Andrzej Sapkowski – Feuertaufe (Hexer Geralt 3)

Handlung:

In Nilfgaard wird die Verlobung des Kaisers mit Cirilla, der Thronerbin von Cintra, proklamiert. Aber handelt es sich wirklich um die echte Cirilla? Geralt, halbwegs von seinen schweren Verletzungen genesen, macht sich auf den Weg nach Nilfgaard, begleitet von Rittersporn, der Bogenschützin Milva sowie einem Vampir, der sich das Trinken von Blut schon seit Langem abgewöhnt hat. Doch auch eine gerade erst gegründete Geheimloge von Zauberern beschließt, Cirilla um jeden Preis zu finden und zur Königin zu machen, um so die Macht der Zauberer zu sichern. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Es ist kalt, nass, dunkel und stinkt. Und wenn man gerade keine Zauberin ist, die sich mal eben selber Garnelen herbeizaubert, dann hat man auch noch Hunger! Diese Eindrücke begleiten den Leser durch das ganze Buch hindurch.

Erzählt wird die Geschichte der drei großen Protagonisten: Geralt, Ciri und Yennifer.

Geralt versucht alles in seiner Macht mögliche, um Ciri wieder zu finden. An seiner Seite stehen seine treuen Freunde und holen ihn, wann immer nötig, auf den Boden der Tatsachen zurück, denn es ist nicht ungewöhnlich, dass Geralt durch seine Sturheit den Blick für das Wesentliche verliert.

Cirilla „vergnügt“ sich derweil und vertieft Gelerntes aus Kaer Morhen. Wenn man etwas gelernt hat, will man ja auch zeigen, dass man es drauf hat! Ob sie jedoch wirklich glücklich ist, mit dem was sie tut, scheint sie selbst nicht zu wissen. Immer weiter zieht sie sich hinter ihrer neuen Identität Falka zurück und bemerkt nicht, wie sie in die Dunkelheit zu gleiten scheint.

Yennefer hat es auch nicht leicht. Nachdem sie wieder sie selbst war, musste sie feststellen, dass sie kaum Kontrolle über die gegenwärtige Lage hatte. Mehr oder weniger gezwungen tritt sie der Loge der Zauberinnen bei und muss ihnen alles von Ciri erzählen. Der Kontrollverlust schmeckt ihr noch weniger, als die Garnelen. Doch sie wäre nicht Yennefer, wenn sie nicht doch ihren eigenen Weg fände. Der Leser muss sich in der Beziehung jedoch bis in den nächsten Band gedulden.

Doch das sind bei Weitem nicht alle Charaktere, die in dem Buch vorkommen. Es gibt viele Nebengeschichten von Herrschern, Geheimdiensten, Widerständlern und alten Genschichtenerzählern. Es verleiht der Welt eine unglaubliche Komplexität und haucht ihr Leben ein. Sie langweilen den Leser nicht, sondern helfen auf ihre Weise ein Verständnis für die Welt zu entwickeln.

Andrzej Spakowski lässt sich immer viel Zeit, um einen Spannungsbogen aufzubauen. Am Anfang zehrt er noch aus der Restspannung des vorherigen Bandes und klärt viele offene Fragen auf. Im Mittelteil läuft der Leser Gefahr, das Interesse aufgrund ausschweifender Erzählungen zu verlieren. Durch die ausführlichen Beschreibungen der einzelnen Szenen kann der Leser tief in die Welt eintauchen, jedoch kann es auch ins Gegenteil umschlagen. Der große Paukenschlag kommt wie in den letzten Bänden am Schluss. Doch das Ende lässt die Genauigkeit des Mittelteils leider vermissen und klärt viele Fragen nicht auf.

Nett zu wissen:

Die Computerspiel-Reihe „The Witcher“ von CD Projekt Red erhielt mehr als 800 Auszeichnungen, wovon 250 „Spiel des Jahres“ Auszeichnungen waren. Noch heute steht „The Witcher 3: Wild Hunt“ ganz oben bei den meist verkauften Spielen des Jahres, obwohl der Titel bereits 2015 erschien.

Dennoch ist Andrzej Spakowski selbst nicht immer gut zu sprechen auf die Spiele. In den USA wurden die Cover mit Artworks aus den Spielen versehen, die teilweise nichts mit den Inhalten des Buches zu tun hatten. Außerdem betont er, dass die Bücher weit vor dem Spiel erscheinen seien und dass es sich nicht um Bücher zum Spiel handeln würde.
Er selbst hat auch nie eines der Spiele gespielt, da er nach seiner Aussage bessere Dinge zu tun hätte. Ein bisschen schade, wie ich finde!

Hexer Geralt-Zyklus:

Das Erbe der Elfen, dtv, München 2008
Die Zeit der Verachtung, dtv, München 2009
Feuertaufe, dtv, München 2009
Der Schwalbenturm, dtv, München 2010
Die Dame vom See, dtv, München 2011

Fazit:

Die Stimmung ist – gewollt – recht düster. Viel zu lachen hat der Leser nicht. Mein persönliches Highlight ist Regis, der mit seiner trockenen und weisen Art die Handlung voranbringt. Geralt ist mindestens von seiner Art her genauso düster wie die Wälder, in denen er sich bewegt. Man bekommt schnell das Gefühl, dass er nur Ciri im Kopf hat. Umso erfreuter war ich, dass sich das am Ende dann doch noch ein bisschen geändert hat.

Das Buch kann man am Besten an grauen Regentagen lesen mit einer großen Tasse Kakao oder Tee, je nachdem was man bevorzugt. Trotz der detailreichen Erzählweise hinterlässt dieses Buch, wie bereits seine Vorgänger ein flüchtiges Gefühl. Viel passiert gefühlt nicht. Umso trauriger macht es mich, dass eben die spannendsten letzten Szenen weniger ausführlich beschrieben wurden, sondern viel zu schnell vorbeigezogen sind.

Das Faszinierende ist jedoch, dass ich trotzdem gerne weiterlese und mich schon jetzt auf den Folgeband freue, denn es sind zu viele Fragen offen, als dass der Leser am Ende erleichtert aufatmen könnte. Und genau das ist der Trick, den Andrzej Spakowski anwendet, um die Leser an sich zu fesseln. Und mich hatte er schon vom ersten Buch an in seinem Bann.

Broschiert: 427 Seiten
Originaltitel: Chrzest ognia
ISBN-13: 978-3423247559
www.dtv.de

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)