Shocker, Dan – Dämonenaugen (Larry Brent 02)

Band 1: [„Das Grauen“ 2164

_Im Kabinett des Grauens_

Larry Brent und Iwan Kunaritschew befinden sich auf dem Rückflug nach New York, als plötzlich die Maschine von einem Unbekannten entführt und die Piloten zur Rückkehr gezwungen werden. Nachdem die Maschine nahe London auf einer Straße notgelandet ist, versucht der Kidnapper mit dem Co-Piloten als Geisel zu entkommen. Larry Brent greift ein, kann aber nicht verhindern, dass der Co-Pilot schwer verwundet wird. Auch Iwan wird bei der Verfolgung angeschossen. Larry erfährt von dem schwer verletzten Co-Piloten Colin Perkins, dass er von Derry Cromfield niedergeschossen wurde, einem Verbrecher, der von Colins Großvater Sir Harold vor zwanzig Jahren hingerichtet wurde.

Während Colin Perkins und Iwan Kunaritschew gemeinsam in ein nahe gelegenes Krankenhaus eingeliefert werden, beschließt Larry an dem mysteriösen Fall dranzubleiben. Larry besucht am nächsten Tag Sir Harold auf dessen Wohnsitz in der Nähe der Millionenstadt und erfährt von ihm, dass seine Enkelin Jane ihn bald besuchen kommen will. Larry entschließt sich, zusammen mit dem ehemaligen Henker auf dem Bahnhof die Ankunft der jungen Frau zu erwarten. Tatsächlich lässt sich der Mörder die Gelegenheit nicht entgehen, Jane zu ermorden. Aber ein engagierter Detektiv und der PSA-Agent können die Bluttat im letzten Moment vereiteln. Larry gelingt zudem ein Treffer aus der Laserwaffe, woraufhin sich ihm ein grauenhaftes Geheimnis offenbart: Der Mörder ist eine lebendige Wachsfigur, nahezu unbesiegbar …

_Der Dämon mit den Totenaugen_

David Gallun alias X-Ray-1 und Chef der PSA hat einen Hinweis bekommen, dass sich Ron Silker wieder in der Stadt befindet. Silker war vor drei Jahren für den Unfall Galluns verantwortlich, der den ehemaligen FBI-Beamten das Augenlicht kostete. Silker will sich der geheimnisvollen Verbrecherorganisation von „M“ anschließen. M beabsichtigt, sämtliche Agenten des FBI und der CIA auszulöschen. 17 Agenten gehen bereits auf das Konto der unheimlichen Mörder, die sich alle mit totenkopfähnlichen, fluoreszierenden Masken tarnen. Da die Bande mit neuesten Errungenschaften der Technik ausgestattet und hervorragend organisiert ist, setzt David Gallun alle verfügbaren PSA-Agenten auf den Fall an. Doch nur einer schafft es scheinbar, sich an die Fersen von „M“ und seinen „Totenköpfen“ zu heften: PSA-Agent Larry Brent alias X-Ray-3. Aber die Bande dreht den Spieß um und Larry wird zum Gejagten …

Die erste Geschichte schließt nahtlos an das zweite Abenteuer Larry Brents an und präsentiert in rasanter Satzfolge einen geradezu klassischen Gruselkrimi. Die Idee der lebenden Wachsfiguren war ja schon immer ein beliebtes Thema des Genres, und der Hauch des Ungewissen, ob nicht doch Leben in diesen realistisch modellierten Gesellen steckt, fasziniert immer noch Millionen von Menschen. Dass die Thematik noch lange nicht zum alten Eisen gehört, beweist der Film „House of Wax“, welcher im vergangen Jahr das Horror-Genre bereicherte. Im Bereich des Horror-Heftromans war Dan Shocker wohl der Erste, der diese Spielart in einem Roman verarbeitet hat, und das in seinem unnachahmlich atmosphärischen Erzählstil.

Die Lösung ist hierbei nicht gar so einfach, wie man vermuten mag, und als Leser ist man vom Anfang bis zum Ende hin gefangen von dieser unheimlichen Szenerie. Dabei verwendet der Autor wieder einmal klassische Begebenheiten und Schauplätze, die seit jeher für ein angenehmes Gruselambiente sorgen: ein nebelverhangenes London mitten im November, ein düsterer Friedhof, ein englisches Herrenhaus und ein altes Wachsfigurenkabinett. In einer kleinen Nebenhandlung geht der Autor auch auf allzu eifrige Journalisten ein, die für eine gute Story einfach alles tun und sogar den Tod eines Menschen in Kauf nehmen würden, um die Auflage in die Höhe schnellen zu lassen. Hier kommt Nostalgie pur auf und trotz seines Alters ist dieser Roman immer noch empfehlenswert und hat nichts von seinem Charme eingebüßt.

In der zweiten Story greift der PSA-Chef David Gallun zum ersten Mal persönlich ins Geschehen ein, und mit dem Auftreten des Verbrechers Ron Silker legt der Autor bereits den Grundstein für den gefährlichsten Feind, den die PSA je erhalten wird: Dr. Satanas. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg und selbst Dan Shocker wird zu dem Zeitpunkt, als er diesen Roman schrieb, noch nicht in eine so ferne Zukunft geschaut haben.

So gruselig der Titel auch klingen mag, so wenig folgt die Story den gängigen Horror-Klischees, denn der „Dämon“ ist keineswegs ein hässliches Monstrum aus den tiefsten Gefilden der Hölle. Die Bezeichnung gilt vielmehr der Maskierung der Banditen und orientiert sich einmal mehr in die Richtung der Bösewichter, wie sie auch Edgar Wallace ins Leben rief. Die Totenaugen spielen allerdings eine wirklich frappierende Rolle, denn dem Anführer des Syndikats „M“ ist es tatsächlich möglich, durch einen suggestiven Blick das Herz seines Opfers stehen bleiben zu lassen. Zudem bekommt es Larry hier mit LSD, Gaspistolen und hochexplosiven Nitroglycerin-Folien zu tun. Hier zeigt sich wieder, wie vielseitig der Autor seine Themen ausgewählt hat, denn vom Genre her kann man diese Geschichte eher im Bereich Spionage, Krimi oder Thriller einordnen als in die Kategorien Grusel oder Horror – obwohl eine sehr beklemmende Szene darstellt, wie ein Verbrecher, der die Organisation verlassen will, lebendig begraben wird.

Als ein wenig fahrlässig ist die Aktion von David Gallun zu bewerten. Als Chef eines so hoch entwickelten Geheimdienstes wie der PSA selbst einzugreifen, noch dazu mit einer nicht unerheblichen Behinderung, nämlich Blindheit, ist mehr als brisant. Immerhin kennt niemand der Agenten den Boss persönlich, und wenn dieser dennoch Tag und Nacht für seine Agenten erreichbar sein will, kann er nicht so ohne weiteres auf eigene Faust ermitteln und sich in Gefahr begeben. Wie gut, dass keiner der im Einsatz befindlichen Agenten Kontakt zur Zentrale aufgenommen hat, während David Gallun bewusstlos und mehrere Stunden außer Gefecht gesetzt war.

Was die Handlung betrifft, geht es im wahrsten Sinne des Wortes Schlag auf Schlag, so dass man kaum dazu kommt, die Geschehnisse zu verdauen. Die Aushebung des Verbrechernestes durch zwei Agenten nimmt der Gefährlichkeit des Syndikats ein wenig von seiner Glaubwürdigkeit. Mehr gibt es an diesem ansonsten hochspannenden Roman wirklich nicht zu bemängeln, und es ist immer noch eine sehr empfehlenswerte Geschichte.

Die Innenillustrationen sind eine hervorragende Bereicherung der Geschichten und vervollständigen die Aufmachung. Das vielfarbige Cover zeigt das Oberhaupt der „Totenköpfe“ vor der Grabplatte des besten PSA-Agenten. Ein schaurig schönes Cover, welches wieder perfekt zur Story passt und bereits auf dem Originalroman der eigenständigen Heftromanserie zu bewundern war. Weder das Titelbild noch die Geschichten haben im Laufe der Zeit an Spannung eingebüßt und bieten immer noch hervorragende Unterhaltung für lange Winterabende.

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_Florian Hilleberg_

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