Der Band beinhaltet die beiden Heftromane „Die Leichenpilze kommen“ (1977) und „Oceanus, Geist der schwarzen Wasser“ (1978).
_Die Leichenpilze kommen_
Der unter dem Bann des Dämonenfürsten Molochos stehende Verleger Richard Patrick geht daran, Björn Hellmark in eine Falle zu locken. Er setzt einen Auftragskiller auf Björn und Carminia an. Letztere hat gerade eine neue Fähigkeit an sich entdeckt: Sie kann sich von Marlos aus an jeden Punkt der Erde versetzen, allein durch die Kraft ihrer Gedanken. Mit Björn will sie sich in New York amüsieren, als die Killer zuschlagen. Carminia wird schwer verletzt und von Macabros im letzten Augenblick in ein Krankenhaus gebracht. Daraufhin begibt sich der Doppelkörper Björns auf die Suche nach den Killern und kann tatsächlich ihre Spur aufnehmen. Von einem der Mörder erfährt er die Identität des Auftraggebers: Richard Patrick.
Als Björn und sein Freund Rani Mahay das Anwesen des Verlegers untersuchen, finden sie es völlig verwüstet vor. Patrick und seinen fünf Mitarbeitern, die ebenfalls unter dem Bann des Dämonenfürsten stehen, ist es gelungen, Helfer aus einer anderen Dimension zu holen, um endlich das Amulett des Herrschers aus der Tiefe an sich zu bringen: die Leichenpilze …
_Oceanus, Geist der schwarzen Wasser_
Al Nafuur hat Björn den Hinweis gegeben, dass er Oceanus am ehesten im Bermuda-Dreieck finden wird. Daraufhin sendet er Macabros in die Tiefe, der in der Tiefssee eine versunkene Tempelanlage findet. Zur selben Zeit ist ein Reporter-Paar in dem berüchtigten Seegebiet unterwegs, um für einen Bericht zu recherchieren. Dabei werden sie von einem riesigen Seeungeheuer attackiert. Nur durch das schnelle und unverhoffte Eingreifen eines fremden Mannes mit übermenschlichen Kräften und Fähigkeiten kommen Mike und Brenda mit dem Leben davon. Der mysteriöse Lebensretter ist niemand anderer als Frank Morell, alias Mirakel, ein Freund von Björn Hellmark. Mirakel besitzt das Erbe der außerirdischen Rasse der Dykten, welches ihm übermenschliche Kräfte verleiht. Mirakel ist einem alten Feind auf der Spur: Mysterion. Der Seelenfänger wurde von der Dämonengöttin verbannt und darf nur zurückkehren, wenn er die Dämonen-Feinde Mirakel und Hellmark beseitigt.
Als Björn sich persönlich in der Nähe des Bermudadreiecks einquartiert, macht er zufällig die Bekanntschaft von Mike und Brenda und fährt bald darauf mit ihnen aufs Meer heraus. Björn will Oceanus, welchen er als das Seeungeheuer ansieht, welches die Reporter überfallen hat, das Amulett zurückgeben. Doch bei einem Tauchgang kommt es zum Missverständnis und Oceanus greift die vermeintlichen Feinde an, um sie zu zerquetschen …
Währenddessen wird die schwer verletzte und entführte Carminia Brado von einem LKW-Fahrer durch Zufall in einer abgelegenen Waldhütte gefunden. Doch es scheint bereits zu spät zu sein, die Überlebenschancen der Brasilianerin sinken gegen den Nullpunkt …
Die Ideen von Dan Shocker kann man am besten mit den Worten bizarr und grotesk umschreiben – und das ist das Schöne daran. Der vorliegende Band beschäftigt sich mit einer neuen Variante des Schreckens: baumhohen Riesenpilzen, die alles Organische, das sie berühren, absorbieren. Eigentlich spielen diese Kreaturen eine eher untergeordnete Rolle, denn den Löwenanteil der Geschichte bestreitet, zumindest im ersten Roman, der Mordanschlag auf Carminia Brado. Björns Gefühle kann man als Leser sehr gut nachvollziehen, insbesondere als der Arzt dem geschockten Mann die unheilvolle Prognose erklärt, dass seine Freundin vermutlich nicht mehr vollkommen wiederhergestellt werden wird. Dass dann auch noch einer seiner besten Freunde die Verantwortung für diese Untat tragen soll, gibt der Handlung noch zusätzlich einen tragischen und dramatischen Touch.
Die neuen Fähigkeiten der Bewohner von Marlos bieten dem Team um Macabros ein ganzes Stück mehr Unabhängigkeit. Bislang waren sie ja immer noch auf Björns Doppelkörper angewiesen, wenn sie die Insel verlassen wollten, doch mittlerweile können sie sich selbst an jeden beliebigen Ort transferieren. Allerdings hat diese Fähigkeit auch einen Haken, denn zum einen ist diese Gabe sehr kräfteraubend und zum anderen können sich die Personen nur von Marlos aus teleportieren und diese Kraft nicht von einem anderen Ort der Erde aus anwenden.
Ein weiterer Pluspunkt des Romans ist der geradlinige Handlungsaufbau, denn der Autor verzichtet hier auf allzu viele Nebenhandlungen und beschränkt sich auf das Wesentliche, was ihm Gelegenheit gibt, einzelne Situationen aus sich heraus wirken zu lassen.
Sehr gut war auch Björns Spaziergang im Central Park, wo er beim |Tavern on the green|, einem beliebten Speise- und Tanzlokal, vorbeikommt und einen roten Lotus Europa sieht, den Wagen von Larry Brent, dem PSA-Agenten, welchen Hellmark erst in Band 25 kennen lernte. Einer der Vorteile, dass Dan Shocker beide Serien geschrieben hat und somit die Figuren beider Welten miteinander agieren lassen kann.
Der zweite Roman des Buches gestaltet sich als recht verworrenes Abenteuer, das durch viele Schauplätze sehr unübersichtlich wirkt, und selbst der Autor scheint so manches Mal den Überblick verloren zu haben, denn einige Passagen entbehren einer gewissen Logik. So ist es völlig unverständlich, weshalb der skrupellose Entführer den LKW-Fahrer Henry Fisher einfach davonlaufen lässt, allein mit der Drohung, ihn zu töten, wenn er das Versteck von Carminia Brado verrät. Weshalb hat er ihn nicht gleich getötet? Und warum hat er die Schwerverletzte in der Zwischenzeit nicht woanders untergebracht?
Das Auftauchen von Mirakel und Mysterion erscheinen auf den ersten Blick auch recht unmotiviert und zufällig, mal davon abgesehen, dass dieser Superman-Verschnitt aus einer Zeichentrick-Serie für Kinder zu entstammen scheint. Sicher, am Schluss hilft er Björn, sich mit Oceanus in Verbindung zu setzen, aber dieses Problem hätte man auch anders lösen können. Die Handlung um Mirakel und Mysterion hätte besser separat behandelt werden sollen, was den vorliegenden Roman, welcher stark überfrachtet wirkt, entscheidend entlastet hätte.
Allerdings hat der Roman auch seine positiven Seiten, die allerdings im allgemeinen Chaos unterzugehen drohen. So ist die Szene, in der ein Leichenpilz durch den Wasserhahn in Björns Gemach eindringt, sehr eindringlich und unheimlich beschrieben worden. Unverwechselbar ist hier der Stil von Dan Shocker, der es geschickt versteht, seinen Lesern eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen.
Auch die Geschichte um das Bermudadreieck ist interessant und spannend erzählt worden. Oceanus selbst ist ein faszinierender Charakter, der in den kommenden Romanen noch ausgebaut werden soll. Dabei erinnert der Geist der Schwarzen Wasser irgendwie an des Seemonster aus dem Film „Kampf der Titanen“, nur mit dem Unterschied, dass Oceanus „nur“ zwei Arme besitzt. Apropos: Laut der griechischen Mythologie gehört Oceanus tatsächlich zu den Titanen, von dem sämtliche Quellen, Flüsse und Seen abstammen.
Die Innenillustrationen gehören nicht zu Pat Hachfelds besten Arbeiten, spiegeln aber den Kern der Geschichten ganz gut wider, obwohl gerade die Leichenpilze auf dem vielfarbigen Cover besser rüberkommen. Dort haben sie ein viel dämonischeres, bedrohlicheres Flair.
Fazit: Spannendes Fantasy-Abenteuer, dem in der zweiten Hälfte aber deutlich die Luft ausgeht.
http://www.BLITZ-Verlag.de
_Florian Hilleberg_