Neal Asher – Skinner – Der blaue Tod

In der Zukunft – auf dem Wasserplaneten Spatterjay: Das Leben ist hart, teuer und gefährlich. Die Bewohner verdienen ihr Geld mit dem Fang merkwürdiger Meeresbewohner, die alle sehr tödlich sind. Die Fauna hat sich vollständig dem Lebenszyklus angepasst – und so kann man gefressen werden und trotzdem überleben. Das hat auch Auswirkungen auf die Menschen, die hier leben. Sie sind unsterblich, flicken sich bei schweren Verletzungen einfach zusammen und müssen massiv verletzt werden, um überhaupt ausgeschaltet zu werden. Der Preis: Der Körper eines Unsterblichen mutiert, falls man nicht höllisch aufpasst.

Dieser merkwürdige Planet ist Ziel dreier Personen. Janer, Erlin und Keech. Obwohl sie alle verschiedene Motivationen vorantreiben, haben sie ein gemeinsames Ziel: den Skinner. Ehemals Sklaventreiber, Mörder und an einem Stück. Scheinbar war er tot, doch nun ist er wohl zurück – oder nicht?

Anlässlich von Filmen wie „Fluch der Karibik“ und „Master and Commander“ erfreuen sich Piratenstücke derzeit großer Beliebtheit. Wie passend, dass es sich bei „Skinner – Der blaue Tod“ um ein Piratenstück handelt. Zwar ist es in der Zukunft und auf einem fremden Planeten angesiedelt, aber dennoch spannend zu lesen und voller Überraschungen.

Moderne Technologie ist für Spatterjay kaum erschwinglich und so fahren hölzerne Kutter über das Meer. An Bord die unsterblichen Einheimischen, ausgestattet mit einem großen Waffenarsenal. Damit erwehren sie sich der bedrohlichen Tierwelt. Fortwährend gibt es kleine Einschübe des Autoren, die sich mit genau dieser Tierwelt beschäftigen und den Kreislauf des „Fressen und Gefressen werden“ behandeln. Recht anschaulich und faszinierend geschrieben. Neal Asher zeigt hier sein kreatives Talent und entwickelt eine einzigartige Umgebung für seine Geschichte.

In dieser Umgebung agieren dann künstliche Intelligenzen, semiintelligente Segel, Drohnen, Schnecken, die sich Menschen als Nahrungsmittel halten, ein seit siebenhundert Jahren toter Keech und andere Wesen.

Das Protagonisten-Trio ist Asher besonders gut gelungen. Am normalsten erscheint vielleicht Erlin. Die jugendliche Wissenschaftlerin hat bereits einige Jahrhunderte auf dem Buckel und entpuppt sich als knallharter Brocken. Auch Janer erscheint Anfangs normal, allerdings gehörte er zu einem Schwarmbewusstsein. Die Hornissen stellten sich im Laufe der Geschichte als intelligent heraus und wurden ziemlich mächtig. Durch Janer versuchen sie ihre Macht nun zu stärken. Am auffälligsten scheint jedoch Keech. Er ist seit Jahrhunderten ein wandelnder Leichnam, wird durch Elektronik eines Kults am Leben gehalten und von Rachegelüsten geleitet. Damit ergibt sich eine Sammlung verschiedener Charaktere, die alle gut zusammenpassen und miteinander harmonieren.

Unterm Strich

Das Charakterspiel der Hauptcharaktere, ihre Entwicklung und ihre Motivation, reizen den Leser, zwingen ihn zum Weiterlesen. Man wird vom Schicksal der Personen berührt, nimmt Anteil an ihrem Leben. Neal Ashers Roman ist im sozialen Bereich erstklassig geschrieben und auch die Übersetzung von Thomas Schichtel steht dem in nichts nach.

„Skinner – Der blaue Tod“ ist ein spannender Roman, flüssig zu lesen und gut aufgebaut. Zwar wechseln häufig Schauplätze, Personen und auch mal die Zeit, aber man behält stets den Überblick. Eine gelungene Piratengeschichte, tolles Seemansgarn und faszinierende Science-Fiction.

_Günther Lietz_ © 2004