Adrian Tchaikovsky – Die Augen der Galaxis (Scherben der Erde Trilogie, Band 2)

Nach 80 Jahren des Friedens sind die Architekten, eine feindliche Alien-Zivilisation, wieder zurück. Sie vernichten ganze Planeten, und sie haben einen Weg gefunden, die Verteidigung der Menschheit auszuschalten. Idris, der Held aus dem ersten Krieg gegen die Architekten, sucht nach einem Weg, sie aufzuhalten – doch dazu muss er sich tief in den feindlichen Raum begeben. Was er dort entdeckt, wird das Schicksal der gesamten Galaxis für immer verändern …

(Verlagsinfo)

Die direkte Fortsetzung von „Die Scherben der Erde“ lässt nach dem großartigen ersten Band der Trilogie einiges erhoffen. Das interessante World-Building, die unterschiedlichen Charaktere, die Konflikte und nicht zuletzt das Rätsel um die unheimliche Präsenz im Unraum wecken hohe Erwartungen.

Nach den Ereignissen im letzten Roman, die in neuen Allianzen und dem erneuten Auftauchen des unbegreiflichen Feindes, der „Architekten“ gipfelt, beginnt dieser Band mit einem erneuten Aufeinandertreffen der bekannten Protagonisten, die im von Menschen dominierten Bereich der Galaxis unterschiedliche Parteien vertreten oder auch nur zwischen die Stühle dieser mächtigen Parteien geraten sind auf der Suche nach einem anderen Weg zur Verteidigung, der nicht irgendeine Gruppe bevorzugt oder politischen Ränken dient.

Auf diesem Weg positioniert Tchaikovsky die Figuren neu, entwickelt Abhängigkeiten und schnürt ein Netz, das sie sukzessive in ein gemeinsames Zentrum der Geschichte zieht. So gibt es einige verschiedene Ebenen der Konflikte, die sich aufschaukeln und anfangs an der Motivation der Handelnden zweifeln lassen, die den großen Gegner aus ihrer Politik verdrängen. Hier spielen nicht nur die besonderen Fähigkeiten einer der Hauptfiguren, Telemmier, der mit seinem veränderten Gehirn in der Lage ist, im Unraum zu navigieren, eine Rolle, sondern vor allem der Wettstreit der Parteien um Einfluss und die Vorbereitung eines Konfliktes, aus dessen Eskalation sich einige wenige Mächtige einen radikalen Umschwung und damit persönliche Gewinne erhoffen.

In dieser Situation kommen dann die anderen Figuren auf das Spielbrett: Wesen, die aufgrund einer Symbiose nicht auf normalem Wege zu töten sind und die so die perfekten Killer im Dienst einer außerirdischen Macht abgeben. Die Außerirdischen selbst, deren unverständliche Technik ihnen ganz andere Ansprüche in dem Geschehen erlaubt. Die Architekten, mondgroße Kristallwesen, die jede von bewusst lebenden Wesen bevölkerte Welt mit der Manipulation von Schwerkraft umgestalten und vernichten. Und dann noch eine kleine Truppe, die sich der Kräfte Telemmiers bedienen will, um die Präsenz im Unraum zu erforschen und vielleicht auf diesem Weg eine Waffe gegen die Architekten zu gewinnen.

Adrian Tchaikovsky wurde in Woodhall Spa, Lincolnshire, geboren, studierte Psychologie und Zoologie, schloss sein Studium schließlich in Rechtswissenschaften ab und war als Jurist in Reading und Leeds tätig. Für seinen Roman »Die Kinder der Zeit« wurde er mit dem Arthur C. Clarke Award ausgezeichnet. Er lebt mit seiner Familie in Leeds. (Verlagsinfo)

Dieses Buch ist der Mittelteil einer Trilogie. Es werden also Figuren platziert, Erfahrungen und Informationen gewonnen, Allianzen geschmiedet und Verrat vorbereitet. Der Gegner erhält eine empfindliche Schlappe, an anderer Front entwickeln sich unheilvolle Veränderungen. Die Kräfte und Motivationen der Protagonisten werden ausgelaugt und auf die Probe gestellt, Freundschaften drohen zu zerbrechen. Aber insgesamt geschieht dies in einem gemächlichen Tempo, so dass gelegentlich der Umfang des Buches ins Bewusstsein rückt, weil die Geschichte auf der einen Seite das World-Building vorantreibt und die Beziehungen der Charaktere zueinander verfeinert, auf der anderen Seite aber auch wenig Sog durch die Ausführlichkeit und die wechselnden Schauplätze aufrecht erhält.

Der Erzählstil ist dabei zeitweise recht flapsig, wodurch die Eleganz des Wold-Building auch im Gegensatz zum Werbespruch des Back-Covers, dies sei Tchaikovskys beste Reihe, keine Entsprechung in der technischen Umsetzung findet. Eine sprachlich solide Arbeit ohne höheren Anspruch und Kunstfertigkeit, was für mich einen größeren Mangel an der Erzählung ausmacht.

Zum Glück bleibt dies das einzige größere Manko, und inhaltlich fügt das Buch genug an Details der Welt der Architekten hinzu, dass sich die Lektüre allemal lohnt. Nur es eilig haben und zerreißende Spannung erwarten sollte man nicht bei diesem Buch.

Jetzt fehlt noch der Abschlussband, und auf den kann man mit einiger Berechtigung gespannt sein, denn die Kräfte sind verteilt, die Gräben abgesteckt, die Fallen gestellt. Zeit für ein rasantes Finale!

DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Heyne Verlag; (15. Februar 2023)
Broschiert 688 Seiten
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453321830
Originaltitel ‏ : ‎ Eyes of the Void – Shards of Earth Trilogy Book 2
Deutsch von Irene Holicki
Das Buch beim Verlag
Hier bietet der Verlag eine Leseprobe an.

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