Der heulende Höllenhund vs. Holmes & Watson
Aus einem alten Dokument geht hervor, dass die Familie Baskerville, deren Stammsitz in Dartmoor liegt, verflucht ist und von einem dämonischen Hund verfolgt wird. Viele glaubten, dies sei nur eine Legende, die Umstände des Todes von Sir Charles Baskerville legen jedoch nahe, dass dem nicht so ist und der unheimlich leuchtende Höllenhund wieder durch das neblige Moor streift und die Baskervilles gnadenlos verfolgt…. (Verlagsinfo)
Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab 12 Jahren.
Die Serie wurde mit dem „Blauen Karfunkel“ der Deutschen Sherlock Holmes-Gesellschaft ausgezeichnet.
Der Autor
Sir Arthur Conan Doyle 859 bis 1930 und gelangte mit seinen ca. 60 Erzählungen um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes zu Weltruhm. Dabei begann der Mediziner, der eine eigene Praxis hatte, erst 1882 mit dem Schreiben, um sein Einkommen aufzubessern. „The Hound of the Baskervilles“ ((https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Hund_von_Baskerville)) ist der dritte von vier Romanen, die er als Serien verkaufen konnte. Der „Hound“ erschien 1901/02 im STRAND Magazine.
Marc Gruppe ist der Autor, Produzent und Regisseur der erfolgreichen Hörspielreihe GRUSELKABINETT, die von Titania Medien produziert und von Lübbe Audio vertrieben wird.
Folge 1: Im Schatten des Rippers
2: Spuk im Pfarrhaus
3: Das entwendete Fallbeil
4: Der Engel von Hampstead
5: Die Affenfrau
6: Spurlos verschwunden
7: Der Smaragd des Todes
8: Walpurgisnacht
9: Die Elfen von Cottingley
10: Der Vampir von Sussex / Das gefleckte Band / Der Fall Milverton / Der Teufelsfuß (Neuausgabe)
11: Das Zeichen der Vier (4/2014, Neuausgabe)
12: Ein Skandal in Böhmen (4/2014)
13: Der Bund der Rotschöpfe (5/14)
14: Eine Frage der Identität (9/14)
15: Das Rätsel von Boscombe Valley (10/14)
16: Der blaue Karfunkel
17: Die fünf Orangenkerne
18: Der Mann mit der entstellten Lippe
19: Der Daumen des Ingenieurs
20. Der adlige Junggeselle
21. Die Beryll-Krone
22. Das Haus bei den Blutbuchen
23. Silberblesse (6/16)
24. Das gelbe Gesicht (6/16)
25. Der Angestellte des Börsenmaklers (7/16)
26: Die „Gloria Scott“ (11/16)
27: Das Musgrave Ritual (12/16)
28: Eine Studie in Scharlachrot (2 CDs)
29: Die Junker von Reigate
30: Der bucklige Mann
31: Der Dauer-Patient
32: Der griechische Dolmetscher
33: Das graue Haus
34: Die quietschende Tür
35: Der Hund der Baskervilles (2 CDs)
36: Das unheimliche Pfarrhaus
37: Der verschwundene Kutscher
38: Das Haus mit den Zwingern
39: Eine Frage des Teers
40: Die dritte Botschaft
41: Mayerling (2 CDs)
42: Der Tote im Extra-Waggon
43: Der Zuträger
44: Der zweite Hund
45: Harry Price und der Fall Rosalie
46: Der Mann in Gelb
47: Das verlassene Haus
48: Der Gezeitenstrom
49: Das Grauen von Old Hall
50: Ludwig II. – Der Tod im Würmsee (2022)
51: Was das Feuer übrigließ
52: Der stille Tod
53: Der maskierte Tod
54: Tod eines Giftforschers
55: Geheimsache Styles Court
56: Der Mann im Speisewagen
57: Die vierte Flasche
58: Das Musikzimmer
59: Gottes Mühlen
60: Der zehnte Earl
61: Die Spuren auf der Treppe
62: Mr. Marburys Hände
63: Der Lumpensammler von Paris
64: Der verschwundene Grafensohn
65: Der Fall Harry Houdini
66: Der Frauenmörder von Boston
Die Sprecher/Die Inszenierung
Die Sprecher und ihre Rollen:
Joachim Tennstedt: Sherlock Holmes
Detlef Bierstedt: Dr. John Watson
Jean Paul Baeck: Dr. James Mortimer
Louis Friedemann Thiele: Henry Baskerville
Bodo Primus: John Barrymore
Kristine Walther: Laura Lyons
Johannes Raspe: Jack Stapleton
Lutz Reichert: Inspektor Lestrade
Hans Bayer: Kutscher
Max Schautzer: Kutscher Perkins
Marc Gruppe: Selden
Reinhilt Schneider: Beryl Stapleton
Dagmar von Kurmin: Eliza Barrymore
Horst Naumann: Sir Charles Baskerville
Die Macher
Regie führten die Produzenten Marc Gruppe und Stephan Bosenius. Die Aufnahmen fanden bei Titania Medien Studio und in den Planet Earth Studios statt. Alle Illustrationen – im Booklet, auf der CD – trugen Ertugrul Edirne und Firuz Askin bei.
Handlung
Der Landarzt Dr. James Mortimer wendet sich an Sherlock Mortimer, um in einer recht rätselhaften Erbsache behilflich zu sein. Er, Mortimer, sei nämlich der Nachlassverwalter des kürzlich verstorbenen Sir Charles Baskerville. Aus einem alten Dokument geht hervor, dass die Familie Baskerville, deren Stammsitz in Dartmoor liegt, seit dem 17. Jahrhunderts, als Hugo Baskerville sich als Wüstling aufführte, verflucht sei und von einem dämonischen Hund verfolgt werde.
Viele Einheimische glaubten bislang, dies sei nur eine Legende, doch die Umstände des Todes von Sir Charles Baskerville legen nahe, dass dem nicht so ist: Wieder macht ein nächtens heulender Riesenhund die Gegend unsicher, und man habe dessen Pfotenabdrücke gefunden. Dr. Mortimers Sorge gilt nun dem Erben von Sir Charles, Henry, der eigens aus Kanada angereist sei. Es gebe zwar noch einen Roger Baskerville, doch der sei in Argentinien verschollen oder verstorben.
Bei so vielen Ungereimtheiten wittert Holmes ein Mordkomplott. Als Henry Baskerville ihn besucht, warnt er ihn daher eindringlich vor einem Spaziergang im nahen Dartmoor und vor allem vor dem tückischen Grindon-Sumpf. Henry lädt Holmes ein, doch der fordert stattdessen Watson auf, Henry zu seinem Stammsitz im Dartmorr zu begleiten und sich ein paar tage Landluft zu genehmigen. Watson braucht nicht lange überredet zu werden. Heimlich drängt Holmes seinen Freund dazu, sich mit einem Revolver zu bewaffnen, für alle Fälle. Denn Henry Baskerville wird bereits verfolgt!
Im Dartmoor
Henry Baskerville betritt erstmals seinen Stammsitz Baskerville Hall und wird von Butler John Barrymore und dessen Frau Eliza empfangen. Von Dr. Mortimer weiß Watson, dass die Barrymores jeweils 500 Pfund geerbt haben, ebenso Dr. Mortimer, der 1000 Pfund erbte. Das verbleibende Vermögen, auf das Henry hoffen darf, beläuft sich auf stattliche 780.000 Pfund – Grund genug, dafür zu morden, fragt sich Watson.
Vom Kutscher Perkins hat er erfahren, dass aus dem nahen Staatsgefängnis ein gefährlicher Verbrecher namens Selden entsprungen sei: der Würger von Notting Hill! Bestürzt vernimmt er von den Barrymores, dass sie ihren Verwandten, der sich im Moor versteckt, mit Lebensmitteln versorgen: Selden, den Mörder. Und dann treibe sich in der Gegend auch noch der Naturforscher Stapleton herum, der am Rande des Moors mit seiner Schwester Beryl lebe.
Nachdem er im Dorf einen Brief an Holmes aufgegeben hat, begegnet Watson dem Naturforscher. Stapleton fragt nach Henry und Sherlock Holmes? Wie interessant, dass er an der Meinung des Detektivs interessiert ist – und dass er glaubt, er befinde sich hier oder komme demnächst. Beryl sei jedenfalls ein großer Fan von Watsons Geschichten und würde sich über seinen Besuch sehr freuen. Zum Schluss warnt ihn der Forscher vor den Abgründen des Grindon-Sumpfes, und in der Tat hört man dort nicht nur Frösche quaken, sondern auch einen Hund heulen.
Auf dem Rückweg zum Anwesen wird Watson von einer Frau angesprochen. Sie ermahnt ihn eindringlich, sofort diese Gegend zu verlassen. Sie verwechselt ihn offenbar mit Henry Baskerville. Es handelt sich um die schöne junge Beryl Stapleton, und sie lädt ihn zum Tee ein. Watson trinkt den Tee bei Beryl gerne, doch als der Naturforscher hinzukommt, streitet Beryl alles ab, was sie gesagt haben soll. Sehr merkwürdig, findet Watson auf dem Heimweg. Und diese beiden wollen „im Norden“ eine Schule geleitet haben? Relativ unwahrscheinlich.
Liebeshändel
Doch die schöne Beryl begegnet auch dem jungen Henry und verdreht ihm den Kopf, berichtet Watson. Doch warum ist dann ihr Bruder Jack so wütend darüber? Und nachts schleiche der Butler Barrymore durch die Gänge von Baskerville Hall und gebe an einem Fenster Lichtzeichen ins Moor. Jemand erwidert das Lichtzeichen mit der Kerze, jemand, der im Moor haust. Henry gehe nun öfters in Moor, vermutlich um Beryl zu treffen. Als Watson ihm folgt, beobachtet er die beiden Turteltäubchen. Doch als Jack hinzukommt, schimpft er auf Beryl und zieht sie mit sich fort. Henry wundert sich sehr über dieses Betragen. Jack entschuldigt sich später, bittet aber um eine Frist von drei Monaten des Nicht-Werbens um Beryl. Was soll das jetzt wieder? Worauf wartet Jack Stapleton?
Auf Verbrecherjagd
Henry ist frustriert, weil sein Zugang zu Beryl versperrt ist, deshalb will er sich mit der Verbrecherjagd austoben. Zusammen mit Watson schleicht er durchs Moor und stößt auch bald auf das verlassene Lager eines Vagabunden. Sie brauchen nicht lange zu warten: Da kommt er! Sie schießen, was das Zeug hält, doch er entkommt. Und da ist ja noch ein Landstreicher!
Eine weitere Dame
Barrymore, der Butler, bringt Henry einen verspäteten Brief, der an den verblichenen Charles Baskerville gerichtet ist. Absender ist eine L.L., der weiblichen Schrift nach zu urteilen. Dr. Mortimer hat eine Erklärung: Es handle sich um Laura Lyons, eine bedauernswerte Frau: Sie sei die Tochter des eremitisch lebenden Herrn Franklin, wurde aber von ihm verstoßen, als sie unerlaubt einen Mann heiratete. Der stellte sich als Schürzenjäger heraus und ließ sie sitzen. Heute schlage sie sich als Schreibkraft mehr schlecht als recht durch.
Um herauszufinden, was sie mit der ganzen Geschichte zu tun hat, besucht Watson sie, in ihrer bescheidenen Wohnung: Charles Baskerville unterstützte sie finanziell, damit sie sich scheiden lassen konnte. Am Abend, als er starb, wollte sie ihn eigentlich, wie der Brief besagt, an der Pforte zum Moor treffen, doch sie fand einen anderen Geldgeber. Statt Sir Charles abzusagen, ließ sie ihn warten – was zu seinem Verderben wurde.
Ein alter Bekannter
Auf seinem Weg nach Baskerville Hall stößt Watson unverhofft auf einen alten Bekannten: Holmes! Doch er ist wie ein Landstreicher verkleidet. Fast hätte er ihn mit Selden verwechselt und auf ihn geschossen. Holmes ist aufgeregt: Er rechne mit einer baldigen Lösung des Falles. Und er hat aufregende Neuigkeiten, die das verzwickte Liebesdrei- oder besser -viereck rund um Baskerville Hall in ein ganz neues Licht rücken…
Mein Eindruck
Aufgrund der vielen gruseligen Verfilmungen erwarten die Hörer, dass sich in der Handlung alles um den titelgebenden Hund handelt. Weit gefehlt! Die Urfassung beschäftigt sich vor allem mit dem sogenannten Fluch, der auf allen Erben Hugo Baskervilles liegen soll, wie ja der Tod von Sir Charles zu belegen scheint. Doch wer wird ihn beerben, lautet die nächste Frage. Und die Antwort zu finden, erweist sich als veritabler Kriminalfall, der nicht nur die Fähigkeiten von Dr. Watson, sondern auch die seines Freundes Holmes auf die Probe stellt. Dass ein entsprungener Schwerverbrecher ihnen in die Quere kommt, erschwert ihre Aufgabe.
Nicht alle sind, die sie zu sein vorgeben, das ist keine Überraschung. Doch um wen handelt sich dabei? Sind es die beiden älteren Barrymores, das Butler-Ehepaar, das dem Sträfling per Lichtzeichen und heimlicher Versorgung hilft? Ist es Henry Baskerville, der sein Herz an Beryl Stapleton verliert? Oder sind es gar die Stapletons selbst, die zwar unter einem Dach leben, doch von Jacks Eifersucht geplagt werden? Und welche Rolle spielt die graue Maus Laura Lyons, die von einem Schürzenjäger so böse getäuscht und sitzengelassen worden ist? Ein Liebesviereck zu vermuten, erweist sich als guter theoretischer Ansatz.
Wie auch immer, so müssen doch Holmes und Watson tiefer schürfen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Sie entschließen sich sogar, Sir Henry als Köder zu benutzen, um den wahren Täter, der hier im Moor sein Unwesen treibt, zur Strecke zu bringen – und den vermaledeiten Höllenhund gleich dazu. Viele Schüsse fallen im Finale, wie es sich gehört, und der Schurke im Stück findet – ganz ohne fremdes Zutun – seine verdiente Strafe.
Die Sprecher/Die Inszenierung
Die Sprecher
Dr. Watson nimmt die Stelle des zweifelnden gesunden Menschenverstandes gegenüber Holmes ein, welcher ein getriebener Junkie der Vernunftarbeit zu sein scheint. Watson ist der Gemütsmensch, ein Jedermann mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Holmes jedoch ist nicht nur Kopfarbeiter, sondern auch Schauspieler und Manipulator von Menschen.
Sherlock Holmes
Es gibt mehrere Hauptfiguren, die auch stimmlich herausragen. Am besten gefällt mir Joachim Tennstedt als Sherlock, denn was er in diese Figur hineinlegt, ist sehr sympathisch und humorvoll – so als würde ein strahlender John Malkovich völlig entspannt aufspielen. Allerdings tritt Holmes erst im letzten Drittel als Akteur auf, was seinem Freund Watson die seltene Gelegenheit gibt, sich selbst als Detektiv zu betätigen.
Dr. John Watson
Dr. John H(amish) Watson ist das genaue Gegenteil seines Freundes: jovial, höflich, frauenfreundlich und durchweg emotional, außerdem glücklich verheiratet. Leider sind seine logischen Schlüsse von dementsprechend unzulänglicher Qualität. Das war zu erwarten und dürfte keinen überraschen. Dafür wirkt er aber in seinem Umgang mit dem schönen Geschlecht sehr sympathisch. Er spricht mit Beryl, mit Laura und schließlich auch mit Eliza (Barrymore), wobei reichlich geschluchzt werden darf.
Die Nebenfiguren
Die beiden wichtigsten Nebenfiguren sind zweifellos Sir Henry Baskerville und sein Nachlassverwalter Dr. John Mortimer. Sie liefern die wichtigsten Informationen und bereiten so den Boden für die Ermittlung vor Ort. Dass Jack Stapleton nicht nur über Sherlock Holmes Bescheid weiß, sondern ihn zudem hier im Dartmoor erwartet, wirkt an einem vernünftigen, unschuldigen Naturforscher etwas fehl am Platze. Johannes Raspe bringt diese Zwiespältigkeit deutlich zum Ausdruck.
Dass er seine Schwester zudem keinesfalls einem hochvermögenden Gutsbesitzer anvertrauen will, weckt Zweifel an seinem Verstand. Wäre sie nicht eine exzellente Partie für Sir Henry, und umgekehrt? Doch Jack und Beryl hüten ein pikantes Geheimnis, das keinesfalls ans Licht kommen darf. Der Verdacht von möglichem Inzest unter den Stapletons dürfte seinerzeit jedem ehrbaren Viktorianer die Schamröte ins Gesicht getrieben haben.
Und dass Sir Charles in Laura Lyons möglicherweise eine Affäre gehabt haben könnte, ist ebenso anrüchig. Doch wer ist anstelle von Sir Charles ihr Geldgeber geworden, der ihr aus der Patsche geholfen hat? Der Fall ist verzwickt, und Frauen scheinen eine Schlüsselrolle zu spielen. Die jeweiligen Sprecherinnen sind glücklicherweise leicht auseinanderzuhalten.
Es gibt noch etliche weitere Nebenrollen, so etwa die Butler, die Kutscher und so weiter. Selbst der Auftritt von Lutz Reichert als Inspektor Lestrade als engem „Mitarbeiter“ von Holmes gerät so zur bloßen, aber notwendigen Fußnote. Veteranen des Gruselkabinetts treten ebenfalls auf: Horst Naumann, Dagmar von Kurmin und Max Schautzer.
Geräusche
Eine große Vielfalt von Geräuschen verwöhnt das Ohr des Zuhörers. Der Eindruck einer real erlebten Szene entsteht in der Regel immer. Pergamentrascheln, klappernde Teetassen, knisterndes Kaminfeuer, eine laut tickende Standuhr – diese Geräusche gehören zu den Szenen mit Interieurs. Sie bilden einen ergänzenden Kontrast zu den erfreulich zahlreichen Außenszenen, den Exterieurs: Dort sagen sich Käuzchen und Frösche Gutenacht. Das Geheul des titelgebenden Höllenhundes ist allenthalben zu vernehmen. Doch auch dieses Rätsel wird von Holmes und Watson gelöst.
All diese Samples setzt die Tonregie zur Genüge ein, um einer Szene eine Fülle von realistisch klingenden Geräuschen zu vermitteln. Zahlreiche Schüsse setzen dieser Inszenierung sozusagen die Action-Krone auf.
Die Musik
Das gewohnte Intro, eine Art flott-dezente Teemusik, bildet in dieser frühen Folge keineswegs den heiter-beschwingten Auftakt des Hörspiels, dafür müssen entsprechend heimelige Geräusche die häusliche Idylle von Baker Street 221B andeuten. Die erste Szene schildert den (mehr oder weniger) grausigen Tod von Sir Charles Baskerville – und bildet den optimalen Auftakt.
Von einem Score im klassischen Sinn kann keine Rede mehr sein. Hintergrundmusik dient nur dazu, eine düstere oder angespannte Stimmung zu erzeugen, und zwar nur dort, wo sie gebraucht wird. Hier steigert sich die Spannung sehr dezent von Szene zu Szene – und das sind in 129 Minuten eine ganze Menge. Auffallend ist der effektvolle Einsatz eines tiefen elektrischen Basses. Als dieser auch noch beginnt, einen Herzschlag nachzuahmen, wird jedem Hörer klar, dass es höchste Zeit ist, den Adrenalinpegel höherzuschrauben.
Das Booklet
Das Titelmotiv zeigt die Szene, in der der titelgebende Höllenhund vor Baskerville Hall heult.
Im Booklet sind die Titel des GRUSELKABINETTS verzeichnet sowie Werbung für den verstorbenen Illustrator Firuz Askin zu finden. Die letzte Seite zählt sämtliche Mitwirkenden auf. Die CD und der Einleger sind mit den Sherlock-Holmes-Motiven versehen, die die Reihe von Anfang an begleitet haben.
Unterm Strich
Anders als viele Horrorfilme mit Gruseleffekten, setzt diese Audio-Inszenierung ganz auf die bewährte Ermittlungsmethodik: genau beobachten und Schlüsse ziehen. Da beinhaltet aber auch jede Menge Beinarbeit und den Einsatz von Schusswaffen. Die Szenen in der Baker Street und auf Baskerville hall werden sehr schön durch Szenen, die draußen in der nicht ganz ungefährlichen Natur – um Sumpf sind schon viele verlorengegangen – stattfinden, ergänzt und kontrastiert. Das Dingsymbol für die Gefahren des Moors ist der titelgebende Hund – und auch dieser muss erst zur Strecke gebracht werden, bevor es Frieden, Liebe und Gerechtigkeit geben kann.
Der männlichen Action steht das weibliche Element kontrastiv gegenüber: Gleich drei Damen schmücken das Ensemble: Eliza Barrymore, Beryl Stapleton und Laura Lyons. Sie alle verfügen über eine weitere Dimension, die Watson und Holmes erst aufdecken müssen. Alle drei werden unterdrückt und ausgenützt, so dass Mitgefühl hier keineswegs fehl am Platz ist. Es scheint fast so, als läge der Fluch der Baskervilles auf ihnen statt auf den Landesherren.
Das Hörspiel
Die professionelle Inszenierung, die filmreife Musik und bekannte Stimmen von Synchronsprechern und Theaterschauspielern einsetzt, bietet dem Hörer ein akustisches Kinoerlebnis, das man sich mehrmals anhören sollte, um auch die Feinheiten mitzubekommen. Die malerische Szenerie des Moors wird ebenso akustisch detailliert nachgestaltet wie die heimelige Atmosphäre in der Baker Street 221B. Käuzchen, Frösche und gewisse Höllenhunde kommen zum Einsatz – glücklicherweise nicht zu Hause bei Holmes & Watson, sondern draußen am Rande der britischen Zivilisation.
Die Sprecherriege für diese neue Reihe ist höchst kompetent und renommiert zu nennen, handelt es sich doch um die deutschen Stimmen von Hollywoodstars wie John Malkovich (Tennstedt) und George Clooney (Bierstedt). Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für spannende Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert, und die Stimmen der Hollywoodstars Clooney und Malkovich vermitteln das richtige Kino-Feeling.
Titania Medien bei Lübbe Audio, 2018;
O-Titel: The Hound of the Baskervilles, 1901/02
Länge: über 129 Minuten,
ISBN 97837857-57253
Der Autor vergibt: