Sparks, Kerrelyn – Wie angelt man sich einen Vampir?

Der Vampir Roman Draganesti ist der Erfinder synthetischen Blutes, welches es Vampiren ermöglicht, sich zu ernähren, ohne dabei menschliche Leben zu gefährden. Um seine Erfindung noch zu optimieren, erfindet seine Firma Romatech Industries eine Sexpuppe, durch die das synthetische Blut fließen und die den Vampiren ein möglichst echtes Beißgefühl übermitteln soll. Doch als Roman diese Erfindung testet, bricht ihm bei dem Biss in die Gummipuppe einer seiner Fangzähne ab!

Damit sein Fangzahn nicht für immer verloren ist, muss er noch in derselben Nacht zu einem Zahnarzt, doch da es laut den „Schwarzen Seiten“ keinen Vampir-Zahnarzt zu geben scheint, bleibt Roman nicht anderes übrig, als zu einem normalsterblichen Dentisten zu gehen. Er landet bei der hinreißenden Dr. Shanna Whelan, die aber ganz andere Probleme hat als einen Patienten mit einem abgebrochenen Fangzahn: Sie wird von einem gefährlichen Auftragskiller verfolgt. Als sich herausstellt, dass es sich bei dem Auftragskiller um keinen Geringeren als den Vampir Petrovsky handelt, den Erzfeind Romans, der sich noch immer von menschlichem Blut ernährt, rettet Roman Shanna und bringt sie in sein Haus, das von Vampiren wie auch Menschen bewacht wird.

Dort lässt er sich von Shanna behandeln und stellt sie unter seinen Schutz. Es dauert nicht lange, bis Petrovsky erfährt, wer Shanna unter seine Fuchtel genommen hat, und Rache plant. Zu allem Überfluss merkt Roman, der der Liebe eigentlich schon vor langer Zeit abgeschworen hat, dass seine Gefühle für Shanna von Tag zu Tag wachsen – doch wie soll eine Beziehung zu einer Sterblichen funktionieren, wenn Shanna nicht einmal Blut sehen kann?

Bereits die Inhaltsangabe lässt vermuten, dass es sich bei „Wie angelt man sich einen Vampir?“ von Kerrelyn Sparks um eine Vampir-Komödie handelt, und diese Vorstellung wird auch schon nach den ersten Seiten des Buches nicht enttäuscht. Es hat den Anschein, als hätte sich Kerrelyn Sparks zur Aufgabe gemacht, so viele Vampirklischees wie möglich in ihrem Buch zu vereinen und diese dann gehörig durch den Kakao zu ziehen. Ob nun die oben erwähnte Sache mit der Gummipuppe, welche nicht nur die Natur der Vampire, Menschen zu beißen und ihr Blut zu trinken, sondern auch ihre Erotik veralbert, die Tatsache, dass Vampire weder in Spiegeln zu sehen sind noch auf Fernsehaufnahmen, oder ihre Angewohnheit, tagsüber zu schlafen wie ein Stein – Kerrelyn Sparks bedient sich beinahe jedes Klischees, das über Vampire bekannt ist, und bindet diese so in ihre Geschichte ein, dass sich dadurch nicht nur für die Vampire ein Problem entwickelt, sondern auch bei den Lesern für den ein oder anderen Lacher gesorgt ist.

In der ersten Hälfte des Buches jagt ein Scherz den anderen und unterhält den Leser bestens. Vor allem die ersten paar Kapitel wurden so lustig geschrieben, dass nicht nur die Handlung, sondern auch die Charaktere ins Lächerliche gezogen werden. Der Humor, den Kerrelyn Sparks in „Wie angelt man sich einen Vampir?“ eingebaut hat, ist nicht jedermanns Sache und wird auch nicht jeden begeistern können. Dadurch, dass die lustige Atmosphäre des Buches teilweise sehr aufgesetzt wirkt und nicht jeder Scherz wirklich überzeugen kann, wird nicht jeder etwas mit diesem Roman anfangen können. „Wie angelt man sich einen Vampir?“ ist kein Buch, wegen dem man aus dem Lachen fast nicht mehr herauskommt, sondern eines, das in der ersten Hälfte der Geschichte mit einigen Witzen punkten kann. Wer „Wie angelt man sich einen Vampir?“ lesen möchte, der muss sich auf den Humor, der nicht immer der beste ist, einlassen können und dabei auch mal den einen oder anderen schlechten Witz übersehen.

Nach der ersten Hälfte vollführt die Geschichte eine mehr oder weniger abrupte Wendung. Aus der Komödie, die zu keiner Sekunde ernst genommen werden kann, wird nun bitterer Ernst. Dort finden die veralberten Vampirklischees und die zahlreichen Witze ein Ende und die Geschichte entwickelt sich in eine völlig neue Richtung. Auch wenn mir die lustige Variante und die ernste eigentlich gleich gut gefallen haben, fand ich den Wechsel ein wenig störend, da dadurch auch der ganze Sinn der anfänglichen Geschichte über den Haufen geworfen wird. Während in der ersten Hälfte die Charaktere gnadenlos ins Lächerliche gezogen werden und auch die Geschichte selbst ein einziger Witz ist, so gewinnen die Charaktere in der zweiten Hälfte an Ernsthaftigkeit und die Geschichte verbannt jeden weiteren Witz. Zwar bleibt die Handlung durchgehend spannend, aber dennoch hätte sich Kerrelyn Sparks vorher entscheiden sollen, ob ihr Buch nun eine Vampir-Komödie oder eine ernste Vampir-Geschichte werden soll.

Wie eben schon erwähnt leiden unter den ständigen Witzen in der ersten Hälfte die Charaktere. Ob nun Roman, Shanna oder die Nebencharaktere, kein Charakter ist dort auch nur im Ansatz ernst zu nehmen. Weil möglichst viele lustige Szenen in das Buch eingebaut wurden, wirken dafür die Charaktere sehr oberflächlich und teilweise auch nur wenig realistisch. Weder die Gefühle noch die Reaktionen oder die Dialoge sind manchmal wirklich nachvollziehbar und erscheinen daher sehr aufgesetzt. So, wie die Charaktere in „Wie angelt man sich einen Vampir?“ teilweise reagieren, würde einfach kein normaler Mensch agieren oder fühlen. Wer also viel Wert auf die Charaktere legt, der wird der ersten Hälfte des Buches nicht allzu viel abgewinnen können, da sich die Protagonisten erst in der zweiten Hälfte zu normalisieren scheinen. Die Reaktionen werden realistischer, die Gefühle nachvollziehbarer.

Ein großer Pluspunkt, den Kerrelyn Sparks neben ihrem humorvollen Stil ausspielt, ist die Spannung. Hier spielt es keine Rolle, ob es sich nun um die erste oder die zweite Hälfte des Buches handelt, der Spannungsbogen bleibt während des kompletten Buches gleich straff. Die Geschichte wird zu keiner Zeit langweilig, da der Leser entweder mit humorvollen Szenen, Gefahren oder auch der Liebe, die sich zwischen Roman und Shanna anbahnt, bestens unterhalten wird. Wer einmal angefangen hat zu lesen, der kann dabei schnell einmal die Zeit vergessen, und auch wenn das Buch an sich nicht gerade perfekt ist, liest es sich sehr zügig und man hat seinen Spaß dabei.

Das Ende des Buches ist zwar an sich nicht schlecht, aber selbst mir fast ein wenig zu kitschig und zu viel Happy-End. Auf den letzten paar Seiten lösen sich sämtliche Probleme auf, Wunder geschehen und alles wendet sich zum Guten, sodass jeder glücklich ist. Happy-End hin oder her, man kann es auch ein bisschen übertreiben, und Kerrelyn Sparks hat mit „Wie angelt man sich einen Vampir?“ die Grenze ganz knapp überschritten. Details dazu werde ich keine verraten, aber einiges war einfach zu viel des Guten, sodass das Ende ein wenig ins Lächerliche und vor allem noch stärker ins Kitschige abgedriftet ist.

_Fazit:_

Wer von „Wie angelt man sich einen Vampir?“ von Kerrelyn Sparks erwartet, es handele sich dabei um eine pure Vampir-Komödie, der liegt falsch. Nach der ersten Hälfte des Buches wird die Geschichte ernst und hat nichts mehr von dem Witz in der ersten Hälfte vorzuweisen. Dennoch ist das Buch lesenswert, da der Spannungsbogen konstant bleibt und die Geschichte gut unterhält.

_Die Autorin:_

Kerrelyn Sparks war Französisch- und Geschichtslehrerin an einer High School, bis sich im Jahre 2002 ihr Traum endlich erfüllte: Ihr erstes Buch wurde veröffentlicht. Mittlerweile ist sie Bestsellerautorin und lebt mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern im Großraum Houston, Texas.

|Originaltitel: How to marry a Millionaire Vampire
Aus dem Amerikanischen von Justine Kapeller
460 Seiten
ISBN: 978-3-89941-450-9|
MIRA Taschenbuch

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