Winick, Judd / Middleton, Joshua – Superman/Shazam (100% DC 4)

_Story_

Im Thronsaal des Zauberers Shazam wurde durch Magie ein weiterer Superheld geboren, nämlich der später berüchtigte Captain Marvel, eigentlich ein Jugendlicher, der sich durch den Gebrauch des Wortes ‚Shazam‘ in sein Alter Ego und wieder zurück verwandeln kann. Schon schnell macht er in seiner Heimat Fawcett City auf sich aufmerksam und befreit die Stadt von Gaunern und Ungerechtigkeiten. Zur gleichen Zeit kämpft Superman ebenfalls gegen eine Hand voll Schurken und macht dabei zum ersten Mal Bekanntschaft mit seinem neuen Kollegen. Gemeinsam stellen sie sich gegen den hinterhältigen Mr. Sivana, der zusammen mit Lex Luthor einen finsteren Plan ausgeheckt hat. Marvel muss dies jedoch teuer bezahlen; das Verbrechersyndikat hat seine wahre Identität ausfindig gemacht und greift ihn in seinem menschlichen Dasein als Kind an. Als dabei sein bester Freund – selber auch noch ein Kind – umgebracht wird, sieht der Captain rot und widersetzt sich sämtlichen Gesetzen der guten Superhelden. Superman forscht nach den Ursachen …

_Meine Meinung_

Die im vierten Band von „100 % DC“ publizierte Story schildert das erste Aufeinandertreffen von Superman und Captain Marvel und macht dabei noch ganz klar die Unterschiede zwischen diesen beiden legendären Superhelden der Comicgeschichte deutlich. Zumindest diejenigen, die bei ihrer ersten Begegnung noch offenkundig auftreten. Im Gegensatz zum schon seit Ewigkeiten bekannten Superman ist der von der Statur her ähnliche Captain noch ziemlich naiv und in seiner Art auch seinem Alter entsprechend ein wenig kindlich. Zudem hat er seine Gefühle noch nicht ganz so gut im Griff, was vor allem in dem Moment offenbart wird, in dem er realisiert, dass sein Superheldendasein einige gefährliche, gar tödliche Nebenwirkungen haben kann. Im Gegensatz dazu tritt Superman so souverän wie gehabt auf, wirkt in seiner Art sogar ein wenig arrogant. Speziell die Stellen, an denen er mit seinen Fähigkeiten protzt, machen den geliebten Action-Star nicht gerade sympathisch, schließlich ist seine eigentliche Stärke ja die Bescheidenheit.

Auf die Handlung wirken sich diese Eigenschaften dann auch ziemlich deutlich aus. Während Superman nämlich die Szenerie stets unter Kontrolle hat, wirkt der Captain in seinen ersten heftigeren Gefechten noch ein wenig unsicher und schaut dabei immer wieder aus nächster Nähe zu seinem Idol auf. Man hat nicht den Eindruck, als stünden beide auf einer Stufe. Stattdessen wird Superman in eine Art Vaterrolle hineingedrängt, die auch in den Schlusssequenzen indirekt bestätigt wird, wenngleich es hier natürlich keine biologischen Zusammenhänge gibt. Schließlich ist Billy Batson ein Mensch von der Erde, der nicht von Natur aus zum Mutanten geboren, sondern erst durch die Magie des Zauberers Shazam dazu geworden ist.

Doch zurück zur Handlung, denn die ist in der hier aufgeführten Mini-Serie „First Thunder“ überaus spannend. Gleich in mehrfacher Hinsicht liegt eine gewisse Brisanz in der Luft, sei es nun das Kribbeln vor der ersten Begegnung der beiden Stars, oder aber im Hinblick auf die wechselhafte Fortentwicklung der Geschichte, die zum Schluss hin noch einige sehr überraschende, recht harte Wendungen nimmt, die einen trotz es fiktionalen Inhalts ein wenig berühren. Die Rede ist hierbei natürlich in erster Linie vom Tod des unschuldigen Jungen, der in Captain Marvel einige Rachegelüste lostritt und den Rang des Gesetzeshüters auch erheblich herabsetzt. Hierzu wäre es dann auch interessant zu wissen, was genau danach passiert, denn nachdem sich Superman seines neuen jungen Freundes angenommen hat, ist die recht lange Story leider mit einem unbewussten Cliffhanger beendet worden, der vielleicht ja in nächster Zeit noch einmal aufgegriffen wird. Wäre jedenfalls wünschenswert.

Unterdessen hat man aber noch genügend Zeit, sich an dieser tollen, in diesem Sammelband verewigten Miniserie zu erfreuen, denn sowohl auf emotionaler als auch auf der Action-Ebene ist „Superman/Shazam“ ein echt starker Comic, bei dem lediglich die streckenweise poppigen Zeichnungen von Joshua Middleton ein wenig gewöhnungsbedürftig sind. Aber auch dadurch hebt sich diese Serie wohlig von den herkömmlichen Comics ab und macht nicht zuletzt auch die eher durchschnittlichen Veröffentlichungen zum „Superman Returns“-Kinofilm wieder ein wenig vergessen.

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