Sinclair, Alison – Schattengeboren

_Die Trilogie:_

Band 1: [„Nachtgeboren“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7946
Band 2: [„Lichtgeboren“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7988
Band 3: _“Schattengeboren“_

_Um Fejelis zu_ retten, hat Tammorn den jungen Prinzen samt dessen Bruder Orlanjis und sich selbst auf magische Weise in die Grenzlande versetzt. Kein sehr sicheres Pflaster, denn gerade erst haben Schattengeborene Stranhorne, die Nachbarbaronie Strumhellers, überrannt.
Während Vladimer und Telmaine in Begleitung der meisten nachtgeborenen Magier auf dem Weg nach Süden sind, um der Invasion zu begegnen, sind Strumheller und Balthasar in die Hände der Schattengeborenen gefallen.

_Nun ist es_ also so weit: Der Feind erhält endlich ein Gesicht. Dass es sich bei den Schattengeborenen nicht nur um Ungeheuer handeln kann, zeigte eigentlich schon das Ende des ersten Bandes, und hun wird es bestätigt. Überraschend ist, wie wenige sie sind!

Sebastien ist noch sehr jung und besitzt enorme magische Kraft, allerdings ist sie unausgebildet. Der Junge ist eine ebenso große Gefahr für sich und seine Freunde wie für seine Feinde. Auch von der Magie abgesehen ist er unausgeglichen. Einerseits roh und unberechenbar, andererseits einsam, unglücklich und verängstigt. Er fürchtet sich vor seiner Herrin, will sie aber trotzdem nicht verlassen.

Neill ist der Anführer des Angriffs auf Stranhorne. Teilweise wirkt er geradezu gemäßigt, gleichzeitig bricht und versklavt er den Willen seiner magischen Ungeheuer und anderer Tiere mit derselben Gleichgültigkeit, wie Sebastien es bei Menschen tut. Und auch Neill scheint nicht daran zu denken, seiner Herrin untreu zu werden, trotz der Tatsache, dass Emeya offenbar wahnsinnig ist.

Außer diesen beiden tauchen noch vier weitere Magier auf, allerdings werden ihre Persönlichkeiten nicht so ausführlich geschildert wie Neills und Sebastiens. Diese beiden sind dafür ein interessanter Zuwachs zur Personenriege, gewohnt lebensecht und glaubwürdig gezeichnet. Das Einzige, was ich nicht nachvollziehen konnte, war Neills und Sebastiens Verhalten im Hinblick auf Emeya.

Die Handlung entwickelte sich in diesem Band allmählich zu einer kleinen Herausforderung. So lange es hauptsächlich um die Eroberung Stranhornes geht, bleibt die Sache mit zwei Handlungssträngen noch übersichtlich. Doch nach knapp zweihundert Seiten kommen die Fäden von Floria, Telmaine, Fejelis und Tammorn hinzu. Jetzt sind wir nicht nur bei sechs, es spielt sich auch so vieles zeitgleich ab, dass der Leser schon konzentriert bei der Sache sein muss, um nicht durcheinanderzugeraten.

Inhaltlich ist es allerdings so, dass durch die Menge an Ereignissen die Ausführlichkeit ein wenig leidet. Das Geschehen um Fejelis wirkt teilweise geradezu komprimiert, dasselbe gilt für Tammorn. Die Entwicklung zum Höhepunkt hin gestaltet sich dadurch zwar einerseits temporeich und zügig, andererseits entwickelt sich nicht derselbe Sog, den die Autorin in den beiden Vorgängerbänden zu erzeugen wusste.

Der Showdown erwies sich dann eher als verwirrend denn als spannend. Der Leser erfährt zunächst gar nicht, was genau da eigentlich geschieht. Erst im Zusammenhang mit Strumhellers Plan wird die Sache etwas klarer. Schade, dass ich hier auf einen logischen Knacks gestoßen bin. Denn selbst, wenn bei einem Tauziehen beide Parteien gleichzeitig aufgeben, ist das Tau danach immer noch da.

_Unterm Strich_ fand ich „Schattengeboren“ doch nicht ganz so gut wie seine beiden Vorgänger. Normalerweise habe ich keine Probleme mit einer Vielzahl von Handlungssträngen. Hier aber hat die Autorin in ihrem Bemühen, Gleichzeitiges möglichst gleichzeitig zu erzählen, ihre Abschnitte so kurz gewählt, kommen die Wechsel zwischen den einzelnen Fäden in so kurzen Abständen, dass der Verlauf sich doch sehr sprunghaft gestaltet. Da die beiden mächtigsten Schattengeborenen Emeya und Isolde nur so wenig auftauchen, und Isolde ihre wahren Absichten nicht verrät, während Emeya überhaupt nichts sagt, werden ihre Motive und Ziele zu keiner Zeit wirklich klar, sodass der Leser kaum weiß, worum es jetzt eigentlich wirklich geht. Unklar bleibt auch das seltsame Verhältnis zwischen Emeya und Neill und Sebastien. Trotzdem ist auch der Abschlussband der Trilogie interessant und unterhaltsam, was nicht zuletzt der größtenteils sehr gelungenen Charakterzeichnung sowie gelegentlichen Anflügen sehr trockenen Humors zu verdanken ist. Insgesamt gesehen hat Alison Sinclair hier einen sehr lesenswerten Zyklus abgeliefert.

_Alison Sinclair_ stammt ursprünglich aus Schottland, lebt inzwischen aber in Montreal, wo sie an der Universität McGill unterrichtet. Mit dem Schreiben begann sie Mitte der Neunziger Jahre, zunächst im Bereich Science-Fiction. Diese Trilogie ist ihr erster Ausflug ins Fantasy-Genre.

|Taschenbuch: 507 Seiten
Originaltitel Shadowborn
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-802-58337-7|


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