Teuber, Klaus – Siedler von Catan, Die – Junior

_Der Kassenschlager in der Junior-Variante_

Auch mehr als zehn Jahre nach der Prämierung zum Spiel des Jahres wird in Catans Wunderwelten noch gesiedelt; Klaus Teuber hat seinen Erfolgstitel nicht nur in Form von unzähligen Erweiterungen und Abwandlungen wie Karten- und Würfelspiel erfolgreich vermarktet, sondern durch stetig neue Produkte dafür gesorgt, dass sein flinkes Spielprinzip auch zu einem Zeitpunkt, an dem jeder sein Exemplar besitzen sollte, noch im Gespräch bleibt. Seltsamerweise hat der beliebte Spieleautor bei seinen Planungen um die Siedler nie an das jüngere Publikum gedacht, was aber auch manche erwachsene Spieler als gar nicht notwendig empfanden, da das Spielprinzip ja eigentlich ziemlich simpel ist. Andererseits wird es dem herkömmlichen Schulanfänger noch nicht so leicht fallen, das Tauschprinzip sowie den generellen Vorgang des Siedelns genau zu durchschauen und in diesem Bereich effektiv zu agieren, so dass eine vereinfachte Fassung gerade für die ganz kleinen Einsteiger in Teubers Kassenschlager nach all den Jahren geradezu verpflichtend ist.

Nun endlich ist der Mann den sich mehrenden Rufen nachgekommen und hat eine deutlich simplere Version der „Siedler von Catan“ auf den Markt gebracht. Das Junior-Spiel basiert dabei zwar eindeutig auf den Mechanismen des großen Bruders, ist insgesamt aber viel überschaubarer und letztendlich auch deutlich schneller durchgespielt. Ob diese kinderfreundliche Variante aber auch dem unangefochtenen Basiswerk gerecht werden kann, muss erst noch analysiert werden …

_Von Piraten und Papageien_

In „Die Siedler von Catan – Junior“ befinden sich die Spieler noch vor der Inselwelt Catans und versuchen dort, ihre Piratennester aufzubauen und miteinander zu verbinden. Um dies zu gewährleisten, müssen nach bekanntem Prinzip Rohstoffe erwürfelt werden, um damit jene Piratennester zu bauen und die Seestraßen auszubauen. Außerdem ist es möglich, einige Rohstoffe einzusetzen, um den freundlichen Papagei Coco zur Hilfe herbeizubitten, der immerzu mit nützlichen Ratschlägen aufwartet und den Siedlern jederzeit unter die Arme greift, wenn Unterstützung erforderlich ist. Ziel des Spieles ist es schließlich, alle sieben Piratennester aus dem eigenen Vorrat in Catan zu platzieren, bevor dies jemand anderem gelingt. Doch dies ist einfacher gesagt als getan.

_Spielmaterial_

• 1 beidseitig bedruckter Spielplan
• 1 Würfel
• 28 Piratenlager in 4 Farben
• 32 Piratenschiffe in vier Farben
• 1 Geisterpirat
• 24 „Coco hilft“-Karten
• 95 Ausrüstungskarten
• 1 Marktplatz
• 4 Hafenkärtchen
• 4 Baukarten

|Kosmos| haben bei der Wahl der Materialien auf allerhand bunte Farben gesetzt und somit auch einige nette optische Reize erschaffen, die jedoch für den grundsätzlichen Mechanismus nicht immer förderlich sind. So zum Beispiel sind die Ausrüstungskarten mit verwirrenden Umrahmungen versehen, anhand derer man lediglich auch die Verbindung zu den Feldern, auf denen man die Rohstoffe und Gegenstände erwürfelt, herstellen kann. Der Säbel beispielsweise ist in die bekannten roten Steinmuster eingerahmt, passt aber farblich wie strukturell nicht wirklich zum Sechseckfeld, auf dem er produziert wird.

Des Weiteren hätte man einen etwas größeren Spielplan wählen können und speziell zwischen den einzelnen Inselteilen ein wenig mehr Platz lassen sollen. Sind erst einmal einige Schiffe und Lager auf dem Plan verankert, verliert man relativ schnell die Übersicht. Zwar muss man Sonderregelungen wie den festgelegten Abstand zwischen zwei Häusern bei der Junior-Fassung nicht beachten, aber dennoch ist Anschaulichkeit gerade bei der angesprochenen jüngeren Zielgruppe ein entscheidendes Bewertungskriterium, welches hier bisweilen nicht gänzlich zufriedenstellend erfüllt wird.

Auch was die Qualität des Materials betrifft, gibt es einiges anzumerken. In meiner Schachtel waren zum Beispiel schon mehrere Schiffe leicht beschädigt, was die Spielmotivation schon vor der ersten Partie ein wenig trübt. Gerade in solchen Momenten fragt man sich, warum man nicht schon damals bei der Holzversion des Spiels geblieben ist, denn auch wenn die Optik des Plastikminiaturen sicherlich besser ist, so siegt am Ende doch die Funktionalität – und die ist mit beschädigten Gegenständen natürlich nur bedingt gegeben.

Zumindest das Karten- und Kartonmaterial geht in Ordnung, wenn auch hier auf das Problem der Umrandungen noch einmal hingewiesen sei. Alles in allem also kein wirklich guter Eindruck, sieht man mal von der Bilderbuch-Optik der Spielmittel und den verständlich illustrierten Hafen- und Baukarten ab – und damit auch nicht ganz das, was man sich vorab erhofft hatte.

_Spielvorbereitung_

„Die Siedler von Catan – Junior“ kann man lediglich zu dritt oder zu viert spielen. Entsprechend der Anzahl wählt man die dafür vorgesehene Seite des Spielplans und verteilt die einzelnen Schiffe und Piratenlager an die Mitspieler. Anders als bei der ‚großen‘ Variante sind die Startplätze aller Spieler auf dem Spielbrett bereits vorgegeben, so dass man dort jeweils ein Piratenlager absetzt. Auch der Geisterpirat, das Äquivalent zum Räuber, hat einen angestammten Startplatz in der Geisterburg.

Die Ausrüstungskarten werden anschließend nach ihrer Art sortiert und neben dem Spielbrett bereitgelegt. Nun bekommt jeder Spieler jeweils ein Holz und ein Fass Rum als Startkapital. Außerdem wird jeder Ausrüstungsgegenstand einmal auf eines der fünf Felder des Marktes gelegt. Als Letztes werden die ‚Coco‘-Karten und die Hafenkärtchen verdeckt neben den Plan gelegt. Hat nun jeder Spieler eine Baukarte bekommen, kann das Spiel beginnen.

_Spielablauf_

Wie hinlänglich bekannt, wird zu Beginn eines jeden Spielzuges gewürfelt. Danach wird das Resultat mit den Feldern auf dem Spielplan abgeglichen und ermittelt, wer welchen Ausrüstungsgegenstand bekommt. Zu Beginn herrscht jedoch noch Chancengleichheit, denn mit fast allen Würfen bekommen alle Spieler die gleiche Menge Karten zugespielt. Die erhaltenen Ausrüstungskarten sollten nun schnellstmöglich wieder verwertet werden. Allerdings bedarf es häufig zunächst eines Tausches, um die entsprechenden Karten für den Erwerb von Schiffen, Lagern oder ‚Coco‘-Karten zusammenzubekommen. Man hat nun die Wahl, einmalig pro Zug eins-zu-eins auf dem Markt zu tauschen oder aber nach freien Kriterien mit den Mitspielern zu feilschen. Und auch der Tausch von 3:1 bei der Bank bzw. 2:1, sobald man auf ein Ankersymbol gebaut hat, ist möglich. Wenn bei einem solchen Handel die benötigten Ausrüstungsteile ergattert wurden, kann man weitersiedeln und Schiffe und Lager Schritt für Schritt und ausgehend von den beiden Startpositionen bauen. Es gilt jedoch zu beachten, dass man beim Bau die Reihenfolge Lager-Schiff-Lager-Schiff-… einhält.

Wer indes eine ‚Coco‘-Karte zieht und dadurch die Gelegenheit bekommt, den Geisterpiraten zu versetzen, darf auch in der Geisterburg ein Piratenlager bauen, das er jedoch wieder räumen muss, sobald ein anderer Spieler mehr ‚Coco‘-Piratenkarten besitzt. Dieser Pirat darf außerdem immer versetzt werden, wenn jemand eine 6 würfelt. Am Aufenthaltsort des Geisterpiraten werden bis auf eine erneute Verschiebung der Figur alle Ausrüstungen geblockt, das heißt bei einer entsprechenden Würfelsumme ginge man trotzdem leer aus.

Reihum wird nun gesiedelt, getauscht, gebaut und wieder gesiedelt, bis ein Spieler seine sieben Lager auf dem Feld platziert hat. Allerdings ist dies erfahrungsgemäß sehr, sehr schwierig, weil man häufig schon zuvor alle freien Plätze belegt hat und erst gar nicht die Möglichkeit besteht, alle Lager aufzubauen. Da die Spielanleitung keinen anderen Hinweis liefert, ist davon auszugehen, dass in diesem Fall der Spieler mit den meisten Piratenlagern gewonnen hat.

_Fazit_

Insgeheim habe ich mir bei einem Qualitätstitel wie „Die Siedler von Catan“ ein wenig mehr erwartet als diese nette, aber nicht vollends überzeugende Fassung für das jüngere Publikum. Bereits die oben angeführten Schwierigkeiten mit dem Spielmaterial sind äußerst ungewöhnlich, aber auch Vorkommnisse wie die gerade erst erwähnte Regellücke zur Beendigung des Spiels sind keine typischen Trademarks des Verlags bzw. des Autors und hinterlassen zum Ende hin einen leicht faden Beigeschmack. Allerdings ist es eigentlich das abgewandelte Spielprinzip, das genauer unter die Lupe genommen werden muss, und unter diesem Aspekt hat sich Teuber dann doch wieder weitestgehend als gewiefter Autor beweisen können.

Die Vereinfachungen erscheinen infolge dessen auch wirklich sinnvoll; man erlebt zum Beispiel keine Frustrationen wie den Verfall von Rohstoffkarten (im Originalspiel hervorgerufen durch eine gewürfelte 7), das Spiel driftet zeitlich nicht ins Uferlose ab und durch die eingedämmte strategische Komponente besteht bei der in diesem Alter – konzipiert ist das Spiel für Kinder ab einem Alter von sechs Jahren – doch häufig ganz unterschiedlich entwickelten Zielgruppe dennoch Chancengleichheit. Davon abgesehen hat Teuber auch ein neues Setting gestaltet, das sich vom traditionellen Catan-Schema ein klein wenig distanziert und stattdessen das derzeit sehr beliebte Piraten-Thema grafisch und funktionell verwertet. Dies mag zwar auch aus kommerzieller Hinsicht ein geschickter Zug gewesen sein, doch da die optische Umsetzung wirklich fabelhaft ist, kann man daran beileibe nichts aussetzen.

Insgesamt darf man das Junior-Spiel aber durchaus kritisch sehen: Neben einem anständig umgesetzten, an den richtigen Stellen vereinfachten Spielprinzip fallen einige ungewohnte Nachlässigkeiten auf, welche die Piraten-Adaption nicht ganz so tadellos wie erwartet erscheinen lassen. Oder um es genauer auf den Punkt zu bringen: „Die Sielder von Catan – Junior“ ist ein gutes Kinderspiel, aber keine unfehlbare Blaupause für den Markt der ganz kleinen Spieler. Als leichteren Einstieg in die Welt von Catan ist es dennoch ein durchaus empfehlenswerter Titel, weil der Spaßfaktor selbst bei allen erwähnten kleinen Fehlbarkeiten auch hier sehr groß ist.

http://www.catan.com/
http://www.kosmos.de

|Siehe auch:|

[„Die Siedler von Catan – Das Würfelspiel“ 3603
[„Kampf um Rom“ 3076 (Catan-Spiel)
[„Die Siedler von Catan“ 258
[„Die Siedler von Catan“ 1218 (Lesung)

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