Sick, Bastian – Dativ ist dem Genitiv sein Tod, Der (Teil 3) (Lesung)

_Deutsche Sprache, schwere Sprache:_

Sie sind legendär, berüchtigt und mittlerweile auch schon berühmt: Bastian Sicks ‚Zwiebelfisch‘-Kolumnen bei Spiegel Online gehören zu den unterhaltsamsten Blogs in der deutschsprachigen Internet-Welt. Nicht zuletzt durch die Zusammenfassung seiner Artikel im monatelang an oberster Stelle platzierten Bestsellers „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ hat Sick Ruhm und Ansehen erlangt und sich als Retter der deutschen Sprache, als Verfechter grammatikalischer Regeln und schließlich als Hilfskraft bei der Bewältigung linguistischer Problemfälle in die Medien gepusht. Mit dem dritten Teil seiner Buchreihe setzt Sick seinem Anspruch, richtigzustellen, zu unterhalten und schließlich auch mit Wortwitz und Charme zu begeistern, schließlich die Krone auf – leider auch zum vorerst letzten Mal.

In der letzten Episode von „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ holt Sick dann aber noch einmal gekonnt zum Rundumschlag aus. Anhand vieler alltäglicher Situationen schildert er den Missbrauch von Pleonasmen und Präpositionen, stolpert über die Sinnlosigkeit doppelter Verneinungen, erklärt die Fehlverwendung von Verben und Adverbien und macht sich einen Scherz aus dem missbilligenden Sprachgebrauch bei Artikeln oder lokal bedingten Akzentuierungen. Schließlich zieht er zur Erklärung der einzelnen Sachverhalte gerne wieder alte Bekannte hinzu, so zum Beispiel Frau Jackmann, jene bürgerliche, sprachlich weniger gewandte Hausfrau, die es mit der deutschen Sprache nicht immer so genau nimmt. Andererseits greift Sick auch in der Prominenten um sich, beispielsweise wenn die Aussagen einiger Sportler zitiert werden, allen voran Lothar Matthäus, der hier gleich doppelt sein Fett weg bekommt. Es sind so viele typische Situationen, die der Autor aufzählt, sei es nun bei der plumpen, aber grundsätzlich sinnentleerten Ansage bei der Deutschen Bahn bis hin zu den peinlichen Statements bekannter Persönlichkeiten in Interviews und weniger vorteilhaften Selbstdarstellungen.

Natürlich mag man Sick hier und dort gerne als Besserwisser wahrnehmen, da er die jeweiligen Themen bis ins kleinste Detail herunterbricht und jeden Wortfetzen durch sein grammatikalisches Vorbildschema lenkt und schließlich auch jeden Fehltritt durch den Kakao zieht. Doch Sick hat Charme, er verkündet Selbstbewusstsein, bleibt logisch und hat letzten Endes immer wieder den passenden Kommentar zu der jeweils brisanten Situation. Wenn zum Beispiel verdrehte Redewendungen ins Gespräch kommen und dabei die sonderbarsten Verbindungen zustande kommen, gelingt es dem Autor immer wieder, mit einer noch heftigeren Verdrehung einen draufzusetzen und aus einem Schmunzeln einen echten Schenkelklopfer zu machen. Da wird man auch keinen Schnee über die Sache wachsen lassen können, um manche Aussage ungeschehen zu machen – legendär, ja wahrhaftig kultig, was hier manchmal geschieht und durch den sprachlichen Fleischwolf gedreht wird.

Im Rahmen der knapp zweieinhalbstündigen Inszenierung kommen schließlich die vielfältigsten Schauplätze der deutschen Sprache auf den Tisch: Zeitprobleme, Wortstellungsfehler, amüsante Ausschweifungen der Umgangssprache, die Wechselwirkung von Anglizismen, Wortschöpfungsfehltritte und schließlich die alles entscheidende Frage, ob man nach, zu oder bei Aldi geht – sehr stark.

Die Audiofassung der dritten Episode lebt schlussendlich von der zunehmend ironischeren Sichtweise des Autors selbst. Nachdem er die erste Episode der Hörbuch-Variante noch an einen Auftrags-Sprecher (Rudolf Kowalski) abgegeben hatte, legt Sick seit Teil 2 selbst Hand und Mund an – und dies zahlt sich alsbald aus, weil der Autor schlicht und einfach sehr tief in der Materie steckt und den Humor der ‚Geschichte‘ viel besser an den Mann und die Frau bringen kann. Sehr schön ist hierbei vor allem, wie Sick den Überraschten mimt, sobald er mal wieder mit einer unberechenbaren Wendung im Sprachgebrauch konfrontiert wird. Das ist charmant, das ist witzig und vor allem ist das Unterhaltung auf sehr hohem Niveau. Schade ist lediglich, dass man im Vergleich zum gleichnamigen Buch rapide gekürzt hat. Ungefähr ein Drittel des Gesamtinhalts wurde herausgestrichen, sodass die Originalausgabe dem Hörbuch der Vollständigkeit halber sicher vorzuziehen ist. In diesem Fall tut man sich aber wohl den größten Gefallen, wenn man doppelt investiert: Denn wie Sick die Sprache hier zum Leben erweckt und vermeintlich nüchterne Themen in feinstes Entertainment verwandelt, sollte man auf jeden Fall einmal gehört haben!

|2 Audio-CDs
Spieldauer: ca. 146 Minuten
Sprecher: Bastian Sick
ISBN-13: 978-3898135665|
[www.der-audio-verlag.de]http://www.der-audio-verlag.de

_Bastian Sick bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=952
[„Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod – Das große Spiel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5199

Schreibe einen Kommentar