Mark Wood – Kaleidoscope Classic

_Tetris für Fortgeschrittene_

In einer Box mit 18 Tetris-artigen, insgesamt vierfarbigen Steinen präsentiert das |Dr. Wood Challenge Center| einige der größten Puzzle-Herausforderungen, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind. In „Kaleidoscope Classic“, quasi dem Starter-Set für ein Puzzlespiel mit unzähligen Varianten, gilt es für einen oder mehrere Spieler, ein Quadrat innerhalb der besagten Box zu formen und dabei auch noch die farblichen Vorgaben zu erfüllen. 101 verschiedene Aufgaben sind im Regelwerk enthalten, und ein Tausendfaches hiervon wartet noch darauf, entdeckt zu werden. Die Möglichkeiten scheinen also tatsächlich schier unbegrenzt, und dennoch wird man bereits sehr schnell an seine Grenzen stoßen – denn so einfach, wie man glaubt, ist selbst nach kurzer Einführungsphase keines der späteren Rätsel mehr. Doch je hartnäckiger und entnervter man an den Puzzles arbeitet, desto größer wird das Suchtpotenzial von „Kaleidoscope Classic“. Denn merke: Aufgeben gilt nicht!

_Das Spielmaterial_

Die 18 verschiedenförmigen Steine, die dieses Spiel beinhaltet, sind genau so aufgebaut, dass sie von der einen Seite ein Schachbrett mit roten und schwarzen Feldern ergeben. Auf der Rückseite indes befinden sich neben den 32 schwarzen Flächen jeweils 16 gelbe und blaue Quadrate, so dass man vorab bereits erahnen kann, wo der Knackpunkt bei der Lösung der meisten Rätsel liegt. Qualitativ ist das Material indes sehr hochwertig, aber auch spielpraktisch wohl durchdacht. Der einzige Kritikpunkt besteht darin, dass es schon einmal Probleme bereitet, Randstücke in ein bestehendes Puzzle einzufügen, weil der Raum hierfür recht eng ist, doch eigentlich ist selbst dies kaum nennenswert.

_Das System_

101 Herausforderungen warten auf den interessierten Legespiel-Meister, und zum großen Teil wird man hierbei wirklich aufs Äußerste gefordert. Nach einem kurzen Schnupperkurs durch sechs gängige Challenges, in denen man sich noch mit den Varianten und vor allem mit den Steinen vertraut machen kann, gerät man Schritt für Schritt an anspruchsvollere Aufgaben, die vor allem durch den vermehrten Einbezug von blauen und gelben Flächen im Schwierigkeitsgrad oft das Maximum fordern. Nur um mal ein Beispiel zu nennen: Ich habe gestern Abend mit einer Challenge begonnen, bis tief in die Nacht experimentiert und bis jetzt noch nicht die Lösung gefunden. Harte Nüsse sind also definitiv genügend vorhanden.

Doch wie funktioniert’s genau? Nun, als Erstes schaut man sich natürlich die Originalvorlage im Begleitheft an und versucht, sich die Steine schon einmal ungefähr zurechtzulegen. Wichtig ist hierbei, dass man den größten Teil zuerst anbringt, weil er sich später sonst kaum mehr einfügen lässt. Anschließend sollte man zunächst die blauen und gelben Flächen versorgen, weil sie in ihrer Anzahl geringfügiger vertreten sind und man somit später nicht mehr die benötigten Formen finden wird. Doch alleine dies stellt schon ein Problem dar, denn gleichzeitig muss man schauen, dass sich die verbleibenden Baustücke noch in die Lücken einschieben lassen, was einen nicht selten zur Verzweiflung treibt – denn auch wenn es für manche Puzzle unglaublich viele Lösungen gibt, will man keine treffende für die aktuelle Problemstellung finden. Spielzeiten von fünf Minuten sind daher ebenso üblich wie tagelanges Kniffeln.

_Regeln für das Spiel zu zweit_

Man kann „Kaleidoscope Classic“ auch mit zwei und noch mehr Spielern spielen, wobei es sich dann um einen echten Wettstreit um Punkte und erst zweitrangig um die Lösung eine Puzzlefalls handelt. Hierzu sind mehrere Vorlagen in der Spielpackung enthalten, die man nun als Unterlage in die Box platziert. Anschließend wählt nun jeder Spieler abwechselnd Spielsteine aus dem Vorrat, mit denen er nachfolgend zur Tat schreiten wird. Derjenige, der den sogenannten Zauberstab, den größten Stein im Spiel, gewählt hat, beginnt nun damit, einen seiner Bausteine in das Muster einzugeben, wobei es sich aufgrund der Größe natürlich empfiehlt, den Zauberstab auch als erstes Objekt abzulegen. In den Flächen auf der Vorlage sind nun Punkte abgebildet, die man sich auf einem separaten Block notiert und für die spätere Wertung verwendet. Reihum versucht nun jeder Spieler, möglichst viele seiner Formen in das Quadrat einzufügen, denn am Ende bekommt man auch wieder Punktabzüge für die Klötze, die nicht mehr in eine Lücke hineingepasst haben, und zwar genau zwei Punkte für jede Fläche eines nicht verwendeten Steins.

Zum Schluss wird dann abgerechnet. Jeder subtrahiert von seinen erzielten Punkten den Wert der Steine, die er nicht mehr anbringen konnte, und notiert nun seine Gesamtpunktzahl. Derjenige mit dem höchsten Abschlusswert gewinnt das Spiel.

_Meine Meinung_

Legespiele wie dieses sind immer wieder faszinierend. Einfache Mittel, ein simples Spielprinzip und dennoch ein enorm langfristiger Spielspaß, der sich auch durch die zwischendurch aufkeimende Frustration nicht beeinträchtigen lässt. Schön ist natürlich auch, dass sich „Kaleidoscope Classic“ zu jeder Zeit und insbesondere auch alleine spielen lässt. Man kann sich in kurzen Pausen mit vergleichsweise leichteren Aufgaben befassen oder mit etwas (bzw. unendlicher) Geduld an den harten Brocken knabbern und darüber hinaus die schmucke Packung auch super verstauen und entsprechend an allen möglichen Plätzen zum Vorschein bringen. Ob im Zug, Auto, Flugzeug oder im Wartezimmer beim Arzt: Als sinnvoller Zeitvertreib zwecks Gedächtnistraining ist dieses Spiel unentbehrlich. Und wenn man sich dann doch einmal entschließt, einen kleinen Wettbewerb auszuführen, sucht man sich einen Spielpartner und misst sich mit ihm im Kaleidoscope-Tetris.

Wahnsinn ist allerdings, wie viele Möglichkeiten das Spiel bietet. 101 Challenges hören sich nach einem Appetithappen für einen knappen Monat an, doch nachdem ich nun auch schon Erfahrungen mit bislang unlösbaren Puzzles gemacht habe, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass man über viele Monate hinaus versuchen, fachsimpeln und legen wird, bis man überhaupt nur einen kleinen Teil der vielen Aufgaben bewältigt hat.

Damit erfüllt „Kaleidoscope Classic“ auch sämtliche Anforderungen, die ein anspruchsvolleres Legespiel erfüllen muss: lang anhaltender Spielspaß, eine sehr breite Palette an verschiedenen Aufgaben (in verschiedenen Schwierigkeitsgraden) und ein sehr kompaktes, sofort verständliches Spielsystem. Ich persönlich habe mich selten mit einem derartigen Spiel so amüsiert wie nun mit „Kaleidoscope Classic“. Wohl wissend, dass ich bei meiner aktuellen Kaleidoskop-Prüfung nicht mehr so recht vorankomme und dennoch unheimlich scharf darauf bin, des Rätsels Lösung auf die Spur zu kommen, kann ich diesen Titel auch ohne jegliche Einschränkung weiterempfehlen.

http://www.thekaleidoscopeclassic.com/
http://www.proludo.de