Thielking, Helge – Destino

Lust auf Urlaub zu Hause? Helge Thielking entführt uns mit seinem zweiten Roman „Destino“ in die Karibik – Spannung und Action inklusive!

Die neunundzwanzigjährige Jette Colberg setzt sich gegen eine Menge ältere und erfahrenere (und vor allem männliche) Mitbewerber um einen Posten als Managerin des Touristikunternehmens STO durch. Verwunderlich, bringt sie doch nicht die richten Schlüsselqualifikationen für so einen harten Job mit. Ob ihr ehemaliger Professor Kurt Jacobi da seine Finger im Spiel hatte?

Jette macht sich darüber keine weiteren Gedanken. Stattdessen lebt sie sich in Bremen ein, nachdem sie beinahe ihr ganzes Leben von einem Ort zum anderen gezogen ist. Sie hofft, in der Geburtsstadt ihrer Mutter die Heimat zu finden, die sie die ganze Zeit vermisst hat. Anfangs scheint das auch ganz gut zu klappen. Sie findet schnell Freunde und an ihrem Arbeitsplatz läuft auch alles bestens. In dem kaltherzigen, karrieregeilen Kramer findet sie schnell einen Gegenspieler, doch sie merkt erst wesentlich später, dass seine Repressalien mehr sind als ein firmeninterner Kampf. Spätestens als ihre Sekretärin bei einem Briefbombenattentat schwer verletzt wird.

In Jette wächst die dunkle Ahnung, dass der Anschlag ihr gegolten hat, da er an ihre Abteilung, die für die Karibik zuständig ist, addressiert war. Schnell kommt ihr der Verdacht, dass die Bombe vielleicht in Zusammenhang mit den Ungereimtheiten steht, die sie in ihrem Bereich entdeckt hat. Strände, die verschwinden, Unfälle, Beschwerden, die nicht weitergereicht werden – was zur Hölle ist in der Karibik los? Und wieso weiß sie als Leiterin des Bereichs „Karibik“ nichts davon? Enthält man ihr mit Absicht Informationen vor?

Jette recherchiert selbst, doch als sie genug Informationen zusammengesammelt hat, um sie der Staatsanwaltschaft zu übergeben, geht ihr Haus in Flammen auf und Jette sieht ein, dass es der einzige Weg ist, direkt vor Ort zu ermitteln. Allerdings gibt es da einige Leute, die mit ihrem Tatendrang nicht einverstanden sind und die auch nicht davor zurückschrecken, ihr Leben aufs Spiel zu setzen …

Da Thielking Tourismuswirtschaft studiert hat, weiß er, worüber er redet. Er schildert ansehnlich die Vorgänge in dem großen fiktiven Touristikunternehmen STO und schafft es, die geschäftliche Seite, auf der es nicht immer mit rechten Dingen zugeht, auch für den Laien zugänglich zu machen. Wer hofft, dass sich das Buch später in pathetischen Naturbeschreibungen der Karibik ergeht, wird enttäuscht. Vielmehr schildert der Autor das knallharte Geschäft mit den Inseln und den dortigen Tourismus.

Trotz des Fachwissens möchte auf weiten Strecken des Buchs nur wenig Spannung aufkommen. Zäh wälzt sich die Geschichte auf 460 Seiten voran, wobei die eine oder andere Seite weniger vielleicht von Nutzen gewesen wäre. Dabei schreibt Thielking noch nicht mal zu ausschweifend, er versucht nur zu viele Fakten in seine Geschichte unterzubringen, was ihm leider nicht so ganz gelingt. Zu weit klaffen teilweise diese Fakten auseinander und diese Lücken sorgen wiederum dafür, dass dem Buch sehr schnell die Puste ausgeht.

Ein wenig lieblos wirken die Charaktere. Sie besitzen zwar eine Vergangenheit – und besonders mit Jettes kann man sich gut identifzieren -, diese geht jedoch nicht besonders tief und das Fehlen von wirklichen Eigenschaften, darunter auch Macken, trägt dazu bei, dass die Figuren sehr oberflächlich erscheinen.

Thielkings Schreibstil schließt sich der Oberflächlichkeit der Protagonisten an. Geübt, aber ohne einen eigenen Stempel pflügt er sich durch das Buch, ohne Eindruck zu hinterlassen. Das ist nicht unangenehm, sorgt aber für eine wenig interessante Lektüre.

Die Urlaubsvorfreude muss also einen kleinen Dämpfer einstecken, denn in Bezug auf Handlung, Personen und Schreibstil muss man bei „Destino“ ein paar Abstriche machen. Trotzdem ist das Buch ein Durchschnittsthriller, der nicht schmerzt, aber auch keine euphorischen Jubelstürme auslöst.

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