Andreas Eschbach – Willkommen im Tamanium! (Perry Rhodan 2812)

Eine Welt, die nicht wahr sein darf – und doch Wirklichkeit ist

Auf der Erde schreibt man das Jahr 1518 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ). Die Menschen haben Teile der Milchstraße besiedelt, Tausende von Welten zählen sich zur Liga Freier Terraner. Man treibt Handel mit anderen Völkern der Milchstraße, es herrscht weitestgehend Frieden zwischen den Sternen. Doch wirklich frei sind die Menschen nicht. Sie stehen – wie alle anderen Bewohner der Galaxis – unter der Herrschaft des Atopischen Tribunals. Die sogenannten Atopischen Richter behaupten, nur sie und ihre militärische Macht könnten den Frieden in der Milchstraße sichern.

Wollen Perry Rhodan und seine Gefährten gegen diese Macht vorgehen, müssen sie herausfinden, woher die Richter überhaupt kommen. Ihr Ursprung liegt in den Jenzeitigen Landen, in einer Region des Universums, über die bislang niemand etwas weiß.

Ein Zeitriss trennt die Freunde Rhodan und Atlan. Mit dem Fernraumschiff RAS TSCHUBAI strandet Perry Rhodan mehr als 20 Millionen Jahre in der Vergangenheit. Der Arkonide Atlan setzt die Reise in die Heimat der Atopischen Richter fort. Als Kommandant steuert er die ATLANC durch die Synchronie, doch ein neuer Zwischenfall unterbricht den Flug. Die ATLANC landet in einer »falschen Welt« – dort heißt man sie WILLKOMMEN IM TAMANIUM …
(Verlagsinfo)

In einer Endlosserie mit über 2800 Folgen einen beliebigen Titel heraus zu greifen und zu lesen, könnte eine Herausforderung sein. Band 2812 der Perry-Rhodan-Serie hat allerdings einen besonderen Kundenmagneten aktiviert: Mit Andreas Eschbach schreibt einer der beliebtesten deutschen SF-Autoren diesen Titel und startet einen vierbändigen Erzählungsblock innerhalb der Serie. Betrachten wir das Ergebnis:


Mit Band 2800 startete ein neuer Handlungsabschnitt in der Serie. Perry Rhodan und einige seiner wichtigsten Gefährten strandeten in einer zig Millionen Jahre in der Vergangenheit liegenden Milchstraße und kämpfen dort für den Erhalt der bekannten Gegenwart, bedroht durch unterschiedlichste Mächte. Sein Freund Atlan verblieb als Pilot eines Spezialraumschiffs in einer »Synchronie« genannten Passage zwischen den Realitäten und verfolgt weiterhin das eigentliche Ziel des Unternehmens, die gegenwärtig angreifende Institution der »Atopen« in ihrer eigenen Heimat zu bezwingen.

Doch auch Atlan verschlägt es in eine unbekannte Zeit, als er mit seinem Schiff in eine Falle gerät und die Synchronie vorzeitig verlassen muss. Es ist eine unheilvolle Zukunft, die Atopen haben ihre Macht in der Milchstraße gefestigt und die widerspenstigen Unsterblichen verdrängt. Eine scheinbar befriedete Galaxis, in Stagnation gezwungen durch restriktive Kontrolle von Seiten der Herrschenden, und Atlan und seinen Begleitern wird schnell klar, dass diese Art von Frieden nicht gleichbedeutend mit Freiheit und Glück sein kann.

Nachdem sie die Falle überwunden haben, suchen sie nach einem vergleichbaren Spezialschiff, einem Richterschiff der Atopen, denn nur dort können sie hoffen, die Mittel zu finden, mit denen sie ihren Flug durch die Synchronie fortsetzen können.

Der erzwungene Aufenthalt in dieser Zukunft ist logisch herbeigeführt und gut inszeniert durch die verschiedenen Blickwinkel, mit denen Eschbach die Ausgangssituation beleuchtet. Interessant für den Leser zurückliegender Bände wird die Problematik Atlans in seiner Beziehung zu diesem fremdartigen Schiff, das sich nach ihm als Piloten »Atlanc« nennt, wenn es auf einer Ebene mit ihm kommuniziert, die selbst sein lebensspendendes Implantat nicht registriert. Damit allein schon steigt die Spannung, was sich schlussendlich hinter den Atopen und ihren Schiffen verbirgt.

Natürlich ist durch die Begrenzung dieser Handlung auf vier Romane klar, dass sich Atlan aus der Falle befreien und seinen Weg fortsetzen kann. Diese Zukunft, die nicht sein darf, wird natürlich wieder kollabieren. Demnach nutzt es nichts, die Spannung auf dieser Frage aufzubauen. Das Wie ist die Frage, und der Sinn des ganzen stellt sich als Extrapolation aus der derzeitigen Gegenwartslage der Milchstraße dar, die eine erschreckende, ja beängstigende »schöne neue Welt« unter der Macht der Atopen aufzeigt und damit Atlan und seine Begleiter nur in ihrer Überzeugung bestärken kann, diese Macht zu brechen.

Schon in diesem Roman erschafft Eschbach ein subtiles Bild der Zustände mit wenigen Blicken aus der richtigen Richtung. Kleiner Kritikpunkt ist der erste Auftritt seiner Leutnantin Antares Zuuma: Sie verfügt über erstaunliche Erkenntnisse für die Möglichkeiten, aus denen sie schöpfen konnte. Eigentlich ein kleiner, unauffälliger Infodump, der aber etwas ungeschickt erklärt wurde und so doch ins Auge fällt. Davon abgesehen schreibt Eschbach einen hochwertigen Text, spannend und an den richtigen Stellen tiefgründig, so dass sowohl Atlan endlich wieder charakterisiert wird, als auch Nebenfiguren wie die fremdartige Jawna Togoya eine Persönlichkeit bekommen.

Für die Spannung werden mehrere Rätsel gestellt und auch Fäden ausgelegt, anhand derer die Auflösung erfolgen kann. An manchen Stellen schimmert schon ein Bruchteil der Lösung, und kosmische Zusammenhänge verknoten die Gedanken. Einerseits lebt die Serie von diesen Verknüpfungen, andererseits kann man nur hoffen, dass sich die ganze Problematik um die Atopen nicht nur als riesige Zeitschleife entpuppt. Insgesamt birgt das Thema sowohl Möglichkeiten als auch Gefahren, doch mit diesem ersten von vier Bänden ist Eschbach ein illustrer Einstieg gelungen. Diese Geschichte lohnt sich zu verfolgen – was will man mehr?

Ebook, 154 Äquivalentseiten
ORIGINALAUSGABE

perry-rhodan.net
AndreasEschbach.de
Perrypedia

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