Wagner, Matt – Batman und die Monster-Männer (100 % DC 5)

_Story_

Sal Maroni, ein berüchtigter und kompromissloser Mafioso, kontrolliert die Unterwelt von Gotham City und presst aus den prominentesten Figuren der Stadt in regelmäßigen Abständen Schutzgeld heraus. Auch Norman Madison, einst erfolgreicher Geschäftsmann, ist ins Visier des Bandenbosses geraten, als er sich zur Bewältigung seines Schuldenbergs einen Kredit bei Maroni erfragte. Nun steht er tief in seiner Schuld und ist den Bedingungen des Fieslings schutzlos ausgeliefert. Der nämlich droht damit, Madisons Tochter Julie aufzusuchen, wenn Norman nicht seinen Forderungen nachkommt.

Julie indes ahnt nichts von den Machenschaften ihres Vaters; sie ist gerade erst neu verliebt, nämlich in den als Playboy verschrienen Bruce Wayne. Der wiederum ist momentan in seiner zweiten Rolle als Batman schwer beschäftigt und lässt seine neue Partnerin mehr als einmal ratlos zurück. Eine grässliche Mordserie erschüttert nämlich gerade die Stadt und hat gerade erst wieder ein weiteres, in Stücke zerrissenes Opfer hervorgebracht. Batman geht der Sache auf der Spur und stößt dabei auf den Wissenschaftler Hugo Strange. Und schon das erste Aufeinandertreffen der beiden wird für den maskierten Rächer zum Alptraum, denn in Stranges Laboratorien verbergen sich einige grässliche, übermenschlich große Monster, die nur allzu gerne auch die Fledermaus in Stücke reißen würden. Batman steckt in der Falle, entkommt aber gerade noch einmal. Als er dann aber noch Verbindungen zwischen Strange, Maroni und dem Vater seiner neuen Traumfrau entdeckt, ist er am Zuge und muss Schlimmeres verhindern, bevor die grässlichen Monster ein weiteres Mal zuschlagen.

_Meine Meinung:_

Matt Wagner ist ein ergebener Verfechter des sogenannten Golden Age und hat vor allem am auch hier verwendeten Superhelden Batman einen Narren gefressen. „Batman und die Monster-Männer“ ist daher auch als eine Hommage an diese Zeit zu verstehen, denn sowohl stilistisch als auch inhaltlich zitiert der Autor und Zeichner im fünften Band von „100 % DC“ eine legendäre Geschichte des maskierten Rächers, die erstmals in „US-Batman 1“ (1940) zu bestaunen war. Es handelt sich hierbei um den zweiten Auftritt des völlig durchgedrehten Wissenschaftlers Hugo Strange, dessen wilde Monster wohl zu den hartnäckigsten Gegnern gehören, denen Batman je gegenübergetreten ist.

Wagner hat die Story in ein etwas zeitgemäßeres Gewand gepackt, sie mit einer moderneren Sprache ausgestattet und die Zeichnungen auch recht deutlich an die Charakteristika der heutigen Batman-Comics angegliedert. Allerdings spielt die Erzählung in der Batman-Zeitleiste natürlich ganz zu Beginn und markiert zum Beispiel mit dem ersten Einsatz des berühmten Batmobils einen Schlüsselpunkt in der langen Historie des beliebten Helden. In Gotham City wird die unbekannte Fledermaus immer noch sehr zwiespältig aufgenommen, weil sich die Bewohner nicht sicher sind, ob der Mann mit seinen harten Methoden und der eiskalten Ausstrahlung nun auf der Seite des Guten oder des Bösen steht. Selbst einst rechtschaffene Leute wie Norman Madison haben ihre Bedenken und sehen in Batman eher einen hinterlistigen Ganoven als den Gesetzeshüter, den Kommissar Gordon längst in ihm erkannt hat. Dies unterstreicht natürlich die Brisanz der gesamten Rahmenhandlung. Batman hat es hier noch weitaus schwerer, weil ihm noch die Akzeptanz fehlt. Er muss stets verdeckt auftreten und hat neben seinem Butler Alfred nur noch Gordon als Verbündeten, der wiederum im Präsidium mit starkem Gegenwind kämpfen muss, weil er anscheinend eine dienstliche Partnerschaft mit dem mysteriösen Unbekannten eingegangen ist.

Genau jene Tatsache lässt die plötzlichen Auftritte Batmans aber noch eleganter erscheinen; die Momente, in denen er Strange oder Maroni aus dem Nichts auftauchend überrascht und verblüfft, gehören zu den Hghlights dieses Comics, unterstreichen aber auch noch mal die Aura, die Batman ausstrahlt – so undurchdringlich und gefühlsneutral wie wahrscheinlich kein anderer Comic-Held des DC-Universums. Dies darzustellen, ist Wagner in „Batman und die Monster-Männer“ auch prima geglückt. Hinzu kommt noch, dass der Zeichner Batmans nach wie vor hasserfülltes Erscheinungsbild prima auffängt; er hat seine Vergangenheit zu diesem Zeitpunkt noch nicht überwunden, und obwohl er bereit ist, eine richtige Liebschaft einzugehen, ist er immer noch verbittert und nachdenklich. Und das kann man eben nicht nur den Texten, sondern vor allem auch den superben Illustrationen entnehmen.

Zur Geschichte wurde bis hierhin noch kaum etwas gesagt, dabei ist sie ja eigentlich das Hauptanliegen dieser Kritik. Aber wie erwartet, ist auch sie ein echter Kracher, angefangen bei den seltsamen, unklaren Verstrickungen zwischen Gangstern, Wissenschaftlern und Geschäftsleuten, über die toll inszenierten Kampfszenen bis hin zum fabelhaften Spannungsaufbau, der eigentlich erst auf den letzten beiden Seiten, nach Auflösung der Angelegenheit, wieder langsam herabgefahren wird. Die Bösewichte werden außerdem glaubhaft dargestellt, sowohl der gnadenlose Maroni als auch der vollkommen besessene Strange, beide vom Gedanken übermannt, die Stadt zu unterjochen und die Macht an sich zu reißen, nur eben, dass sich ihre Mittel eklatant voneinander unterscheiden. Während der eine mit Erpressungen erfolgreich seinen Ruf festigt, manipuliert der andere die menschlichen Gene und missbraucht sie schließlich auf fürchterliche Art und Weise. Das ist der Stoff, aus dem wahre Fieslinge gemacht sind. Und das ist auch der Stoff, den der eingeschworene Batman-Fan, ganz unabhängig davon, welche Periode des Helden er nun favorisiert, lesen möchte.

„Batman und die Monster-Männer“ ist auf jeden Fall einer der besten Batman-Plots, die je geschrieben wurden, sowohl damals als auch in der nachträglichen Hommage Wagners. Der Autor hat schon versprochen, bei entsprechender Nachfrage weitere Adaptionen älterer Comic-Klassiker nachzureichen. In Planung ist derzeit „Batman & The Mad Monk“, eine Geschichte, die in den Staaten schon angelaufen ist. Nun, wenn es nach mir ginge, sollte man dem Mann freie Hand lassen. Derartige Klasse (gerade was die Spannung betrifft) ist immer gerne gesehen. Alleine schon die Tatsache, dass „Batman und die Monster-Männer“ der mit Abstand beste Teil der „100 % DC“-Reihe ist, sollte diesbezüglich Bände sprechen.

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