Mittlerweile hat die bekannte Jugendserie des |Franckh-Kosmos|-Verlags die 150er Schallmauer locker durchbrochen. „Stadt der Vampire“ als Band 140 liegt von der Veröffentlichung her hingegen schon etwas zurück. Genauer gesagt datiert dieser Fall ins Jahr 2008, gehört aber somit ohne Frage zur „Neuen Ära“ unter komplett deutscher Federführung. Mystery-Spezialist Marco Sonnleitner zeichnet sich für die Geschichte verantwortlich und er scheucht das Jugend-Detektivtrio zur zünftigen Vampirjagd in die Rocky Mountains.
_Zur Story_
Justus, Peter und Bob haben sich zu einem Kurztrip ins Hinterland von Santa Monica aufgemacht. Sie wollen abseits von Schule und Detektivarbeit mal wieder ein wenig ausspannen und neue Kraft tanken. Ein bisschen Wandern und Campen in freier Natur, die Seele baumeln lassen halt. Zufällig entdecken sie von einem Hochplateau aus ein abgeschiedenes Dorf. „Yonderwood“ verrät Bobs Karte und man beschließt dort hin einen Abstecher zu unternehmen, vielleicht um einen Happen zu Essen oder wenigstens die eigenen Vorräte aufzustocken – zudem braut sich in den Rocky Mountains gerade eine mächtige Gewitterfront auf. Rechtzeitig mit Beginn des Unwetters erreichen sie die ersten Häuser der kleinen Siedlung.
Den drei Fragezeichen stehen selbige im Gesicht, als sich heraus stellt, dass diese alle verlassen sind. Erst in der Dorfkneipe treffen sie eine Hand voll Bewohner. Wie es scheint, so ziemlich der komplette Rest der Verbliebenen. Der Empfang ist äußerst frostig, der Wirt offenbar nicht sonderlich an Gästen interessiert und auch die Schankraumdekoration verdient mindestens das Prädikat „recht seltsam“: Lauter Kreuze und Knoblauchkränze. Griesgrämig verweist man die drei offensichtlich unerwünschten Besucher an das Drugstore gegenüber, als sie fast schon aus reiner Verlegenheit fragen, wo man hier denn noch etwas einkaufen könne. Dort ist man bzw. frau erfreulicherweise ungleich freundlicher.
Josi, die den Laden mit ihrer Großmutter zusammen betreibt, wirkt sehr aufgeschlossen und ist auf Anhieb sympathisch. Als sie vorsichtig nach haken was das ganze Brimborium soll und warum so viele Gebäude leer stehen, mauert auch sie zunächst. Erst nach einigem Bohren erfahren sie, dass seit einigen Monaten ein Vampir umgehen soll. Schon mehrere Menschen wachten morgens in einer Blutlache auf, können sich an rein gar nichts erinnern, weisen aber an ihren Hälsen die charakteristischen Male auf. Eine mannshohe Fledermausgestalt wurde unlängst des Nächtens gesichtet. Will sich der Stadtgründer nach 100 Jahren rächen? Der stammt aus einer berühmt-berüchtigten Gegend und benannte das Örtchen gleich nach seiner alten Heimat: „Yonderwood“ lässt sich treffend mit „Transylvanien“ übersetzen.
_Eindrücke_
Der Beginn ähnelt zunächst dem Fall „Nebelberg“. Ausgebrannte Junior-Detektive, Ausflug in die Rocky Mountains, plötzliche Wetterverschlechterung – der fing beinahe genauso an. Alsbald schlägt aber nicht nur die Witterung, sondern gleichwohl auch der Plot in eine etwas andere Richtung um. Er bleibt aber, der Titel legt darüber bereits beredt Zeugnis ab, satt im Bereich der Mystery. Wenn es um die übersinnlich-gruselig angehauchten Fälle der „neuen Ära“ geht, hat oft Marco Sonnleitner seine Finger im Spiel. Die liegen ihm offenbar besonders. Hier darf er sich mal wieder so richtig austoben und einen wahren Klassiker unter den Nachtmahren von der Kette – pardon: aus der vermeintlichen Totenkiste – lassen.
Vampire sind für gewöhnlich überaus (licht-)scheue Gesellen und vielleicht auch deswegen in der Serie recht seltene Gäste. Daher ist diese Thematik dann noch nicht so ausgelutscht, wie etwa Drachen oder Piraten, deren Auftreten ja als geradezu inflationär zu bezeichnen ist. Die temporeiche Geschichte ist durchweg spannend aufgezogen und die schlapp 128 Seiten im Nu durchgezogen. Erst bei genauerem Hinsehen fallen ein paar Kleinigkeiten auf, die man pedantischerweise bemäkeln könnte. Dabei sind es nicht einmal die üblichen Serien-Klischees und sattsam bekannten Elemente, die es bei einem Fall der drei ??? pflichtgemäß immer zu bedienen gibt. Das geschieht mit einem selbstironischen Unterton und auch ansonsten findet sich erfrischend viel Humor.
Es ist eher das Setup als solches, welches nicht vollkommen überzeugen kann. Nüchtern betrachtet ist nicht nachvollziehbar, warum der Übeltäter überhaupt einen solchen Zinnober veranstaltet. Die ganze Vampir-Inszenierung schadet ihm im Endeffekt eigentlich nur, da es (zwangsläufig) viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er hätte mit seinem (exklusiven) Informationsstand bequem und ohne Zeitdruck im Verborgenen operieren können. Er wäre dadurch vielleicht etwas langsamer zum Ziel gekommen, jedoch ohne Gefahr, jemals aufzufliegen. Niemand hatte auch nur die geringste Ahnung, worum es ging. Nun ja, so ist es für den Leser natürlich wesentlich unterhaltsamer.
_Fazit_
Nach einigen in letzter Zeit eher mittelmäßigen Fällen aus der Feder Marco Sonnleitners, stimmt „Stadt der Vampire“ mehr als versöhnlich. Er kann es immer noch. Gute, spannende Geschichten schreiben nämlich. Dass einige Dinge nicht so ganz schlüssig sind, verzeiht man dem temporeichen und flotten Buch gerne. Die positiven Aspekte überwiegen deutlich. Klare Leseempfehlung auch für Neueinsteiger in die Serie.
_Die Buchdaten auf einen Blick:_
„Die drei ???: Stadt der Vampire“, Band 140
Basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Marco Sonnleitner
http://www.kosmos.de
Redaktion: Martina Zierold
128 Seiten Hardcover
ISBN 978-3-440-11707-1