_Story_
Das weltliche Machtgefüge ist ihr zuwider, die Mächtigen der Welt ein Greuel, und dennoch ruht all ihre Hoffnung auf der politischen Führung. Die 16-jährige Yiu kämpft für ihre schwangere Mutter, die als einer der wenigen Menschen noch die Chance hat, ein lebensfähiges Kind zu gebären. Sie kämpft für das letzte, verbliebene Stück Hoffnung und geht dafür einen teuflischen Deal ein. Ihr Auftrag: die Befreiung eines kleinen Mädchens. Ihr Auftraggeber: der Botschafter, Vater der Geisel und einer der einflussreichsten Männer der Welt. Die Bedingung: Sie muss in zwei Stunden den Konvoi der Verbrecherorganisation erreicht, infiltriert und mit dem Mädchen verlassen haben.
Alsbald begibt sich Yiu auf ihre wahrscheinlich letzte Reise, bereit, ihr Leben für den ungeborenen Fötus zu opfern. Radikal, entschlossen und zu ihrer eigenen Überraschung erfolgreich dringt sie vor. Doch just in dem Moment, als die Mission erfüllt scheint, fehlen Yiu die entscheidenden Argumente …
_Persönlicher Eindruck_
„Yiu“ ist ein Novum im Programm des |Splitter|-Verlags. Die neue Serie aus der Feder Téhys bietet den ersten echten One-Shot im Verlagsprogramm. Zwar gab es innerhalb der Fantasy-Reihe „Die Legende der Drachenritter“ schon mehrere abgeschlossene Handlungen, jedoch waren diese einem zusammengehörigen Konzept untergeordnet – und dies ist dieses Mal nicht der Fall.
Dementsprechend rasant und explosiv schreitet die Geschichte von der ersten Seite an voran; der Autor verschwendet keine Zeit mit Einleitungen und detaillierten Darstellungen der Szenerie, sondern fügt das erforderliche Hintergrundwissen während der fortschreitenden Erzählung in einzelnen Andeutungen ein. Während Yiu sich mit äußerster Gewalt durch den Konvoi metzelt und derweil Informationen an die Sezier-Drohne ihrer Auftraggeber sendet, erfährt man in kurzen Artikeln mehr über ihre Motivation und das generelle Setting, wobei sich die Ereignisse gleich mehrfach überschlagen und kaum Zeit bleibt, die kombinierten Informationen ganzheitlich aufzunehmen.
Indes ist die Geschichte ziemlich stark auf die permanente Action ausgerichtet; Destruktionen und Explosionen am laufenden Band, dazu füllen Blut und massig Leichen die Szenerie. Die Handlung an sich kann, unter anderem auch bedingt durch die relative Kürze des Plots, gar nicht erst wirklich an Tiefe gewinnen. Hinzu kommt, dass der Weg der Protagonistin in ganz genauen Linien vorgezeichnet ist. Sie beschreitet zielgerichtet ihren Pfad, verfolgt unbeirrt und mit verheerender Aggression ihre Ziele, und von vornherein ist dem Leser klar, dass es kein bitteres Ende geben kann. Und dennoch gelingt Téhy auf den letzten Seiten noch so etwas wie eine deutliche Überraschung. Entgegen den verhältnismäßig spannungsarmen, dafür aber effektreich verpackten ersten Kapiteln der Handlung erreicht die Story zum Schluss dennoch den zwischenzeitlich vermissten Anspruch und steuert nicht auf das erwartete Ende zu.
Somit muss man dem Autor zweifelsohne zugestehen, die verbleibenden Freiräume seiner Geschichte effizient genutzt zu haben. Zwar verbleibt über das Ende hinaus der Eindruck, dass „Yiu 1 – Die Armee des Neo-Mülls“ noch mehr hätte überzeugen können, hätte man einen Teil der Action für ein Mehr an inhaltlicher Tiefe geopfert, doch bleibt das trotz allem permanent hohe Niveau von solchen Gedanken weitestgehend unangetastet. Allerdings sind dies die feinen Unterschiede, die den Auftakt dieser neuen Serie von der Kategorie ‚herausragend‘ zunächst fernhalten. Aber für Fans und Abonnenten des |Splitter|-Programms besteht dennoch keine begründete Sorge: Yiu besticht nämlich, vor allem im Bereich von Illustrationen und Dynamik, mit genügend Überzeugungskraft, um recht schnell das Fantasy- & Science-Fiction-Publikum zu begeistern!
http://www.splitter-verlag.de