Volkers, Mara (Lorentz, Iny) – Reliquie, Die

Mara Volkers ist das Pseudonym von Iny Lorentz. Iny Lorenz ist wiederum das Pseudonym eines Autorenehepaars namens Iny und Elmar. Lorenz hieß Elmars Vater, daher der Nachname Lorentz. Mara stammt vom Namen Elmar ab und Volker hieß Inys Vater, deswegen Mara Volkers. Auch eine Methode, um an ein Pseudonym zu kommen.

„Die Reliquie“ ist bisher das einzige Buch, das unter dem Namen Mara Volkers erschien, während als Iny Lorentz zahlreiche historische Romane wie z. B. [„Die Kastratin“, 980 „Die Wanderhure“, „Die Kastellanin“ oder „Die Tatarin“ erfolgreich veröffentlicht wurden.

_Die Story:_

Im Jahre des Herrn 1268: Der Graf Walther von Eisenstein regiert sein Land brutal und gewissenlos, denn er ist sich seines Einzuges ins Paradies gewiss. Dank eines Holzsplitters vom Kreuze Jesu Christus, den einst einer seiner Vorfahren im Kampf um das Heilige Land mit nach Hause brachte, sind die Seelen seiner Sippe auf alle Ewigkeit gerettet. Für ihn ein Grund, nach Lust und Laune zu morden, zu vergewaltigen und zu rauben. Dabei hat er es vor allem auf das Land seiner Nachbarn und Freibauern abgesehen.

So kommt es eines Tages, dass er den Freibauernhof von Otto und Anna überfällt, den Bauern zusammenschlagen und die Frau mehrfach vergewaltigen lässt. Er lässt die beiden als Hörige in eine Kate bringen und beschlagnahmt sowohl das Land als auch die Tochter Elisabeth, die er als Geliebte mit auf seine Burg nimmt. Die jüngere Tochter Bärbel wird ebenfalls eingesackt, allerdings als hörige Arbeitskraft im Stall, in der Küche oder wo man sie sonst brauchen kann.

Derweil kümmert sich der Meister Ardani um die Kräuterfrau Usch, die von Rache an dem Grafen träumt. Der Zauberer ist sich Bärbels Wert sehr bewusst, durch ihre Verwandtschaft dritten Grades mit dem Grafen ist sie die Einzige, die die Reliquie an sich bringen und damit den Segen von dem Tyrannen nehmen kann. Also befiehlt er der Kräuterfrau, das Mädchen unter ihre Fittiche zu nehmen, dafür zu sorgen, dass das Kind rein und unschuldig bleibt. Usch verwandelt daraufhin die Kleine in einen sogenannten Waldschrat, ein schmutziges, unförmiges Ding, das alle anderen für verrückt halten. Und es wirkt, Bärbels Unschuld bleibt unberührt …

Bleibt also nur noch, die Reliquie zu entwenden und allem Bösen den Garaus zu machen …

_Meine Meinung:_

Dieses Buch beinhaltet historischen Roman, Fantasy-Story und Märchen in einem. Zauberer, Geister, Dämonen und Engel bestimmen die Handlung genauso konsequent wie Grafen, Hörige, Mönche und Eremiten. Hier findet der Leser alles: Krieg und Liebe, Gewalt und Romanze, Intrigen und Verbündungen, Habgier und Freundschaft.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und verströmen eine gewisse Lebendigkeit, die die Seiten schnell vorbeifliegen lässt. Insbesondere der Graf Walther besticht durch eine eiskalte Intelligenz und Bösartigkeit, zieht mordend und plündernd durch sein Land, und was er nicht mit Gewalt erreicht, besorgt er sich mit hinterhältiger Betrügerei.

Dem gegenüber steht das Kind Bärbel, das durch den Zauberer auf sein Erbe erst hingewiesen werden muss und damit nicht wirklich umzugehen weiß. Sie verlässt sich auf ihre Freundin Usch, die allerdings wiederum unter dem Einfluss des Meisters steht, und auf ihre Intuition, die ihr doch immer wieder aus unangenehmen Situationen helfen kann.

Ihre Schwester ist das Betthupferl des Grafen und trägt alsbald dessen Kind unter ihrer Brust. In der Hoffnung, ihr Sohn werde der nächste Graf, lässt Elisabeth ihr Schwesternding gnadenlos fallen und widmet sich nur noch ihrer neuen Karriere. Auch Bärbels Eltern nehmen im Anblick einer neuen Aufstiegsmöglichkeit Abschied von ihrem zweiten Kind, wollen eigentlich nur noch Nachrichten über die „richtige“ Tochter erfahren. Bärbel steht ziemlich allein, bis ein alter Eremit auf der Burg auftaucht und ihr ebenfalls den Auftrag gibt, den Kreuzessplitter zu stehlen.

Selbst die Nebencharaktere sind dicht konstruiert, soll heißen, füllen ihre Rollen mit Realitätssinn und eigenem Stil voll und ganz aus. So ist z. B. des Grafen Haushaltsvorsteherin in diesen verliebt und geifert nach der Ehre, in seinem Bett liegen zu dürfen. In einem Anfall von Wahnsinn will sie ihn mit Hexentrunk verführen und zeigt dabei ihr wahres Gesicht: Durch jahrelangem Verzicht ist sie gelb vor Neid und gemein gegenüber allen weiblichen Wesen in Gegenwart des Grafen. Kurzerhand lässt der Graf sie von allen verfügbaren Knappen und Knechten vergewaltigen.

Der Roman besticht nicht nur durch eine gute Geschichte, sondern ebenfalls durch einen flüssigen und schönen Schreibstil. Häufiger Szenenwechsel hält die Spannung aufrecht und die Detailbeschreibungen sind meiner Meinung nach im richtigen Maß: nicht zu viel, dass es langweilte, und nicht zu wenig, dass man sich nichts vorstellen könnte. Es ist natürlich Unterhaltungsliteratur und dementsprechend gibt es keinerlei Leseschwierigkeiten im Schreibstil. Angenehm und sehr fließend gleiten die Wörter dahin und lassen die passenden Bilder vor dem geistigen Auge entstehen. Allerdings sind die Gewaltszenen doch schon recht deutlich geschildert, und was fehlt, entsteht im Kopf des Lesers sowieso noch dazu. Das ergibt zwischendurch immer mal wieder leichtes Entsetzen, zeigt aber auch sehr nüchtern, wie grausam das Leben in der damaligen Zeit halt war.

Was mich inhaltlich etwas irritierte, war der deutliche Anstieg der fantastischen Elemente zum Schluss des Buches. Auf einmal wimmelte es nur so von Geistern, Engeln und Dämonen. So hatte ich das nicht erwartet, als ich den Roman zu lesen begann. Doch irgendwie passt diese Entwicklung ins Gesamtbild hinein, und deshalb habe ich das Buch bis hin zum Happy-End-Finale auch weiter verschlungen!

Im Großen und Ganzen kann ich diesen Roman allen empfehlen, die Mittelalter-, Fantasy- oder Märchen-Vorlieben besitzen. Es ist sehr gut und leicht zu lesen und die Story unterhält von Anfang bis Ende!

Für den November 2007 ist bei |Bastei Lübbe| der Roman „Die Braut des Magiers“ unter dem Pseudonym Mara Volkers angekündigt.

Homepage von Iny Lorentz: http://www.iny-lorentz.de
http://www.bastei-luebbe.de