Whedon, Joss / Jeanty, Georges – Buffy: Wie tötet man eine Jägerin? (Staffel 8, Teil 2)

[„Buffy: Die Rückkehr der Jägerin“ 4670 (Staffel 8, Teil 1)

In der siebten Staffel zeichnete sich für Buffy ab, dass sie nicht mehr die einzige Jägerin sein würde. Auch wenn ihre Erfahrungen und ihr Kampfgeschick die aller neuen Jägerinnen weit übertraf – die Auserwählte war sie nicht mehr. Wer einige Staffeln zurückblickt, und zwar bis zur dritten, wird sich daran erinnern, dass bereits viel früher in der Fernsehserie eine andere Jägerin eingeführt wurde: Faith. Während Buffy brav daherkam, adrett und höflich, mit einer klaren Moralvorstellung, war Faith die Draufgängerin, wild und ungebunden, den Tag auskostend und nach einem Kampf gegen einen Vampir wenig später schon in der nächsten Disco mit tanzen und flirten beschäftigt.

Faith kam bei den Zuschauern an und ließ die Drehbuchautoren dank großem Konfliktpotenzials zwischen Buffy und Faith zu Höchstform auflaufen. Faith blieb jedoch eine Nebenfigur und tauchte in späteren Episoden nur sporadisch wieder auf. Überraschen tut es trotzdem nicht, dass auf dem Cover zum zweiten Buffy-Comic „Wie tötet man eine Jägerin?“, die als offizielle achte Staffel daherkommt und von Buffy-Erfinder Joss Whedon persönlich konzipiert worden ist, Faith dem Betrachter entgegenlächelt – in verschmitzter und natürlich freizügiger Pose. Immerhin drehen sich die fünf enthaltenen Folgen in großen Teilen um sie, und es deutet alles darauf hin, dass der Konflikt zwischen ihr und Buffy einen neuen Höhepunkt erreicht.

_Inhalt_

Faith hat sich von Robin Wood getrennt, dem Schuldirektor aus Staffel 7, und streift wieder alleine durch die Nacht. Dort, wo sie Vampiren begegnet, lässt sie keine Gnade walten. Nach einem ihrer Kämpfe taucht plötzlich ein alter Bekannter auf: Giles, Buffys ehemaliger Wächter und Ersatzvater für die gesamte Clique. Faith ist über Giles Auftauchen weniger erfreut, registriert jedoch schnell, dass Giles sie nicht kontaktiert hätte, wäre es nicht wirklich dringend. Sein Auftrag scheint simpel, und doch gerade deshalb so schwierig. Faith soll dieses Mal keinen Vampir oder übermütigen Dämon vernichten, der mal wieder die Welt vernichten will, sondern eine andere Jägerin töten. Was Buffy nicht kann, soll Faith erledigen. Das Töten einer Jägerin wäre jedoch Mord, und das ist auch Faith zunächst eine Stufe zu hoch. Doch Giles kann sie überzeugen, denn bei der besagten Jägerin, Lady Genevieve Savidge, handelt es sich um ein extrem brutales und skrupelloses Mädchen, das zudem unter der Kontrolle eines Warlock steht, der andere Jägerinnen aus den Weg räumen will. Und das könnte gefährliche Konsequenzen haben.

Die Gesellschaft, zu der die Lady gehört, ist die der Schönen und Reichen, und so bleibt Faith nichts anderes übrig als erst einmal einen Schnellkurs in Sachen Etikette hinter sich zu bringen. Mit dem richtigen Auftreten und einem herausgeputzten Äußeren gelingt es ihr aber schnell, Zutritt zu den elitären Kreisen zu erhalten.

Natürlich läuft es nicht so, wie es sollte. Überhastet, und dann womöglich mit einem folgenschweren Fehler, will Faith nicht handeln. So freundet sie sich notgedrungen erst einmal mit Genevieve an und merkt dabei, dass ihr Gegenüber gar nicht so brutal und hinterhältig daherkommt, wie ihr Giles eingetrichtert hat. Genevieves einziges Ziel, irgendwann an Buffy heranzukommen und sie unschädlich zu machen, will Faith am Ende aber nicht unterstützen. Die letzte Konfrontation mit Buffy ist ihr noch in schmerzlicher Erinnerung. So beginnt dann doch ein Katz-und-Maus-Spiel, in dem es zwischen Faith, Genevieve, ihrem Warlord und am Ende auch Buffy hin und her geht. Über vier Episoden verläuft die Geschichte „Ohne Zukunft“ und kommt damit in ihrer Erzählweise, ihrem Humor und ihrer Action einer typischen Buffy-TV-Folge sehr nahe.

Etwas heraus fällt die letzte Folge in diesem Band: „Überall und nirgends“. Sie treibt die Haupthandlung um die Dämmerungs-Organisation wieder etwas voran, soll jedoch nach den eher ernsten Folgen etwas bunter daherkommen. Zahlreiche Anspielungen auf die Popkultur und schräge Monster unterhalten den Leser in typischer Joss-Whedon-Manier. Doch viel zu schnell geht auch diese Episode vorbei, und der Leser muss auf den kommenden Band warten, der für November angekündigt ist.

_Bewertung_

Der Buffy-Comic kommt so originell und spritzig daher, dass man sich fragt, wieso dieses Medium nicht schon viel früher genutzt wurde. Joss Whedon und sein Team verstehen es ausgezeichnet, die Abenteuer im Buffyversum weiterzuspinnen und neue Elemente auszuprobieren, die die Einschränkungen einer budgetierten Fernsehserie nicht erlaut haben. Es wird vor allem bunter und schräger, der Witz und Charme der TV-Serie gehen im Comic aber nicht verloren. Im Gegenteil, Buffy blüht in neuem Glanz auf und übertrifft in Comicform schon jetzt die meisten ihrer TV-Folgen (wobei es in den sieben Fernsehstaffeln insgesamt wenige schlechte, viele gute und einige herausragende Folgen gab). Wenn es so weitergeht, dann dürfte die achte Staffel nicht die letzte gewesen sein, in welchem Format auch immer, denn viele Geschichten wollen noch erzählt werden. In dieser Staffel gilt es, in den Folgebänden zu klären, was es mit der geheimnisvollen Dämmerung auf sich hat, welche Rolle Faith noch spielen wird, ob Giles zurück zum Team findet und ob Dawn wieder auf Normalgröße schrumpfen kann. Und selbst wenn dies alles geklärt ist, ist das Erzählpotenzial der Serie noch lange nicht ausgeschöpft.

Die Frischzellenkur hat Buffy jedenfalls gutgetan. Immerhin sind seit dem Ende der Serie in der Realzeit fünf Jahre vergangen, die auch nicht spurlos an der Buffy-Clique und ihren Feinden vorübergegangen sind. Kommuniziert wird jetzt per Handy und Knopf im Ohr, gesteuert wird das Team aus einer hochmodernen Kommandozentrale. Im Zentrum stehen trotz allem die Charaktere, und die sind flippig (Willow), sexy (Faith), trottelig (Xander), präsent (Buffy) und britisch (Giles) wie eh und je. Wer Buffy im Fernsehen mochte, kommt um den Comic nicht herum: hübsch gezeichnet, kreativ erzählt und modern aufgemacht.

Der Titel von Band 2 lautet: „Wie tötet man eine Jägerin?“. Antwort: Gar nicht, die Jägerin hat noch viel zu erledigen. Und das ist auch gut so.

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