Araminta Hall – Die dritte Freundin

Inhalt

Eleanor, Nancy und Mary sind beste Freundinnen seit der Uni. Eine Karriere, zwei Ehen und mehrere Affären und Kinder später ist von ihren großen Plänen nicht mehr viel übrig. Nur ihre Freundschaft gibt ihnen Halt. Doch dann kehrt Nancy eines Abends nicht mehr nach Hause zurück und wird bald darauf tot aufgefunden. Eleanor ist verzweifelt, denn sie wusste, dass Nancy eine Affäre hatte, die sie beenden wollte – gegen den Willen ihres Geliebten. Doch ist die Lösung wirklich so einfach? Jede der drei Frauen hat ihre eigene Version von dem, was wirklich geschah, und jede hütet ihre eigenen Geheimnisse. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Dieses Buch ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich: Es gibt keine Kapitel, sondern drei Teile, für jede der Protagonistinnen eine Perspektive.

Die Frauen bzw. ihre schmerzlich (selbst)kritischen Gedanken sind ebenso ungewöhnlich, vor allem aber mutig dargestellt: Ihre Selbsterkenntnisse sind durchdrungen von unendlicher Scham, Schuld sowie Selbstverachtung. Sie waren lange leichtgläubig und passiv, sie sind sich und den Menschen, die sie lieben nicht gerecht geworden. Sie gehen allerdings auch mit ihren Ehemännern hart ins Gericht: Sie befinden sie der Selbstherrlichkeit sowie der seelischen Grausamkeit für schuldig.

Eine Ehe mit Kindern ist für zwei der Frauen zur Falle geworden, da ihr Selbstwertgefühl untergraben wurde, sodass sie sich immer mehr gefallen lassen, „gelernt“ haben ihre Bedürfnisse zu ignorieren, und immer weniger an sich glauben. Dieser schleichende Prozess wird sensibel, einsichtsvoll sowie schonungslos intensiv geschildert.

Eleanor: Die Leser*innen erfahren wie die erfolgreiche Singlefrau um ihre Freundin trauert, wie sie ihren Tod verarbeitet, und was ihr warum zu schaffen macht.

Nancy: Ihre Perspektive beleuchtet ihre Affäre, die Beweggründe und die Konsequenzen. Es gibt jedoch auch Einblicke in ihre Jugend sowie in die Zeit als sie Mutter wurde.

Mary: Ihre Perspektive beginnt eine Weile nach Nancys Tod. Die mehrfache Mutter und Ehefrau ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, zudem ist ihre Ehe ist ein Scherbenhaufen. Der Tod ihrer Freundin führt indirekt sowie verzögert dazu, dass sich ihr Denken und Handeln radikal ändert.

Wer hat Nancy getötet? Diese Frage ist offiziell der rote Faden der Geschichte. Im Grunde geht es für mich jedoch um Frauenprobleme: Mütter und Väter sind immer noch nicht gleichgestellt, Männer finden Frauen oft zu kompliziert bzw. neurotisch finden, und Frauen finden Männer eher zu oberflächlich.

Die Autorin

Araminta Hall arbeitet als Journalistin, Lehrerin und Autorin. Derzeit unterrichtet sie Kreatives Schreiben in Brighton, wo sie auch mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt. (Verlagsinfo)

Fazit:

Die drei Freundinnen haben aus den Augen verloren wer sie sein wollten, als sie Studentinnen waren, und die Kluft zwischen Anspruch und Realität könnte nicht größer sein. Ich fand es ungemein interessant zu lesen, wie ihnen ihr Versagen zu schaffen macht, und wie es überhaupt dazu kommen konnte. Was passiert wenn sich der angestaute Frust und die Wut Bahn brechen, ist faszinierend verstörend sowie spannend!

Taschenbuch: 448 Seiten
Originaltitel: Imperfect Women
Aus dem Englischen von Carola Fischer
ISBN-13: 978-3-453-42466-1

www. penguinrandomhouse.de

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