Selinker, Mike – Cowboy Poker

_Der große Poker-Wahnsinn_

Es gibt wohl kaum ein Spiel, das sich weltweit so großer Beliebtheit erfreut wie das altbewährte Pokerspiel. Gleichermaßen wird wohl nirgendwo ein derart großer Glücksspiel-Reibach gemacht wie bei der selbst im Fernsehen jederzeit verfügbaren Kartenspielrunde. Den damit verbundenen Fanatismus haben James Ernest und Mike Selinker aufgenommen, um das Standardspiel innerhalb eines witzig illustrierten und etwas komplexer gestalteten Kartenspiels gehörig zu modifizieren. So geht es in „Cowboy Poker“ nicht nur um Straight-Flushs und große Straßen, sondern auch um Bandenkriege, Schießereien und Viehtrieb. Für den |Pegasus|-Verlag sicherlich Grund genug, dieses witzige Spiel ins eigene Programm aufzunehmen.

_Spielidee_

„Cowboy Poker“ spielt in der Idylle des Western-Städtchens Centerville. Dort leben vier der am meisten gefürchteten, ruchlosesten Banden des Wilden Westens und sind stets darum bemüht, ihre Kontrahenten mittels Schießereien und unbarmherziger Viehtriebe zu bekämpfen. Doch nur derjenige, der die erbarmungsloseste, böseste Zusammenrottung von Banditen und zudem auch noch in dreierlei Form das beste Pokerblatt vorweist, kann in Centerville bestehen.

_Spielmaterial_

• 54 Spielkarten
• 12 Ranchkarten

_Ziel des Spiels_

Ziel einer jeden Partie ist es, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Dies geschieht zum einen dadurch, dass man Mitglieder verschiedener Banden auf seiner Ranch versammelt und die ihnen zugeordneten Punkte einkassiert, oder aber durch die Pokerblätter, die man am Ende des Spiels auf der Hand, in der Ranch und im Keller der Ranch zusammenbekommt. Das jeweils beste Pokerblatt in jeder Ebene bringt sechs Punkte; wer im Keller indes das schlechteste Blatt hat, verliert wiederum sechs Punkte. Die Addition all dieser Punkte ergibt das Gesamtresultat; der beste Spieler gewinnt natürlich.

_Cowboys und Kakteen_

„Cowboy Poker“ wird immer zu viert gespielt. Für den Fall, dass diese Zahl nicht mit echten Spielern erreicht wird, greifen Kakteen-Spieler ins Geschehen ein und spielen ebenfalls um den Sieg mit. Diese Spieler haben zwar keine Handkarten, sind aber dennoch ernst zu nehmende Kontrahenten und bilden ebenfalls Banden und eigene Pokerblätter.

_Spielvorbereitung_

Vor jeder Partie werden die Ranch-Karten nach ihren vier Sippen sortiert und gemischt. Alle Spieler, also auch die Kakteen-Spieler, erhalten nun eine der vier verschiedenen Ranches und legen sie vor sich ab. Die übrigen Ranchkarten werden gegebenenfalls später noch als Zufallselement benutzt, falls ein Kakteen-Spieler zum Beispiel keine eindeutige Entscheidung treffen kann.

Anschließend bekommt jeder echte Spieler fünf Karten auf die Hand, die er nun im Kampf gegen seine Rivalen einsetzen kann.

_Eine Spielrunde_

Der Spieler mit der Gallagher-Ranch eröffnet die Runde. Ist dies ein echter Spieler, spielt er eine seiner Handkarten aus. Sollte es sich dabei um ein Mitglied seiner Ranch oder der Stadt handeln, darf er die Spezialaktion, die im Text beschrieben steht, durchführen. Ist dies nicht der Fall, legt er die Karte nur vor sich ab. Sollte er diese Karte bis zum Ende des Spiels immer noch in seiner Ranch besitzen, bekommt er die ihr zugeschriebenen Punkte.

Ist indes ein Kakteen-Spieler der Startspieler, zieht er die oberste Karte vom Nachziehstapel und legt sie vor sich ab. Sollte sie seiner Ranch oder der Stadt angehören, spielt er sie genauso aus wie der echte Spieler. Sollte es sich dabei um eine Entscheidung handeln, die per Zufall (sprich Viehtrieb oder Schießerei) bestimmt werden soll, nimmt er nun eine der beiseite gelegten Ranchkarten. Darauf steht dann eine der beiden Optionen, die der Spieler nun auch wählt.

So geht es schließlich reihum. Sobald ein echter Spieler an der Reihe ist, darf er sein Handkartenkontingent vor dem Zug wieder auf fünf Karten auffüllen.

_Viehtrieb und Schießerei_

Auf jeder Karte sind neben den Punkten und Spezialeffekten auch Werte für Viehtrieb und Schießerei abgebildet. Sollte ein Spieler nun eine dieser beiden Optionen ausspielen, wird reihum (beginnend links vom Anstifter) eine Karte ausgelegt, um so den höchsten Wert zu ermitteln. Derjenige, der die Karte auslegt, legt als Letzter eine weitere Karte hinzu und hat so den Vorteil, dass er die Werte der anderen Spieler zunächst überschauen und danach seinen Zug ausführen kann. Echte Spieler wählen die gespielten Karten aus ihrer Hand, Kakteen-Spieler ziehen indes zur Ermittlung ihres Wertes eine Karte vom Nachziehstapel.

Wer einen Viehtrieb oder eine Schießerei gewinnt, bekommt den kompletten Stich und legt alle Karten verdeckt neben seine Ranch ab. Sie befinden sich nun in seinem Keller. Dies gilt jedoch nicht für bestimmte Stadtkarten, die nach Viehtrieb oder Schießerei in den Besitz des Spielers mit den geringsten Bandenpunkten oder dem schlechtesten Pokerblatt übergehen.

_Sonderfunktionen_

Die meisten Stadtkarten und auch manche Karten einer Bande haben spezielle Sonderfähigkeiten, die man genau dann ausspielen kann, wenn man im Besitz der entsprechenden Ranch ist. Allerdings kann man auch Mitglieder anderer Ranches konvertieren, sobald man den Bandenboss in seiner Ranch ausliegen hat. In diesem Fall zählen auch alle Sonderfunktionen der Ranch dieses Bosses zum eigenen Repertoire.

_Spielende_

Sobald alle Karten vom Nachziehstapel aufgebraucht sind, endet das Spiel sofort; nun kommt es zur Schlusswertung.

Zunächst einmal werden jetzt die Punkte der Bandenmitglieder addiert. Anschließend werden die Pokerblätter verglichen. Auf jeder Spielkarte ist ein Kartenwert aus dem echten Pokerspiel abgebildet. In der Reihenfolge ‚zwei Paare‘, ‚Drilling‘, ‚Straße‘, ‚Flush‘, ‚Full House‘, ‚Vierling‘, ‚Straight Flush‘ und ‚Fünfling‘ (hier wegen der Jokerkarten möglich) wird nun gewertet, und zwar ebenfalls die Bandenkarten, anschließend die Kellerkarten und als Letztes die Handkarten. Die letztgenannte Wertung findet allerdings nur bei den echten Spielern statt, weil Kakteen keine Handkarten besitzen. Für das jeweils beste Pokerblatt werden sechs Punkte verteilt. Sechs Punkte abgezogen werden hingegen für das mieseste Kellerblatt.

Die Gesamtsumme all dieser Punkte ist schließlich das Endresultat, das über den sieg entscheidet – natürlich gewinnt derjenige Spieler mit den meisten Punkten!

_Meine Meinung_

Ich habe recht lange nach einem perfekten Anheizer für einen längeren Spieleabend gesucht und ihn nun in „Cowboy Poker“ endlich gefunden. Die Regeln des Spiels sind schnell erklärt und leicht zu lernen, eine Spielrunde ist binnen einer Viertelstunde durch, und alleine schon wegen der lustig gestalteten Karten und der witzigen Modifikationen im Vergleich zum echten Pokerspiel ist auch schnell für gute Stimmung gesorgt.

Allerdings sollte man „Cowboy Poker“ deshalb nicht unterschätzen; bei diesem Spiel geht es schließlich auch darum, strategisch vorzugehen, schließlich ist es gar nicht mal so leicht, seine Karten derart abzustimmen, dass man in allen drei Bereichen ein gutes Pokerblatt erreicht. Es mag zwar einfach sein, die Karten mit den höchsten Punkten vor sich auszulegen, doch meist ist damit anderswo ein mieses Blatt verbunden, und erst dieses entscheidet letztendlich über Sieg und Niederlage – wer dies nicht berücksichtigt, wird trotz guter Karten chancenlos sein.

Sehr schön ist außerdem die ständige Variation des Spielumfangs durch die Kakteen-Spieler. Sie sind im Spiel zu zweit und zu dritt die großen Unbekannten und dürfen keinesfalls vernachlässigt werden. Denn auch wenn ihre Möglichkeiten begrenzt sind, schalten sie sich doch entscheidend ins Spiel ein und können mit dem gewissen Quäntchen Glück sogar siegen.

Glück ist sicherlich auch ein entscheidender Faktor im Spiel, gerade was das Nachziehen neuer Karten betrifft. Dies bedeutet aber nicht, dass der glücklichste Spieler auch mit Leichtigkeit zum Sieg eilt. Aber durch einige geschickte Bluffs (auch das ist möglich, schließlich sind einige Karten für die Gegner verdeckt!) kann man seine Kontrahenten auch leicht in die Irre führen und somit schnell das Ruder herumreißen – sofern dies nicht schon durch das Taktieren bei Schießereien und Viehtrieben geschieht.

Insgesamt ist „Cowboy Poker“ ein absolut lohnenswertes Spiel, zumal es sich zu jeder Gelegenheit eignet. Wegen der kurzen Spieldauer kann man es als Stimmungsanheizer vor oder zwischen einigen größeren Spielen ansetzen, durchaus mal eben eine schnelle Runde spielen oder aber sich den ganzen Abend damit vertreiben, weil der Spaß ganz klar oberste Priorität genießt und hier wirklich auch auf lange Sicht garantiert ist. Aus all diesen Gründen ist „Cowboy Poker“ auch eines der besten Kartenspiele der Saison und jedwedem Spielertyp dringend zu empfehlen!

http://www.pegasus.de

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