Teuber, Klaus – Siedler von Catan, Die – Das Würfelspiel

_Jetzt wird auch in Catan gewürfelt_

Es scheint derzeit in Mode zu sein, zu preisgekrönten Familienspielklassikern eine Würfelvariante zu kreieren. Bereits im letzten Jahr warteten |Queen Games| mit einem taktischen „Kniffel“-Ersatz zu „Alhambra“ auf, nun ziehen |Kosmos| mit einer ebenfalls stark am Original orientierten Alternative zu „Die Siedler von Catan“ nach.

Und wiederum sind alle wichtigen Elemente und Prinzipien des Grundspiels enthalten, das heißt, die Spieler müssen Rohstoffe erlangen (sprich: erwürfeln), damit Straßen, Siedlungen und Städte erwerben und schließlich nach einem Höchstmaß an Siegpunkten streben. Ob der Würfelspaß allerdings genauso viel Spaß bringt wie das wohl bekannteste Brettspiel nach [„Monopoly“ 3330 überhaupt, steht auf einem anderen Blatt …

_Eine Reise mit Würfeln_

Ähnlich wie in der gewohnten Variante wandert man auch im Würfelspiel ausgehend von einem festgelegten Startpunkt los, um in Nähe der Rohstofflager Siedlungen und Städte zu erbauen. Allerdings benötigt man hierzu natürlich die Verbindungsstraßen, die über die kleine Karte des hier minimierten Kontinents Catan führen. Der Weg ist also vorbestimmt, zu Erwürfeln gilt es lediglich zu beachten, wie weit einen die Reise führt. Je weiter man jedoch gelangt, desto lukrativer sind die möglichen Bauten und damit auch die Punktzahl, die man hierfür erhält. Dabei muss aber beachtet werden, dass man die Siedlungen in der Reihenfolge baut, in der sie angeordnet sind; Gleiches gilt für die Städte. Man kann also nicht stur vorwärts bauen und am Ende der Strecke die Riesenstadt mit einem Punktewert von 30 erschaffen, wenn man nicht vorher die übrigen Städte gebaut hat.

Um indes überhaupt bauen zu können, benötigt man Rohstoffe, die wiederum auf den Würfeln abgebildet sind. Baukosten ergeben sich aus der Legende auf dem Spielplan, wobei man teilweise schon etwas Glück haben muss, mit sechs Würfeln genau die fünf Rohstoffe zu erwürfeln, die eine Stadt erfordert. Um dem Abhilfe zu schaffen, kann man Ritter kaufen, die einem zusätzliche Joker bescheren. Von Feld zu Feld ist ein besserer Ritter positioniert, der einem ergänzend zum eigenen Würfelresultat in jeder Runde einen vorgegebenen Rohstoff schenkt. Hat man schließlich alle Ritter gekauft, bekommt man bis zu sechs Rohstoffe zusätzlich. Es lohnt sich also, schnellstmöglich Ritter anzuwerben, ohne dabei natürlich die ursprüngliche Reise außer Acht zu lassen. Doch dies sollte eigentlich spielerisch gelingen …

_Spielmaterial_

• 6 Rohstoffwürfel
• 1 Block mit 60 beidseitig bedruckten Spielplänen

Das Material des Würfelspiels ist recht spärlich, allerdings für den Zweck weitestgehend ausreichend. Lediglich Kugelschreiber werden noch benötigt, um die Resultate zu notieren bzw. die bereits erbauten Straßen etc. zu markieren. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass man aufgrund der begrenzten Anzahl der Papierspielpläne langfristig limitiert ist und man irgendwann überlegen muss, ob man nicht weitere Pläne kopiert. Dies war beispielsweise bei „Alhambra“ besser gelöst, denn dort wurden alle Spielstände mit Figuren und Markern auf dem Brett festgehalten. Entgegen der bisherigen Detailverliebtheit des Verlags beschränkt man sich also bei „Die Siedler von Catan – Das Würfelspiel“ lediglich aufs Wesentliche.

_Spielablauf_

Der Aufbau des Spiels ist recht simpel. Zu Beginn der Partie besitzt man eine Startstraße, von der ausgehend man die Besiedelung von Catan startet. Nun darf man in insgesamt 15 Runden pro Spielzug bis zu dreimal würfeln, um sich die benötigten Rohstoffe für den geplanten Weiterbau zu beschaffen. Wichtig ist hierbei, dass man sich an die Bauregeln hält und immer nur Straße an Straße baut bzw. Siedlungen, Ritter und Städte in der chronologischen Reihenfolge erstellt. Die fünf Rohstoffe sind auf den einzelnen Seiten der Würfel abgebildet; sollte es mal nicht gelingen, einen benötigten Rohsoff zu erwürfeln, besteht mit ein wenig Glück die Chance, mit zwei erwürfelten Goldsymbolen das fehlende Material zu ersetzen. Später sollte dies aber unproblematisch sein, denn mit wachsender Zahl der Ritter fliegen einem die Baustoffe nur so zu. Wer dennoch mal in einer Runde leer ausgeht, muss auf seinem Block ein Kreuz markieren, welches in der Endabrechnung zwei Minuspunkte kostet.

So geht es nun reihum weiter, bis genau 15 Runden gespielt sind. Anschließend folgt dann die Schlusswertung, in der alle Punkte addiert und der Sieger ermittelt wird.

_Meine Meinung_

Nun, zunächst einmal war ich davon überzeugt, dass die großen Erwartungen, die man ja berechtigterweise an jeden Titel der „Catan“-Reihe haben darf, auch mit dem Würfelspiel bestätigt werden. Die ersten Spielzüge machten Spaß, das Spiel schien recht taktisch aufgebaut und es war ziemlich spannend zu sehen, welche der unterschiedlichen Taktiken zum Sieg führten. Dann jedoch, mit wachsender Spieldauer, stellten sich die ersten kleinen Schönheitsfehler ein.

Es stellte sich nämlich heraus, dass jeder Spieler, sobald er erst einmal im Besitz einiger Ritter ist, mit Leichtigkeit das gesamte Spielfeld abarbeiten und letztendlich jede Straße, jede Siedlung und auch jede Stadt mit Leichtigkeit erbauen kann, ohne dabei unter Druck zu geraten, nach 15 Spielrunden nicht mit den Gegenspielern gleichziehen zu können. Recht schnell erkennt man, dass die Ritter der Schlüssel zum Erfolg sind und man am Ende nur darauf hinarbeitet, möglichst schnell fertig zu sein – ob dies nun nach 12 oder 13 Runden der Fall ist, ist gleich, denn zu schaffen ist es spielend einfach.

Doch was nun? In der Spielanleitung steht, dass man in jeder Runde, in der man nichts bauen kann, Punkte abgezogen bekommt. Aber soll man damit denjenigen bestrafen, der schneller ans Ziel gelangt ist? Natürlich erscheint es logisch, dass derjenige, der am schnellsten alles erbaut hat, auch keine Punkte mehr verlieren darf, aber was ist mit den übrigen Spielern? Laut Regel dürfen sie genau 15 Runden spielen, könnten also demzufolge noch nachziehen. Das Resultat: Ein ständiges Patt und einige Fragezeichen ob des viel zu niedrigen Schwierigkeitsgrads.

Wir haben uns intern auf die wohl logischste Variante geeinigt. Nachdem ein Spieler den Spielplan verbaut hat, wird die Runde noch zu Ende gespielt und das Spiel eventuell schon vorzeitig beendet. Da dies aber jedes Mal der Fall war, kamen einige Bedenken, ob das Spiel auch bis ins letzte Detail durchdacht sei oder man bezogen auf die Zielgruppe auf die etwas jüngere Generation geschaut hat, für die das Spiel ggf. eine etwas längere Herausforderung darstellt. Aber wenn man es einmal durchschaut hat, ist es – und das ist die eigentliche Enttäuschung – auf lange Sicht ziemlich langweilig.

Die kommerzielle Ausschlachtung der Brettspielwelt Catan stolpert meines Erachtens hier über das erste Opfer. Der Versuch, auch „Die Siedler von Catan“ mit einem guten Würfelspiel auszustatten, ist im Vergleich zum wesentlich stärkeren [„Alhambra-Würfelspiel“ 3232 recht halbherzig geraten und verliert nach anfänglichem Spaß recht schnell seinen Reiz. Zugegeben, zu Beginn hat mir das Würfel in der bekannten Spielewelt tatsächlich Freude bereitet. Aber aufgrund der etwas undeutlichen Regelformulierungen und der ständigen Pattsituationen, die am Ende entstanden, war die Langzeitmotivation eher bescheiden – ähnlich wie die Umsetzung dieses Würfelspiels.

http://www.catan.com/
http://www.kosmos.de

|Siehe auch:|

[„Kampf um Rom“ 3076 (Catan-Spiel)
[„Die Siedler von Catan“ 258
[„Die Siedler von Catan“ 1218 (Lesung)

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