor, doch dabei fehlen niemals Magie und Romantik.

Das für den Zyklus erfundene Figuren-System ist fast beliebig erweiterbar und umspannt nicht nur Jahrtausende, sondern auch mehrere Ebene an Götter-Hierarchien. Halbgötter wie Herakles fehlen zum Glück, denn sie wären einfach zu klischeehaft und ihre Handlungen zu vorhersehbar gewesen. Dafür gibt es Kämpfer wie die Keltin Scathach, die sich ihren Lebensunterhalt als Kampfsportlehrerin verdient. Wer also seinen Sensei das nächste Mal besucht, sollte ihn oder sie ganz genau anschauen.

Bis auf den erwähnten Schwachpunkt in der Logik der Hauptfiguren Nicholas und Perenelle hat mir der Auftakt zum Zyklus um den Alchemisten des 14. und 15. Jahrhunderts ausnehmend gut gefallen. Ich bin schon am übernächsten Band, der in London spielt. Wer sich den zweiten Band zulegt, wird sich im modernen Paris wiederfinden, das aber ein deutlich mittelalterliches Unterfutter aufweist.

Diese Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen ist ein Prinzip, das sich als gestaltendes Element auf reizvolle Weise durch den gesamten Zyklus zieht. Das Mittelalter wirkt so auf einmal viel näher und moderner. So erhellt es Zusammenhänge der Moderne, auf die jugendliche Leser erst einmal hingewiesen werden sollten.

Welche Rolle spielen Chemie, Genetik, Mythen und Mächte in der Entwicklung der Welt und vor allem des Menschen? Wie funktioniert Magie? Die ERSTGEWESENEN behaupten, sie hätten das Menschengeschlecht gefördert (das Henne-Ei-Problem). Dass sie von diesem dann sowohl angebetet als auch abgeschafft wurden, ist ein ironischer Seitenhieb gegen falsche Götter. Und dass der Leser an Harry Schotter sowie eine gewisse Zaubererschule denkt, ist sicher weder verkehrt noch unbeabsichtigt. Nur dass Sophie und Josh in eine Art Wanderschule gehen, die die ganze Welt umspannt.

|Das Hörbuch|

Andreas Fröhlich ist ohne Zweifel einer der besten Sprecher und Vorleser hierzulande. Auch in diesem Hörbuch stellt er wieder seine Kunst eindrucksvoll unter Beweis. Fremdländischer Akzent oder emotionale Aussprache – er setzt beides wirkungsvoll ein.

Allerdings macht sich die Kürzung des Textes entsprechend bemerkbar. So fehlt es an Joshs Dialogzeilen, die ihn charakterisieren könnten. Andererseits schreitet dadurch die Handlung flotter voran, denn weniger wichtige Beschreibungen fallen weg, und man kann das Hörbuch in kürzerer Zeit bewältigen.

|6 Audio-CDs
Spieldauer: 420 Minuten
Originaltitel: The Secrets of the Immortal Nicholas Flamel The Alchemyst (2007)
Aus dem Englischen übersetzt von Ursula Höfker
ISBN-13: 978-3866048232|
www.randomhouse.de/cbjaudio

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