_|Stern|-Abonnenten sollten wissen_, worauf sie sich bei einem gefragten Kolumnisten wie Jan Weiler einlassen. Seit geraumer Zeit versorgt der inzwischen auch als Buchautor gefragte Schreiberling ein wachsendes Publikum mit den Geschichten um den pikanten Schwiegervater Antonio, um Sara, die etwas zerstreute Ehegattin, und die beiden Nachzügler Carla und Nick, die erst jüngst hinzugestoßen sind und Weiler allerhand Futter für neue kuriose Geschichten zum ‚ganz normalen‘ Alltag liefern.
61 seiner berüchtigten Kurzabhandlungen hat er nun unter dem Titel „Mein Leben als Mensch“ zusammengefasst und auch über seine populären Kolumnen hinaus für die Nachwelt festgehalten. Und vergleichbar seinem inzwischen bereits verfilmten Klassiker „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ hat Weiler hierbei kein Fettnäpfchen ausgelassen, um seine sarkastisch angehauchte Selbstironie sowie die allzu üblichen Fehltritte des Alltags auf die Schippe zu nehmen bzw. sich am Ende des Tages in erster Linie über sich selbst und seine Sippe zu amüsieren.
Insofern ist „Mein Leben als Mensch“ natürlich vorrangig eine Zusammenfassung der brisantesten Alltags-Storys aus dem Leben einer italienischen Gastarbeiterfamilie, in die der Protagonist vor einiger Zeit eingeheiratet hat. Es geht um Kuriositäten wie die Geschichte mit den ‚Laufenten‘, die Weiler vergeblich einzufangen versuchte, um die Fußball-Weltmeisterschaft, für die Senór Antonio natürlich noch die richtige Flimmerkiste beschaffen musste (mit Flakebild versteht sich), um die Diskrepanzen, die ein Festnetz-Anschluss mit sich bringt, und natürlich um das Au-Pair-Mädchen Natalya, das immer wieder frischen Wind und Denkanstöße in die engmaschige Welt der italienisch-deutschen Verbindung hineinbringt, ohne dabei jedoch den Moralapostel heraushängen zu lassen.
_Aber was genau_ zeichnet Weiler und seine Hommage an den Alltag nun wirklich aus? Nun, es ist der Alltag selber. Es sind außergewöhnliche Storys, die nur das Leben schreibt, die so gewöhnlich und typisch sind, als Anekdoten aus einer völlig normalen Welt, dann aber doch wieder ein wenig absurd erscheinen, fast schon als Persiflage auf das, was Weiler im Titel beschreibt – auf das Leben als Mensch. Die Spanne reicht dabei von kleinen Krisen über einen Hauch von zynischer Situationskomik bis hin zu schwärzlich-humoristischer Satire. Kaum eine Gelegenheit wird dabei ausgelassen, die Klischees der italienischen Hitzköpfigkeit zu betonen, und wenn Weiler seinen Lieblingszögling Antonio mal wieder in den Mittelpunkt rückt, sind die Lacher stets auf seiner Seite.
Dennoch werden sich Liebhaber der vorherigen beiden Bücher zunächst einmal an „Mein leben als Mensch“ gewöhnen müssen, da die jeweiligen Kapitel in sich abgeschlossen und vor allem reichlich kurz sind. Doch inhaltlich entschädigen sie einfach für alles, was sich anfangs gegen die Erwartungshaltung sträubt. Antonios ständige Dispute mit der Technik, Sohnemanns unerschöpfliche Suche nach neuen Wortkreationen, Saras stete Hilflosigkeit und Claras Besonnenheit – hier wird jeder Charakter zu einem Lachmuskelerquicker der besonderen Art. Und zu einem Kurzweil-Garanten für die begrenzte Dauer von immerhin 224 Seiten. Aber die Quantität muss nicht die Sorge des Publikums sein. „Mein Leben als Mensch“ wird zweifelsohne noch einige Brüder zur Seite gestellt bekommen. Denn wenn eines schier unerschöpflich ist, dann Weilers Sinn für liebreizende und vor allem unterhaltsame Geschichten aus dem Alltag einer nicht ganz alltäglichen Familie …
|Hardcover: 224 Seiten
Mit Illustrationen von Larissa Bertonasco
ISBN-13: 978-3463405711|
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