Shocker, Dan – Im Leichenhaus (Larry Brent, Band 8)

_Um Mitternacht im Leichenhaus_

Der Komponist Henry Olander verunglückt mit seinem Wagen auf einer Küstenstraße tödlich. Seine junge Witwe Karen möchte nach dessen Beerdigung nicht alleine sein, daher bietet ihre beste Freundin – die Schauspielerin Judy Bartmore – der Trauernden an, die nächsten Tage bei ihr und ihrem Ehemann Ernest zu verbringen.

Judy möchte am selben Abend noch ein paar Sachen für Karen aus dem Haus des Verstorbenen holen, als sie im Kleiderschrank auf eine Leiche stößt. Bevor sie sich jedoch näher mit dem Toten befassen kann, wird sie von einem Unbekannten betäubt, und der Angreifer sowie der Körper des Ermordeten sind nach ihrem Erwachen spurlos verschwunden.

Von diesem Moment an hat es wohl jemand auf das Wohlbefinden der Schauspielerin abgesehen. Ein anonymer Anrufer droht ihr permanent mit dem baldigen Tod, und ein gesichtsloser Mann entführt sie eines Nachts in ein Leichenhaus, in dem sie zu allem Überfluss mit dem ermordeten John Taylor konfrontiert wird; einem entwischten Häftling, der sich in an diesem makaberen Ort verstecken wollte, dort aber anscheinend von einer nicht ganz so toten Leiche niedergestochen wurde. Glaubte die Bartmore anfänglich noch, dass ihr ihre ohnehin schon angegriffene Psyche einen bösen Streich spielt, werden die Angriffe auf die Dame zusehends heftiger.

Letztendlich muss auch Larry Brents Schwester Miriam, die in Salisbury zusammen mit der Bemitleidenswerten an einer Theaterpremiere arbeitet, feststellen, dass man ihrer populären Schauspielkollegin tatsächlich nach dem Leben trachtet. Als Miriam beinahe selbst dem unheimlichen Gesichtlosen zum Opfer fällt, wird umgehend X-RAY-3 eingeschaltet, welcher sowieso bereits mit der gesamten Familie Brent in Salisbury weilt, um der Premierenfeier seiner Schwester beizuwohnen.

Larry deckt ein unglaubliches Komplott auf und wird am Ende mit einer gewaltigen Überraschung konfrontiert …

Ein wenig zu durchsichtig erschienen mir der klassische Autounfall und der mögliche Unfalltod einer gewissen Person, welches wie schon öfters einen Rattenschwanz an ominösen Ereignissen nach sich ziehen musste. Schon gleich auf den ersten Seiten stellte sich die Frage: Na, ist denn unser lieber Mr. Olander auch wirklich umgekommen? Erinnerungen an solche Geschichten wie „Die Treppe ins Jenseits“ (BLITZ-Band 3 „Die Todestreppe“) oder einfach nur „Die drei ??? und das Gespensterschloss“ ließen hier doch berechtigte Zweifel am Ableben Henry Olanders aufkommen.

Dennoch bastelt Shocker einen atmosphärisch absolut ansprechenden und gut durchdachten Grusel-Krimi zusammen, der mit einigen richtig stimmungsvollen Szenerien bestückt wird. Vor allem die schleichende Bedrohung gegen Judy Bartmore, die ebenso ahnungslos scheint wie der Leser, bereitet einige Stunden Vergnügen. Auch das nächtliche Treiben im Leichenhaus mit dem seligen Taylor und der wandelnden Leiche sorgen für die gewisse Portion Grusel.

Ab der Hälfte der Geschichte blickt man dennoch im Gegenteil zur gebeutelten Judy recht schnell hinter die Kulissen dieses düsteren Komplotts und ahnt, dass der Übeltäter am Ende wohl nicht allzu paranormal aussehen dürfte.

Alles in allem zwar nicht |der| Riesenknaller, aber eine passende Lektüre für einen nebligen kalten Herbstabend mit einer Tasse Tee oder einem Gläschen Whisky und dem obligatorischen Kürbis auf dem Fensterbrett …

_Im Todesgriff der Schreckensmumie_

Die siebenköpfige Expeditionsgruppe des englischen Gelehrten Eldin Jameson in Helwan (Ägypten) wird nach dem erfolgreichen Auffinden der Grabkammer der vierarmigen Hohepriesterin Khto-Ysiro anscheinend von einem schrecklichen Fluch verfolgt. Vier Teilnehmer aus dem Forscherteam sind seit der Rückkehr bereits verstorben, wobei die eigenartigen Todesfälle in der Öffentlichkeit als Unfälle abgetan werden. Jameson selbst gilt als verschwunden.

David Gallun alias X-RAY-1 ist von dieser Theorie nicht überzeugt und beauftragt den PSA-Agenten X-RAY-17 mit den entsprechenden Nachforschungen. Es haben sich Hinweise darauf ergeben, dass die Mumie der Priesterin aus der Pyramide in Helwan nach London geschmuggelt wurde. Bevor die PSA jedoch an präzisere Hinweise gelangen kann, wird X-RAY-17 ebenfalls ermordet.

Umgehend werden Larry Brent und Iwan Kunaritschew auf den Fall angesetzt. Zufälligerweise konnten sie schon im Vorfeld einen gewissen Professor Bunter – ebenfalls ein Mitglied der Jameson-Expedition – auf der Straße vor einem Mordanschlag bewahren. Larry wird nach London geschickt, um dort für die Sicherheit der beiden überlebenden Gelehrten zu sorgen und mehr über die wahren Beweggründe der Expedition herauszufinden.

Iwans Weg führt nach Ägypten zu der Pyramide der Priesterin Khto-Ysiro, wo er sich zusammen mit dem PSA-Vertrauten Achman durch das beklemmende Labyrinth der Grabkammer kämpfen muss. Hier treffen sie auf die treuen und wiedererwachten Anhänger der geheimnisumwitterten Priesterin, die sich selbst auch als die Anhänger der Schwarzen Göttin bezeichnen. Sehr schnell stellt sich heraus, dass diese Gottheit und die Priesterin zu ein- und derselben Person geworden sind und dass diese Dame durch die Handlungen der Jameson-Expedition wieder zum Leben erweckt worden ist, wie es die alten Schriften bereits vorausgesagt haben.

In London muss sich Larry auch tatsächlich mit der leibhaftigen Khto-Ysiro herumschlagen und kann dabei nicht verhindern, dass er selbst in ihren tödlichen Bann gerät …

Die titelgebende Mumie ist kein modriger, in Bandagen gewickelter Leichnam, sondern eine wohl recht ansehnliche Dame, die aufgrund einer Missbildung mit vier Armen bestückt ist. Dan Shocker geht in diesem Fall mal wieder recht fantasievoll und innovativ zu Werke.

Nur eben die tatsächliche Handlung ist nicht allzu einfallsreich und neuartig. Da laden die Expeditionsteilnehmer einen tödlichen Fluch auf sich, weil sie mal wieder trotz aller Warnungen in der Grabkammer einer ägyptischen Prominenz zugange waren. Natürlich muss nun einer nach dem anderen sein Leben lassen. Auch die obligatorischen Anhänger dieser Dame und ihre recht wirren Riten wollten mir nicht wirklich schmecken – hatte ich schon mal erwähnt, dass ich keine Sekten-Storys mag?

Einfach zu konstruiert und übers Knie gebrochen gestalteten sich die Ereignisse in der Pyramide, wobei mir die beklemmende Atmosphäre da unten in dem engen Grabmal mit seinen vielen, düsteren Gängen hingegen ganz gut gefallen hat.

Zusätzlich hatte ich immer wieder den Eindruck, als ob Shocker selbst nicht so genau wusste, wie er denn die Existenz der Khto-Ysiro nun tatsächlich erklären soll; er verfängt sich zunehmend in den wildesten Theorien, welche sich aber nur schwerlich zu einem einheitlichen Bild verweben lassen. Und genau diese vielen Facetten werden dann abrupt und Hals über Kopf einem schnellen Ende zugeführt – schade!

_Insgesamt_

Und wieder sind in diesem Band zwei gänzlich unterschiedliche Abenteuer aus dem Larry-Brent-Universum verpackt. Zuerst ein düsterer Mystery-Thriller und anschließend eine klassische Gruselgeschichte, die mit altägyptischer Mumien-Magie verquickt wird. Der |BLITZ|-Verlag hat natürlich sein vorbildliches Lektorat auf den Text angesetzt, Sätze aus der Originalvorlage wie „… Vom Speiseraum aus führte eine Tür in eine Art Rumpelkammer, die als Lift getarnt war …“, die zu unfreiwilliger Komik führten, wurden entsprechend korrigiert oder zum Vorteil des Leseflusses gelegentlich auch entfernt.

Die Geschichte „Im Todesgriff der Schreckensmumie“ wird sogar mit einem zusätzlichen Anfang bestückt. Hier werden vor den dramatischen Ereignissen um Jerome T. Pratch zusätzlich auch die Todesfälle von Frank Burling und Professor Harris beschrieben.

Pat Hachfeld hat diesmal zwei wirklich sehr ansprechende Illustrationen zum Besten gegeben – keine metaphorischen oder symbolträchtigen Werke, sondern die nahezu lebensechte Wiedergabe von Larrys Gegenspielern aus der jeweiligen Handlung.
Beide Geschichten zählen zwar leider nicht unbedingt zu den besten der Serie, dennoch lassen sich hier allemal ein paar Stunden netter Unterhaltung in einem ansprechenden Rahmen für einen dunklen Herbstabend ausfüllen …

http://www.blitz-verlag.de

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