Trugenberger, Luca – Angriff der Schatten, Der (Die Wege des Drachen 3)

Band 1: [„Der magische Dorn“ 3227
Band 2: [„Das Siegel des Schicksals“ 3848

Damlo steckt immer noch mittendrin in der Bemühung, die Intrige des Fürsten Norzak von Suruwo zu vereiteln. Aber ehe er die Sache zu Ende bringen kann, wird er verraten und an den Fürsten ausgeliefert. Der will zunächst nur mit mehr oder weniger Gewalt herausfinden, wo Damlo den Wagen mit der wertvollen Fracht versteckt hat, entdeckt bei dieser Gelegenheit aber auch die seltsame Doppelnatur Damlos und beschließt augenblicklich, sich diese zunutze zu machen. Er umgarnt Damlo, um ihn für sich zu gewinnen, und verspricht, ihm zu zeigen, wie er den Drachen in seinem Inneren bändigen kann. Eine ungeheure Verlockung für Damlo …!

_Die Personen_, die in diesem Band des Zyklus |Die Wege des Drachen| neu eingeführt werden, bleiben allesamt Nebenfiguren. Zumindest, wenn die Aussage des Verlages stimmt, dass der Zyklus mit dem dritten Teil abgeschlossen sei.

Eine der beiden Personen ist Stukos, ein ehemaliger Legionär und Karawanenführer. Ein eiserner, aber freundlicher Mann, dessen Weitsicht und Klugheit Damlo im entscheidenden Augenblick das Leben rettet.

Die andere ist Ailaram, der Magiarch des weißen Turms, der erstmals auftaucht. Ein würdiger alter Mann mit weißem Haar und Bart, körperlich nicht mehr allzu kräftig, aber geistig stark. Sozusagen das Abbild des Zauberers schlechthin.

Das klingt ein wenig mager, aber beide Figuren nehmen nicht genügend Raum ein, um ein persönliches Profil für sie herauszuarbeiten. Die übrigen bekannten Personen aber, soweit sie vorkamen, haben sich ihr Eigenleben und ihre Ecken und Kanten durchaus erhalten.

_Die Handlung_ wird vor allem von dem Duell zwischen Damlo und Norzak bestimmt. Das ist gar nicht schlecht gemacht. Die angedeutete Trauer Norzaks über den Tod seines Sohnes verleiht ihm jenen letzten Rest von Menschlichkeit, der Damlo die Entscheidung darüber, ob er Norzaks Angebot annehmen soll oder nicht, so schrecklich schwer macht. Dabei mag Norzaks Überredungskunst einem Erwachsenen durchaus lächerlich und leicht durchschaubar erscheinen. Für einen Jugendlicher wie Damlo ist sie weniger offensichtlich, zumal Norzaks Worte keine einzige Lüge enthalten. Die Szene ist fast schon ein Lehrstück darüber, wie man die Gedanken eines Menschen lenkt, ohne wirklich etwas zu sagen.

Auch der Showdown im Gebirge war sehr gut gemacht, obwohl die Identität des Ersten Dieners nicht wirklich eine Überraschung war. Es wurde im Gegenteil nur allzu deutlich darauf hingewiesen, doch die Person war so nebensächlich, dass sie neben all den wichtigen Personen wie Norzak, Ticla und Baldrin einfach unterging. Der zeitliche Abstand, mit dem die Bücher erschienen, tat ein Übriges. Dafür blieb auf diese Weise die Spannung ein wenig länger erhalten. Und Spannung gab es diesmal eine Menge. Nicht nur das geistige Duell zwischen Damlo und Norzak war interessant gemacht, auch die Hetzjagd durchs Gebirge, bei der Damlo in immer größere Bedrängnis gerät, ließ den Spannungsbogen kontinuierlich steigen.

Schade nur, dass es bis dahin so lange gedauert hat. Ich gebe ja zu, dass meiner Erinnerungen an das genaue Ende des zweiten Bandes ein klein wenig Auffrischung gutgetan hat. Die Auffrischung erfolgte leider auch diesmal dadurch, dass zu Beginn des Buches Erinnerungen aus beiden Vorgängerbänden in die Handlung eingeflochten wurden. Wie schon bei Band zwei hat das auch hier zu einem seltsam umständlichen Handlungsverlauf geführt, der erst nach hundert Seiten überstanden war.

_Ich frage mich allerdings ernsthaft_, ob das wirklich dem Autor zuzuschreiben ist. Denn die Stellen, an denen die einzelnen Bände abbrachen, waren wieder einmal absolut ungeeignet für eine solche Unterbrechung, vor allem zwischen den Bänden zwei und drei, wo die Handlung einfach mittendrin abreißt. Und mir drängt sich der Verdacht auf, dass diese Trennung wieder einmal auf die Kappe des Verlages geht! Das würde auch erklären, warum der Klappentext diesen dritten Band als „abenteuerliches Finale“ bezeichnet, obwohl die Geschichte ganz offensichtlich noch nicht zu Ende ist. Sie kann gar nicht zu Ende sein, denn bisher wurde lediglich der Erste Diener enttarnt. Enttarnt, nicht besiegt. Von einem echten Sieg über den Schatten sind Damlo und seine Freunde noch weit entfernt.

Im Italienischen, aus dem das Original stammt, gibt es nur „Il Risveglio dell’Ombra“ (Das Erwachen der Schatten). Die weiteren Romane Luca Trugenbergers, „Il Predatore di Magia“ (Der Zauberdieb) und „Il Ruggito dell’Ombra“ (Das Heulen der Schatten), erzählen von Ereignissen, die nach dem „Angriff der Schatten“ stattfinden. Mit anderen Worten: Es spricht alles dafür, dass |Die Wege des Drachen| ursprünglich kein dreiteiliger Zyklus, sondern ein Gesamtband war, und zwar der erste von dreien. Diese Zerteilung durch den Verlag war umso überflüssiger, als |Piper| bereits 2005 unter dem Titel „Damlo und der Weg zum Glück“ den Gesamtband als Hardcover veröffentlicht hat. Was in aller Welt verspricht der Verlag sich davon, wenn er seine Leser verärgert, indem er Bücher nur häppchenweise und im Abstand von mehreren Monaten veröffentlicht?

Um auf die vielen, den Erzählfluss störenden Erinnerungen am Anfang zurückzukommen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese auch im Original enthalten sind, denn da wären sie schlicht überflüssig. Wo aber kommen sie dann auf einmal her? Vom Verlag? Wenn ja, wer kam auf die Idee, die Problematik auf diese Weise zu lösen? Eine kurze Zusammenfassung der vorhergehenden Bände als Einführung am Anfang, außerhalb der eigentlichen Erzählung, hätte denselben Zweck erfüllt, wäre wesentlich weniger Arbeit gewesen und hätte nicht die Lektüre der Geschichte gestört. Warum also hat der Verlag sich so viel Mühe gemacht? Ich glaube, ich will die Antwort gar nicht wissen.

Auch das Lektorat ließ sehr zu wünschen übrig. Zwei Verben im selben Satz, aber an unterschiedlichen Stellen, lassen darauf schließen, dass bei einer Änderung der ursprünglichen Formulierung etwas übersehen wurde, und das mehrmals. Auch fehlende Buchstaben und Zeitfehler sind mir begegnet. Irgendwie hat |Piper| sich bei dieser Veröffentlichung an den falschen Stellen angestrengt.

_Dabei ist die Geschichte_ um Damlo durchaus lesenswert. Sie mag sich mit ihren Orks, Trollen und Ellfen, ihrem Schatten und seinem Diener in ziemlich eingefahrenen Fantasy-Bahnen bewegen. Aber sie ist nicht ohne Spannung, die Charaktere sind lebendig und eigenständig, Damlo ist vor allem für Jugendliche eine gute Identifikationsfigur, und die Idee von der Mischung aus Mensch und Drache bietet noch eine Menge Möglichkeiten. Luca Trugenberger hat bestimmt nicht das Genre revolutioniert, trotzdem ist das Buch eine nette und unterhaltsame Lektüre. Ich würde allerdings jedem Interessenten empfehlen, sich die Hardcoverausgabe mit dem Titel „Damlo und der Weg zum Glück“ zu kaufen. Sie kann kaum schlechter als die drei Taschenbuchschnipsel sein.

_Luca Trugenberger_ lebt in Italien. Nach seinem Medizinstudium arbeitete er einige Zeit als Schauspieler, um dann doch wieder zur Medizin zurückzukehren. Heute ist er in Rom als Psychotherapeut tätig. „Il Risveglio dell’Ombra“ ist sein erster Roman und der einzige, der bisher auf Deutsch erschienen ist. Da aber für die beiden Folgeromane bereits deutsche Titel feststehen, dürfte auch deren Veröffentlichung bei uns nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.

http://www.piper-verlag.de/

Schreibe einen Kommentar