Alexander Paul – Die Todsängerin

Drei junge Leute führt das Schicksal zusammen.

Aurora ist dreizehn, als sie und ihre Mutter von den Bewohnern ihres Dorfes vertrieben werden, weil die Dörfler die magische Heilergabe ihrer Mutter fürchten. Viele Monate leben die beiden versteckt in einer Höhle im Wald. Doch auch das ist nicht versteckt genug …

Bemet ist Assamer, Angehöriger eines Wüstenvolkes, dessen Krieger sich als Söldner verdingen. Die Verbindung mit ihrem Totem verleiht ihnen dessen besondere Fähigkeiten, deshalb sind sie bei den Herrschern anderer Länder sehr gefragt und stolz darauf. Bemet dagegen ist schon nach seinem ersten Kriegszug ernüchtert und enttäuscht.

Alden ist der Sohn König Referts von Uslag. Sein Vater ist ein kalter, strenger Mann, und als Alden im Alter von sechzehn Jahren zum ersten Mal an einer Ratssitzung teilnimmt, stellt er rasch fest, dass sein Vater auch ein gefürchteter Mann ist. Als Aldens Stiefmutter stirbt, erkennt dieser das ganze Ausmaß der Grausamkeit seines Vaters …

Um ehrlich zu sein, die einzige, mit der ich zumindest ein wenig warm wurde, war Aurora.

Sie ist klug und mitfühlend. Das Leben als Ausgestoßene ist eine harte Schule, die sie zäh gemacht hat, trotzdem ist ihr bewusst, dass sie als junges Mädchen in einer grausamen Welt leichte Beute ist. Das hindert sie aber nicht daran, sich nach dem Leben unter anderen Menschen zu sehnen.

Auch Bemet ist nicht unsympathisch. Er ist ein Kind seiner Kultur, die von den kämpferischen Fähigkeiten ihrer Söhne lebt, weil ihre Heimat sonst kaum etwas hergibt. Im Gegensatz zu seinem Clanbrüdern bemüht Bemet sich darum, auch dann bei Verstand zu bleiben, wenn sein Totem wach ist, was ihn zu einer vielversprechenden Figur macht. Leider wird dieses Versprechen letztlich nicht eingelöst.

Die größten Schwierigkeiten hatte ich mit Alden. Er hat unter der Obhut seiner Stiefmutter und seiner Amme eine glückliche Kindheit verbracht, der nur die Liebe des Vaters fehlte. Verständlicherweise sehnt Alden sich nach dessen Anerkennung. Leider blieb fast alles, was er nach dem Tod der Stiefmutter tut, für mich unverständlich. Aurora bezeichnet ihn einmal als wahnsinnig, doch auch Wahn muss irgendwoher kommen. Alden zeigt vor dem Tod seiner Stiefmutter keinerlei Anzeichen dafür, und was er an ihrem Sterbebett erfährt, erklärt nur eine seiner folgenden Taten.

Insgesamt blieb die Charakterzeichnung also eher durchwachsen.

Der Plot der Handlung ist nicht übermäßig kompliziert. König Refert überspannt den Bogen, und setzt damit einen Krieg in Gang, für den Alden sich nicht interessiert, weil er zu diesem Zeitpunkt bereits andere Ziele hat. Die Ereignisse verselbständigen sich, doch was daraus wird, erfährt man gar nicht!

Stattdessen folgt man dem Weg dreier Personen bis zu ihrem Zusammentreffen. Die drei Wege selbst sind dabei zwar für den einzelnen durchaus dramatisch, aber zunächst kaum weltbewegend. Als die erste der drei Hauptfiguren zum ersten Mal mit ihrem Tun tiefgreifende Veränderungen bewirkt, sind bereits drei Viertel des Buches gelesen. Schließlich endet das Buch, kaum dass das Schicksal der Protagonisten sich erfüllt hat, … in einer Situation, in der andere Bücher beginnen.

Damit sind die genannten Charaktere nicht Figuren in einer Geschichte, sondern die Geschichte ist lediglich das Kleid der Figuren. Dabei war das, was an Plot vorhanden war, gar nicht schlecht ausgedacht. Es war in sich schlüssig und bot eine Menge Möglichkeiten für einen wachsenden Spannungsbogen, wurde aber zugunsten der Figuren vernachlässigt. Das wäre nicht unbedingt ein Problem, wenn die Charakterzeichnung gut genug gewesen wäre. Leider war sie das nicht. Sowohl in Bezug auf die Handlung als auch auf die Figuren wurde vorhandenes Potenzial nicht ausgeschöpft.

So kam unterm Strich eine eher durchschnittliche Geschichte heraus, die mich persönlich weder fesseln konnte, weil der Plot eine so geringe Rolle spielte, noch mich emotional mitreißen konnte, weil ich mit den Personen kaum etwas anfangen konnte. Allein Auroras Suche nach einem Platz unter den Menschen berührte mich ein wenig. Doch selbst für ein Jugendbuch ist das zu wenig. Sehr schade!

Alexander Paul ist im Offshore-Windanlagen-Bau tätig. Er lebt mit seiner Familie auf Husum.

Broschiert 400 Seiten
ISBN-13: 978-3404209262

http://www.luebbe.de/

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