Johnny hat bereits mehrere Pflegefamilien hinter sich. Er will sich jetzt Mühe geben, damit die Meiers ihn behalten, obwohl sie vor allem ordnungs- und pünktlichkeitsliebend sind. Vor allem aber will er in der Schule alles richtig machen. Johnny geht auf die Förderschule und sein bester Freund ist Harry, ein unsichtbarer Hund. Als auf dem Schulparkplatz ein Auto aufgebrochen wird und man Johnnys Mütze darin findet, gerät er sofort unter Verdacht. Hinzu kommen drei Jungen, die Coolen genannt, welche ihn ständig hänseln. Wenn da nicht Samira aus der angrenzenden Grundschule wäre, die ihn bei seiner „deterivischen“ Aufklärungsarbeit unterstützt, dann gäbe es wirklich keinen Lichtblick in seinem Leben.
Dennoch wird zunächst alles schlimmer und schlimmer, bis Johnny sogar an sich selbst zweifelt und ernsthaft überlegt, ob tatsächlich er der Autoknacker sein könnte. Die Leser leiden an der Johnny angetanen Ungerechtigkeit und seinen Selbstzweifeln mit, bis er eines Nachts endlich den wahren Dieb stellen kann.
Seit über 45 Jahren begleitet der liebenswerte Leselöwe des Loewe Verlags die Jungen und Mädchen aus der ersten und zweiten Klasse bei ihren ersten Versuchen im Selberlesen. Nun gibt es mit „Dem Autoknacker auf der Spur“ die erste Ausgabe für Kinder der dritten Klasse unter dem Motto „Besser lesen“. Im Vergleich zur ersten Klasse ist der Schriftanteil deutlich größer. Doch das Betrachten der Illustrationen im Comic-Stil schafft wie immer kleine Lesepausen. Auch die Verwendung von unterschiedlichen Schriftarten für den erzählenden Teil im Block und die wörtliche Rede zu den Comic-Zeichnungen von Philipp Ach lässt den Text weniger gewaltig erscheinen. Das motiviert zum Weiterlesen und plötzlich ist schon das nächste Kapitel geschafft. Am interessantesten ist jedoch die mutige Auswahl des Stoffes von Anni Möwenthal für den Auftakt dieser neuen Reihe.
Mit dem lernbehinderten Johnny aus schwierigen familiären Verhältnissen ist nicht der behütete Sohn eines Polizisten oder die Tochter einer Familie mit Reitpferd der Held der Geschichte. Johnnys aktuelles Leben ist ein einziges Desaster und bietet gerade deshalb viele Sprechanlässe für Kinder und Eltern, über Familie, über Vorurteile und ihre Wirkung, über Mobbing, Samiras Kopftuch, sichtbare und unsichtbare Freunde und, und, und. Wie gut, dass im Anhang wichtige Wörter wie „Pflegefamilie“ erklärt werden! Vielleicht finden sich auch gerade kleine Lesemuffel ab 8 Jahren in Johnny wieder und lassen sich davon überzeugen, dass alles gut wird, wenn man nur hartnäckig genug daran arbeitet. Jedenfalls ist die Lektüre dieses Kinderbuches ungemein bereichernd – für Kinder wie für Eltern.
Als besonderes Bonbon für die jungen Leser kommt der Inhalt auf der geheimen Seite im Internet hinzu. Um den Zugangscode zu knacken, müssen die Kinder selbst zu kleinen Detektiven werden. Dann können sie puzzeln, Memory spielen oder sich ein Bild oder einen Stundenplan ausdrucken. Hier besteht allerdings noch Nachholbedarf für den Verlag, denn die Code-Wörter führen bei unterschiedlichen Büchern zu den gleichen Extras. Das kann bei einer so umfangreichen Reihe leicht enttäuschend werden.
Bleibt jedoch zu unterstreichen, dass das Buch selbst unbedingt empfehlenswert ist und von geübten Lesern auch schon ab der zweiten Klasse gelesen werden kann.
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten
ISBN-13: 978-3743214392
https://www.loewe-verlag.de/
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