Michael Willers – Denksport Mathematik. Rätsel, Aufgaben und Eselsbrücken

Terme, Gleichungen, Potenzen, Wurzeln, Logarithmen – das sind Begriffe, bei denen die einen glänzende Augen kriegen und die anderen am liebsten weglaufen möchten. Der kanadische Mathematiklehrer Michael Willers hat mit „Denksport Mathematik. Rätsel, Aufgaben und Eselsbrücken“ ein Buch geschrieben, das die erste Gruppe vergrößern soll.

Im lockeren Plauderton, wie er häufig in nordamerikanischen Sachbüchern zu finden ist, stellt er viele Gebiete der Schulmathematik vor und geht an einigen Stellen sogar darüber hinaus. Bei der Lektüre wird schnell klar, dass der Titel des Buches irreführend ist. Ein typisches „Denksport“-Buch liegt hier nicht vor, „Rätsel und Aufgaben“ zum Selbertüfteln gibt es auch nicht, sondern sie sind Fallbeispiele, mit denen man in die einzelnen Themen eingeführt wird. Der Autor erklärt mathematische Begriffe, erläutert Regeln und führt Rechenwege vor. Anhand der Fallbeispiele verdeutlicht er die Nützlichkeit der Mathematik im Alltag, etwa bei der Finanzrechnung, der Wahrscheinlichkeit, der Verschlüsselung oder verschiedenen geometrischen Problemen. Daneben macht Willers auch einige Exkurse in die Wissenschaftsgeschichte und reißt dabei die aufgeworfenen Probleme, die Denkweisen und die Erkenntnisse der griechischen, arabischen, indischen und abendländischen Mathematik an. Man kann dabei erfahren, dass die Null, die wir heute selbstverständlich als Zahl betrachten, den alten Griechen unbekannt war und erst im 7. Jahrhundert von dem Inder Brahmagupta in die Mathematik eingeführt worden ist.

Schülern und Studenten mit Matheproblemen kann man „Denksport Mathematik“ nicht empfehlen, da Willers sehr eigene Schwerpunkte bei den Erklärungen setzt. Einige relativ einfache Umrechnungen werden wiederholt erläutert, aber Stellen, die Lernenden erfahrungsgemäß häufig Schwierigkeiten bereiten, bisweilen nur kurz gestreift. Und ob zu den verschiedenen Gesetzen Beweise vorgeführt werden oder nicht, bleibt der Willkür des Autors überlassen.

Richtig ärgerlich sind die vielen Fehler und Ungenauigkeiten, die im Verlaufe des Buches noch zunehmen. Neben der falschen Zuordnung zu einer Zahlenmenge und verschiedenen Rechenfehlern wird in der Wahrscheinlichkeitsrechnung der Begriff „Permutation“ falsch für eine Anordnung benutzt, die eine „Variation“ ist, und zu diesem begrifflichen Fehler bekommt man als Leser auch noch einen griffigen Merksatz an die Hand! Schludrigkeiten im Druck machen an einzelnen Stellen Potenzen und Wurzeln zumindest missverständlich. Bei der Übersetzung wurden nationale Unterschiede in den Schreibweisen nicht bedacht. So wird die Umkehrfunktion des Sinus nicht wie hierzulande üblich als Arkussinus (|arcsin|) angegeben, sondern in der ungünstigen, in Amerika üblichen Schreibweise sin-1, die mit einer Potenz verwechselt werden kann. Ebenso wird der Zehnerlogarithmus mit |log| anstatt – wie in nahezu jedem deutschen Lehrbuch – mit |lg| abgekürzt. Wer hier Hilfe sucht, dürfte eher Verwirrung als Erkenntnis finden.

Leser, die über eine solide mathematische Vorbildung verfügen und nur einzelne Themen wiederauffrischen oder Wissenslücken schließen oder aber etwas über die Geschichte der Mathematik erfahren wollen und dabei die erwähnten Fehler selbst entdecken, können dieses Buch mit einigem Gewinn lesen. Aber auch nur sie.

Taschenbuch: 176 Seiten
ISBN-13: 978-3423248389
Durchgehend vierfarbig illustriert
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