Taylor, Matt – BreakScore

Würfelspiele sind mittlerweile kaum noch salonfähig, seit die Ansprüche an ein klassisches Brettspiel spätestens mit der Hochkonjunktur der strategischen Vertreter enorm gestiegen sind. Insofern sollte Matt Taylor, seines Zeichens Designer des in Eigenregie publizierten Würfelspiels „BreakScore“, große Schwierigkeiten haben, sein Produkt an den Mann zu bringen. Nicht zuletzt, da der Mann auch noch aus Neuseeland liefert. Aber Moment – dieses nette Spielchen hat dann doch einiges mehr zu bieten als die üblichen „Kniffel“-Varianten.

_Spielidee_

Ähnlich dem traditionellen Leiterspiel geht es in „BreakScore“ darum, seine Spielfigur vom Startfeld in den Zielbereich zu bringen, und dies möglichst als Erster. Insgesamt vier Spieler können an der Jagd um die höchste Punktzahl mitstreiten und sich mit Würfeln, Karten und ein bisschen Risikobereitschaft duellieren. Allerdings ist die Jagd nach Punkten kein Selbstläufer. Bestimmte Kombinationen müssen gewürfelt werden, um den Punktestand aufzubessern, und wenn man dann nicht richtig aufpasst oder zu viel wagt, kann es passieren, dass selbst die lukrativste Summe im Nirwana verschwindet. Reihum pokert man nun und versucht, in die so genannte Enzone zu gelangen. Ist dies geschehen, dürfen die Mitspieler noch einen Überholversuch starten. Wer nun am Ende die Nase vorne hat, hat nicht nur den perfekten BreakScore erzielt, sondern auch das Spiel gewonnen.

_Ausstattung_

Entsprechend dem vergleichsweise geringen Budget des Eigenverlags ist die optische Aufmachung zu „BreakScore“ nicht sonderlich spektakulär. Das Spiel kommt in einer transparenten Plastikdose im Papphüllengewand auf den Markt und würde dementsprechend im Händlerregal auch nicht wirklich auffallen. Auch das Kartenmaterial und der dünn kartonierte Spielplan sind für Vielspieler nicht besonders resistent und nutzen schnell ab. Gerade deswegen wäre ein gescheiter Vertrieb auch dringend erforderlich, um das Thema auch in Europa an den Käufer zu bringen.

Andererseits muss man das Ganze als liebevoll aufgemachte Rohversion betrachten, bei der die Liebe zum Detail ins Spielprinzip integriert wurde, nicht aber in die Gestaltung des Materials. Und unter diesem Aspekt sind die kleinen Eselsohren, die bereits mit dem Abtrennen der Karten entstehen, auch leicht zu verkraften.

_Spielaufbau_

Jeder Spieler entscheidet sich für eine der Spielfarben und nimmt den entsprechenden Setzstein in dieser Farbe. Reihum probieren die Beteiligten nun, in einer Würfelphase mindestens 40 Punkten zu erzielen, um sich überhaupt für das Spielbrett zu qualifizieren. In der Reihenfolge, in der dies gelungen ist, wird später auch gestartet.

Das Interessante an der Sache ist nun, wie konkret man seinen persönlichen BreakScore erweitert, denn dies geschieht mittels bestimmter Kombinationen. Die wohl einfachste Lösung besteht darin, einen Star zu würfeln, in diesem Fall eine 1 oder eine 5. Zehn bzw. fünf Punkte werden hierfür verbucht. Ein wenig anspruchsvoller ist da schon das Triple, das aus beliebigen Trios einer Augenzahl bestehen kann. Je nach Summe des einzelnen Würfels wird noch eine Null angehängt und so die Punktzahl für die einzelnen Triples errechnet. Als Letztes besteht noch die Möglichkeit eines Runs, vergleichbar mit einer großen Straße im Poker, bestehend aus einer Ziffernreihe von 1 bis 6. Dieses enorm schwierige Unterfangen bedeutet entsprechend auch gleich einen Punktezuwachs von 100.

Reihum wird nun gewürfelt, und dies so lange, bis man entweder mit der aktuell erreichten Punktzahl aussteigt oder ein weiterer Wurf nicht mehr produktiv für die Gesamtsumme ist. Man darf so häufig werfen, wie man zusätzlich Punkte addieren kann. Das heißt, man beginnt mit sechs Würfeln und muss Runde für Runde mindestens einen Würfel herausnehmen, der später auch gewertet werden kann. Also sortiert man 1er, 5er und Triples aus, oder man hat direkt das Glück, einen Run zu würfeln. Anschießend ergibt sich immer wieder die Möglichkeit, auszusteigen und den Punktewert festzuhalten, oder eben höher zu pokern und zu versuchen, das Resultat noch zu verbessern. Jedoch reduziert sich die Würfelzahl folgerichtig in jeder Runde, womit das Risiko immer höher wird. Würfelt man nun beispielsweise mit dem letzten verbliebenen Würfel eine 3, erzielt man einen so genannten Zouch und verliert gleich alle Punkte.

Um den simplen Mechanismus jedoch ein wenig zu durchbrechen, hat Taylor einige nette Gimmicks im Spiel untergebracht. Selbst der offenkundige Loser hat noch die Möglichkeit, über eine Zouch-Karte zurück ins Spiel zu kommen oder wenigstens geringfügig zu punkten. Allerdings müssen diese Karten nicht immer positiv sein, weshalb diese Option freigestellt ist.

Reich belohnt hingegen ist derjenige, der mit allen Würfeln punkten kann. Diese Aktion heißt Boomer und führt auch einen eigenen Kartensatz. Bei einem Boomer darf man nun wählen, einen weiteren Versuch zu addieren oder eben eine Karte zu ziehen. Beides birgt weitere Risiken und macht das Spiel zumindest ein klein wenig strategisch.

Sobald nun ein Spieler die Enzone erreicht hat, neigt sich das Spiel dem Ende zu. Alle verbliebenen Spieler haben noch die Option, in einer letzten Wurfserie vorbeizuziehen. Wer danach nun an erster Position in der Enzone steht, darf sich über den Sieg freuen.

Neben dem klassische „BreakScore“-Game beinhaltet die Spielanleitung im Übrigen noch die Regeln für die Champions-Klasse sowie eine Schnellstart-Variante. Gerade die Profifassung ist hier noch eine richtig lohnenswerte Steigerung zum eigentlichen Mechanismus, die das Spiel ein wenig komplexer macht. Nach einigen Einstiegsrunden sollte dies später auch das Regelszenario sein.

_Persönlicher Eindruck_

Anfangs war ich skeptisch, am Ende aber überrascht und sogar richtig begeistert. „BreakScore“ ist ein wirklich starkes Würfelspiel, das durch den Einsatz der Karten und deren Sonderfunktionen klassische Mechanismen durchbricht und zudem auch noch mit einer ganzen Reihe Optionen auf dem Spielplan aufwartet, die das Spiel spannend halten. Anders als beim traditionellen Leiterspiel gibt es außerdem die Möglichkeit, selbst eine immense Führung noch aufzuholen, da man mit unzähligen Boomers in Serie noch richtig hohe Scores erzielen kann, was die Partie natürlich jederzeit spannend hält. Hinzu kommt, dass sich die Rollen im Spiel aufgrund der Kartenaussagen ständig ablösen. Selbst mit einem Boomer kann man rapide absinken, während ein Zouch manchmal sogar noch mit einem Bonus belohnt wird. Skurril, aber sicherlich witzig. Apropos witzig, dies ist das finale Stichwort: Taylor hat nicht nur seinen persönlichen Humor in das Spiel eingeflochten, sondern der überraschend pfiffigen Idee auch eine Menge Spielwitz mitgegeben, der ein nicht zu verachtendes Suchtgefühl weckt.

Wie gesagt: Anfangs war es kaum vorstellbar, dass „BreakScore“ jemanden vom Hocker reißen könnte. Ertappt man sich dann aber bei der fünften Partie in Folge, weiß man, dass hier ein echter Geheimtipp konzipiert wurde. Bleibt also zu hoffen, dass „BreakScore“ auch bis auf den deutschen Markt durchdringen wird. Zu wünschen wäre es dem sympathischen Autoren und seiner feinen Idee auf jeden Fall!

Mehr Infos unter http://www.breakscore.com.

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