Alle Beiträge von Alisha Bionda

Barbara Büchner – Der Pestarzt

Wien, 1898. Gründerzeit, Aufbruchzeit. Die Pest gilt in Mitteleuropa als Schrecken der Vergangenheit, lange noch nicht besiegt, aber doch zurückgedrängt in weniger zivilisierte Länder. Aus einem dieser fernen Länder jedoch, aus Indien, bringt ein ehrgeiziges Ärzte-Team den Pesterreger mit nach Wien, um ihn dort zu erforschen. Doch nicht nur die Information über das brisante Unterfangen sickert nach außen, auch der Erreger lässt sich nicht vollständig isolieren. Die Pest bricht aus. Mitten in Wien.

Dr. Müller, der Pestspezialist, ein furchtloser und gläubiger Arzt, fühlt sich immun gegen die Seuche und pflegt aufopfernd seine Patienten. Ein äußerst spannendes Buch, mit viel Zeit- und Lokalkolorit. Das Denkmal für den tatsächlich gelebten Dr. Hermann Müller ist in Wien zu besichtigen.

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Ertner-Knittel-Vojvoda GbR / MM-Redaktion – Multi-Mania 7

|Ausgabe 7, 01/2006, Februar/März |

Mikis Wesensbitter heißt den Leser der Ausgabe 7 der |MULTI MANIA| in seinem Vorwort willkommen und verkündet gleich die erfreuliche Botschaft, dass das Magazin um sechzehn Seiten stärker geworden ist.
Der Inhalt der mir – erstmals vorliegenden – |MULTI MANIA| kann überzeugen! Das vorweg. Da ist für jeden etwas dabei: Ob Kinofreak oder Rollenspieler, ob Comicfan oder sonstig Interessierter.

Es finden sich Movie-News, DVD-News, Kolumnen, z. B über die DVD „Die kalte See“, sehr anschaulich von Mikis Wesensbitter geschildert, der hoffentlich nicht mehr mit Gipsbeinen seiner Weiblichkeiten kämpfen muss. Es folgt ein Bericht über das von Jean-Paul Salomé geschaffene filmische Meisterwerk „Arsene Lupin“ – Gentleman, Charmeur, Dieb.

Es folgen die DVD-REVIEWS/NEW ON DVD mit vielen interessanten Infos, querbeet, wie z. B. zu „Totentanz der Hexen“, „Antares – Studien der Liebe“, „Angst“, „Caprona – das vergessene Land“, „Frankenstein“, „Die eiserne Rose“, „Kind of Quenne“ (4.Staffel), Nonstop Nonsens – Box 1 (über Kultkomiker Dieter Hallervorden), „The Fantastic Four“ (Comic aus den Sechzigern über ein Superhelden-Team), „Brennen muss Salem“, „Des Teufels Saat“, „Die Kinder der Verdammten“ und vieles mehr.

In den SPECIAL AUKTIONEN wird „Filmundo.de“ vorgestellt. Wer schon lange nach seinem Lieblingsfilm auf DVD sucht oder eine besondere Karte für sein Magic-Deck, ist bei dem Internet-Auktionshaus „Filmundo“ richtig. Hier findet sich alles, was das Cineasten-Herz höher schlagen lässt: Filme, Aushangfotos, Autogramme, Bücher, Comics, Soundtracks, Computerspiele – bei „Filmundo“ bekommt man alles. MM sprach mit Sven Roddewig, dem geistigen Vater von „Filmundo“.

Als SPECIAL DVD werden „Krieg der Welten“ und „Dark Water/Dunkle Wasser“ vorgestellt, denen Verlosungen von DVDs angegliedert sind.

In SPECIAL KINO plaudert Michael Fangmann über „SAW 2“, den er als raffinierten Horror-Thriller betitelt, der nach Teil eins nicht abfällt. Auch „Capote“ findet Erwähnung, ein Film, der die sympathischen und verwerflichen Seiten des Schriftstellers Truman Capote belegt, der 1984 an den Folgen seiner Alkohol- und Tablettenabhängigkeit starb. Capotes Sucht begann mit der Arbeit an seinem 1986 erschienen Welt-Bestseller „Kaltblütig – In Cold Blood“ – genau in dieser Zeit der Nerven aufreibenden Recherche und des schwierigen Schreibens spielt „Capote“.

Es folgt Rajko Burchardts Artikel über den Film „Rothenburg“, der den Kannibalen von Rothenburg thematisch aufgreift. Ich schließe mich Burchardt an: „Diesen Film hat niemand gebraucht.“ Sven Siemen berichtet über den enttäuschenden Film „Underworld 2“, einem abgeflachten Vampirepos auf Storysuche.

In SPECIAL MUSIC werden neue akustische Werke vorgestellt: „Erdenstein“ und ihre instrumentalen Stücke, & „Amber“ (Martina Sophie Noeth), die Autorin unzähliger Publikationen für „Das Schwarze Auge“ und |Feder & Schwert|, von der nach „Bardensang“ nun „Rabenflug“ erschien.

Auch NEW GAMES finden Erwähnung. In SPECIAL GAMES stellt Sven Siemen „Dreamfall – The Longest Journey“ ausführlicher vor, das ein Adventure der Spitzenklasse zu werden scheint. Ebenso bringt er „Dark Age of Camelot – Darkness Rising“ dem Leser näher, ein Spiel, das auch nach vier Jahren noch Spaß machen soll. Auch „Tony Tough 2“, der sympathische Anti-Held, wird dargestellt. Weiter geht es mit „Heroes V“, „Castlevania – Curse of Darkness“ & „Pathologic“.

Zum Thema Technik findet der Leser noch ein SPECIAL: HARDWARE & SOFTWARE, in dieser Ausgabe „All-In-Wonder X 1900“, der derzeit leistungsstärksten Grafikkarte auf dem Markt, aber auch andere.

Im NEWS HÖRSPIELE wird auf Hörspiele wie „John Sinclair“, „Perry Rhodan“ und andere hingewiesen. In dem Zusammenhang wird in SPECIAL LABEL „Europa“ vorgestellt, die Hörspiel-Fans ein Begriff sind, mit Produktionen wie „Larry Brent“ & „Macabros“, „Sherlock Holmes“ und anderem. MM-Redakteur Oliver „Zappo“ Stichweh interviewte Dirk Eichhorn, den Chefredakteur des EUROPA-Internetauftritts. Ebenso stellt er DREAMLAND PRODUCTIONS vor.

Es folgen die interessanten REVIEWS HÖRSPIELE.

Weiter geht’s mit NEWS ANIME und SPECIAL ANIME, hier „Gilgamesh“ – Whose side are you on? Laut Martin Kreischler eine Empfehlung für alle, auf der Suche nach einem ordentlichen Mystery-Anime. Auch REVIEWS ANIME & MANGA, NEWS ROLLENSPIELE und REVIEWS ROLLENSPIELE & BRETTSPIELE halten viele Informationen zu z. B. „Samurai 7“, „Das Schwarze Auge-Würfelset“, „2. Schwarze Augen Brettspiel“, „Cthulhu-Festival Obscure Quellenbuch“ und vielem mehr bereit.

Elena Lydia Müller stellt in SPECIAL ROLLENSPIEL André Wiesler vor.

REVIEWS LITERATUR bietet auch etwas aus meiner = der schreibenden Zunft. Unter anderem Stephen Clarkes „Ein Engländer in Paris“, Frederic Neuwalds „Götterschwert“, Thomas O. Meißners „Das Paradies der Schwerter“ … In SPECIAL BUCH stellt Mikis Wesensbitter „Lesen im Reich der Mitte“ vor, sprich chinesische Literatur; gefolgt von SPECIAL COMIC, das den Comic „V wie Vendetta“ näher bringt.

Schön für den Leser ist auch die Vorstellung einiger Redakteure des MM-Teams. Es ist immer angenehm, wenn Namen auch Gesichter erhalten!

Alles in allem ist |MULTIA MANIA| ein wirklich abwechslungsreiches Magazin, das ich wärmstens empfehlen kann!

_MULTIA MANIA_
Kino/DVD/Games/Hörspiele/Rollenspiele/Anime/Comic
Einzelausgabe: 3,00
Abo (6 Hefte): 15 € (Inland)
Probeabo (3 Hefte): 6 €

_Abos und Nachbestellungen:_
Devil Inc Presseverlag
Richard-Wagner-Str. 64
66111 Saarbrücken
Fax: 0681/3907661
mailto: abo@legacy.de

_Chefredakteur:_
Sven Siemen, mailto: sven@multi-mania.net

_Redaktionsleitung / Marketing / Vertrieb:_
Alexander „eRTI“ Ertner, mailto: erti@multi-mania.net

_Lektorat:_ Diana Glöckner

_Produktionsleitung:_ Jörg Mathieu, Alexander Ertner, Sven Siemen

_Redaktionelle Mitarbeiter:_
Elina Lydia Müller (ELM), Jens Riediger (JR), Mikis Wesensbitter (MW), Ulf Imwiehe (UI), Daniel Harnoß (DH), Yazid Benfeghul (YB), Simon Dümpelmann (SD), Sebastian Hirschmann (SH), Rouven Dorn (RD), Philipp von dem Knesebeck (PVK), Michael Fangmann (MF), Björn Backes (BB), Michael Hempel (MH), Andreas Peter (AP), David Ivanov (DI), Jörg Mathieu (JM), Martin Kreischer (MK), Sven Siemen (SVS), Olaf Brinkmann (OB), Alexander Ertner (AE), Florian „Zosse“ Zastrau (ZOS), Oliver „Zappo“ Stichweh (ZAP), Martin Lips (MAL), Kai-Uwe Sander (KUS), Henri Kramer (HK), Patric Knittel (PK), Ruben Heim (RH), Björn Thorsten Jaschinski (BTJ), Julia Stichweh (JST), Jan Stetter (JS), Jan „Karli“ Schaarschmidt (Karli), Christian Bartsch (CB), Dorothea Gallien (DOG); Diana Glöckner (DG), Daniel Pereé (DP), Dennis Pelzer (DEP), Holger Bals (HB), Christian Hubert (CH), Michael Kulüke (MIK), Dorothea Gallien (DOG)

_Design:_ Jörg Mathieu, mailto: layout-devil@legacy.de

_Anzeigenleitung_
Mario Vojvoda
Tel. 0178/8745473
Fax. 0681/3907660
mailto: anzeigen@multi-mania.net

http://www.multi-mania.net

Haubold, Frank W. (Hg.) / Müller, Wilko jr. / E.-E., Marc-Alastor / Peters, Stephan / u. a. – schwerste Gewicht, Das (EDFC Jahresanthologie 2005)

Eine Videovorführung, die buchstäblich eine Ewigkeit dauert, ein Gehirn, das verzweifelt nach Gesprächspartnern sucht, eine Flamme, die unter Depressionen leidet, und der drohende Einbruch in ein anderes Universum: Neunzehn manchmal skurrile, manchmal melancholische, in jedem Fall aber im besten Sinne phantastische Geschichten erwarten den Leser im neuen Fantasia-Band, der EDFC-Jahresanthologie 2005.

Bekannte Autoren und hoffnungsvolle Nachwuchstalente aus Bulgarien, Deutschland und Österreich dokumentieren einmal mehr die faszinierende Vielfalt phantastischer Literatur, die allen Unkenrufen zum Trotz lebt und gedeiht. Die Erzählungen und Kurzgeschichten aus den Bereichen Science-Fiction, Fantasy und Horror wurden von Frank W. Haubold ausgewählt und von Gabriele Reinecke illustriert.

_Inhalt:_

Matthias Falke: Das schwerste Gewicht
|Eine Videovorführung, die buchstäblich eine Ewigkeit dauert …|

Heidrun Jänchen: Sprich mit mir
|Ein Gehirn, das verzweifelt nach Gesprächspartnern sucht …|

Natalia Andreeva: Bitteres Licht
|Ewige Jugend – wenn ein Zauber zum Fluch wird …|

Stephan Peters: Dorothea
|Eine Auferstehung der weniger appetitlichen Art …|

Dietmar Füssel: Die kleine Flamme
|Eine Flamme, die unter Depressionen leidet …|

Stefan Pfister: Der klappernde Bahnhofsvorsteher
|Das unvermutete Ende einer nächtlichen Zugfahrt …|

Christian Fischer: Sand und Würfel
|Eine Entdeckung, die nicht nur unser Universum betrifft …|

Wilko Müller jr.: Hass
|Eine Unfallserie, die sehr menschliche Ursachen hat …|

Barbara Schinko: Verbrechen aus Liebe
|Eine Hexe und ihr ewig junger Liebhaber …|

Frank W. Haubold: Das ewige Lied
|Der ewige Soldat auf dem Weg in einen aussichtslosen Kampf …|

Volker Groß: Des-Illusion Alice
|Ein Traum, der abrupt endet …|

Marc-Alastor E.-E.: Vergessen sei der Wechselbalg
|Ein Wüstengeist in tödlicher Mission …|

Silke Rosenbüchler: O je, du Fröhliche
|Ein unerfüllbarer Weihnachtswunsch …|

Sven Kloepping: Alpha Centauri
|Ein Grenzwächter, der sich nicht erinnern darf …|

Jasmin Carow: Der Rattenkönig
|Wenn eine Plage übermächtig wird …|

Hartmut Kasper: Uschepti
|Unterwegs in einem fliegenden Sarg …|

Helga Schubert: Irgendwas mit Pudica
|Ein verrückter Gärtner und seine Schützlinge …|

Michael K. Iwoleit: Das Urteil
|Die Menschheit auf dem Prüfstand …|

Alexander Amberg: Die Rückkehr
|Ein Zauberring, der Wünsche wörtlich nimmt …|

_Der Herausgeber:_

Frank W. Haubold wurde 1955 in Frankenberg geboren und lebt im sächsischen Meerane. Er studierte Informatik und Biophysik in Dresden und Berlin. Seit 1989 schreibt und veröffentlicht er Erzählungen und Kurzgeschichten unterschiedlicher Genres (Science-Fiction, Fantasy, Gegenwart). Nach Einzelbeiträgen in verschiedenen Anthologien und Zeitschriften veröffentlichte er 1997 sein erstes Buch, den Episodenroman „Am Ufer der Nacht“, 1999 zusammen mit Eddie M. Angerhuber die Sammlung „Der Tag des silbernen Tieres“ sowie 2001 und 2003 die vielbeachteten Erzählungssammlungen „Das Tor der Träume“ und „Das Geschenk der Nacht“. Seit 1996 Mitglied des 1. Chemnitzer Autorenvereins e. V., für den er mehrere Anthologien herausgab. Weitere Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften, Magazinen und Anthologien (u. a. bei |Heyne|, |Lübbe| und |BLITZ|).

_Rezension:_

Der Herausgeber Frank W. Haubold kündigte eine Anthologie mit |ungewöhnlichen| Kurzgeschichten an. Das ist ihm schon einmal insoweit gelungen, dass die Bandbreite der Kurzgeschichten durch alle Genres reicht. Auch die Plots sind teilweise erfrischend „anders“ als in vergleichbaren Anthologien und sichern abwechslungsreiche Lesekost.

Der Band startet gleich mit der Titelgeschichte „Das schwerste Gewicht“ von Matthias Falke, in der eine Gruppe von Menschen Rückblicke aus ihrem Leben präsentiert bekommt, die entweder dunkel oder aber ausschweifend waren und die Anwesenden psychisch „nackt“ vor den anderen dastehen lässt. Nicht genug damit, werden ihnen diese Rückblicke in stetiger Folge präsentiert. So werden sie zu Gefangenen und Entblößten ihrer eigenen Vergangenheit.

„Bitteres Licht“ von Natalia Andreeva ist die erste atmosphärische Geschichte. Das Thema |Ewige Jugend| wird hier einmal anders abgehandelt; interessant ist auch der Mutter-Tochter-Konflikt, den die Autorin einflicht. Man mag den Stil von Natalia Andreeva lieben oder nicht, eines hat er: Wiederkennungswert. Und er weiß „angenehm“ zu unterhalten. Meist sind Andreevas Texte „licht“, von einer höheren Ebene und daher sprechen sie vielleicht nicht alle an, aber schlecht sind sie nicht.

Erstes richtiges Highlight ist „Dorothea“ von Stephan Peters, der wie immer souverän fabuliert und das Thema Wiederkehr in einem Fiction-Rahmen darbietet. So also sieht Robottechnik aus und so also kann Wiederauferstehung ablaufen.

Stefan E. Pfister stellt uns in „Der klappernde Bahnhofsvorsteher“ einen Zugreisenden vor, der an einem abgelegenen Bahnhof aussteigt, bei dem dubiosen Dr. Petronius landet und dort Merkwürdiges über sich erfährt. Biomechanismen und Kabelekstase gewinnen für ihn plötzlich an Bedeutung.

Wilko Müller jr.: „Haß“ zeigt uns, wie vernichtend Hassgefühle sein können, wenn sie ausufern und Eigendynamik entwickeln – und wie schnell sie zum Bumerang werden. Ein Plot, der uns nachdenklich stimmen sollte.

Barbara Schinkos „Verbrechen aus Liebe“ ist eine feine Geschichten rund um das unendliche Leben einer Hexe und ihres Liebhabers, die nicht voneinander lassen können, die auf Gedeih und Verderben aneinander gekettet sind. So also endet die absolute Vereinigung?

Sprachlich wirklich |herausragend| ist einzig der Beitrag „Vergessen sei der Wechselbalg“ in der Welt Praegaia von Marc-Alastor E.-E, einem Autor, von dem man auf jeden Fall mehr lesen sollte und der erfreulicherweise keinen Mainstream anbietet!

Silke Rosenbüchlers „O je, du Fröhliche“ ist eine humorvolle, erotisch angehauchte Story um einen ganz speziellen Frauenwunsch an den Weihnachtsmann, der unerfüllt bleibt, trotz aller Verführungskünste. Santa Claus ist eben doch kein „ganzer Kerl“, dank seiner kindergerechten Figur.

Helga Schuberts „Irgendwas mit Pudica“ führt den Leser auf anschauliche Weise an die Besonderheiten der Pflanzenwelt heran. An den Rachenblütler „Löwenmaul“, die Blutblume, die Glockenrebe … sie alle zeigen, dass sie sich zu wehren wissen, wenn man ihnen nicht respektabel begegnet – und dass es keine UNkräuter gibt. Sollten Sie jemals einen Schatz suchen, richten Sie Ihr Augenmerk auf die Pflanze |Rühr-mich-nicht-an|.

So viel zu den Kurzgeschichten, alle seien hier nicht näher erwähnt, das nähme dem geneigten Leser zu sehr die Spannung, es sei aber so viel gesagt: Er wird hier gut unterhalten! Dazu trägt auch die Story des Herausgebers bei!

Bliebe die Aufmachung: Das Covermotiv von Michael Mittelbach kommt morbid daher und spricht stimmungsvoll an. Dem zum Kontrast stehen die schwarzweißen Innengrafiken von Gabriele Reinecke, die sehr schön auf die jeweilige Story abgestimmt sind. Die Schrift erfreut durch angenehm augenfreundliche Größe und untermauert den Lesegenuss.

Fazit: Eine lesenswerte, abwechslungsreiche Anthologie mit einigen Highlights, die ich nur empfehlen kann!

|174 Seiten mit 8 ganzseitigen Illustrationen von Gabriele Reinecke
und einem Titelbild von Michael Mittelbach|
http://www.edfc.de

Grüning, Christian – Garantiert erfolgreich lernen. Wie Sie Ihre Lese- und Lernfähigkeit steigern

_TRAILER_

Das Leben ist ein ständiger Lernprozess. Ob für Prüfungen, Examina, berufliche oder private Weiterbildung: Niemand kommt daran vorbei, sich ständig neues Wissen anzueignen. Nach der Arbeit mit diesem Buch werden Sie schneller und – viel wichtiger – mit besserem Verständnis und einer besseren Erinnerung lesen (Speed Reading). Es wird Ihnen leicht fallen, selbst komplexe Informationen gehirn-gerecht aufzubereiten und mühelos in Ihr derzeitiges Wissen einzubinden (Mind Mapping). Derart „konstruiertes“ Wissen werden Sie leicht wieder „re-konstruieren“ können und im entscheidenden Moment zur Verfügung haben (Gedächtnis-Strategien & Mnemotechnik). Unterstützt wird dieser Prozess durch das richtige Zeitmanagement. Sie lernen, Ihre Konzentration zu verbessern und eine starke Motivation für die wichtigen Aufgaben zu entwickeln. Und das alles ohne Stress. Klingt unglaubwürdig? Dann lassen Sie sich überraschen.

_DER AUTOR_

Christian Grüning ist Jurist, Wirtschaftsmediator (CVM) und NLP Master-Practitioner. Schon während seines Studiums gründete er ein Beratungsunternehmen für Marktforschung und IT-Projekte sowie einen eigenen Fortbildungsverein. Im Anschluss an die Tätigkeit als Vorstandsassistent einer weltweit tätigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hielt er europaweit Seminare im Bereich Internet-Programmierung. Während er die Kinder einer Hochbegabtenförderung für die Gedächtnisweltmeisterschaften trainierte, begann er sich intensiver mit dem Thema Lernen auseinander zu setzen. In Zusammenarbeit mit dem „Juristischen Repetitorium Hemmer“ gründete er in München die „Akademie Grüning by hemmer“. Persönlich hält er unter anderem die Seminare in den Bereichen Wissensmanagement, Mind Mapping, Gedächtnistraining, Speed Reading, Zeitmanagement, Mediation und NLP (Neurolinguistisches Programmieren). In diesen Bereichen verfügt er über langjährige Seminarerfahrung und hat selbst Seminare bei vielen internationalen Größen besucht. Christian Grüning ist Autor des Buches „Garantiert erfolgreich lernen“, erschienen in der Grüning/Hemmer/Wüst Verlagsakademie GmbH.

_REZENSION_

Christian Grüning merkt in seiner Einleitung an, das Erfreuliche sei die Tatsache, dass man nicht begabt oder intelligent sein muss, um effektiv zu lernen. Ebenso kündigt er an, man könne nach der Arbeit mit „Garantiert erfolgreich lernen“ schneller und mit besserem Verständnis lesen/lernen. In Grünings Buch geht es um das |Wie| des Lernens und nicht um das |Was|.

In der Einleitung bietet der Autor erst einmal einen Überblick über den Lernzyklus. Wichtig ist hierbei, als erste Stufe des Lernprozesses, das Sichten der Informationen; je effektiver man liest, umso besser. Also mit mehr Verständnis und einem besseren Erinnerungsvermögen. Es wird weiterhin jedes Wort wahrgenommen – jedoch mit einer höheren Geschwindigkeit, vorausgesetzt, man wendet die richtige Technik an, die dieses Buch u. a. vermitteln will. Auf der zweiten Stufe werden die Lerninhalte gehirngerecht aufbereitet. Strukturkarten sollen da hilfreich sein. Auf der dritten Stufe werden die Informationen abgespeichert, die dann auf der letzten Stufe im entscheidenden Moment abrufbar sein müssen. Basis alldessen ist das richtige Zeitmanagement, was ich bestätigen kann. Wer kennt das nicht, dass man Zeit und Energie verschwendet, weil mein ziellos ist oder man keine Prioritäten gesetzt hat? Grüning verspricht auch hier Lösungsmöglichkeiten und Motivationsfaktoren. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist Stress, denn der blockiert unser Denken, also gilt es, ihn schnell abzubauen, um wieder neue Informationen aufnehmen zu können.

Christian Grüning versichert, dass der Leser dieses Buches die Lerntechniken und Fähigkeiten erlernen kann, weist aber in seiner Einleitung darauf hin, dass es auf die Zusammenhänge ankommt, spricht auf die richtige Reihenfolge der einzelnen Lernstufen, die er in „Garantiert erfolgreich lernen“ ausführlich erklärt.

Bei der ersten Stufe geht es um das Sichten/Struktur-Lesen der Information, was sich in der heutigen Informationsflut als schwierig erweisen kann. Begonnen wird diese ganzheitliche Lesetechnik mit der wichtigen |Vor|-Arbeit. Christian Grüning spricht dort die Gehirnfunktionen, die aktive Lesehaltung, das Lesen mit Verstand und einzelne Übungen und Methoden an. Wichtig ist hier die Begrenzung von Zeit und Menge. Den angesprochenen „Marathon-Effekt“ kann ich nur bestätigen, ich praktiziere ihn schon seit Jahren instinktiv.

Dann erläutert der Autor im zweiten Schritt – der Aufbereitung – die Vorteile des Mind Mappings und des Arbeitens mit Strukturkarten. Das Aufbereiten von Informationen in einer Mind Map soll zu einer verbesserten Gedächtnisleistung führen, aber auch zu einem erheblichen Zeitgewinn. Ebenso soll es die Lernkompetenz erhöhen. Es folgen Hinweise darauf Hinweise, wie man Stress vorbeugen und ihn abbauen kann sowie die Erläuterung der Regeln des Mind Mappings.

Die dritte Stufe ist das Abspeichern der Informationen, die Gedächtnistechniken. Das Verständnis ist hierbei die Grundlage; was auf der Hand liegt, denn nur das, was wir verstanden haben, können wir auch richtig abspeichern. Wir erfahren nun, dass wir neue Informationen nur über unsere Sinne aufnehmen können – den fünf Lernkanälen, dass jeder einen Lieblingskanal (bevorzugten Sinn) besitzt. Diese Sinne gilt es zu trainieren.
Für mich recht interessant war die Stelle des Buches über Zeitmanagment und die Zielsetzung, die Maßstab jeder Aktivität ist oder sein sollte. Wichtig dabei ist die Zeitanalyse, der das Zeitprotokoll eines Arbeitstages vorausgeht. Dem kann man entnehmen, was man gegebenenfalls ändern muss. Aus der Seele sprach mir besonders das Erkennen so genannter Zeitdiebe (ein Wort, das fest in meinem Sprachschatz verankert ist). Jeder sollte sich in der Tat fragen: „Wer oder was stiehlt mir die Zeit?“ Diese Zeitdiebe gilt es abzustellen oder auf ein Minimum zu begrenzen!

Der nächste Schritt ist die Tagesplanung. Die Erfahrung hat gezeigt, dass man mit einem Mehr an Planungszeit weniger Zeit für die Durchführung benötigt und zu einem besseren Ergebnis gelangt. Dann gilt es, die Aufgaben zusammenzustellen. Durch die schriftliche Fixierung gibt man seinen Plänen Verbindlichkeit und steigert die Selbstdisziplin. Wichtig ist auch die Frage: „Bringt mich diese Aufgabe meinen Zielen näher?“ Darüber hinaus ist es wesentlich, Prioritäten zu setzen, um jeden Tag die wirklich wichtigen Aufgaben zu erledigen. Grüning spricht in dem Zusammenhang das Pareto-Prinzip an, das er auch erläutert.
Hat man die Aufgaben in die richtige Ordnung gebracht, verteilt man sie über den Tag – legt somit die Zeitspanne fest. Wichtig ist, dass das Gleichgewicht zwischen den drei Bereichen: „Arbeit und Leistung“, „Familie und Beziehungen“ und „Körper, Gesundheit und Selbstverwirklichung“ ausgewogen bleibt. Kaum etwas ist frustrierender, als sich Wissen anzueignen, um kurze Zeit später festzustellen, dass man das meiste schon wieder vergessen hat. Mit dem richtigen Wiederholungssystem, das dieses Buch auch behandelt, soll es besser gelingen, ebenso das Abrufen der Informationen nach Anwendung aller behandelten Themen. Ein jeder versuche es selbst!

„Garantiert erfolgreich lernen“ ist streckenweise interessant, aber phasenweise zu langatmig erläutert, da wäre weniger mehr gewesen. Straffer wäre es noch einprägsamer ausgefallen und somit für den Leser noch effektiver, ganz dem Thema des Buches angemessen. Sieht man davon ab, ist es für all diejenigen interessant, die vorher keines der ähnlichen Werke gelesen haben und eine Hilfe suchen, um ihre Effektivität zu steigern.

Moyse, Claude M. (Hrsg.) – VIRUS: Happy Halloween

Das zweimonatlich erscheinende Film-, Spiel- und Lifestyle-Magazin |VIRUS| widmet sich ausschließlich den dunklen Seiten des Lebens und stellt neben neuen Horror-Movies (Kino & DVD) und Fantasy-Games (PC & Konsole) auch ungewöhnliche Künstler, extreme Sportarten und Kurioses aus der Welt des Un- und Übernatürlichen vor.

In der Tradition berühmter US-Genre-Magazine spielt das extravagante Blut- und Höllen-Design der Zeitschrift eine große Rolle. Schockierende Artworks und bizarre Stilelemente entführen den |VIRUS|-Leser in eine unheimliche Schattenwelt voller Überraschungen und düsterer Offenbarungen und sorgen somit für ein bislang nie da gewesenes Lese-Abenteuer und gehobenen Nervenkitzel. Für die Auswahl der Themen sorgt ein erfahrenes Redaktions-Team, das in der Vergangenheit für bekannte Film- und Spiel-Magazine verantwortlich war.

HAPPY HALLOWEEN – Das Heft zum Party-Kult, 01/05 Oktober-Dezember 2005, enthält alles Wissenswerte über das Fest der Geister und des schwarzen Humors. Die für 7,90 € erhältliche Ausgabe startet zur Einstimmung auf Halloween mit einigen schaurigen Goodies, Evants und Locations in „World of Halloween“, das die Ausgabe eröffnet, gefolgt von einem anschaulichen Artikel, der die Frage „Wie ist Halloween entstanden?“ beantwortet, und den Berichten „Halloween der Kult“ und „Halloween-Parade in New York“, der größten Halloween-Parade der Welt, die jeder Halloween-Fan einmal erlebt haben sollte. Aber auch die Evants der deutschen Fans können sich sehen lassen. So auch die Geschehnisse an „Halloween auf Burg Frankenstein“ in der Nähe von Darmstadt an drei Wochenenden um Halloween herum.

Weiter geht es mit einem Artikel über das [„Hamburg Dungeon“,]http://www.hamburgdungeon.com ganz nach dem Vorbild der Dungeons, die erstmals in London eröffnet wurden. Die Hamburger Kerker erfreuen sich regen Zulaufs und sind sicher einen mitternächtlichen Besuch wert.

Die Chiller-Expo in New Jersey ist die größe Horror-Film-Convention der USA. Zweimal jährlich treffen sich hier mehr als 10.000 Horror-Fans aus aller Welt. Neben DVDs, Postern, Figuren und anderem Merchandise bietet die Con auch die Möglichkeit, diverse Stars und Sternchen zu treffen. Auch das VIRUS-Team trat die Reise nach New Jersey an und berichtet über das „Chiller Theatre – Die Halloween Convention“.

Einen Besuch bei Hessens Blutsaugern bietet „Draculas Museum der Vampire und Fledermäuse“, das in der Nähe von Gießen in dem pittoresken Dorf Laubach eröffnet wurde, um der Öffentlichkeit den Mythos rund um die Blutsauger näher zu bringen.

Richtig schaurig wird es in dem Interview „Halloween Babies“ mit Jeremi R. aus New Mexico, dem Vater der „Autopsy Babies“, der aus herkömmlichen Kinderpuppen seine morbiden Kunstwerke fertigt, die sicher bei vielen auf Ablehnung stoßen werden. So kann man auch nachlesen, dass Jeremi R. sogar schon Morddrohungen erhalten habe, was mich nicht erstaunt, da auch ich seine Puppen als |sehr| grenzwertig empfinde.

„Nocturnals“ bringt dem Leser Dan Brereton nahe, den Autor und Illustrator des von ihm geschaffenen gleichnamigen düsteren Universums, das seinesgleichen sucht. Zum zehnjährigen Bestehen der Serie ist ein aufwändiger Bildband erschienen, den Brereton selbst als die NOCTURNALS-Bibel bezeichnet.

|VIRUS| eröffnet mit „Chucky‘s Baby“ die Hollywood Puppenkiste rund um den fünften Teil der CHILD’S PLAY-Reihe, stellt in „Friendforce Records“ das Plattenlabel, das aus der Hölle kam, vor und wendet sich damit auch dem Horror der Musik zu, macht danach einen Schlenker zu „Elvira – Mistress of the Dark“, der seit 24 Jahren durch das amerikanischen Fernsehen geisternden berühmtesten erotischen Scream Queen.

Auch Joe Chiodo, der Meister infernaler Illustrationen, und seine DARK WORKS finden Erwähnung.

Ebenso gibt es ein Interview mit dem Verleger des [BLITZ-Verlages]http://www.BLITZ-Verlag.de Jörg Kaegelmann, der zu seinem aktuellen Verlagsprogamm phantastischer und fictionaler Werke befragt wurde, zu denen düstere Reihen und Serien wie „Edgar Allan Poes Phantastische Bibliothek“, „Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik“, aber auch die „Magic Edition“ mit phantastischen Einzeliteln, und die modifizierte Social-Ficition-Serie „Titan-Sternenabenteuer“, die mit unterhaltsamen Thrill aufwartet, finden Erwähnung – und noch vieles mehr!

Neben „Schaurig schöne Geschenk-Tipps“, „Die 13 kultigsten Halloween-Movies“, „Grusel-Hits für KIDS“, „13 gruselige Halloween-Bücher“, „Halloween-Cocktails, einem „Halloween-Quiz“, „Die 13 schaurigsten Halloween-Bands“, „Die 13 unheimlichsten Halloween-Games“ als Information und für die Kurzweil, wird sehr viel Aufschlussreiches rund um das Fest der Horrors geboten.

Die Ausgabe ist äußerst abwechlungsreich und lesenswert und somit jeden Cent wert. Sie kann darüber hinaus nicht nur rund um Halloween gelesen werden!

http://virus.raptor.de/

|Anm. d. Ed.: Ab dem 17. März ist die Jubiläumsausgabe Nummer X im Handel erhältlich. „Im neuen Heft berichten wir von den neuen amerikanischen Horror-Schockern Hostel, Slither und The Hills have Eyes, haben Interviews mit Bill Mosley, Tom Savini, Ruggero Deodato, The Other und Psychocharger geführt und bescheren euch allerlei Reportagen und Reviews zu gar grauenhaften Themen.“|

Bollhöfener, Klaus (Red.) / Havemann, Achim (Hrsg.) – phantastisch! 21

_COVER_
Gabriele Scharf

_INTERVIEWS_
|Dirk van den Boom / Carsten Kuhr|: Interview mit Lois McMaster Bujold
|Thomas Harbach|: Interview mit Rainer Erler
|Thomas Harbach|: Interview mit Spider Robinson
|Nicole Rensmann|: Interview mit Christoph Marzi

_BÜCHER UND AUTOREN_
|Andreas Eschbach|: Der Autor und sein Notizbuch – Werkstattnotizen Teil 6
|Ulrich Blode|: Ein Reisender im Kosmos: Der Autor Pierre Bordage
|Horst Illmer / Matita Leng|: Wetzlar – Die Stadt der träumenden Bücher
|Klaus N. Frick|: Zweimal Zaubermond
|Achim Schnurrer|: Meister der phantastischen Literatur: Leo Perutz – Teil 1
|Thomas Harbach|: Trash and Treasury

_PHANTASTISCH! UPDATE_
Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer

_REZENSIONEN_
|Horst Illmer|: Charles Stross: „Supernova“
|Carsten Lührs|: Helmuth W. Mommers (Hrsg.): „Die Legende von Eden und andere Visionen“
|Matita Leng|: Bernd Ulbrich: „Flam oder Diesseits und Jenseits“
|Andeas Wolf|: Markus K. Korb: „Nachts … Unheimliche Erzählungen vom zerfaserten Rand der Wirklichkeit“
|Horst Illmer|: Ian R. MacLeod: „Aether“
|Doris Dreßler|: Volker Strübing: „Das Paradies am Rande der Stadt“
|Carsten Kuhr|: Theodore Roszak: „Schattenlichter“
|Horst Illmer|: Wolfgang Jeschke: „Das Cusanus-Spiel“
|Tobias Schäfer|: Andreas Brandhorst: „Der Zeitkrieg“

_STORY_
|Ljubow Lukina / Jewgeni Lukin|: Der Todesplanet
|Michael Tillmann|: Kratzer auf der Wand

_COMIC_
|Olaf Funke|: Uli Oesterle: Der alltägliche Wahnsinn in München

_WISSENSCHAFT_
|Götz Roderer|: Ursprünge

Phantastisch! No. 21 kommt gewohnt informativ und abwechslungsreich daher, wie die oben stehende Inhaltsangabe schon darlegt. Man sollte über ein Mag nie zu viel preisgeben, denn es soll ja gelesen werden. Phantastisch! hat es mehr als verdient.

Klaus Bollhöfener, Chefredakteur, gibt in seinem Vorwort bekannt, dass Jan Gardemann, der bisherige Spartenredakteur der Rubrik „Stories“ seine Aufgabe nicht mehr wahrnehmen kann und diese an Gabriele Scharf weitergibt, die auch das Covermotiv der vorliegenden Ausgabe gestaltet hat.

Die Ausgabe 21 startet mit dem „UPDATE – Nachrichten und Neuerscheinungen“, das über neue (Hör)-Bücher informiert, aber auch über „SF und Fantasy in den Medien“, der Frage „Was macht eigentlich _Bernd Ulbrich_?“ nachgeht, der nach einer elfjährigen VÖ-Pause im Sommer 2005 mit dem herausragenden Roman |Flam oder Diesseits und Jenseits| endlich wieder auf den Buchmarkt zurückkehrte, und mit einem „Nachruf“ über den am 20.09.2005 verstorbenen SF-Autor _Charles L. Harness_.

_Andreas Eschbach_ gewährt zum sechsten Mal ein Einblick in sein |Notizbuch|, der sowohl für Jungautoren lehrreich als auch für Leser interessant ist; gefolgt von einem Bericht über die „Wetzlaer Tage der Phantastik“, einer Veranstaltung, die beinahe ein Muss für jeden an phantastischer Literatur Interessierten ist.

Dirk van den Boom und Carsten Kuhr führten ein Interview mit _Lois McMaster Bujold_, der bekanntesten und produktivsten Fantasyautorin des US-amerikanischen Buchmarktes, die ihre Karriere Mitte der 80er Jahre begann und mehrfach den NEBULA- wie auch den HUGO-Award gewann.

Thomas Harbach befragte das Multitalent _Rainer Erler_ – Autor, Regisseur und Produzent –, dessen Texte man unlängst in der von Helmuth W. Mommers herausgegebenen SF-Reihe VISIONEN im Shayol Verlag lesen konnte, und _Spider Robinson_, dessen Frau Teilnehmerin am „Civilians in Space“-Programm der NASA und seine Co-Autorin bei den |Stardance|-Romanen war. Thomas Harbachs Kolumne „Trash & Treasury“ befasst sich dann in Folge mit den Romanen Spider Robinsons.

_Christoph Marzi_, dessen Vorbild Charles Dickens ist und der an einem wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium unterrichtet, wurde von Nicole Rensmann zu seinem Werdegang und seinen Heyne-Romanen |Lycidas| und |Lilith| interviewt. Auch _Pierre Bordage_, der zur Zeit erfolgreichste SF-Autor Frankreichs, wird vorgestellt. Olaf Funke indessen sprach mit dem mehrfach preisgekrönten deutschen Comicautor _Uli Oesterle_.

Achim Schnurrer erstellte für die Rubrik „Meister der phantastischen Literatur“ den ersten Teil eines Portraits über den in der Literaturwissenschaft stets umstrittenen _Leo Perutz_.

Auf dem Story-Sektor unterhält Michael Tillmann mit seiner Kurzgeschichte |Kratzer auf der Wand|. Es folgt ein Bericht von Klaus N. Frick über zwei Serien, die im Programm des Zaubermond-Verlages zu finden sind: MADDRAX und PROFESSOR ZAMORRA.

Abgerundet wird diese Ausgabe des unterhaltsamen Mags mit einem Bericht über Ursprünge von Götz Roderer in der Rubrik „Wissenschaft“ … doch „phantastisch!“ 21 bietet noch mehr … und ist rundum empfehlenswert!

phantastisch! 21
neues aus anderen welten
Ausgabe 1/2006
4,50 €
Vierfarbcover, 68 Seiten
Verlag Achim Havemann
ISSN 1616-8437
http://www.phantastisch.net

Monika Wunderlich (Hrsg.) – Eiszeit – drinnen und draußen. 24 böse Dezembergeschichten

Dezember steht nicht nur für Frost, Schnee, Kindheit, Freude, Weihnachten, Advent, Geschenke, Nikolaus, Christkind …

Dezember steht auch für EISZEIT – und viel öfter, als wir es wahrhaben wollen, bleibt die Kälte nicht nur draußen, wir finden sie auch drinnen – in den Stuben, den Herzen, den Gedanken, den Erinnerungen …

Eine unabhängige Jury hat aus der Vielzahl der Einsendungen Texte folgender Autoren für die Anthologie in der VIRPRIV-Reihe DUNKLE STUNDEN ausgesucht:

Monika Wunderlich (Hrsg.) – Eiszeit – drinnen und draußen. 24 böse Dezembergeschichten weiterlesen

Kettlitz, Hardy (Hrsg.) – Alien Contact Jahrbuch 2004

Das |ALIEN CONTACT Jahrbuch| versammelt auf über 300 Seiten alle längeren Beiträge der Internet-Ausgaben 58 bis 63; Erzählungen, Interviews, Essays und Kolumnen. Damit wird es zum unverzichtbaren Jahresüberblick für alle, die sich für Science-Fiction und Fantasy interessieren!

_Inhalt:_

|STORYS|
_Arkadi und Boris Strugazki:_ »Sandfieber«
_Ian Watson:_ »Invasion der Uranier«
_George R. R. Martin:_ »Manna vom Himmel«
_Kelly Link:_ »Nelke, Lilie, Lilie, Rose«
_Helmuth W. Mommers:_ »Personal Android«
_Boris Babura:_ »Der Rosenzüchter«
_Bodo Kroll:_ »Fremdkontakt 1: Bewohner des französischen Weins«
_Bodo Kroll:_ »Fremdkontakt 2: Ein Absturz mit Folgen«
_Bodo Kroll:_ »Fremdkontakt 3: Bericht eines Farmers aus New Jersey«
_Marc-Ivo Schubert:_ »Symbiose«
_Sabine Wedemeyer-Schwiersch:_ »Laq’lir«
_Sabine Wedemeyer-Schwiersch:_ »Ein geeignetes Forschungsobjekt«
_Simon Weinert:_ »die ballade des ritters kriegbart«
_Alexander Weis:_ »Die Zukunft des Menschen«
_Till Westermayer:_ »Blind Date/Maximum«

|ESSAYS|
_Science Fiction und Satire_
Christian Hoffmann über die Ursprüngen und die Entwicklung im 20. Jahrhundert
_Zufälligerweise notwendig wahr_
Dietmar Dath über Nanotechnologie, die neue/alte Armut in den Industriezentren und über den Zusammenhang von Hightech, Zukunftsspinnerei und gesellschaftlichen Konflikten
_Laudatio auf Prof. Dr. Dieter B. Herrmann_
Eckehard Rothenberg zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Dieter B. Herrmann
_Nur Du kannst den Golfstrom retten!_
Arno Behrend über den ernsten Hintergrund von Roland Emmerichs Film |The Day After Tomorrow|
_Pragmatismus als Programm oder Ein besseres Leben für alle_
Ralf Lorenz über die Utopie |Walden Two| von B. F. Skinner

|INTERVIEWS|
_Ein Gespräch mit Andreas Bull-Hansen_
»Ich denke mir nichts aus …«
_Interview mit Tobias O. Meißner_
»Aber dafür bin ich wahrscheinlich noch nicht gut genug …«
_Interview mit Herbert W. Franke_
Herausgeber – Autor – Wissenschaftler
_Interview mit Helmuth W. Mommers_
Die Rückkehr des Zeitreisenden
_Ein Interview mit Clive Barker_
»Hier wird mit zweierlei Maß gemessen …«
_Ein Interview mit Susanne Thomann_
_AC-Sonntags-Chat mit Barbara Slawig_
_AC-Sonntags-Chat mit Michael Marrak_

|ESSAYS|
_Gefährlich Ehrlich • Die Kolumne von John Clute_
Die Welt unter der Lupe – William Gibsons Mustererkennung
_Interpretationen klassischer Science Fiction von Adam Roberts_
Philip K. Dicks |Ubik|
H. G. Wells‘ |Die Zeitmaschine|
Isaac Asimovs |Die Stahlhöhlen|
»Freiheit« in Heinleins |Der Mond ist eine herbe Geliebte|
_Die Tore zum Paradies_
Fantasyliteratur und ihre unterschiedlichen Formen
Fantasy und Mythologie
Heroische Fantasy

|PORTRAITS|
Das Werk von Alban Nikolai Herbst
Die unbekannten Strugazkis

_Rezension:_

Das |AC Jahrbuch 2004| ist das erste, das mir vorgelegt wurde und besticht durch seine Vielfältigkeit. Das Jahrbuch für Science-Fiction und Fantasy befasst sich jedoch vorrangig mit dem SF-Genre, wenngleich die Grenzen zur Fantasy ja häufig fließend sind. Inhalt dieses Bandes sind die Highlights der Ausgaben 58 bis 63 des Online-Magazines ALIEN CONTACT – seit seiner Gründung im Jahr 1990 ein Magazin für SF und Fantasy, das Erzählungen und Sachbeiträge überwiegend zur SF bietet. Der Herausgeber Hardy Kettlitz, der sich im Vorwort fragt, ob 2004 ein gutes Jahr für die SF war, hat hier bei der Auswahl ein sehr glückliches Händchen bewiesen. Neben den Storys, von denen für mich „Laq’lir“ und „Ein geeignetes Forschungsobjekt“ (köstlich!: kurz und humorvoll) von Sabine Wedemeyer-Schwiersch, „Invasion der Uranier“ von Ian Watson und „Symbiose“ von Marco-Ivo Schubert zu den besten zählen, wird Infotainment vom Feinsten geboten.

Zum Beispiel über Prof. Dr. Dieter Herrmann, einen Förderer der SF in Berlin, der bis Herbst 2004 Direktor der Archenhold-Sternwarte und des Zeiss-Großplantetariums in Berlin war und dessen größter Verdienst die Popularisierung der Astronomie in allen Medien ist. Aber auch die Essays lassen sich gut lesen, u. a. „‚Freiheit‘ in Heinleins Werk ‚Der Mond ist eine herbe Geliebte'“, das aus drei Teilen besteht: Die getreue Denkmaschine, Pöbel in Waffen und TANSTAALF. Dann dokumentiert ALIEN CONTACT einen Vortrag mit dem Titel „Zufällig wahr – Beweisen und Erzählungen“ (über Nanotechnologie, die neue/alte Armut in den Industriezentren und über den Zusammenhang von Hightech, Zukunftsspinnerei und gesellschaftlichen Konflikten – Themen, die auch für SF-Leser relevant sind) von Dietmar Dath, den dieser im Rahmen der Transmediale 04 und der Diskursreihe „Don’t Panic“ verfasste. Besonders interessant: „Die Tore zum Paradies“, in denen sich Jeff Gardiner in drei Teilen mit Fantasyliteratur und ihren unterschiedlichen Formen, Fantasy & Mythologie und Heroischer Fantasy beschäftigt. Christian Hoffmann hingegen bietet eine Betrachtung über Science-Fiction und Satire und darüber hinaus eine Topliste satirischer SF.

Das Autorenportrait von Alban Nikolai Herbst sei noch zu erwähnen, aber auch die Interviews sind hochinteressant. So erfährt man über den norwegischen Fantasy-Autor Andreas Bull-Hansen, dass er von Haus aus Gewichtheber ist, ihm das Schreiben gleichbedeutend mit Hingabe ist, er begonnen hatte, Wirtschaftswissenschaft zu studieren, das Studium aber aufgrund eines schweren Autounfalls abbrechen musste … und vieles mehr.
Tobias O. Meißner, der mit seinem Fantaysroman „Das Paradies der Schwerter“ Schlagzeilen machte, verrät, dass er Publizistik und Theaterwissenschaften studiert, 1990 mit drei Freunden den Literaturclub „Deadline Project“ gründete und sein erster Roman „Starfish Rules“ war. Meißner verrät, dass Wolfgang Ferchl (inzwischen Verlagsleiter bei |Piper|) und Wolfgang Hörner (|Eichborn|) wichtig für ihn waren.
Besonders interessant ist das von Hardy Kettlitz & Thomas Harbach geführte Interview mit Herbert W. Franke, der früher Herausgeber der SF-Reihe des |Goldmann|-Verlages war, auf einem Umweg über den |Kindler|-Verlag zum |Heyne|-Verlag kam und später durch Dr. Franz Rottensteiner (Herausgeber der |Phantastischen Bibliothek|) zu Suhrkamp. Von Franke sind ebenso Bücher in der DDR wie auch in der Sowjetunion erschienen. Darüber hinaus erfährt man, dass er zahlreiche Ausstellungen mit eigenen Computergrafiken gemacht hat und einen Teil seiner Freizeit mit wissenschaftlichen Arbeiten verbrachte.

Es gäbe noch erheblich mehr über das sehr informative Jahrbuch zu sagen, doch das nähme zu viel vorweg. Kommen wir also noch zu der Aufmachung, und die kann sich wirklich sehen lassen. Das Papier ist bestens, der Satz zweispaltig, mit Innenillustrationen wurde nicht gespart – da stimmt wirklich alles.

Unterm Strich: Ein sehr empfehlenswerter Sammelband! Nicht nur für Sammler und SF-Fans, sondern auch für Neulinge des Genres hochinteressant, weil allein schon das Infotainment vorbildlich ist, aber auch der Unterhaltungswert kommt durch die Storys nicht zu kurz. Eine höchst ausgewogene Mischung!

Das Jahrbuch 4 (2005) erscheint im März 2006, wie ich auf der |Shayol|-Verlagsseite sehen konnte: http://www.shayol.de.

_Info:_
Im Oktober 2004 fand der erste ALIEN CONTACT SONNTAGS-CHAT in Zusammenarbeit mit dem SF-NETZWERK.de statt. Termine und Infos über die geplantgen Chats findet man hier: http://www.alien-contact.de & http://www.sf-netzwerk.de.

George, Elizabeth – Gott schütze dieses Haus

|Jahrhundertelang hat ein Nest im englischen Yorkshire im Dornröschenschlaf verbracht – bis ein brutaler Mord die Spinnweben für alle Bewohner zerreißt. Denn der Dorfpfarrer, Pater Hart, macht eine grauenvolle Entdeckung: William Theys, eines seiner treuesten Schäfchen und hoch angesehenes Gemeindemitglied, liegt enthauptet in seiner Scheune. Neben ihm kauert seine leicht debile neunzehnjährige Tochter, die sagt: „Ich hab’s getan.“ Dann verstummt sie …

Ein Fall für Scotland Yard, das ein höchst ungleiches Team zur Aufklärung des Verbrechens schickt: Inspektor Thomas Lynley, attraktiv, weltmännisch, galant, und seine Mitarbeiterin Barbara Havers, ein hässliches Entlein, das sich neben dem charmanten Lynley noch plumper und unbeholfener vorkommt. In nervenaufreibender Kleinarbeit entwirren die beiden ein dunkles Netz, das die Abgründe hinter einer biederen Fassade von Wohlanständigkeit kaschiert, entlarven eine grausige Wahrheit, die mehr als ein Leben zerstört hat . . .|

„Gott schütze diess Haus“ war mein erster Krimi von Elizabeth George – und sie hat mich sofort „gepackt“, die Affinität zu dieser Autorin, die meisterhaft psychologisch zu erzählen weiß, und das in geschickt verwobenen Handlungssträngen. Geschickt aus dem Grund, dass sich der tatsächliche Mordplot dezent im Hintergrund abspielt und der Krimi dennoch mit einem Cliffhanger aufwartet, der sich lesen lassen kann.

Pater Hart, der Seelsorger des kleines Dorfes in Yorkshire, in dem die Handlung spielt, findet eines Tages den Bauern William Teys erhängt in seiner Scheune vor. Der zweifache, alleinerziehende und sehr religiöse Mann ist ermordet, genauer: enthauptet worden. Seine jüngere, dickliche Tochter Roberta sitzt neben ihm, gesteht den Mord zwar, spricht aber fortan kein einziges Wort mehr.

Inspektor Lynley – ein bei Elizabeth Goerge immer wiederkehrender Charakter – und seine neue – und spröde – Partnerin Barbara Havers, die in den Streifendienst strafversetzt wurde, ermitteln in diesem Fall. Beide gehen zuerst recht misstrauisch miteinander um, von gegenseitigen Vorurteilen geprägt. Barbara hält den adeligen Vorgesetzten für einen Schönling und Frauenheld, Lynley sie wiederum für stur und schwierig. Doch Lynleys schöner Schein trügt, denn auch er hat mit emotionalen Problemen zu kämpfen, da sein bester Freund Simon Lynleys Ex-Verlobte Deborah geheiratet hat, und der Inspektor zu allem Überfluss die beiden am Tatort trifft, wo sie ihre Flitterwochen verbringen.

Schnell wird erkennbar, dass es die Autorin vortrefflich versteht, vielschichtige Charaktere zu erschaffen.
So ist Inspektor Thomas Lynley gutaussehend, erfolgreich im Beruf und bei den Frauen. Er ist intelligent, begütert, charmant, aber er ist auch feinfühlig und verwundbar. Das zeigt sich darin, wie sehr er um die Frau seines Herzens, die er verloren hat, trauert.
Seine neue Partnerin Seargent Barbara Havers hingegen wirkt auf den ersten Blick wie eine unattraktive, unsichere Frau, die von Selbstzweifeln geplagt wird, aber bei genauerem Hinsehen einen glasklaren Verstand besitzt.
Im Laufe des Handlung entwickelt sich zwischen Lynley und ihr so etwas wie Freundschaft, was das einzig Vorhersehbare des Buches ist. Gewürzt wird dieser Plot aber mit der Vergangenheitsbewältigung von Barbara Havers, die mit persönlicher Nähe ihre Probleme hat, und den Spannungen zwischen den beiden konträren Charakteren.

Die beiden nehmen das ganze Dorf unter die Lupe und stoßen bei ihrer Recherche auf einige Hinweise der familiären Vergangenheit des Toten. So befindet sich in dem Haus des Ermordeten eine Art Gedenkschrein für Williams Teys Frau Tessa, eines der Zimmer ist unbewohnt, in einem Fotoalbum sind etliche Bilder, auf denen ein Gesicht fehlt, und Robertas Schwester Gillian, die ihrer Mutter sehr ähnlich sieht, hat im Alter von sechzehn Jahren das Haus verlassen hat.

Das alles wirft Fragen auf, auch nach möglichen Tatmotiven, denn niemand glaubt so recht an Robertas Geständnis. Auch der Neffe des Ermordeten, ein Maler von Keldale, der mit dem Ermordeten in Streit geraten war, ebenso Tessas neuer Mann oder seine älteste Tochter geraten in den Kreis der Verdächtigen.

Der Leser wird von der Autorin mit außerordentliche Raffinesse auf immer wieder neue Fährten in dieser verstrickten Familienstory geschickt, die mit dem überraschenden Ende einen absoluten Höhepunkt präsentiert.

Bei diesem Krimi stimmt einfach alles! Denn wie immer verwischen sich bei Elizabeth George Realität und Fiktion, was gerade dieses Werk so interessant macht. Absolut empfehlenswert!

Mommers, Helmuth W. (Hg.) / Borsch, Frank / Gruber, Andreas / Haubold, Frank W. / Thiemeyer, Thomas – Legende von Eden, Die (und andere Visionen)

|Phantastische Ausblicke in die Welt der Zukunft von den besten deutschen Science-Fiction-Autoren der Gegenwart|

_Tobias Bachmann_
DIE FEHLENDE STUNDE
Was wäre, wenn sich unsere Welt plötzlich in eine kafkaeske verwandelte …

_Frank Borsch_
AUSGLEICHENDE GERECHTIGKEIT
… wenn es nicht Auge um Auge ginge, sondern zwei Augen für eins …

_Rainer Erler_
AN E-STAR IS BORN
… wenn eine Filmdiva Zicken machte, bis den Studiobossen der Kragen platzt …

_Andreas Gruber_
WEITER ODER RAUS
… wenn Reality-Shows auf die blutige Spitze getrieben würden …

_Marcus Hammerschmitt_
2 HOCH 64
… wenn die Erde von ihren wahren Herrschern übernommen würde …

_Frank W. Haubold_
DIE LEGENDE VON EDEN
… wenn eine fremde Macht ein interstellares Komplott aufdeckte …

_Oliver Henkel_
HITLER AUF WAHLKAMPF IN AMERIKA
… wenn Carolina eine preußische Provinz wäre und Hitler auf Wahlkampfreise ginge …

_Desirée & Frank Hoese_
SCHÄTZE DER ZUKUNFT
… wenn wir verlorene Schätze der Vergangenheit für die Zukunft retten wollten …

_Michael K. Iwoleit_
PLANCK-ZEIT
… wenn der Urknall gerade erst stattgefunden hätte …

_Thorsten Küper_
SPIEGELBILD DES TEUFELS
… wenn ein skrupelloser Geschäftemacher seine Haut um jeden Preis retten wollte …

_Thomas Thiemeyer_
MATERIA PRIMA
… wenn eine fremde Spezies sich unsere Erde als Siedlungsplanet auserwählte …

_Ernst Vlcek_
NEULICH IM GARTEN EDEN
… wenn die Vertreibung aus dem Paradies ganz anders verlaufen wäre …

_Andreas Winterer_
COSMO POLLITE UND DER ZWISCHENFALL IM INTERSTELLAR EXPRESS
… wenn Cosmo Pollite, Held des Universums, wieder einmal zuschlagen würde …?

Mittlerweile erschien im Oktober die zweite Ausgabe der von Helmuth W. Mommers herausgegebenen SF-Kurzgeschichtenanthologie-Reihe |VISIONEN| im |Shayol|-Verlag. „Die Legende von Eden und andere Visionen“ wartet – wie auch schon [Band 1 1892 – erneut mit Science- und Social-Fiction vom Feinsten auf. Dreizehn Autoren unterhalten den Leser sozial-kritisch bis humoristisch, und dies, wie schon im Vorband, in einer erfreulich großen Bandbreite. Mir erscheint Band 2 sogar noch ausgereifter und bietet eben jene Steigerung, die man sich bei einer solchen Reihe erhofft, weil in „Die Legende von Eden“ keine Story vom erzählerischen Niveau abfällt; und das ist in Anthologien ja meist das Manko – Hier nicht!

Der ein oder andere Autor beeindruckt hier ein weiteres Mal durch seine Erzählkunst, aber auch neue sind hinzugekommen. Eine ausgewogene Mischung also. Auf die für mich interessantesten Beiträge möchte ein wenig näher eingehen, dabei stets darum bemüht, nichts vorwegzunehmen.

Begonnen wird dieser SF-Reigen von _Rainer Erler_, dessen satirische Geschichte Hollywood gehörig auf die Schippe nimmt und zeigt, was im Zeitalter der Technik alles möglich ist. Da wird eine exzentrische Schauspielerin, die grade „en vogue“ aber den Filmbossen höchst unbequem ist, durch ein Computer-Double ersetzt und vermarktet. Das wirft in uns die bange Frage auf: Sind wir alle (bald) ersetzbar?

_Thorsten Küper_s „Spiegelbild des Teufels“ ist eine meiner Favoritenstorys. Es geht um den Protagonisten Lasar und seine Klone und die beiden Frauen, die eine enge Bindung zu ihm haben. Um die eigene Existenz rankt sich der Hauptplot und Thorsten Küper vermag es, Charaktere zu erschaffen, die den Leser fesseln, die ihn auf subtile Art in das Geschehen mitreißen und diesen gerade deshalb nachdenklich stimmen.

_Oliver Henkel_s „Hitler auf Wahlkampf in Amerika“ hat mich am meisten angesprochen, vom Stil, Plot und der Recherche her. Die unterschiedlichen Gefühle der Personen, ihre Beweggründe, Abneigungen, das Zeitgeschehen, alles wird von dem Autor so lebendig vermittelt, als wäre man selbst „mittendrin“. |Das| ist Social-Fiction mit Sahnehäubchen! Und macht Lust darauf, mehr von diesem Autor zu lesen.

Wie sieht es derweil mit den humorvollen Geschichten dieses Bandes aus?

_Andreas Winterer_s „Cosmo Pollite und der Zwischenfall im InterStellar Express“ ist wirklich groovy. Anders kann man es nicht ausdrücken. Sein Roboterüberfall und „etwas anderes“ Geiseldrama ist für alle, die nicht auf der Humorleitung stehen, haargenau das Richtige. Beruhigend ist auch, dass in der Zukunft Harald Schmidt ein Thema ist. Bei Andreas Winterer lachen vielleicht nicht alle Schnittstellen, aber sie schmunzeln, wenn sie ein Gespür für Komik haben. Da kann ich nur zitieren: „Freiheit für alle Roboter (Aufzüge und Toaster!)!“

Bei _Ernst Vlcek_s „Neulich im Garten Eden“ kam ich denn aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus. So perfekt und prägnant habe ich noch keine Schöpfungsgeschichte (mal aus einem anderen Blickwinkel, der Leser lasse sich überraschen!!!) zu lesen bekommen! Was einmal mehr beweist: Ernst Vlcek weiß zu schreiben und vor allem zu unterhalten! Und vor allem beweist er – mehr als andere – dass MMR recht hat mit seiner goldenen Regeln: Zwei Worte sind gut, eins ist besser. Wie wahr, wie wahr. Es ist Schreib|kunst| mit wenigen Worten, so vortrefflich zu unterhalten!

Aber auch _Frank Borsch_s „Ausgleichende Gerechtigkeit“ weißt vom Plot her zu überzeugen. |Mein Freund Harvey| einmal anders! Urkomisch lebendige „Auge um Auge, Zahn um Zahn“-Story mit cineastischen Einschlägen. Spätestens beim nächsten Fahrraddiebstahl werden Sie sich daran zurückbesinnen.

Die für mich ungewöhnlichste Geschichte stammt von _Andreas Gruber_. Er schildert in „Weiter oder raus“ die Sensationslust der Medien und vor allem in uns selbst. Um eine horrende Gewinnsumme zu kassieren, lassen sich die drei Kandidaten, aus den unterschiedlichsten persönlichen Gründen, ohne Anästhesie verstümmeln, lassen sich Gliedmaßen amputieren, die dann thematisch Bestandteil von zwischengeschalteten Werbespots sind. Makabre Medienschelte at its best!

Auch _Frank Haubold_s Story hebt sich ab. Die Kurzgeschichten des Autors weisen ja immer eine hohe erzählerische Dichte auf; so auch diese stilistisch ausgereifte und zu Recht titelgebende. Sie bringt dem Leser auf Haubold-Weise das Thema „Leben nach dem Tod“ näher. Großartig. Ich hoffe, der Autor wird auch ein weiteres Mal in dieser Reihe Aufnahme finden.

Im hinteren Teil des Bandes wird wie in Band eins der Künstler des Covermotives vorgestellt. Darüber hinaus verfasste der Herausgeber einen Jahresrückblick in Sachen Kurzgeschichten und fügt eine Auflistung der SF-Geschichten des Jahres 2004, die er für die besten hält, an. Ein brauchbarer Hinweis für diejenigen, die mehr aus diesem Genre lesen wollen.

Bleibt noch die Aufmachung des Titels: Das Covermotiv in warmen Erdtönen – von Thomas Thiemeyer, der ja kein Unbekannter im phantastischen Genre ist – ist schön anzusehen und künstlerisch stimmungsvoll umgesetzt. Druck und Papier, Satz und Lektorat sind ebenfalls erstklassig.

An „Die Legende von Eden“ stimmt alles (auch wenn ich mir nach wie vor Innenillustrationen in einer solchen Reihe wünsche). Gut, dass es Kleinverlage wie |Shayol| gibt, die solchen Reihen eine Chance einräumen. Davon sollten sich die Großverlage wieder eine gehörige Scheibe abschneiden. Ich zolle sowohl Herausgeber als auch Verlag meinen literarischen Respekt und hoffe, dass uns die Reihe möglichst lange erhalten bleibt. Bei mir hat sie zumindest eines schon längst bewirkt: Meine Vorbehalte gegen des Genre aufzugeben und Lesefreude auch für die SF zu wecken.

Sternmut, Norbert – Marlies

|Marlies ist wieder da!|
So beginnt der zweite Teil der (Krimi-)Trilogie von Norbert Sternmut (nach „Der Tote im Park“). |Ich| beginne: Norbert Sternmut ist wieder da. Erneut sprachlich prägnant, mit teilweise kurzen minimalistischen Sätzen, keinem Einheitsblabla, mit viel Liebe zum sprachlichen und szenischen Detail und immer noch – oder noch mehr? – mit einer gewohnt exzentrischen Mischung aus Sex, Crime und einem Hauch von Entrücktsein, Anderssein.

Ich leugne es nicht, ich habe ein Faible für Norbert Sternmuts Texte, weil sie so anders sind. Weniger vom Stil her, als vielmehr von der Umsetzung seiner Themen, seiner Plots, seiner Figuren. Sternmuts Charaktere haben etwas Alltägliches, etwas, das in uns allen steckt, uns sofort mit ihnen vertraut macht. Aber auch – und das macht die interessante Mixtur aus – etwas, das uns fremd ist, uns teilweise erschreckt, das wir – vor allem – nicht sehen wollen, das uns aber auch einen Spiegel vorhält. Etwas über uns Menschen, unsere Gesellschaft, unser eigenes Verhalten und unsere Bigotterie.

Norberts Sternmuts Romane sind keine reinen Unterhaltungstexte. Wenn man sie auf sich wirken lässt, erkennt man darin vielschichtige psychologische Aspekte, besonders dort ,wo wir als Menschen an unsere Grenzen stoßen. So ist es in „Marlies“ ein Mann, der z. B. erst dann erkennt, dass er das wahre Glück, die wahre Liebe längst an seiner Seite hat, nachdem er sie betrogen und hintergangen hat und jener Frau, Marlies, die ihm schon einmal zum Verhängnis wurde, wieder erliegt, sich ihrem sexuellem Reiz nicht entziehen kann. Nicht entziehen will. Aber auch seine Selbstzweifel, sein offensichtliches menschliches Versagen ist uns nicht fremd, wenn wir ehrlich in uns horchen.

Wieder wird in diesem Krimi – wie in dem Vorgänger – nicht klar: Ist die Handlung real oder fiktiv, ist sie nur dem Gehirn des Schriftstellers entsprungen oder nicht? Und genau das macht einen zusätzlichen Reiz dieses Buches aus! Es lässt uns Raum für unsere eigene Interpretation und Phantasie. Daher: lesen, lesen, lesen!

Nun muss ich leider, so ist das im Leben, auch zum Negativen kommen. Wie immer hat jede Medaille zwei Seiten – schauen wir uns daher das Handwerkliche an:
Zuerst ist es von Verlagsseite nicht optimal gewählt, eine Trilogie in gänzlich abweichender Aufmachung zu präsentieren. Band eins kam als recht unscheinbares Paperback daher – preislich für einen Kleinverlag angemessen. „Marlies“ präsentiert sich nun als Hardcover zum entsprechend stolzen Preis von 18,80 €. Da erwarte ich als Käufer natürlich auch eine erstklassige Lesekost. Leider ist schon das Cover nicht optimal gewählt, aber darüber ließe sich ja noch streiten, |aber| – das große ABER – über den Satz lässt sich nicht streiten! Da werden Szenen, sogar Dialoge auseinandergerissen und man fragt sich: Wird hier auf Seitenzahl geschunden? Was letztendlich ärgerlich ist, umso mehr, da dies auch noch erheblich den Lesefluss stört. Ganz katastrophal ist aber, wenn dann auch noch Hurenkinder, Hammellücken und Ähnliches den Satz verunzieren. Da war kein Meister seines Fachs am Werke. Auch das Lektorat – soweit überhaupt eines erfolgt ist – hat keine gute Arbeit geleistet. Da hat der Verlag ganz offensichtlich am falschen Ende gespart. Er hätte besser ein gutes Paperback mit noch besserem Inhalt angeboten. So ist es eine Mogelpackung geworden, was mich gerade im Falle Norberts Sternmuts ärgert, denn ich wünsche einem Ausnahmeautor wie ihm bessere Verlagsarbeit. Er hat es verdient!

Fazit: Ein äußerst lesenswertes Buch mit verlegerischen Mängeln, die dem Autor nicht angelastet werden sollten. Also: |Kaufen!|

http://www.wiesenburgverlag.de/
http://www.sternmut.de

Koch, Boris – Dionysos tanzt

_Boris Koch_, Jahrgang 1973, debütierte als Schriftsteller mit einer Erzählung in der Anthologie „Der Alp“ (Hrsg.: Jörg Bartscher-Kleudgen). Das war 1993. Inzwischen hat er mehrere Bücher publiziert, darunter „Ein Mann ohne Gesicht“ (|Festa|-Verlag, 2004) und „Dionysos tanzt“ (|Medusenblut|, 2003). Mit seinem Beitrag „Der Tod im Maisfeld“ ist er in der deutsch-italienischen Anthologie „Psycho Ghost“ vertreten (hierzulande 2004 im |UBooks|-Verlag erschienen).

Boris Koch hat sich auf unheimliche, groteske und sciencefictoide Geschichten spezialisiert. Zwei davon – „Terraforming“ und „Der Tod im Maisfeld“ – haben ihm viel Lob und Anerkennung gebracht (Deutscher Phantastik-Preis, Kurd-Laßwitz-Preis, Deutscher Science-Fiction-Preis). Er ist das Herz des kleinen Phantastikverlags |Medusenblut|, sitzt in der Redaktion des Magazins [Mephisto]http://www.dunkle-welten.de und spielt in der Dada-Pop-Combo AKW zusammen mit Eddie M. Angerhuber und Thomas Wagner.

Koch lebt als freier Autor in Berlin. Näheres auf http://www.boriskoch.de und http://www.medusenblut.de.

„Dionysos tanzt“ ist die dritte Sammlung mit phantastischen Erzählungen von Boris Koch.

_Storys:_
Dionysos tanzt
Ich war dabei
Monoleben
Lesen bildet
Manneskraft
Jo
Die Knochenfrau
Spiegel
Psiegel II – Epilog
Martina

_“Dionysos tanzt“_ war der erste komplexe Band von Boris Koch, den ich gelesen habe. Er startet mit einer „Art Vorwort“, das sich als Titelstory entpuppt und den Leser sofort an den Band fesselt. Dionysos ist der griechische Fruchtbarkeitsgott, aber auch der des Rausches, der Lust & der Musik, der Antagonist von Apollon, der sich für Intellekt und Vernunft verantwortlich zeichnet. Der sehr gelungener Auftakt einer erfreulich unterhaltsamen Kurzgeschichtensammlung.

Dionysos tanzt … mit ihm der Leser in einen Band, der seinen ganz eigenen „Rhythmus“ hat. Geschickt verquickt Boris Koch dabei alte Mythen mit der Moderne, die Plots sind voll aus dem Leben gegriffen, ebenso die Protagonisten. Sie sind keine Helden à la Hollywood, sondern Menschen wie du und ich, mit allen Fehlern und Schwächen, in allen Facetten geschildert. Denn Boris Koch vermag es vortrefflich, mehrdimensionale Charaktere zu erschaffen. Seine Protagonisten sind lebendig, fast greifbar, was zeigt, dass hier ein Autor am Werk ist, der zu schreiben versteht und von dem man gern mehr lesen möchte.

Boris Koch schreibt kurz und fesselnd, was mich persönlich besonders erfreut. Hier ist kein schwafelnder Seitenfüller am Werke, hier sitzt (fast) jedes Wort, hier schreibt einer mit viel Liebe zum Detail. Seine erotischen Szenen sind freimütig und dynamisch, ebenso die übernatürlichen Passagen. Dennoch wirkt nichts an seinem Stil „aufgesetzt“ oder „bemüht“ oder „betont forsch“. Er ist eigenwillig, geprägt von manchmal recht grotesken Ideen, mit einer Prise skurrilem Wortwitz. Und er ist eindeutig |gut|.

Für mich zählen „Manneskraft“, „Jo“ und „Die Knochenfrau“ zu den besten Geschichten, aber im Grunde – und auch das macht die Qualität dieses Bandes aus – gibt es keine wirklichen Schwächen.

In „Manneskraft“ greift der Autor zwar ein gängiges Thema auf: den Pakt mit dem Teufel, verbindet es aber – mit einem Augenzwinkern – mit einem Problem, das jeden Mann in die Bredouille bringen kann: dem vorzeitigen Samenerguss. Was dem Protagonist nach dem Pakt, der bezeichnenderweise mit Sperma und nicht mit Blut geschlossen wird, bleibt, ist eine Dauererektion, die ein fast noch größeres Problem wird und zu einer Lösung führt, die sich als ganz persönliche Hölle für den „Heimgesuchten“ entwickelt …

„Jo“ ist der etwas „eigenartige“ Freund von Tom, der beim Sex seine Frauen durch Halsbisse tötet und somit ein Vampir ist. Aber keiner, der nur auf das Blut seiner Opfer bedacht ist, sondern dessen spezieller Kick der Sex ist. Tom setzt mehr als einmal sein Leben aufs Spiel, als er versucht, seinen Freund davon abzuhalten, bei Vollmond weiteren Opfern ans Leben zu gehen – auf seine ganz spezielle Art und Weise. Das Besondere dieser unterschwellig homoerotischen Vampirgeschichte ist, dass selbst das Böse darin menschlich wirkt.

„Die Knochenfrau“ ist eine völlig „durchgeknallte“ Traumwelt-Geschichte, in der es um den Wunsch nach der wahren sexuellen Befriedigung geht. In dieser Story stellt Boris Koch meines Erachtens seine außerordentliche Phantasie am deutlichsten unter Beweis. Ich will nichts vorwegnehmen, man muss sie einfach |lesen|!

Fazit: Der Kurzgeschichtenband ist großartig und hebt sich durch seine lebendige Erzählkraft von vielen anderen Titeln dieses Genres ab. Kaufen – und vor allem |lesen|!!!

Walters, Minette – Im Eishaus

Dieser Roman wurde 1992 ausgezeichnet mit dem |John Creasey Memorial Dagger|. In diesem Jahr erschien die Originalausgabe unter dem Titel „The Ice House“. Die deutsche Ausgabe erschien erstmals 1994 bei |Goldmann|. Die Übersetzung ins Deutsche stammt von Mechtild Sandberg-Ciletti.

|Handelt es sich bei der Leiche im Eishaus des englischen Landsitzes Streech Grange um die sterblichen Überreste des Hausherrn David Maybury? Seit zehn Jahren fehlt von ihm jede Spur und für die Dorfbewohner gibt es nur eine Erklärung: Phoebe Maybury hat ihren Mann umgebracht. Dass sie sich seit damals mit zwei Freundinnen zu einer geheimnisvollen Lebensgemeinschaft auf dem Landsitz zurückgezogen hat, erhöht das Misstrauen der Leute noch zusätzlich. Und auch Inspector Walsh ist überzeugt, Phoebe endlich den Mord von damals nachweisen zu können. Doch schon bald stellt sich heraus, dass der Fund der Leiche nicht genügt, um das dunkle Geheimnis von Streech Grange zu lüften.|

Minette Walters bewies bereits in diesem Debütroman „Im Eishaus“ ihre Fähigkeit, mehrdimensionale Charaktere zu erschaffen, und lässt darüber hinaus immer wieder geschickt Überraschungsmomente einfließen. Die Lebendigkeit ihrer Texte wird auch durch die Dialoge untermauert, die humorvoll immer eine Prise Ironie erkennen lassen.

„Im Eishaus“ war – nach [„Die Bildhauerin“ 1908 – der zweite Krimi von Minette Walters, den ich las, und hatte daher nach dem großartigen Bildhauerin-Band einen schweren Stand. So gut „Im Eishaus“ auch ist, er hat mich nicht gleichermaßen gefesselt. Dabei fängt er routiniert an:

Ein geheimnisvoller Leichenfund im alten Eishaus raubt den Bewohnern des Landsitzes Streech Grange die Ruhe. Ist der bis zur Unkenntlichkeit verweste Tote etwa David Maybury, der Gutsbesitzer, der vor zehnn Jahren spurlos verschwand und nie mehr auftauchte? Der seinerzeit ermittelnde Inspektor Walsh vermutete, dass die Ehefrau, Phoebe Maybury, ihren Gatten ermordete, konnte ihre Schuld aber nicht beweisen – eben weil keine Leiche gefunden wurde. Nun aber scheint er Phoebe Maybury endlich überführt zu können. Zur Seite steht ihm sein Assistent Sergeant Andy McLoughlin, der gerade von seiner Frau verlassen wurde.

Die Gerüchte um Mrs. Maybury werden immer weitgreifender. So soll sie nicht nur ihren Ehemann, sondern auch ihre Eltern beseitigt haben und mit ihren Freundinnen, der Innenarchitektin Diana Goode und der Journalistin Anne Cattrall, die seit knapp zehn Jahren mit in ihrem Haus leben, eine lesbische Beziehung haben. Auch gottlose Praktiken wie Hexenrituale und Satanskult werden den Frauen nachgesagt.

Einer Vorverurteilung steht also nichts im Wege. Die Dorfbewohner glauben allzu bereitwillig das, was sie glauben wollen. Nur die Aussage des Dorfplayboys passt nicht in das konstruierte Bild. McLoughlin beginnt an der Schuld der Verdächtigten zu zweifeln. Zu undurchsichtig ist das Gutachten des Gerichtsmediziners und zu einseitig sind die Ermittlungen seines Vorgesetzten Walsh. Als wäre das nicht genug, verliebt sich der Sergeant auch noch in die eigenwilligste der drei Frauen. Doch er behält den Überblick. Mit Verstand und Spürsinn gelingt es ihm in letzter Sekunde, einen Mord zu verhindern, und er entdeckt, welches Geheimnis Streech Grange verbirgt.

Dieser spannende, psychologisch vielschichtige Roman enthält alles, was der Leser von einem Krimi erwarten kann. Minette Walters weiß es vortrefflich zu unterhalten und den Leser auf falsche Fährten zu locken. Mal webt sie Indizien ein, die zu beweisen scheinen, dass der Tote der verschollene Maybury ist. Dann aber kommen Fakten ans Tageslicht, die genau das Gegenteil beweisen. Das hält den Spannungsbogen des Romans weitgehend konstant. Und das ohne bluttriefende Knalleffekte.

Die Charaktere sind interessant und mehrdimensional, besonders die Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten! Ihre Stärken und Schwächen beleben den Roman zusätzlich. Aber auch McLoughlin ist ein wandlungsfähiger Charakter. Anfangs verspürt man noch ständig Lust, ihm die spitzen High-Heels in den Allerwertesten zu rammen, so verquer ist sein Auftreten. Und er hat den Spitznamen, den ihm Diana Goode gibt, redlich verdient. Er ist in der Tat ein „Muffel Macho“ – doch dem „Schrumpfhirn“ steht er tapfer entgegen. Denn gerade der Sergeant entpuppt sich als besonders gelungene Schlüsselgestalt der Handlung und wird immer mehr zur Hauptfigur, was dem Plot außerordentlich gut bekommt – besonders als McLoughlin beginnt, Walshs Arbeit kritisch zu beäugen, auch dessen Versuch, ihn zu manipulieren.

Minette Walters zeigt deutlich die menschlichen Abgründe auf, die wohl in jedem von uns schlummern – mehr oder weniger. Auch, wie schnell der „gute“ Nachbar von nebenan mit Verleumdungen und Vorurteilen bei der Hand ist. Ebenso bekommt die Yellowpress ihr Fett weg. Was mir bei Minette Walters immer wieder gefällt, ist die Tatsache, dass sie sich einer leicht verständlichen, wortwitzigen, aber nicht wortverliebten Sprache bedient. Dafür haben es ihre Handlungen und Charaktere umso mehr in sich. Und so sollte es sein.

Wer intelligente Krimilesekost konsumieren möchte, ist bei Minette Walters und somit auch bei diesem Titel an der richtigen Adresse!

Diociaiuti, Walter & franc´O´brain (Hrsg.) / Gruber, Andreas / Koch, Boris / von Aster, Christian / – Psycho Ghost

|Diese Anthologie mit Horrorgeschichten deutscher und italienischer Autoren hat es in sich. „Psycho Ghost“ vereint einige der wohl bekanntesten und vielversprechendsten Schriftsteller aus diesem Genre mit zum Teil exklusiven Geschichten in einem Buch.|

Die Anthologie „Psycho Ghost“ war der erste Titel, den ich von |UBooks| unter die Lesefuchtel bekam, und ich muss sagen: Er ist sehr ordentlich geraten! Diese Horroranthologie mit deutschen und italienischen Autoren ist besser als manch andere, die ich in letzter Zeit lesen „durfte“. Dafür verbürgen sich vor allem die deutschen Autoren wie u.a. Andreas Gruber, Boris Koch, Jörg Bartscher-Kleudgen, Thomas Wagner, Christian von Aster, Malte S. Sembten, Eddie M. Angerhuber, frank’O’brain …

Allzu häufig denke ich beim Rezensieren einer Anthologie, in der der Herausgeber auch als Autor auftritt: „Hätte er sich das doch erspart“ (und den Lesern!). Da mache ich künftig auch bei meinen selbst herausgegebenen Anthologien keine Ausnahme. Aber auch hier ist „Psycho Ghost“ eine Ausnahme. Die Story „Villa Süßertod“ des Herausgebers frank’O’brain brilliert mit dem interessantesten Plot über eine sehr sexhungrige und mordlustige Pipi Langstrumpf. Aber auch „Nachtfalter“ von Christian von Aster weiß zu faszinieren. „Geistzeit“ von Jörg Bartscher-Kleudgen, ein Meister des filigranen Grusels, ist zwar nicht unbedingt der pure Horror, aber die Story bringt eine melancholische Stimmung und Aura herüber, die mich an den „Schimmelreiter“ erinnerte.

„Ein Wurm namens Ewigkeit“ von Thomas Wagner ist vielleicht die beste Story des Bandes. Da stimmt einfach alles: Stil, Plot, Atmosphäre … „Kein Netz“ von Jörn Zander war die erste Story, die ich von dem Autor gelesen habe, und sie ist wirklich gelungen und macht Lust auf mehr. „Rock the Road“ von Malte S.Sembten erinnerte mich zwar ein wenig an „Christine“ von Stephen King, aber die Story ist grandios erzählt! Hier beweist Sembten einmal mehr, dass er zu schreiben versteht. „Die Enthüllungen des Raupenwolfs“ von Eddie M. Angerhuber verdeutlicht die morbide Erzählkunst der Autorin.

Die Geschichten der italienischen AutorInnen sind teilweise vom Plot her interessant, aber hier hätte bei einigen ein strengeres Lektorat gut getan. Positiv dabei: Das Lektorat ist zwar nicht fehlerfrei (aber welches Buch ist das schon?), aber im Vergleich mit Titeln anderer Kleinverlage, die ich in der letzten Zeit rezensiert habe, deutlich sorgfältiger. Dennoch hätte aus den ausgezeichneten Storys ein strengeres Lektorat noch mehr gemacht. Dazu kann ich |UBooks| für zukünftige Veröffentlichungen nur raten – es würde sich bezahlt machen!

_Unterm Strich_: Ein lesens- und kaufwertes Buch, das manch andere Horror-Anthologie locker in den Schatten stellt.

_Übersicht:_

„Krähenschreie“ von Kathleen Weise
„Superbaby“ von Walter Diociaiuti
„Medusa“ von Andreas Gruber
„Durchsichtige Welten“ von Riccardo Coltri
„Der Tote im Maisfeld“ von Boris Koch
„Unendliche Liebe“ von Gianfranco Nerozzi
„Geistzeit“ von Jörg Bartscher-Kleudgen
„Bissige Küsse“ von Andrea G. Colombo
„Kein Netz“ von Jörn Zander
„Yuri“ von Massimo Perissinotto
„Ein Wurm namens Ewigkeit“ von Thomas Wagner
„Komm mit uns!“ von Gaetano Ristretta
„Nachtfalter“ von Christian von Aster
„Ein Kinderspiel“ von Nicola Lombardi
„Der Pool“ von Ulla Schill
„Beghy“ von Massimo Ferrara
„Rock the Road“ von Malte S. Sembten
„Die Graue“ von Barbara Becheroni
„Der Auftrag“ von Thomas Gleich
„Villa Süßertod“ von franc´O´brain
„Die Enthüllungen des Raupenwolfs“ von Eddie M. Angerhuber
„Der Würmertanz“ von Paolo Di Orazio

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Büchner, Barbara – toten Weiber von Wien, Die

|Was hat Dr. Strunzl mit dem toten Adonis vor?

In Sonja Roths Villa am Stadtrand von Wien kommt es zu seltsamen Vorfällen, seit die Autorin von Heftromanen ihr Hinterhaus einem verschrobenen Historiker vermietet hat. Dieser Dr. Heribert Strunzl führt offenbar Experimente durch, die nicht jeder sehen soll. Dazu braucht er die Asche berühmter toter Wienerinnen – sowie die Überreste des gefeierten Musical-Stars Adonis Götterl. Strunzls geheimer Plan ist grausig – doch er hat die teuflische Rechnung ohne Sonja und ihren Hausfreund Harry gemacht …|

_Barbara Büchner_ wurde 1950 in Wien geboren. Seit 1972 ist sie als freie Journalistin und Schriftstellerin tätig. 1985 Ausbildung zur Dokumentarin. Ihr Hobby: künstlerische Grafik. Zahlreiche Publikationen: Kurzgeschichten, Kriminalgeschichten, Romane und Jugendbücher. 1977 Verleihung des Staatspreises für journalistische Leistungen im Interesse der Jugend durch das Bundesministerium für Unterricht und Kunst, Wien. Für „Abenteuer Bethel – Das Recht auf Leben“ wurde die Autorin in die Ehrenliste zum österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis aufgenommen, ebenso in die Ehrenliste zum Katholischen Kinderbuchpreis 1993.

Barbara Büchner versteht zu schreiben. Das wissen die Leser ihrer Bücher. „Die toten Weiber von Wien“ ist wieder einmal ein Werk der Wiener Autorin, das die ganze Bandbreite ihres schriftstellerischen Könnens in sich vereint: Humor, filigrane Schreibkunst, Spannung, ungewöhnliche Plotstrukturen und vieles mehr.

Der Titel handelt von einem verschrobenen Historiker (Dr. Heribert Strunzl), der das Gartenhaus der Villa der über fünfzigjährigen Heftromanautorin (Sonja Roth) mietet, um dort höchst morbide Experimente durchzuführen. Doch Sonja, die zuerst erfreut über den vermeintlich älteren und ruhigeren Wissenschaftler war, und ihr Hausfreund (Harry, ein gescheiterter Englischlehrer mit Hang zu Drogen, der sich von betuchten älteren „Damen“ aushalten lässt) bemerken sehr schnell, dass mit dem Professor, der ständig dick vermummt herumläuft, irgendetwas nicht stimmt, versuchen ihm auf die Schliche zu kommen, decken auf, dass es wohl einen Zusammenhang zu Grabschändungen der Vergangenheit gibt und geraten in tödliche Gefahr …

Was Barbara Büchner wie keine andere beherrscht, ist die hohe Kunst, verschiedene Plotelemente zu verknüpfen; so geschickt, dass sie einen nahtlosen Übergang hinbekommt. So auch in diesem Roman. Das ist die wahre Größe, die diese Autorin ausmacht.

Zum einen folgt der Leser Sonja und Harry auf den Spuren des nekrophilen und okkulten Wiens und erfährt so eine Menge über die Geschichte der Stadt. In die spannend erzählte Gruselkrimistory hat die Autorin geschickt Lokalgeschichte, Sagen, Anekdoten und historische Kriminalfälle der Stadt Wien in die Handlung eingeflochten. Das macht eine Besonderheit dieses Buches aus.

Aber nicht nur das. Auch die ganze „spezielle“ Beziehung zwischen der Protagonistin Sonja Roth und ihrem erheblich jüngeren Liebhaber verleiht der Erzählung eine besondere Note. Obwohl ihr sehr wohl bewusst ist, dass er sich finanziell von ihr aushalten lässt – |“Unglaublich, was ein Mann alles aus seinen Lenden herausholen kann, wenn er befürchten muss, mitten im eiskalten Wasser auf die Straße gesetzt zu werden!“| ­– und er im Bett nicht unbedingt der „Bringer“ ist – |“und die Leistungen im Bett ließen ebenfalls sehr zu wünschen übrig. Ein Mann, der im Geist mit Dämonen kämpft, kann sich nicht auf seinen Schwanz konzentrieren.“| –, präsentiert sich die Beziehung durchweg positiv. Und gerade diese beschreibt die Autorin so sympathisch – |“… aber Männer neigen sehr schnell dazu, sich für unersetzlich zu halten, sogar Männer wie Harry, und eine kleine Beunruhigung hin und wieder tut ihnen nur gut …!“| – und humorvoll, dass der Leser das ungewöhnliche Paar sofort ins Herz schließt. Besonders amüsant sind die erotischen Szenen, weil die Autorin in ihnen ihren besonderen Humor unter Beweis stellen kann. Offen, aber nicht bis ins kleinste Detail, genau die Dosierung, die gute Unterhaltung ausmacht.

An diesem Buch stimmt einfach alles, und Barbara Büchner zeigt damit wieder einmal, dass sie eines wirklich kann: |schreiben|! Einen Satz der Autorin kann ich nur unterstreichen, habe ich ihn mir auch längst auf die Fahne geschrieben: |“Ich finde, eine wirklich emanzipierte Frau hat es gar nicht nötig, ständig auf ihre Stärke zu pochen. Nur die Starken haben den Mut, sich beschützen zu lassen.“|

Walters, Minette – Bildhauerin, Die

|Olive Martin sitzt wegen eines grausamen Verbrechens im Gefängnis: Sie hat zugegeben, ihre Mutter und ihre jüngere Schwester ermordet und dann zerstückelt zu haben. Unter ihren Mitgefangenen ist Olive wegen ihrer Ausbrüche gefürchtet, und ihre Beschäftigung mit Knetpuppen, in die sie Nadeln sticht, hat ihr den Namen „Die Bildhauerin“ eingetragen.
Rosalind Leigh ist gewarnt, als sie das Gefängnis betritt, um Olive zu treffen. Die Journalistin soll die Hintergründe des Falles ausleuchten. Schnell erkennt sie, dass es noch eine tiefere Wahrheit gibt als die in Geständnis und Urteil festgeschriebene. Zusammen mit der Bildhauerin tritt Rosalind eine gefährliche Reise an in eine Welt voller versteckter Leidenschaften und offenem Hass, schreiender Ungerechtigkeit und dunkler Geheimnisse …|

Die Londoner Journalistin Rosalind Leigh soll auf Druck ihres Verlegers die Hintergründe eines grausamen Verbrechens recherchieren: Die damals 23-jährige Olive Martin hat zugegeben, ihre Mutter und ihre jüngere Schwester ermordet und zerstückelt zu haben. Aufgrund ihres hässlichen Aussehens wurde auf Olive Martin von der Presse eine regelrechte Hetzjagd veranstaltet.

Sechs Jahre später soll nun Rosalind (Roz) ein Buch über diesen spektakulären Fall schreiben. Widerwillig lässt sie sich darauf ein, die Vorstellung, diesem menschlichen Ungetüm gegenübertreten zu müssen, flößt ihr größtes Unbehagen ein. Bei ihren Besuchen ist die Journalistin jedoch mehr und mehr fasziniert von der |Bildhauerin|, die im Zuchthaus für ihre Tobsuchtsanfälle bekannt ist und auch dafür, dass sie fortwährend Figuren kreiert, die sie mit langen Nadeln spickt.

Während ihrer Recherche erkennt Rosalind, die den Eindruck hat, dass die Inhaftierte, die selbst immer wieder ihre Schuld betont, lügt, dass hinter dem Verbrechen ein dunkles Geheimnis liegt und sie tut alles, um die Wahrheit an den Tag zu bringen. Daher stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an und stößt auf etliche Ungereimtheiten, auch bei den polizeilichen Ermittlungsarbeiten.

Darüber hinaus wird ihr Olive immer sympathischer, menschlich zugänglicher. Die „Tat“ wird für Rosalinde immer unverständlicher, denn Olives Geständnis und auch ihre Behauptung, nie eine enge Beziehung zu ihrer ermordeten Schwester gehabt zu haben, stehen in Widerspruch zu den Aussagen, die Rosalinde einholt. Da ist die Rede von Fürsorge und Zärtlichkeit, die Olive der kleinen Schwester entgegengebracht hat.

Und war Olives kleine Schwester Amber wirklich das reizende Mädchen, als das sie gesehen wurde? Mit jeder Information, die Rosalind einholt, wächst ihre Vermutung, dass alles anders ist, als der erste Eindruck vermuten ließ, und dass viele Alibis nicht stichhaltig sind.

Was das Buch so interessant macht, ist der Nebenplot über Rosalinds Vergangenheit, deren Schatten immer noch über ihr liegen und auf ihr lasten. Doch durch ihre Begegnung mit Olive kann Rosalind immer mehr mit ihrer Vergangenheit abschließen.

Ebenso geschickt hat Minette Walters den Charakter von Olive Martin angesiedelt. Auf der einen Seite ist diese abstoßend, undurchschaubar, niederträchtig – und verlogen. Auf der anderen aber auch intelligent, feinfühlig und äußerst verletzlich.

Was den besonderen Reiz des Romans ausmacht, ist das „offene“ Ende. Bis zur letzten Seite hat der Leser keine Gewissheit darüber, was an Olives Geschichte wahr ist oder nicht, ob sie die Täterin ist oder nicht. Vor allem bleibt die Frage: Warum hat sie bis nach dem Tod ihres Vaters – der der Einzige gewesen wäre, der Aufschluss hätte geben können – gewartet, bis sie ihr Schweigen gebrochen und ihre Geschichte erzählt hat?

Dieses Buch wurde zu Recht mit dem Edgar-Allan-Poe-Preis ausgezeichnet! Es war mein erster Roman von Minette Walters (erste |Goldmann|-Auflage 1995), der mich gefesselt und fasziniert hat. Besonders wenn man privat, aber vor allem auch beruflich sehr viel liest, wie ich, ist man dankbar für „Perlen“ der Literatur. Dieser Krimi ist mit Sicherheit eine! Die Autorin schreibt sehr detailliert, atmosphärisch, spannend und arbeitet mit psychologischen Charakterplots und Handlungsebenen, was ihre Romane deutlich von den seichten U-Romanen abhebt. „Die Bildhauerin“ fesselt von der ersten bis zur letzten Seite, ist meines Erachtens eines der besten Walters-Werke und für mich daher ein absolutes Muss!

Ein grandioses Buch, das ich jedem empfehlen kann – und das dieses Jahr als Sonderband neu bei |Goldmann| aufgelegt wurde.

_Minette Walters_ arbeitete lange als Redakteurin in London, bevor sie Schriftstellerin wurde. Sie gilt als die britische „Queen of Crime“ und hat eine Fangemeinde von Millionen Leserinnen und Leser. Viele ihrer bisher erschienenen Romane wurden mit wichtigen internationalen Preisen ausgezeichnet. Minette Walters lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Hampshire, England.

Gruber, Andreas – fünfte Erzengel, Der

Verlassene Herrenhäuser, Nervenheilanstalten und Friedhöfe – Andreas Gruber weiß die klassischen Sujets der Horror-Story geschickt in ein modernes Umfeld einzupassen. Nicht auf den harschen Effekt kommt es ihm an, sondern auf das subtile Grauen, das sich allmählich der Herzen seiner Leser bemächtigt, sich durch die Hintertür in ihre Vorstellungswelt einschleicht und ihnen zu später Stunde den Angstschweiß auf die Stirn treibt.

Neun Erzählungen und Novellen sind in „Der fünfte Erzengel“ enthalten, und dem geneigten Leser sei empfohlen, nicht alle auf einmal zu goutieren. Denn wie sagt Andreas Gruber in seinem Vorwort: „Und nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit den vorliegenden neun Geschichten – mögen sie Ihnen den Schlaf rauben …“

Die Erstausgabe erschien im August 2000 als neunter Band der Reihe |Medusenblut|. Für die vorliegende Neuausgabe wurde der Text vollständig überarbeitet und mit einem neuen Vorwort des Autors versehen. Das Buch ist eine Gemeinschaftsedition der Verlage |Medusenblut| und |Shayol|.

Andreas Gruber ist als Autor längst kein Insidertipp mehr – und das ist gut so! Das beweist „Der fünfte Erzengel“ von der ersten bis zur letzten Seite. Dieser Titel wurde dankenswerterweise neu aufgelegt, sonst wäre er an mir „vorbeigegangen“, was ein Verlust gewesen wäre. Und das nicht nur für mich, denn die Erstausgabe belegte beim Deutschen Phantastik-Preis in der Kategorie „Beste Anthologie“ den vierten Platz.

Das Vorwort der Neuauflage ist erstaunlicherweise eine Hommage des Autors an den |Medusenblut|-Verleger Boris Koch und nimmt mich schon sehr für Andreas Gruber ein. Durch die Art der Formulierung, aber auch, weil es mir aus der Seele spricht.

Doch widmen wir uns den phantastischen Düstertexten des Wiener Autors. Los geht es mit „Die Testamenteröffnung“, einer herrlich morbid-atmosphärischen Story, die dem Spiel mit dem Teufel – um das Leben und viel mehr – eine neue Sichtweise verleiht. Bevor Sie den ein oder anderen Verwandten zu Grabe tragen und ihn geweihter Erde übergeben, werfen Sie einen Blick in sein Testament – nein, besser sofort in seinen Sarg!

„In Gedenken an meinen Bruder“ ist die psychologische Variante einer Kindheitsbewältigung, wie sie leider nicht nur in Grubers Phantasie vorkommt, sondern mehr Realität beinhaltet, als man wahrhaben möchte. Sie macht betroffen, gerade weil sie so real ist. Somit ist sie für mich die beeindruckendste Story in dem Erzählband. „Der Antropophag“ erzählt die Leidens- und Lebensgeschichte eines Serienmörders und zeigt deutlich, wie lebendig und tiefsinnig Andreas Gruber zu fabulieren vermag. Man leidet mit dem Täter, durchlebt mit ihm in Rückblicken sein Kindheitstrauma – von der Mutter verlassen, von dem Urgroßvater gedemütigt –, das ihn zum Mörder werden lässt. Mehr noch, man verspürt Mitleid mit ihm, hat Verständnis für seine Taten, ganz so, als brauche man selbst das Ventil, als nehme man Mensch für Mensch Rache, stellvertretend an allen, die weggeschaut und nicht wahrgenommen haben.

Sollten Ihnen jedoch nachts „Im Treppenhaus“ spindeldürre Gestalten mit hohen Zylindern auf dem Korridor begegnen: Seien Sie auf der Hut und verschließen Sie fest Ihre Tür!

Gehen Sie gar dem Beruf des Fotografen nach und sind auf der Suche nach einer heißen Story, machen sie einen weiten Bogen um „Duke Manor“, dem Geisterhaus mit den lockenden „Rufen“ aus dem Keller, denen sich keiner entziehen kann, wie auch dem Haus als solchem nicht.

Es wundert nicht, dass auch die Titelstory zu überzeugen weiß. Nun mag der Überkritische sagen: Apokalypse, Siebtes Siegel, Erzengel – alles schon zigmal gehabt. Richtig! Doch man unterschätze nie einen Andreas Gruber, der auch dieser Variante seine ganz persönliche Nöte und neue Sichtweisen „aufdrückt“.

Andreas Gruber vermag in diesem Band eine dichte Atmosphäre zu erzeugen und fesselt den Leser durch seine Erzählweise und mit Charakteren, die den Namen auch verdienen, die nicht ins Flache, Seichte abplätschern. „Der fünfte Erzengel“ war für mich eines der Bücher der letzten Zeit, die mir mal wieder so richtig unter die Haut gingen.

Umso erfreulicher für den Autor und Leser, dass auch die Verlagsarbeit erfreulich gut ist. Sieht man einmal von der leider sehr kleinen Schrift ab (da hätte eine größere wohl getan), lässt sich auch die Aufmachung sehen. Das Covermotiv (Klappenbroschur) könnte nicht stimmungsvoller sein, das Papier ist edel und das Lektorat ist, bist auf die kleinen Kulanzfehlerchen, sehr gut. Leser, was willst du mehr? So wünsche ich es mir, und so bekomme ich es in diesem Fall.

Daher bin ich |Medusenblut| und |Shayol| dankbar für die Neuauflage, sonst wäre mir dieses Kleinod der düsteren Phantastik entgangen! Ich hoffe, es findet seinen Weg zu einer breiten Leserschaft! Also: KAUFEN!

http://www.epilog.de/shayol/index.html
http://www.medusenblut.de/

150 Seiten
Lektorat: Hannes Riffel
Titelbild: Rainer Schorm
Satz und Layout: Franziska Knolle
Umschlaggestaltung & Herstellung: Ronald Hoppe

Barkawitz, Martin – Blutgräfin, Die

|Gräfin Vanessa ist sexy, intelligent, charmant – und seit Jahrhunderten tot. Jede Nacht liefert sich die rumänische Vampirlady gnadenlose Schlachten mit den grausamen Rattenleuten – mutierten Halbwesen aus der Kanalisation von Bukarest. Schließlich setzt sich die Gräfin mit ihrem treuen Erdgeist Wolopec nach New York ab, wo sie sofort in einen Kampf zwischen Vampirclans verwickelt wird. Und dort lernt sie den Blutsauger ihres ewigen Nachtlebens kennen: Vince Barrakuda.|

Wie in der Mathematik möchte ich mit dem Positiven beginnen: Martin Barkawitz weiß in diesem Roman zu unterhalten. In flottem, humorvollem Stil erzählt er die Geschichte der Blutgräfin Vanessa de Bradiscu, die von Budapest nach New York kommt und dort auf Großstadt-Vampire trifft, in einen Vampirclan-Krieg gerät und sich schließlich in einen attraktiven „jungen“ Vampir verliebt, den sie eigentlich im Auftrag der Gegenseite töten soll. Das alles ist flüssig im Heftromanniveau geschrieben und beschert einige amüsante Lesestunden.

Somit hat der Autor sein „Klassenziel“ auf jeden Fall erreicht. Nicht aber der Verleger. Und damit komme ich zum Negativen: Der Roman ist für stolze zehn Euro eine Beleidigung für jeden zahlenden Kunden, aber auch für jeden halbwegs bibliophilen Leser.
Das Cover passt nicht zur Handlung, die sich hauptsächlich in New York abspielt. Das in Anlehnung an die kaum auftreten Rattenmenschen erwählte Nagetier erinnert mehr an ein zahmes Meerschweinchen, das man auf den Schwanz getreten hat und ist künstlerisch eher kindlich naiv dargestellt, was zum Genre Grusel/Horror nicht passt.
Der Satz des Buches ist eine einzige Katastrophe. Hammellücken, wohin das Auge blickt, an einer Stelle hat sich der Blocksatz völlig verflüchtigt, durch die stoisch gesetzten Einrücker wird der Text auf 152 Seiten gequält, aber auch unnötig auseinandergerissen, was den Lesefluss enorm stört. Das Lektorat – soweit es erfolgt ist – hat auch allenfalls Heftromanniveau und ist, schlicht gesagt, grauenvoll.

Das Genre Grusel trifft auf den Roman auch nicht zu, da hier eine eher humoristische Vampirstory erzählt wird, die mehr Schmunzeln als Gruseln hervorruft. Wenn zum Beispiel die Blutgräfin eine Betrunkene aussaugt und dadurch selbst einen gehörigen Schwips hat …
Man hätte mit einem guten Lektorat in Zusammenarbeit mit dem Autor aus dem Plot viel mehr machen können und müssen – nämlich eine ordentliche Vampirhumoreske … So bleibt der schale Beigeschmack, dass man für sein gutes Geld zu wenig und schlecht verlegte Lesekost bekommt, die man in jedem günstigeren Heftroman auch erhalten hätte. Da täuschen auch die dilettantischen Innenillustrationen nicht drüber hinweg.

Vom Kauf dieses Buches kann ich daher nur abraten.

Ich wünsche dem [mgVerlag]http://www.mgverlag.de/ mehr Sorgfalt und Selbstkritik, dann werden sich die Bücher sicher verbessern. Und ich hege die Hoffnung, da dies mein erster Titel aus dem Verlag ist, den ich rezensiere, dass dieser eine unrühmliche Ausnahme bleibt. Ich lasse mich daher gerne durch die nächsten Exemplare eines Besseren belehren.

Mommers, Helmuth W. (Hrsg.) / Eschbach, Andreas / Franke, Herbert W. / Marrak, Michael / u. a. – Atem Gottes, Der (und andere VISIONEN 2004)

Anthologien spalten die Nation der Verleger, Leserschaft und Rezensenten. Die einen bejubeln sie als Plattform für bekannte und eher unbekannte Autoren. Die anderen winken müde ab: „In dieser Zeit unverkäuflich“, klagen die Verleger. Ich bewege mich in der Mitte – aber immer mehr in Richtung Anthologien. Vor Jahren habe ich das Kreuz geschlagen, wenn mir einer damit kam. Ich fühlte mich nur von Romanen in epischer Länge angesprochen. Nunmehr finde ich diese Kurzgeschichtensammlungen immer interessanter, soweit sie gute Novellen beinhalten. Da sind wir auch schon bei der Krux dessen, denn nicht jeder, der einen guten Roman verfassen kann, ist in der Lage, ebensogute Kurzgeschichten abzuliefern (und umgekehrt).

Ich gebe zu, ich bin mit besonderer Erwartungshaltung an diese Anthologie herangegangen. Erstens, weil ich den Herausgeber persönlich kenne und weiß, wie ehrgeizig er seine Projekte verfolgt; zweitens, weil ich etliche der in Band 1 und 2 aufgenommenen Autoren kenne und schätze – sie teilweise auch in meinen Anthologien oder Projekten vertreten sind – und drittens, weil der Herausgeber in seinem Vorwort selbst eine sehr hohe Messlatte anlegt. Hat er dieses Nonplusultra erreicht? Das sollte jeder Leser selbst entscheiden!

Die Namen der Autoren in Band 1 der VISIONEN lesen sich erst einmal nicht schlecht. Eine Mischung von bekannt und auf dem Weg dahin, die gute Lesekost erwarten lässt. So weit – so gut.

Kommt der nächste Schritt: Was erwarte ich von dieser neuen Anthologie-Reihe, die unter der Flagge VISIONEN segelt? Nun ist die klassische Bedeutung der Vision (visio) die Erscheinung, die übernatürliche Erscheinung als religiöse Erfahrung, und es ist mehr als bezeichnend, dass gerade die Kurzgeschichten, die sich darum ranken, zu den besten dieses Bandes gehören.

Allen voran die |großartig| erzählte Story von Karl Michael Armer, die neben „Die unbefleckte Empfängnis“ von Rainer Erler mit Abstand die beste ist. Ich gebe zu, ich habe von Armer noch nie etwas gelesen, weil ich in der Zeit seiner ersten Schaffensphase (achtziger Jahre), eher Non-Fiction las. Aber „Die Asche des Paradieses“ ist das Kleinod dieser Anthologie! Definitiv! Stilistisch, visionär und philosophisch. Eine Geschichte, die man nicht nur einmal liest. Das steht fest. Sie ist polit-kritisch, temporeich und weiß vom ersten bis zum letzten Satz zu überzeugen, hinterlässt einen tiefen Eindruck und macht nachdenklich. Leserherz, was willst du mehr?
Nicht umsonst wurde sie mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis 2005 als beste Kurzgeschichte ausgezeichnet. Ich stehe – wie viele – solchen Preisen sehr kritisch gegenüber, |aber|: Wenn je ein Preis verdient vergeben wurde, dann dieser! Alleine wegen der Karl-Michael-Armer-Story bin ich dankbar für diese Anthologie.

Doch soll das die ein oder andere ebenso vortreffliche Story nicht schmälern. Wie z. B. die von Rainer Erler. In flüssigem Stil bietet dieser die „Unbefleckte Empfängnis“ einmal anders an. Dabei so menschlich lebendig geschildert, dass man mit dem Paar lebt, liebt – und staunt. Was so alles zwischen Himmel und Erde möglich scheint!

Den humorigen Part dieses Bandes übernimmt Uwe Hermann in „Die unwiderlegbare Wahrheit“. So abgedreht kann die Jagd auf den Weihnachtsmann also sein! Köstlich!

„Relicon“ von Michael Marrak bietet den gewohnt flotten Stil des Autors, brachte mich streckenweise zum Schmunzeln und glänzt durch die teilweise unwirklichen Fragmente. Leider fällt die Schlusssequenz vorhersehbar aus, was aber bei mir dennoch keinen schalen Nachgeschmack hinterlassen hat.

Andreas Gruber, ein großartiger Autor des phantastischen Genres, konnte mich mit „Parkers letzter Auftrag“ nicht vollends überzeugen. Erstmalig, was diesen Autor angeht. Wenn ich dagegen an seine düsteren Novellen in „Der fünfte Erzengel“ (auch bei |Shayol| – in Kooperation mit |Medusenblut| – erschienen) denke, wirkt seine Story in diesem Band eher weniger unter die (Leser)Haut gehend. Damit ich nicht missverstanden werde: Sie ist nicht schlecht, aber bei dieser Anthologie erwartet man nach der Ankündigung halt nur literarische Sahnehäubchen.

Kommen wir zu Malte S. Sembtens „Jagdausflug“. Sembten weiß zu unterhalten, das bezeugen Veröffentlichungen in anderen Anthologien. Auch seine Story ist routiniert erzählt, aber leider etwas vorhersehbar und mit einem eher dünneren Plot versehen. Bedauerlicherweise. Wenn man – wie ich – Sembtens-Texte kennt, weiß man, dass er es besser kann.

Jan Gardemanns „Case Modding“ ist von der Struktur her ausgefallen. Die Dialoge sind frisch und unterhaltsam. Diese Story bildet einen modernen Kontrast zu den eher klassischen – wirkt aber nicht völlig ausgereift.

Alle anderen Geschichten sind handwerklich gut erzählt, in einer literarischen Bandbreite, wie sie in allen Anthologien vorzufinden ist, daher gehe ich nicht näher darauf ein. Der geneigte Leser überzeuge sich selbst!

Und nun komme ich unvermeidbar zur Kehrseite der Medaille. Größtes Manko dieser Sammlung ist die miserable Story von Myra Çakan. Es ist ja bekannt, dass Cyperpunk ein weites Feld ist. Leider besonders, was das Niveau angeht. Myra Çakan hat, was das angeht, in die Vollen gegriffen und ganze Arbeit geleistet. Schlechter geht es fast nicht mehr. Leider hat gerade in dieser Story auch das Lektorat nicht genug eingegriffen; so hätte man zumindest stilistisch noch etwas „herausreißen“ können. Denn auch Schnodder-Cyberpunk unterliegt einem gewissen Qualitätsanspruch – den erwarte ich besonders in einer solchen Anthologie.
Warum es sich Herausgeber und Verlag angetan haben, diese bereits veröffentlichte „Geschichte“ erneut zu verlegen, bleibt mir schleierhaft. Besonders im Falle von Helmuth W. Mommers, den ich als |sehr| kritischen Beobachter und Bewerter dieses Genres kennen gelernt habe. Diese Story hätte man zum Wohle der Anthologie einsparen müssen, den Platz lieber dafür nutzen sollen/können, die anderen Geschichten exklusiv illustrieren zu lassen, was die Anthologie auch optisch abgerundet hätte. Hier wäre (textlich) weniger mehr gewesen.

Das Cover findet hingegen wieder meine volle Zustimmung, es spricht von der Farbgebung und dem eher ungewöhnlichen Motiv an und hebt sich von der breiten Masse ab. Ein großes Kompliment an den Herausgeber. Zumal der Künstler Julio Viera nicht einfach „irgendwer“ ist. Papier und Druck sind sehr gut, das Lektorat besser als bei vielen anderen Kleinverlagen, aber leider durch Stilblüten wie „Sein herrischer Tonfall ließ seinen Mundschutz beschlagen“ noch über der Kulanzgrenze. Das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch, muss aber dennoch Erwähnung finden.

Alles in allem kann ich diese Anthologie wärmstens empfehlen. Sie macht Appetit darauf, von dem ein oder anderen Autor, auch in diesem Genre, mehr zu lesen, und sie macht neugierig auf Band 2, der bereits vorliegt. Wer die Reihe vollständig sein Eigen nennen will, sollte rasch zugreifen!

Hohlbein, Wolfgang & Heike – Märchenmond

Seit Tagen liegt Kims Schwester Rebekka bewusstlos im Krankenhaus. Ihre Seele wird im Lande Märchenmond vom Zauberer Boraas, dem Herrn des Schattenreiches, gefangen gehalten. Kim ist der Einzige, der sie befreien kann.

Um seine kleine Schwester zu retten, macht sich Kim auf die abenteuerliche Reise ins Land Märchenmond. Um dorthin zu gelangen, muss jeder seinen eigenen Weg finden. Kim, begeisterter Leser von Science-Fiction-Büchern, wählt dafür ein Raumschiff, doch Zauberkräfte zwingen ihn zur Landung – inmitten einer unzugänglichen, schwarzen Bergwelt gerät er, ebenso wie seine Schwester, in Boraas‘ Hände. Doch Kim gelingt die Flucht aus Burg Morgon – gerade rechtzeitig, um die Bewohner Märchenmonds zu warnen: Die riesige Armee der schwarzen Reiter, angeführt von einem mysteriösen Unbekannten, überwindet die Pässe des Schattengebirgen und marschiert gegen Märchenmond. Ein Kampf um die gläserne Burg Gorywynn ist unvermeidlich.

Auf dem gefährlichen Weg zum König des Regenbogens, zur Burg am Ende der Welt, müssen Kim und seine Freunde – der Riese Gorg, der Bär Kelhim, der Golddrache Rangarig und Prinz Priwinn – zahlreiche packende Abenteuer bestehen. Und doch scheint der Sieg der schwarzen Ritter unabwendbar – bis Kim dem Schwarzen Lord ins Gesicht blickt. Was er dort sieht, wendet das Schicksal …

Ich gebe freimütig zu, bis ich 1985 erste Bekanntschaft mit Wolfgang Hohlbein machte, weil er, seine Familie und ich Nachbarn – und später Freunde – wurden, und mir seine Frau Heike „Märchenmond“ in die Hand drückte, war ich eher ein Gegner des Fantasy-Genres. Ich habe mich sowohl „Herr der Ringe“ als auch sonstigen Fantasy-Klassikern verweigert. Doch ich hatte gerade Urlaub und war neugierig, was der schreibende Nachbar so verfasst. Als ich im Auto in den sonnigen Süden saß – auf den unliebsamen Rang der Beifahrerin verwiesen –, dachte ich: Ach, risikiere doch einmal einen flüchtigen Blick in das Werk.

|Für alle, die das Träumen noch nicht verlernt haben!| war der erste Satz, der mir bei „Märchenmond“ ins Auge sprang. Und ich fühlte mich irgendwie angesprochen. Völlig zu Recht!

Dieser Roman war eines der Bücher, die mich zurück in meine (lesende) Kindheit versetzten. Hinzu kam der fesselnde und dennoch leichtfüßige Stil des Autors, von dem ich vorher nie etwas gehört, geschweige denn gelesen hatte. Und ich bin froh, dass das mit „Märchenmond“ ein Ende fand, denn seither lese ich jedes Hohlbeinbuch. Weniger, weil er anders ist als andere Autoren, sondern weil er einfach zu fabulieren versteht und den Leser mit auf eine Reise aus dem Alltag nimmt – in diesem Fall durch das Land Märchenmond. Sehr schnell ist man „mitten drin“, besteht Gefahren und Abenteuer in einem bunten, phantastischen Reigen von realen und weniger realen Charakteren und abenteuerlichen Schauplätzen. Umgeben von Drachen über Riesen, führt uns unser literarischer Weg bis an die Gläsernen Burgen.

Komme ich zurück zu meiner Beifahrerrolle, so war ich plötzlich dankbar dafür, denn ich konnte „Märchenmond“, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen. Und habe es auch nicht. Auch wenn ich nicht mehr zu der Zielgruppe gehörte. Doch „Märchenmond“ ist, wie alle anderen Hohlbein-Fantasywerke, ein Buch für jede Altersklasse. Ich bin der beste Beweis dafür.
Alle Charaktere sind so phantastisch und liebevoll angelegt, dass man sich sofort in dieses märchenhafte Land versetzt fühlt. Dieser klassische und phasenweise etwas traurige Fantasy-Roman bietet eine (wohl eher übliche) Handlung von Gut und Böse, Licht und Dunkelheit, und Freundschaft – |aber| (und das unterscheidet ihn von vielen) vor allem eine Geschichte hinter der Geschichte, die (hoffentlich) zum Nachdenken anregt, über unsere Welt und den Sinn des Lebens. Denn er ist nicht nur spannend, sondern auch philosophisch durchwirkt – wenn man es vermag, zwischen den Zeilen zu lesen!

Ich habe „Märchenmond“ im Laufe der Jahre mehrmals gelesen und finde immer wieder neue Perspektiven und zähle nicht zu den Kritikern dieses Romans, die ihm zu starke Parallelen zu „Der Herr der Ringe“ vorwerfen. Im Gegenteil.
Und |wenn| man einen derartigen Vergleich zieht, muss ihn „Märchenmond“ auf keinen Fall scheuen. Ich halte jedoch derartige Vergleiche für ebenso überflüssig wie einen Kropf, weil sich alle neuen Kunstrichtungen an Klassikern orientieren. Warum nicht auch gute Literatur? Und dazu gehört „Märchenmond“ ohne Zweifel.
Ich kann nur jedem Leser empfehlen, sich selbst davon zu überzeugen!

http://www.maerchenmond.de