Shocker, Dan – Mordleiche, Die (Larry Brent, Band 23)

Der Band enthält die beiden Heftromane „Die Mordfalter“ und „Die Leiche aus der Kühltruhe“, welche erstmals als Silber-Krimi Band 954 und 958 erschienen sind.

|Die Mordfalter|

Larry Brent soll in Paris einen Mittelsmann der PSA treffen, der angeblich eine besondere Entdeckung gemacht hat. Doch Landrue hält sich nicht an den vereinbarten Termin. In seiner Wohnung findet Larry Brent die Leiche eines Mannes, der an Herzversagen starb, aber es ist nicht Landrue. Auf Nachfrage bei seinem Chef X-RAY 1 erfährt Larry, dass sich Landrue mit einem Insektenforscher namens Dodot getroffen hat und sich der PSA-Mitarbeiter mit gehäuften Fällen von Herzversagen befasste. Bei der Obduktion der Leiche finden die Ärzte heraus, dass das Opfer keinerlei Rückenmark mehr besitzt und sich stattdessen Insekteneier mit Raupenlarven dort befinden.

Larry fährt in die Gegend, wo sich der Forscher angeblich herumtreibt, nämlich eine alte verrufene Kneipe in der Nähe einer Müllhalde. Doch der PSA-Agent muss unverrichteter Dinge wieder abziehen. Larry Brent und die Pariser Polizei wollen einen weiteren Insektenforscher hinzuziehen, da der Verdacht besteht, dass die gehäuften Fälle von Herzversagen auf die Raupen und Falter zurückzuführen sind. Sie übergeben ihm die Eier aus der obduzierten Leiche. Als Larry mit der Polizei vor der Wohnung des Wissenschaftlers steht, sehen sie Hunderte von Faltern durch das Fenster. Der Entomologe wurde ein Opfer der Mordfalter. Versuche, die Tiere mit DDT auszuräuchern, scheitern und den Tieren gelingt die Flucht. Was steckt hinter dem Überfall der Mordfalter? Eine Laune der Natur oder der kranke Geist eines verrückten Wissenschaftlers?

|Die Leiche aus der Kühltruhe|

Gerome Wallace leidet an einem inoperablen Krebsgeschwulst. In der Hoffnung, dass in nicht allzu ferner Zukunft ein Heilmittel gefunden wird, schließt der Großindustrielle einen Vertrag ab, in dem er festlegt, dass er sich einfrieren lässt, bis eine Heilung möglich ist.

Als der klinische Tod von Wallace schneller eintritt als erwartet, wird alles nach den Wünschen des Todkranken erfüllt. Doch etwas läuft gewaltig schief, denn plötzlich erwacht Gerome Wallace in seiner Kühltruhe und entsteigt seinem kalten Grab. Ein lebender Toter, dessen Psyche erheblich Schaden genommen hat. Als Gerome dann erfährt, dass seine um viele Jahre jüngere Frau Linda ihn seit längerem mit einem guten Freund betrügt, brennen bei der lebenden Leiche sämtliche Sicherungen durch und ein grausamer Rachefeldzug nimmt seinen Anfang.

Larry Brent wird auf den Fall aufmerksam, als ihn ein befreundeter Psychiater auf den Fall einer jungen Frau hinweist, die sich von einer grauenhaften Gestalt verfolgt sieht. Was zunächst als Halluzinationen abgetan wird, erweist sich bald als Irrtum. Denn die junge Frau namens Sandy Jovlin ist das uneheliche Kind eines gewissen Gerome Wallace, der vor kurzem angeblich verstorben ist …

Das Buch bietet dem Leser zwei kurzweilige, spannende Gruselgeschichten aus der Feder Dan Shockers, hervorragend überarbeitet von einem gewissenhaften Lektorat, welches den einen oder anderen sprachlichen Fauxpas ausgewetzt hat.

Die erste Story ist ein klassischer Ökothriller und zugleich ein düsterer Tierhorror-Roman, welcher in einfacher, heftromantypischer Manier vor den Folgen übermäßigen Einsatzes von Insektiziden warnt und dem Leser drastisch vor Augen führt, dass sich der Mensch dadurch letztendlich selber gefährdet. Die Art und Weise, wie Dan Shocker seine Mordfalter sich vermehren und auf Raubzug gehen lässt, legt Zeugnis ab von dem schöpferischen Ideenreichtum des Autors. Dass die Falter ihre Eier in das ausgesaugte Rückenmark legen, erhöht dabei den Ekelfaktor, macht den Roman aber auch irgendwie glaubhafter.

Einzig und allein der Bankraub und die Handlung um die beiden Bankräuber nimmt sehr viel Raum ein, der später bei der Darstellung der Falterbedrohung und deren Bekämpfung fehlt. Dafür wurde die Atmosphäre der fragwürdigen Spelunke und der Müllhalde plastisch und lebensnah beschrieben.

In der zweiten Geschichte hat Dan Shocker eine Rachegeschichte konstruiert, die sich aber auch differenziert mit der Angst vor dem Sterben befasst und sich dem umstrittenen Thema widmet, ob es sinnvoll ist, sich einfrieren zu lassen, um später wiederbelebt zu werden, wenn eine Heilung erfolgversprechend ist. Sehr gekonnt und realistisch beschreibt der Autor die Angst des Gerome Wallace vor dem Tod und sein Entsetzen, als er bemerkt, wie er lebendig eingefroren werden soll. Auch das Erwachen in der Kühltruhe lässt den Leser nicht nur vor der erwähnten Kälte schaudern.

Leider verschenkt der Schriftsteller viel Potenzial bei der Handlung um Sandy Jovlin. Diese Nebenhandlung birgt zwar einige interessante Facetten, wird aber im Finale eher unbefriedigend aufgelöst. Auch der Psychoterror, den Gerome seiner Frau angedeihen lässt, wird zu überhastet abgearbeitet, um den Leser wirklich zu berühren. Man merkt dem Roman deutlich an, dass er zu wenig Seiten hat, um beiden Plots gerecht zu werden. Gemeint ist zum einen die Story um die Rache des wiedererwachten Gerome Wallace und zum anderen die Aktion mit dem Doppelkörper des Untoten aus einer parallelen Antiwelt. Gerade das Finale wurde viel zu schnell über die Bühne gebracht. Viel zu nüchtern, sachlich und undramatisch wird das Problem aus der Welt geschafft.

Dass der Roman schon vor zirka 30 Jahren geschrieben wurde, merkt man ihm trotz allem an einer Szene deutlich an, in der Tequila als neuartiges, noch unbekanntes Getränk angepriesen wird und der Autor das Ritual mit Salz und Zitrone minutiös beschreibt, weil es in Deutschland noch nicht so bekannt ist. Das wirkt für den heutigen Leser sehr amüsant, wo das richtige Genießen von Tequila quasi zur Allgemeinbildung gehört. Dem Seriencharakter wird in diesem Band insofern Rechnung getragen, als sich Larry Brent an zwei Fälle erinnert, die er erst vor Kurzem erlebt hat. Das gibt dem Leser ein größeres Gefühl der Zusammengehörigkeit mit der Hauptfigur, mit der er quasi die gleichen Erinnerungen teilt.

Die Illustrationen von Pat Hachfeld sind beide äußerst gelungen, und vor allem das Bild zu den Mordfaltern gehört mit zu Hachfelds besten Arbeiten. Das Frontcover ist dagegen eine der überzeugendsten Arbeiten des mittlerweile verstorbenen Künstlers Lonati. Es ist das Originalcover zu dem Roman „Die Leiche aus der Kühltruhe“ und wurde speziell für diesen Roman angefertigt, was den Wiedererkennungswert der Szenen in der Geschichte erhöht. Zum Ende hin wird Gerome genau so beschrieben wie auf dem Bild dargestellt, und der rote Hintergrund einschließlich dem dämonische Antlitz vermittelt eine stimmige Gruselatmosphäre.

_Fazit:_ Zwei klassische Larry-Brent-Abenteuer, welche das Talent und den Einfallsreichtum Dan Shockers dokumentieren. Nur in der zweiten Story geht der Geschichte zum Ende hin die Luft aus und schließt den Roman eher unbefriedigend ab.

http://www.BLITZ-Verlag.de

_Florian Hilleberg_

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