Band 1: [„Im Land des Windes“ 4130
Band 2: [„Auftrag des Magiers“ 4130
_Story_
Der Schatten des Tyrannen verbreitet sich immer weiter über die Aufgetauchte Welt; der rachsüchtige Magier entsendet die Heerscharen der Fammin in sämtliche Landstriche und streut dort Tod und Zerstörung. Lediglich Nihal, die letzte verbliebene Halbelfe und der Prophezeiung nach die lange erwartete Rettung des Friedens des Länderbunds, und ihr Begleiter, das einstige Ratsmitglied Sennar, sind noch imstande, die totalitäre Herrschaft des Tyrannen aufzuhalten, stehen jedoch unter enormem Zeitdruck, da ihr bösartiger Gegenspieler sein Machtgebiet von Tag zu Tag zügiger ausbreitet.
Nihals einzige Chance besteht in einem geheimnisvollen Amulett, das jedoch erst zum Leben erwacht, sobald die Steine aller acht Länder in ihm vereinigt sind. Wagemutig bricht die junge Kämpferin in eine schier aussichtslose Mission auf, bei der sie stetig schwerwiegendere Verluste hinnehmen muss. Als schließlich auch noch ihr einstiger Knappe Laio beim Versuch, Nihal hinterherzueilen, um an ihrer Seite zu kämpfen, von den Fammin getötet wird, wird sie sich der Wichtigkeit ihrer Aufgabe erst recht bewusst. Doch während sie unter gehörigem Zeitdruck die Steine erstreitet, steigt in ihr auch der Hass auf den dunklen Magier – Hass, der für den Tyrannen das einzig erdenkliche Lebenselixier ist …
_Persönlicher Eindruck_
Der Wandel, den die Saga der italienischen Nachwuchs-Schriftstellerin Licia Troisi in diesem Teil von „Die Drachenkämpferin“ durchlebt, ist wahrlich enorm. Die Geschichte, die bis dato prinzipiell eher ein jugendliches Fantasy-Publikum angesprochen hatte, wird mit einem Mal deutlich erwachsener, indes jedoch auch weitaus schwerer verdaulich. Dabei steht in den ersten Kapitel von „Der Talisman der Macht“ noch gehäufte Skepsis; man bekommt den Eindruck, als wolle die Autorin mit einem Mal noch jede Menge Details in ihrer Story unterbringen, um den inhaltlichen Umfang schlagartig zu potenzieren, was angesichts des bisherigen Fortschritts der Handlung und deren stringenten Verlauf zunächst widersinnig anmutet. Besonders die Suche nach den acht Steinen des Amuletts, die zu Beginn noch äußerst spannungsarm konstruiert wird, will nicht so recht mit dem eher emotionalen Verlauf des Plots harmonieren und dient vornehmlich als Aufhänger, um den Action-Anteil der Erzählung urplötzlich in den Vordergrund zu stellen.
Derlei Irritationen werden von Troisi aber gottlob relativ schnell wieder ausgebügelt, nämlich ab dem Moment, in dem die zwischenmenschlichen Ereignisse bzw. die wirklich starken Charakterzeichnungen wieder im Fokus der Story stehen. Mit ungewohnter Härte bestimmt die Autorin über das Schicksal manch vertrauter und lieb gewonnener Figur der Serie, so zum Beispiel über den stets unglücklichen Laio sowie im späteren Verlauf auch über eine ganze Reihe tragischer Personen, die ganz unverhofft ein kostbares Opfer für die Schlacht gegen den Tyrannen bringen. Dadurch verschafft sich die Urheberin der Geschichte jedoch nicht nur ungeahnte Freiräume sondern auch ein gehöriges Maß an Unberechenbarkeit, welches sich bis zum eher philosophischen, in mancherlei Hinsicht sicher auch überraschenden Ende hinzieht. Die gesamte Story erhält mitunter einen völlig neuen Charakter, im Zuge dessen auch ein reiferes, bisweilen sehr dunkles Erscheinungsbild, welches sie mit Abschluss der Serie endgültig in den Bereich der anspruchsvolleren, erwachsenen Fantasy-Literatur hievt.
Dennoch ist „Der Talisman der Macht“ noch von kleineren Schwächen durchzogen, gerade was das stetig wechselnde Erzähltempo anbetrifft. Troisi bereitet ihre Leser auf einige spektakuläre Final-Szenarien vor, lenkt alle aus dem Verborgenen zurückgekehrten Puzzlestücke auf einen homogenen, intelligenten Abschluss (so kehrt zum Beispiel manch einer auf, den man schon fast wieder vergessen hatte), will dann jedoch auch noch in den Bereich der Philosophie hinabtauchen, was ihr im eher dialoglastigen Schluss samt Epilog nur partiell gelingt. Gerade hier erweist sich wieder das altbekannte Sprichwort ‚weniger ist manchmal mehr‘ als bezeichnend, denn ebenso wie schon am Anfang des letzten Romans, so beschleicht den Leser auch hier das Gefühl, Troisi wolle mit aller Gewalt noch in die verschiedensten Sub-Genres dieser speziellen Literaturform hineinschnuppern, verliert dabei aber den Blick fürs Wesentliche.
Aufgrund der generell starken Ideen und einer sprachlich wie inhaltlich trotz allem fabelhaften Umsetzung sind derlei Schwächen aber keinesfalls als eklatant einzustufen, nur eben bei der Erstellung einer dynamischen, spannungsreichen Story ein wenig hinderlich. Das Fazit bleibt jedoch auch unter Berücksichtigung dessen sehr positiv. Troisi bewirbt sich mit dem dritten Band dieser erfrischenden Saga für größere Aufgaben und hat den Sprung in die oberste Liga der europäischen Fantasy-Schriftsteler weitestgehend fehlerfrei gemeistert. Bleibt zu hoffen, dass „Die Drachenkämpferin“ kein Einzelkind bleibt und die Dame schon bald mit weiteren Werken auf sich aufmerksam macht. Lust auf mehr besteht definitiv! Ein vierter Band, „Das Erbe der Drachen“, erscheint im Februar 2008 bei |Heyne| und als Hörbuch bei |Random House Audio| und eröffnet die Nachfolgetrilogie „Die Schattenkämpferin“.
http://www.drachenkaempferin.de/
http://www.heyne.de