Alle Beiträge von Birgit Lutz

Haydon, Elizabeth – Tochter der Zeit (Rhapsody / Symphony of Ages)

Rhapsody Saga

Band 1: Rhapsody: Child of Blood, Tor 1999, ISBN 0-312-86752-2
Tochter des Windes, Heyne 2003, Übersetzer Michael Windgassen, ISBN 3-453-86372-0
Band 2: Prophecy: Child of Earth, Tor 2000, ISBN 0-312-86751-4
Tochter der Erde, Heyne 2003, Übersetzerin Christine Struth, ISBN 3-453-87069-7
Band 3: Destiny: Child of Sky, Tor 2001, ISBN 0-312-86750-6
Tochter des Feuers, Heyne 2004, Übersetzer Michael Siefener, ISBN 3-453-87549-4
Band 4: Requiem for the Sun, Tor 2002, ISBN 0-312-87884-2
Tochter der Zeit, Heyne 2005, Übersetzer Michael Siefener, ISBN 3-453-87911-2
Band 5: Elegy for a Lost Star, Tor 2004, ISBN 0-312-87883-4
Tochter des Sturms, Heyne 2006, Übersetzer Michael Siefener, ISBN 3-453-52067-X
Band 6: The Assassin King, Tor 2007, ISBN 0-765-30565-8
Tochter der Sonne, Heyne 2008, Übersetzer Michael Siefener, ISBN 978-3-453-53256-4
Band 7: The Merchant Emperor, Tor 2014, ISBN 978-0-7653-0566-4
Band 8: The Hollow Queen, Tor 2015, ISBN 978-0-7653-0567-1
Band 9: The Weaver´s Lament, Tor 2016, ISBN 978-0-7653-2055-1

Lost Journals of Ven Polypheme

The Floating Island, Starscape 2006, ISBN 0-765-30867-3
The Thief Queen’s Daughter, Starscape 2007, ISBN 978-0-7653-0868-9
The Dragon’s Lair, Starscape 2008, ISBN 978-0-7653-0869-6
The Tree of Water, Starscape 2014, ISBN 978-0-7653-2059-9
(Quelle: Wikipedia.de)

Nachdem Rhapsody zusammen mit Gruntor und Achmed den F’dor vernichtet und endlich ihren Ashe geheiratet hat, sollte eigentlich alles in Butter sein. Ist es aber nicht.

Esten, die Herrin der Rabengilde in Yarim Paar, ist immer noch rachsüchtig auf der Suche nach denjenigen, die eine Handvoll ihrer Gesellen töteten und ihren Tunnel zerstörten, den sie unter die Entudenin, den Wasserquell der Stadt, getrieben hat. Als eine Gruppe Bolg-Handwerker in die Stadt kommt, um die Entudenin wiederzubeleben, erhält sie endlich, nach jahrelanger, ergebnisloser Suche, einen Hinweis.

In Sorbold sind binnen einer einzigen Nacht die Kaiserin und ihr unverheirateter Sohn verstorben und haben den Thron verwaist zurückgelassen. Nun droht das Reich in mehrere Kleinstaaten zu zerfallen. In einem höchst ungewöhnlichen Verfahren werden die weitere Zukunft des Reiches und ein neuer Kaiser bestimmt. Die Erleichterung über diese Rückkehr zur Stabilität in Sorbold ist allerdings nur von kurzer Dauer.

Während Achmed und Ashe in Sorbold weilen, befindet sich Rhapsody auf der Reise zu Elynsinos. Seit sie Ashes Kind trägt, ist ihre Gesundheit angeschlagen, und sie hofft, bei Elynsinos Rat und Ruhe zu finden. Doch unterwegs wird sie überfallen – von ihrer Vergangenheit! Nur durch einen Akt der Verzweiflung kann sie sich dem Zugriff ihres Gegners entziehen. Während der Feind auf der Suche nach Rhapsody nahezu die gesamte Westküste einäschert, sind Ashe und Achmed auf dem Weg zu ihrer Rettung. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
Unterdessen schleicht Esten sich in Ylorc ein und stellt Achmed eine tödliche Falle …

Elizabeth Haydon erzählt ihre Geschichte wieder mit Geschick und Eleganz. Gleich zu Anfang legt sie mehrere Bedrohungen an, die im Laufe der Handlung langsam aber unaufhaltsam auf die Protagonisten zukriechen.

Die eine kommt aus der Vergangenheit in Gestalt einer Person, die lediglich im ersten Band kurze Zeit auftaucht: Michael, der Wind des Todes, wie er sich selbst zu nennen pflegte. Nach Rhapsodys Flucht schien dieser Mann abgehakt. Nun stellt sich heraus, dass er es nicht nur vor dem Untergang von Serendair nach Nordland geschafft hat, sondern auch noch Wirt eines F’dor ist, und das auf höchst ungewöhnliche Art. Denn der F’dor hat in diesem Fall, ganz entgegen der sonstigen Vorgehensweise, den Wirt nicht seinem Willen unterworfen und seine Persönlichkeit bis zum Erlöschen ausgesaugt, um seine eigene Stärke und Macht zu vergrößern. Stattdessen begnügt er sich mit dem an Feuer, Gewalt und Tod, was sein Wirt ihm freiwillig bietet.
Warum der F’dor in diesem Fall offenbar nicht in der Lage war, seinen Wirt vollständig zu übernehmen, ist nicht ganz klar. Michael ist ein grausamer und bösartiger Charakter, gleichzeitig aber auch ein Feigling voller Minderwertigkeitskomplexe. Um gegen einen F’dor zu widerstehen, hätte ich als notwendige Eigenschaften eher innere Stärke und einen gefestigten Charakter genannt, wovon Michael schlichtweg überhaupt nichts besitzt. Hier sitzt ein kleiner Knacks in der Logik, oder zumindest eine mangelhaft erklärte Frage.
Durch reinen Zufall hat Michael schließlich erfahren, dass Rhapsody entgegen seinen Erwartungen noch lebt. Nun will er sie wiederhaben! Gegen den Willen des F’dor verlässt er Argauth und seine dortige Machtposition, um nach Osten zu segeln und Rhapsody zu entführen. Bei sich hat er Faron, seinen Sohn, ein missgestaltetes Geschöpf, das im Wasser lebt und aus Drachenschuppen lesen kann.

Die unmittelbarste Gefahr stellt Esten dar. Die absolute Herrscherin der Unterwelt, deren Macht beinahe der des Herzogs gleichkommt, ist es nicht gewohnt, Misserfolge oder Rückschläge einstecken zu müssen! Dementsprechend nachtragend verhält sie sich im Hinblick auf den zerstörten Tunnel. Als dann auch noch die Bolg das erreichen, was sie selbst zu erreichen hoffte, nämlich das Wasser der Entudenin wieder fließen zu lassen, kennt ihre Wut keine Grenzen. Kein Wunder, dass sie ihre Rache mit völliger Unbeirrbarkeit verfolgt und sich dafür auch in die Höhle des Löwen wagt.
Estens Charakterzeichnung ist außerordentlich gelungen. Sie ist kalt, skrupellos, machthungrig und absolut furchtlos. Mit dem Messer ist sie ebenso schnell und präzise wie mit Dietrichen und Werkzeug. Der größte Teil ihres Einflusses beruht auf der Furcht, die alle anderen vor ihr haben, ihr engster Vertrauter Dranth eingeschlossen. Diese Furcht ist nicht ganz unberechtigt. Diese Frau ist ein Raubtier!

Sorbolds neuer Kaiser wirkt dagegen vorerst wie ein Waisenkind. Seine Person wird ganz allmählich eingeführt, seine Handlungen wirken vorerst noch diffus und verwirrend. Erst bei der Entscheidung der Waage wird überhaupt klar, um welche Person es sich dabei handelt.
Bis zum Ende des Buches ist jedoch immer noch nicht ganz klar, was nun genau so bedrohlich an der Entwicklung in Sorbold sein soll. Denn das Hauptaugenmerk liegt auf den beiden Erzählsträngen um Esten und Michael. Dass beide am Ende des Buches tot sind, muss jedoch nicht das Ende dieses Erzählstranges bedeuten, zumal über Michaels Schicksal keine klaren Aussagen getroffen wurden. Auch über den Verbleib seines Kindes erfährt der Leser nichts. Die Gilde ist ebenfalls noch nicht wirklich geschlagen. Esten hat eine Menge Geheimnisse Ylorcs ausspioniert und die Informationen an Dranth weitergeleitet. Die Nutzung derselben eröffnet eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten im Hinblick auf den Fortgang des Geschehens. Wie weit an diesen Fäden tatsächlich noch gesponnen wird, bleibt abzuwarten.
Vorerst steht zu erwarten, dass die Gewichtung sich nun zunehmend Richtung Sorbold neigt. Außerdem muss bei Elizabeth Haydon auch ständig mit der Eröffnung neuer Handlungsstränge gerechnet werden.

Im Hinblick auf Ideen und Gestaltung sind einige neue Aspekte hinzugekommen oder erweitert worden, so zum Beispiel die Idee der Bruderschaft des Windes, zu der auch Anborn gehört, die Waage in Sorbold und sowie Michaels Kind und die bunten Drachenschuppen. Besonders wichtig scheint alles zu sein, was mit den Glasarbeiten in einem von Ylorcs Türmen zu tun hat. Wohlweislich hat die Autorin aber nur einen Bruchteil dessen verraten, worum es dabei geht.
Waren Teile der Handlung bei der Vorgänger-Trilogie noch in Prophezeiungen verschlüsselt, so hat die Autorin dafür diesmal Lieder und Gedichte herangezogen, an denen der Leser während des Geschehens herumrätseln kann.

Der trockene Humor, der den Umgang von Rhapsody, Achmed und Gruntor untereinander auszeichnete, ist in diesem Band endgültig verschwunden. Das mag auch daran liegen, dass die drei sich diesmal kaum sehen. Abgesehen davon muss ich sagen, dass die ursprünglichen Charaktere einiges von ihrer Anziehungskraft verloren haben. Von Rhapsodys Bennener- und Gesangsmagie ist diesmal nicht viel zu spüren, außer bei einer kurzen Sequenz in Yarim, wo sie die Massen beruhigt, und einer kurzen Erwähnung in der Höhle, als sie ihr ungeborenes Kind die Melodien des Meeres lehrt. Das reduziert die eigentliche Heldin auf eine eindimensionale Rolle als schwangere Frau und nimmt dem Buch viel von dem Flair seiner Vorgänger. Achmed ist seit seinem Aufstieg zum König auch um einiges blasser geworden. Auf die Frage, warum er sich so viel mit dem Aufbau einer Glaskuppel beschäftigt, lässt sich vielleicht in späteren Bänden eine Antwort finden, wenn weitere Einzelheiten erkennbar werden. Was ich jedoch nicht verstehen konnte, war, warum der Firbolg-König eigentlich persönlich die Bohrungen an den Entudenin beaufsichtigen muss. Das hätte Gruntor auch allein fertig gebracht. Wo ist der düstere Dhrakier geblieben, dessen Lebensinhalt ursprünglich die Jagd auf die F’dor war? Von dem früheren Feuer dieses Mannes ist nicht einmal dann viel zu spüren, als er tatsächlich wieder auf Jagd geht. Es scheint, als hätte die Autorin wegen der großen Mühe, die sie auf ihre Nebenfiguren verwendet hat, diesmal die Hauptfiguren ein wenig zu sehr vernachlässigt.

So bleibt dieser vierte Band doch ein Stück hinter den ersten dreien zurück, wenn er auch nicht wirklich schlecht ist. Der Aufbau der Konflikte erfolgt allmählich und langfristig, was sich in den ersten Bänden bereits gut bewährt hat, und es wird durchaus Spannung geboten. Bleibt zu hoffen, dass das Potenzial, das Haydon in diesem Buch angelegt hat, sich in den Fortsetzungen entfaltet und dabei auch die Hauptpersonen wieder etwas mehr mitreißt! Der fünfte Band erscheint auf Deutsch allerdings erst nächstes Jahr unter dem Titel „Tochter des Sturms“. Der sechste Band ist noch nicht fertig, soll aber auf Englisch ebenfalls nächstes Jahr erscheinen unter dem Titel „The Assassin King“.

Elizabeth Haydon lebt an der Ostküste der USA mit ihrem Mann und drei Kindern. Sie interessiert sich für Kräuterkunde und Geschichte, singt und spielt selbst Harfe. Bevor sie zu schreiben begann, arbeitete sie im Verlagswesen. Außer |Symphony of Ages| schrieb sie auch |The Journals of Ven Polypheme| für Kinder.

http://www.elizabethhaydon.com/

Juliet Marillier – Die Königskinder (Unter dem Nordstern 1)

Bereits mit fünf Jahren kommt der kleine Bridei nach Pitnochie, um von dem Druiden Broichan erzogen zu werden. Broichan ist sehr streng, doch Bridei ist ein fleißiger und gehorsamer Schüler. Nur ein einziges Mal wagt er den Versuch, dem mächtigen Druiden des Königs von seiner eigenen Meinung überzeugen zu wollen: in der Mittwinternacht hat Bridei ein Baby auf der Schwelle gefunden. Obwohl es ganz offensichtlich zum Guten Volk gehört, hat er es hereingeholt und will es behalten.

Nur widerwillig gibt Broichan nach. Er fürchtet den Einfluss des Mädchens auf Bridei und behandelt es mit Unwillen und größtem Misstrauen. Für Bridei wird Tuala, wie er die Kleine genannt hat, bald zur Schwester und Seelenverwandten, der er selbst die Dinge erzählen kann, die er sonst niemandem erzählt. Doch Bridei wird bald erwachsen und muss sich dem stellen, was Broichan seinem Leben bestimmt hat. Und nach Broichans Meinung ist für Tuala in diesem Leben kein Platz …

Bridei ist ein erstaunliches Kind, geradezu unnatürlich brav. Wahrscheinlich liegt das an seinem unendlichen Wissensdurst. Denn obwohl er zunächst seiner verlorenen Familie hinterhertrauert und sich vor allem deshalb anstrengt, weil sein Vater ihm das aufgetragen hat, lässt sein Lerneifer selbst dann nicht nach, als die Erinnerung an die Eltern und Geschwister immer mehr verblasst. Selbst in der Phase des Erwachsenwerdens spürt man kaum Aufbegehren oder dergleichen, obwohl sein Pflegevater ihm so manches zumutet.

Broichan ist ein strenger Lehrmeister. Er hat Brideis Tag mit Terminen geradezu gepflastert: vormittags Unterricht in Strategie und Geographie bei zwei alten Männern namens Egil und Wid, nachmittags Schwert- und Stockkampf bei Donal, abends die Lektionen über das Wissen der Druiden bei seinem Pflegevater. Ziel dieser Masse an Unterricht ist es, aus Bridei einmal einen König zu machen. Alles, was nicht unmittelbar eine der Qualitäten fördert, die ein zukünftiger König braucht, hält Broichan für Ablenkung. Dazu zählt er auch Tuala …

Tuala ist ein wildes, unbezähmbares Geschöpf. Sie reitet wie der Wind ohne Sattel und Zaum, sie spricht die Sprache der Tiere, klettert wie ein Eichhörnchen und ist absolut schwindelfrei. Außerdem besitzt sie die Gabe des Gesichts. Sie muss einen unbewegten Wasserspiegel nur aus dem Augenwinkel ansehen, schon zeigen sich Bilder darin. Trotz ihrer offensichtlichen Andersartigkeit fühlt sie sich jedoch als Mensch.

Und der wichtigste andere Mensch in ihrem Leben ist Bridei. Mit ihm ist sie auf eine Weise verbunden, die keiner der beiden erklären kann. Als Broichan sie aus Brideis Leben entfernen will und sie vor die Wahl stellt, entweder einen Steinmetz zu heiraten oder eine Weise Frau zu werden, wählt Tuala das geringere Übel und zieht nach Banmerren, der Schule der Priesterinnen. Doch im Grunde ihres Herzens weiß sie, dass es falsch ist …

Das alles klingt nicht unbedingt neu. Und es ist natürlich klar, dass die beiden sich doch noch kriegen.

Wie zu erwarten, ist der Weg dorthin nicht leicht. Nicht nur Broichan will die beiden unbedingt auseinander halten. Dreseida, die Mutter von Brideis Freund Gartnait, ist eine harte, ehrgeizige Frau, die von Bridei überhaupt nichts hält. Und als sie erkennt, welches Ziel Broichan dem Jungen gesetzt hat, versucht sie mit aller Macht, dies zu verhindern.

Außerdem trachtet der König von Circinn Bridei nach dem Leben, denn er will selbst König von ganz Fortriu werden, wenn der alte König stirbt. Selbst Fola, die Herrin von Banmerren, erkennt erst spät, warum Tuala tatsächlich auf der Schwelle von Pitnochie ausgesetzt wurde.

Die beiden jungen Leute müssen also eine ganze Weile gegen den Widerstand der ganzen Welt anrennen! Und erst, als das Feenvolk auf recht drastische Weise in das Geschehen eingreift, wendet sich das Blatt.

Mein Eindruck

Juliet Marillier schildert einfühlsam und in der ihr eigenen lebendigen und warmen Sprache die intensive Verbindung zwischen Bridei und Tuala. An äußerer Handlung ist die Geschichte jedoch eher arm. Der kurze Angriff auf eine Befestigung der Gälen, die ins Land der Pikten eingedrungen sind, nimmt nur wenig Raum ein.

Die Gewichtung liegt ganz auf dem Erwachsenwerden der beiden Hauptprotagonisten, und obwohl die Autorin immer wieder große Zeiträume überspringt, hat sie sich dafür vielleicht doch ein wenig zu viel Zeit genommen. Bis Bridei endlich an den Hof nach Caer Pridne kommt, sind bereits mehr als zwei Drittel des Buches gelesen, und richtig spannend wird es erst auf den letzten hundert Seiten, als Tuala aus Banmerren davonläuft.

So interessant ich die seelische Entwicklung von Personen auch finde, in diesem Fall wurde es selbst mir zu langatmig. Ein wenig Straffung in der Anlegung der inneren Konflikte Brideis und Tualas und ein wenig mehr Bewegung im Handlungsverlauf hätte dem Buch gewiss nicht geschadet.

So hätte man aus dem Charakter der intelligenten, scharfsinnigen Dreseida sicherlich mehr machen können. Aus dem Versuch, Bridei einen Liebestrank unterzujubeln und dann durch Ferada Einfluss auf seine Regierung zu nehmen, hätte eine gute Intrige einer kalten, berechnenden und machthungrigen Frau werden können. Stattdessen macht die Autorin aus dem Liebestrank im Nachhinein ein Gift und lässt Dreseida ihrer Tochter gestehen, daß sie Bridei einfach nur aus Eifersucht auf seine Mutter umbringen und unbedingt ihren eigenen chancenlosen Sohn auf dem Thron sehen will! Eine recht konstruierte Entwicklung!

Die andere Variante hätte natürlich noch weite Kreise gezogen, womöglich bis in den nächsten Band, was eindeutig nicht gewollt und wahrscheinlich auch besser war. Die Geschichte um Tuala und Bridei noch länger hinzuziehen, hätte wohl selbst meine Geduld erschöpft. Andererseits hätte eine Straffung zu einem früheren Zeitpunkt genug Raum für eine solche Entwicklung schaffen können und damit die Geschichte vielleicht ein wenig abwechslungsreicher gemacht.

Unterm Strich

Bleibt zu sagen, dass die Handlung eher schwach und flach daherkommt und wenig Höhepunkte bietet, was zu einigen unangenehmen Längen führt.

Die Charaktere sind zwar gelungen geschildert, ihr Entwurf bietet jedoch nichts Neues im historisch angehauchten Fantasy-Genre. Zu sehr bewegen sich die einzelnen Personen in ihren festgefahrenen Schienen vom klugen und sensiblen Helden, vom weisen, strengen Lehrmeister und vom geheimnisvollen magischen Mädchen aus dem fremden Volk.

So bleibt dieser erste Band der |Bridei Chronicles| doch ein gutes Stück hinter ihrer |Sevenwaters|-Trilogie zurück. Sprachlich ist die Autorin nach wie vor in Hochform, inhaltlich jedoch ist dieser neue Zyklus noch zu unausgewogen und träge, um mit dem so gut gelungenen Debüt mithalten zu können. Schade! Bleibt zu hoffen, dass der Folgeband wieder etwas mehr Lebhaftigkeit an den Tag legt.

Die Autorin

Der zweite Band des Zyklus The Bridei Chronicles, „Die Herrscher von Fortriu“, soll im September 2005 erscheinen und sich hauptsächlich mit Ana befassen, einer königlichen Geisel am Hof von Caer Pridne. Außer den |Bridei Chronicles| und der |Sevenwaters|-Trilogie hat Juliet Marillier auch die |Saga of the Light Isles| sowie mehrere Fantasy-Kurzgeschichten geschrieben.

„Mit Elizabeth Haydon, Jennifer Fallon und Sarah Douglass gehört Juliet Marillier zu den neuen weiblichen Stars der Fantasy. „Die Königskinder“, der erste Band ihres Zyklus „Unter dem Nordstern“, war in den USA ein großer Bestseller-Erfolg.“ (Verlagsinfo)

Juliet Marillier war lange als Dozentin für Musikgeschichte, Gesangslehrerin und Chorleiterin tätig, ehe sie sich 2002 zurückzog, um sich der Schriftstellerei zu widmen. Sie lebt in Neuseeland, in der Nähe von Perth.

Bibliographie (Quelle: Wikipedia.de)

Sevenwaters
Daughter of the Forest, Pan Macmillan Australia 1989, ISBN 0-7329-0977-5
Die Tochter der Wälder, Bechtermünz 2000, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-8289-6843-0
Son of the Shadows, Pan Macmillan Australia 2000, ISBN 0-7329-1029-3
Der Sohn der Schatten, Knaur 2004, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-426-62689-6
Child of the Prophecy, Pan Macmillan Australia 2001, ISBN 0-7329-1093-5
Das Kind der Stürme, Droemer Knaur 2003, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-426-70248-7
Heir to Sevenwaters, Pan Macmillan Australia 2008, ISBN 978-1-4050-3855-3
Die Erben von Sevenwaters, Knaur 2011, Übersetzerin Sabine Schilasky, ISBN 3-426-50890-7
Seer of Sevenwaters, Roc / New American Library 2010, ISBN 978-0-451-46355-5
Flame of Sevenwaters, Roc / New American Library 2012, ISBN 978-0-451-46480-4
Die hellen Inseln – Children of the Light Isles
Wolfskin, Pan Macmillan Australia 2002, ISBN 0-7329-1130-3
Die Priesterin der Insel, Knaur 2003, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-426-66133-0
Foxmask, Pan Macmillan Australia 2004, ISBN 0-330-36477-4
Die Wolkeninsel, Knaur 2006, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-426-62856-2
Unter dem Nordstern – The Bridei Chronicles
The Dark Mirror, Tor / Pan Macmillan Australia 2004, ISBN 1-4050-3604-4
Die Königskinder, Heyne 2005, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-453-52154-4
Blade of Fortriu, Tor / Pan Macmillan Australia 2005, ISBN 1-4050-3682-6
Die Herrscher von Fortriu, Heyne 2006, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-453-52082-3
The Well of Shades, Tor / Pan Macmillan UK 2007, ISBN 1-4050-4110-2 (Die deutsche Übersetzung Die Schattenquelle ist trotz Ankündigung nie erschienen)
Wildwood
Wildwood Dancing, Pan Macmillan Australia 2006, ISBN 0-330-42246-4
Cybele’s Secret, Pan Macmillan Australia 2007, ISBN 978-0-330-42354-0
Shadowfell
Shadowfell, Macmillan Australia 2012, ISBN 978-1-74334-831-4
Raven Flight, Macmillan Australia 2013, ISBN 978-1-74328-915-0
The Caller, Macmillan Australia 2014, ISBN 978-1-74328-997-6
Blackthorn & Grim
Dreamer’s Pool, Pan Macmillan Australia 2014, ISBN 978-1-74351-702-4
Tower of Thorns, Macmillan Australia 2015, ISBN 978-1-74354-056-5
Den of Wolves, Macmillan Australia 2016, ISBN 978-1-925483-80-2
Warrior Bards
The Harp of Kings, Ace Books 2019, ISBN 978-0-451-49278-4
A Dance with Fate, Ace Books 2020, ISBN 978-0-451-49280-7

Einzelroman

Heart’s Blood, Tor / Pan Macmillan UK 2009, ISBN 978-0-230-01791-7

Taschenbuch: 768 Seiten
ISBN-13: 9783453521544

www.heyne.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)

Haydon, Elizabeth – Tochter der Erde (Rhapsody / Symphony of Ages)

„Tochter der Erde“ ist der zweite Band des |Symphony of Ages|-Zyklus von Elizabeth Haydon.

Rhapsody Saga

Band 1: Rhapsody: Child of Blood, Tor 1999, ISBN 0-312-86752-2
Tochter des Windes, Heyne 2003, Übersetzer Michael Windgassen, ISBN 3-453-86372-0
Band 2: Prophecy: Child of Earth, Tor 2000, ISBN 0-312-86751-4
Tochter der Erde, Heyne 2003, Übersetzerin Christine Struth, ISBN 3-453-87069-7
Band 3: Destiny: Child of Sky, Tor 2001, ISBN 0-312-86750-6
Tochter des Feuers, Heyne 2004, Übersetzer Michael Siefener, ISBN 3-453-87549-4
Band 4: Requiem for the Sun, Tor 2002, ISBN 0-312-87884-2
Tochter der Zeit, Heyne 2005, Übersetzer Michael Siefener, ISBN 3-453-87911-2
Band 5: Elegy for a Lost Star, Tor 2004, ISBN 0-312-87883-4
Tochter des Sturms, Heyne 2006, Übersetzer Michael Siefener, ISBN 3-453-52067-X
Band 6: The Assassin King, Tor 2007, ISBN 0-765-30565-8
Tochter der Sonne, Heyne 2008, Übersetzer Michael Siefener, ISBN 978-3-453-53256-4
Band 7: The Merchant Emperor, Tor 2014, ISBN 978-0-7653-0566-4
Band 8: The Hollow Queen, Tor 2015, ISBN 978-0-7653-0567-1
Band 9: The Weaver´s Lament, Tor 2016, ISBN 978-0-7653-2055-1

Lost Journals of Ven Polypheme

The Floating Island, Starscape 2006, ISBN 0-765-30867-3
The Thief Queen’s Daughter, Starscape 2007, ISBN 978-0-7653-0868-9
The Dragon’s Lair, Starscape 2008, ISBN 978-0-7653-0869-6
The Tree of Water, Starscape 2014, ISBN 978-0-7653-2059-9
(Quelle: Wikipedia.de)

Nachdem Rhapsody, Achmed und Grunthor im ersten Band an der Wurzel des Weltenbaumes entlang quer durch die Erde geflohen, am anderen Ende der Welt wieder herausgekommen sind und im ehemaligen Canrif ein neues Königreich der Bolg errichtet haben, geht es im zweiten Band hauptsächlich um die Bedrohung durch den F’dor.

Rhapsody macht sich zusammen mit dem geheimnisvollen Ashe auf den Weg, um der Drachin Elynsynos einen Teil ihres Hortes zurückzubringen. Die Begegnung verläuft über Erwarten gut, die Sängerin und die Drachin freunden sich an. Auf Anraten der Drachin reist Rhapsody danach nicht zurück nach Ylorc, wie Canrif unter den Bolg jetzt heißt, sondern nach Tyrian, wo die Lirin leben, von denen auch Rhapsody abstammt. Bei den Lirin lebt Oelendra, die berühmte Schwertkämpferin, die vor Rhapsody die Tagessternfanfare getragen hat, das Flammenschwert, das jetzt Rhapsody trägt. Auch Oelendra wird ihre Freundin, ebenso wie unterwegs Ashe ihr Freund wird.

Während Rhapsody auf Reisen ist und nebenbei bereits zum zweiten Mal die Pläne des F’dor durchkreuzt, machen Achmed und Grunthor tief unter den Felsen des Gebirges eine unerwartete Entdeckung.

Doch der F’dor, begierig, die neue Scharte auszuwetzen, bleibt nicht untätig. Schon bald braut sich mehr als ein Gewitter am Horizont zusammen…

Obwohl Rhapsody wieder viel unterwegs ist, machen die Reisen diesmal nur etwa die Hälfte des Buches aus. Ein ziemlich großer Teil davon beschäftigt sich mit dem Aufbau der Beziehung zwischen Rhapsody und Ashe. Zwangsläufig wird der Romantik in diesem Band ein weit größeres Feld eingeräumt als im ersten. Den zweiten, großen Teil nehmen Achmed und Grunthor und ihre Entdeckung in Anspruch, sodass der trockene Humor, der das Verhältnis der Drei untereinander auszeichnet, auch hier immer wieder zum Tragen kommen kann. Dieser Handlungsstrang ist zwangsläufig auch der, der den Hauptteil der Spannung trägt. Der Spannungsbogen hat seinen Verlauf mit dem ersten Band gemein. Er hängt nie durch, aber richtig straff gespannt wird er erst gegen Ende. Bei der Länge des Buches wäre alles andere auch unerträglich.

Neben den beiden Hauptsträngen werden diverse andere Handlungsfäden weiterentwickelt. So zeichnet sich ab, dass Tristan Steward, der Prinzregent von Roland, auf Dauer zum Problem werden wird. Bereits im ersten Band ist er in Rhapsodys Bann geraten, und trotz des Desasters, das er damit angerichtet hat, kann er nicht von ihr lassen. Das Desaster, das diese Tatsache heraufbeschwört, ist weit größer, als er sich vorstellen kann. Was Rhapsody gegen Ende des zweiten Bandes über Llauron erfährt, legt den Grundstein für weitere Verwicklungen. Und dazu kommt noch die Erkenntnis über die Kinder…
Auch der zweite Band endet folglich wieder nur mit einem Teilsieg der Drei. Entgegen der Aussage des Klappentextes ist es nämlich nicht der F’dor selbst, den sie unschädlich machen.

Die Autorin schreibt flüssig und gut lesbar, nur gelegentliche Tippfehler in der Nachbearbeitung wirken störend. Die Handlung entwickelt sich langsam und allmählich, spätere Geschehnisse werden zeitig angelegt und wirken sich erst allmählich aus, soweit das bei der epischen Länge, die Haydon vorlegt, möglich ist, was dem Verlauf Echtheit und Logik verleiht. Dabei versteht die Autorin es geschickt, ihre Informationen häppchenweise zu verteilen. Im ersten Band erfuhr man ein wenig von Llauron, ein wenig von Stephen Navarne, im zweiten sind die Informanten vor allem Elnysynos und Oelendra. Gleichzeitig sorgen weitere Prophezeiungen für neue Verwirrung. Die Lösung des Rätsels um Ashe hält den Frustrationspegel niedrig, gleichzeitig schafft es Haydon, trotz aller Andeutungen und Hinweise die Identität des F’dors bis zum Ende des zweiten Bandes immer noch geheim zu halten. So fühlt man sich beim Lesen des Buches wie jemand, der einem Mosaikleger bei der Arbeit zuschaut. Jedes Steinchen macht das Bild ein bisschen deutlicher, facettenreicher, vielfältiger, und doch ist es immer noch unfertig, weil das Wesentliche, die endgültige Lösung fehlt.

Nach gut 1500 Seiten hat Haydon immer noch unausgeschöpftes Potenzial. So ist Anwyn, die Seherin der Vergangenheit, bisher nur ein einziges Mal ganz kurz aufgetaucht, die Kathedrale zu Ehren des Elementes Erde wurde nur einmal namentlich erwähnt, und auch das Rätsel um Meridion, den Manipulator am Zeit-Editor ist nach wie vor ungelöst, ganz abgesehen davon, dass der F’dor noch nicht bezwungen ist. Bereits im ersten Band spielte neben Achmeds Fähigkeiten Rhapsodies Musik eine tragende Rolle als magisches Hilfsmittel. Diesmal rückt ihr Schwert etwas mehr in den Vordergrund, zusammen mit Grunthors Fähigkeiten im Zusammenhang mit Erde und Gestein. Außerdem gewinnt in der Person Ashes das Element Wasser zum ersten Mal an Bedeutung. Der dritte Band „Tochter des Feuers“, der im März erschienen ist, dürfte also durchaus noch einiges bieten.

Warum das englische Wort |child| in den Originaltiteln ausgerechnet mit „Tochter“ übersetzt wurde, wissen allein die Lektoren! Gerade in den ersten beiden Bänden ist damit eindeutig nicht Rhapsody gemeint! Auch frage ich mich, warum „Child of Blood“ mit „Tochter des Windes“ übersetzt wurde. Zwar besteht im Buch ein gewisser Zusammenhang zwischen Wind und Blut, trotzdem ist der Titel irreführend. Natürlich sind die Elemente für die Geschichte von großer Bedeutung, der Titel „Child of Blood“ bezieht sich jedoch auf die Prophezeiung im ersten Band. So trägt der dritte Band im Original den Titel „Child of Sky“, was zeigt, dass die Übersetzung hier genauso verwirrend falsch ist.
Immerhin scheint diese Freiheit in der Übersetzung sich nicht auch auf den eigentlichen Buchtext auszuweiten, denn da kamen im Zusammenhang mit diesen Namen keine Undeutlichkeiten vor. Trotzdem frage ich mich wieder mal, warum man sich nicht einfach an den Originaltitel gehalten hat. Die Autorin hat sich durchaus etwas dabei gedacht!

Ich fand das ganze Buch durchdacht und gelungen, und bin bereits gespannt auf den dritten Band. Der vierte Band ist bisher nur auf Englisch unter dem Titel „Requiem for the Sun“ erschienen. Der Titel weicht vom bisherigen Muster der Vorgängerbände ab, deshalb ist die Zugehörigkeit zum Zyklus nicht so offensichtlich, ob auch ein inhaltlicher Absatz vorhanden ist, wird sich zeigen. Der fünfte Band des Zyklus mit dem Titel „Elegy for a lost Star“ ist derzeit noch in Arbeit, soll aber im August dieses Jahres auf Englisch erscheinen.

Elizabeth Haydon lebt an der Ostküste der USA mit ihrem Mann und drei Kindern. Sie interessiert sich für Kräuterkunde und Geschichte, singt und spielt selbst Harfe. Bevor sie zu schreiben begann, arbeitete sie im Verlagswesen. Außer „Symphony of Ages“ schrieb sie auch „The Journals of Ven Polypheme“ für Kinder.

Homepage der Autorin: http://www.elizabethhaydon.com/

Brennan, Herbie – Elfenportal, Das (Faerie Wars 1)

Man sieht es Pyrgus Malvae zwar nicht an, aber er ist ein Prinz, ein Elfenprinz. Der Kronprinz sogar. Das kümmert ihn allerdings wenig. Seine Tätigkeit als Tierschützer ist ihm wichtiger. Bis jemand versucht, ihn zu ermorden. Sein Vater schickt ihn zu seinem Schutz durch ein magisches Portal in die Gegenwelt, wo er unerreichbar für Attentäter sein sollte. Leider geht etwas schief, und Pyrgus hat Glück, dass Henry Atherton ihn davor bewahrt, von einem Kater gefressen zu werden. Gemeinsam mit Mr. Fagerty, einem etwas verrückten alten Mann, bei dem Henry sich sein Taschengeld verdient, versuchen sie, einen Weg zu finden, wie Pyrgus in seine Welt zurückkehren kann. Tatsächlich gelingt es Mr. Fagerty, ein künstliches Portal zu basteln, das Pyrgus benutzen kann. Doch damit fangen seine Schwierigkeiten erst richtig an. Henry und Mr. Fagerty folgen Pyrgus. Nur um unmittelbar darauf selbst in Schwierigkeiten zu geraten.

In „Das Elfenportal“ kontrastieren Welten. Die eine ist die von Henry: Er lebt irgendwo in einer x-beliebigen englischen Stadt. Sein Vater ist leitender Angestellter, ein überaus pünktlicher und korrekter Mensch in Anzug und Krawatte, seine Mutter ist Schuldirektorin. Außerdem hat er noch eine pferdenärrische kleine Schwester. Henry liebt es, Pappmodelle zu bauen und bessert sein Taschengeld auf, indem er Mr. Fagerty beim Aufräumen seines Gerümpels hilft oder sich einfach nur dessen leicht paranoide Geschichten anhört. Eine graue und leicht langweilige Welt – irgendwo muss sein Interesse für Mr. Fagertys abstruse Geschichten ja seinen Ursprung haben. Diese Welt gerät etwas aus den Fugen, als die Ehe seiner Eltern einen ziemlichen Knacks bekommt. Dass dieser Knacks gleichzeitig mit der Entdeckung einer Elfe auftritt, macht es nicht einfacher.

Die andere ist die der Elfen: Diese Welt ist wesentlich bunter. Hier gibt es Händler und Gaukler, Gauner und gerissene Geschäftsleute, mächtige Adlige und Spione. Und es gibt den Purpurkaiser und seine Familie, die seit mehreren Generationen das Elfenreich regieren. Sie gehören zu den Lichtelfen, und die Nachtelfen sind gar nicht davon begeistert, von Lichtelfen regiert zu werden. Kein Wunder, dass ein mächtiger Nachtelfenfürst Pyrgus‘ Vater das Leben schwer macht. Und dann gibt es noch eine dritte Welt:
die der Dämonen. Eigentlich können diese ihre Welt nicht verlassen, doch es gibt genug Nachtelfen, die einigen von ihnen gelegentlich den Wechsel durch Beschwörungen ermöglichen. Selbstredend ist dies dem Dämonenprinzen bei weitem zu wenig.

Brennan hat diese Welten mit recht originellen Charakteren bevölkert: Henry ist eigentlich ein ganz normaler Teenager, er hat gelegentlich Stress mit seinen Eltern, ist genervt von seiner kleinen Schwester. So wirklich ganz normal ist er aber auch wieder nicht, denn einer Katze einen Schmetterling abzujagen, weil man den Eindruck hat, er sei eine Elfe, setzt schon ein gewisses Maß an Verrücktheit voraus. Mr. Fagerty stellt dieses gewisse Maß an Verrücktheit jedoch mit Leichtigkeit in den Schatten. Nicht nur, dass er immer eine geladene Kanone unter dem Bett hat und generell nicht ans Telephon geht, er ist sich auch absolut sicher, dass SIE ihn irgendwann kriegen werden, wobei nicht ganz klar ist, ob er mit SIE das FBI, die CIA oder die Außerirdischen meint, die nach seiner Überzeugung bereits an die sechs Millionen Amerikaner verschleppt haben. Keine Frage, dass Mr. Fagerty auch an Elfen glaubt. Vor allem aber ist Mr. Fagerty jemand, der nahezu alles bauen kann.

Auch im Elfenreich gibt es ein paar irre Typen. Während der Kaiser und sein Torhüter ernste und vernünftige Männer sind, scheint das auf seine Kinder nicht zuzutreffen. Dass Pyrgus die meiste Zeit damit beschäftigt ist, Tierquälern ihre Tiere zu stehlen und sie freizulassen, anstatt sich um Politik zu kümmern, erwähnte ich bereits. Seine Schwester Holly Blue ist auch nicht gerade pflegeleicht. Die selbstbewusste junge Prinzessin hat ein eigenes Spionagenetz, das dem ihres Vaters beinahe ernstzunehmende Konkurrenz macht, und wenn es sein muss, spielt sie auch selbst mal die Agentin. Comma, der Jüngste, ist etwas seltsam, aber nichts Genaues erfährt man nicht. Ein besonders schräger Vogel ist Jasper Chalkhill, ein Nachtelf. Er ist Teilhaber einer Leimfabrik, aber weder sein Compagnon noch irgendwer sonst nimmt ihn ernst. Stinkreich ist er, ohne Sinn für Stil und Geschmack, aber nicht nur sein Haus und seine Kleidung sind schrill, er benimmt sich auch albern. Wie ein aufgeregt kläffender Terrier. Total abgedreht, fast schon ein bisschen zu sehr …

Sein Compagnon Silas Brimstone, logischerweise ebenfalls ein Nachtelf, ist ein verschlagener, gieriger Betrüger. Er empfindet Chalkhill gelegentlich als sehr lästig, aber er braucht ihn wegen des Geldes für die Firma. Das stört ihn ganz gewaltig, deshalb ist es sein größter Traum, den Fürst der Dämonen persönlich zu beschwören. Von ihm erhofft er sich unendlich viel Gold. Zumindest fürs Erste. Übung in der Dämonenbeschwörung hat er jede Menge, doch ein Fürst ist nicht ganz so einfach zu beherrschen, und natürlich geht prompt etwas schief. Sein Opfer an den Fürsten läuft ihm nämlich davon: Pyrgus! Und abgesehen davon wäre der Fürst der Dämonen nicht der Fürst der Dämonen, wenn er nicht bei allem mitmischen und dabei seine eigenen Ziele verfolgen würde.

So kommt es, dass mehrere Leute das gleiche Ziel haben, nämlich Pergus umzubringen. Allerdings ist es nicht unbedingt ein gemeinsames Ziel, was zu ziemlichen Verwicklungen führt. Dass das Portal Pyrgus nicht dorthin bringt, wohin es sollte, macht die Verwirrung komplett. Jeder will ihn haben, keiner weiß wo er ist, und als sein Vater ihn endlich findet, ist er schon wieder weg, allerdings wieder mal nicht dorthin, wo er hingewollt und hingesollt hätte. Wer letztendlich für welche Sabotage und welchen Hinterhalt verantwortlich ist, erfährt man nicht so schnell, und als Holly Blue und Henry die Fäden endlich entwirrt haben, ist das Komplott eigentlich schon so gut wie am Ziel. Aber nur so gut wie, und natürlich geben die beiden trotzdem nicht auf. Das macht das Buch zum Ende hin zunehmend spannend.

Auch die Kleinigkeiten am Rande zeichnen sich durch Ideenreichtum aus. So sind alle Namen der Elfen Schmetterlingsnamen, und Holly Blue wird auf einem ihrer persönlichen Agenteneinsätze von einem orangen Zwerg begleitet, der einen Kartenleserschlitz am Kopf hat, wo seine Herrin ihre Spionagedaten abrufen kann, dessen Biss giftig ist und der irrsinnig laut pfeifen kann. Brennan beschreibt die Magie der Elfen mit technischen Begriffen, während Mr. Fagertys Bastelergebnissen manchmal ein ziemlicher Hauch von Zauberei anhaftet. Und das Buch Beleth birgt ebenfalls eine Überraschung.

Es gibt also genug zu entdecken. Am Ende des Buches bleibt noch genug Potenzial, das in einer Fortsetzung weiter ausgebaut werden kann, wie zum Beispiel der Nachtelfenfürst Hairstreak, der Gegner des Kaisers, der bisher noch nicht persönlich aufgetaucht ist, oder Comma, an dem einiges sehr, sehr seltsam ist. Und der Krieg ist ja auch noch nicht aus.

Das Buch liest sich flüssig und leicht und ist trotz mehrerer Handlungsstränge mit seinen rund 350 Seiten für einen geübten Leser an einem Tag problemlos zu schaffen. Brennans Zielgruppe sind eigentlich junge Erwachsene, das merkt man natürlich, zum Beispiel an der Ausdrucksweise der Jugendlichen untereinander, vor allem aber an dem Zoff, den die beiden jungen Helden mit ihren Eltern haben, an den Szenen, in denen Henrys Schwester vorkommt und daran, wie er auf Holly Blue reagiert. Das muss aber nicht unbedingt ein Manko sein, wie man an „Harry Potter“ deutlich sieht. Und tatsächlich hat auch Brennans Buch das Potenzial, sich unter den Erwachsenen seine Leser zu sichern, selbst wenn es nicht ganz frei von kleinen Logikfehlern ist. Es ist einfallsreich, humorvoll und auch spannend, und damit wert, gelesen zu werden.

Herbie Brennan lebt und arbeitet in Irland, und das sehr fleißig. Er hat Unmengen von Büchern geschrieben, von Historik über Psychologie und Esoterik bis Fantasy, von Romanen über Kurzgeschichten bis zu Software, für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche. Außerdem arbeitet er fürs Radio. Die Fortsetzung zu „Das Elfenportal“ ist bisher noch in Arbeit. Voraussichtlicher Erscheinungstermin für „The Purple Emperor“ ist der Oktober dieses Jahres.

http://www.herbiebrennan.com
http://www.faeriewars.com
http://www.dtv.de/special__brennan/elfen__index.htm

Wood, Natalie Lee – Erbin des Lichts, Die

Mit „Die Erbin des Lichts“ hat Natalie Lee Wood ihren dritten Roman vorgelegt. Nachdem sie mit „In Erwartung des Mahdi“ und „Faradays Waisen“ zwei Science-Fiction-Romane herausgebracht hat, hat sie sich diesmal der Fantasy zugewandt.

Antonya ist eine Überlebenskünstlerin. Obwohl eine Frau, ist sie allein unterwegs, man könnte sie auch als Vagabundin bezeichnen. Eigentlich will sie nach Norden, ändert aber kurzfristig ihre Route, als sie Kerrick trifft, einen Krieger ohne Dienstherrn. Kerrick ist gerade dabei, diesen brotlosen Zustand zu ändern, als Antonya ihm dazwischen funkt, und findet sich zu seinem eigenen Erstaunen in ihrem Dienst wieder. Gemeinsam ziehen sie nach Süden, in Kerricks Heimat, um dort Unterstützung zu suchen. Denn Antonya hat einen ehrgeizigen Plan: sie will die reiche Grafschaft Adalon zurück, die ihrem Vater gehörte.

Allerdings macht sie sich damit nicht nur den Usurpator der besagten Ländereien Petre Terhune, der gleichzeitig Oberhaupt der Kriegerpriester des heiligen Orakels ist, zum Feind, sondern ganz nebenbei auch noch die gesamte Macht des religiösen Zentrums. Kein Wunder, dass nach den ersten kleinen Erfolgen der große Rückschlag kommt. Antonya kriegt die Kurve nochmal, droht aber kurz darauf, sich in eine noch größere Katastrophe zu verrennen.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert.

Der erste Teil widmet sich zunächst hauptsächlich Antonya, ihren Bemühungen, Bundesgenossen zu gewinnen, und ihrem ersten Feldzug. Erst gegen Ende des ersten Teils, als sich das erste Treffen zwischen ihren Leuten und Terhunes Armee anbahnt, werden die eingestreuten Absätze, die sich mit der Stadt des Orakels und den dortigen Personen befassen, häufiger.

Antonya ist nicht nur eine Überlebenskünstlerin. Zu ihrer Gewandheit und Zähigkeit gesellt sich auch noch ein gewisses Maß an Charisma und Überzeugungskraft. Nichts von all dem, was sie über ihre Abstammung behauptet, kann sie beweisen, und doch bringt sie die Leute dazu, ihr zu glauben. Sie hat genug Menschenkenntnis, um die Fürsten, mit denen sie zu tun hat, auf die richtige Art zu packen. In gewisser Weise eine geborene Politikerin.

Eine ganz andere Art von Politiker allerdings zeigt sich in den eingestreuten Kapiteln aus der Stadt des Orakels. K’ferrin ist der Hüter des Orakels, also sozusagen der Alleroberste aller Priester, und er ist dem obersten Kriegerpriester Terhune spinnefeind. Terhune hat im Grunde nur einen einzigen Freund in der Stadt, und das ist D’arim, sein Feldmeister, der mit ihm aufgewachsen ist. Alle fürchten den rücksichtslosen und mächtigen Mann. Alle, außer D’nyel, eine Heilerpriesterin, die im ersten Teil aber nur kurz auftaucht, genau wie B’nach, K’ferris Enkel, der ebenfalls später noch eine Rolle spielen wird.

Im zweiten Teil hält sich Antonya, getrennt von ihren Freunden und Bundesgenossen, in der Stadt des Orakels auf. Von der Außenwelt erfährt man in dieser Zeit nichts, doch Handlungsstränge gibt es genug, die allmählich herauskristallisieren, dass so ziemlich jeder hier sein eigenes Süppchen kocht. Antonya ist in dieser Zeit fast vollständig zur Untätigkeit verurteilt, und doch schafft sie es, selbst hier auf ihre eigene Weise Verbündete zu gewinnen. Ihr Mut und ihre Zähigkeit beeindrucken sowohl einen hohen Offizier von Terhunes Garde als auch B’nach, das willenlose Werkzeug seines Großvaters. So kommt es, dass es ihr trotz ihrer erzwungenen Passivität und Hilflosigkeit gelingt, das Ruder herumzureißen, und als sie die Stadt verlässt, hat sie nicht nur neue Verbündete gewonnen, sondern auch wertvolle Unterlagen mitgehen lassen.

Der dritte Teil ähnelt in gewisser Weise dem ersten. Auch hier ist Antonya wieder auf der Suche nach Bundesgenossen und zieht letztendlich erneut in den Krieg, zunächst gegen die Festung Kaesyn, die sie belagert, um dann gegen Terhune und die Stadt des Orakels zu ziehen.

Verstreut über die Handlung des gesamten Buches sind immer wieder Szenen aus Antonyas Erinnerungen an ihre Kindheit bei den Mönchen. Anfangs erscheinen diese kurzen Sequenzen wenig bedeutend, liefern aber allmählich immer mehr Erklärungen, die zusätzlich zu den Geschehnissen in der Stadt des Orakels die Ursachen für Antonyas Hass auf Terhune im Besonderen und die Praktiken des Glaubens im Allgemeinen beleuchten.

Das Buch hat etwas von einem Flussdelta: Es wird gegen Ende immer breiter. Der erste Krieg, den Antonya führt, ist nur gegen einen kleinen Landgrafen gerichtet, und doch verrückt angesichts der Tatsache, dass dessen Armee der ihres Verbündeten weit überlegen ist. Entgegen aller Erwartung gewinnt Antonya trotzdem und zieht als nächstes mit den vereinten Armeen beider Grafen gegen einen Teil von Terhunes Armee ins Feld. Ein mindestens ebenso aussichtsloser Kampf, doch sie verliert ihn, bevor er begonnen hat, durch Verrat. Ihr dritter Feldzug ist der größte von allen, ausgerüstet mit Kanonen und einem schlagkräftigen Heer, für Terhune direkt unangreifbar, und doch bricht gerade dieser Feldzug ihr fast das Genick. Mit dem Anwachsen der kriegerischen Unternehmungen wachsen auch Antonyas Ziele. Zunächst will sie nur Adalon zurück, dann will sie Terhunes Kopf, und schließlich die gesamte Stadt des Orakels.

All die kriegerischen Auseinandersetzungen und auch die Zeit im Orakel hinterlassen ihre Spuren bei Antonya. Sie verachtet die Methoden der Priester, sowohl die militärischen als auch die politischen, und ist krampfhaft bemüht, nicht genauso zu werden, muss aber im Laufe der Zeit erkennen, dass es unmöglich ist, Krieg zu führen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. So wird jede Entscheidung, die sie trifft, zu einer Gradwanderung zwischen notwendiger Härte und ungewollter Grausamkeit. Ihre Überzeugung verbietet ihr, Plünderungen und Vergewaltigungen in der eroberten Stadt zu erlauben, zwingt sie aber gleichzeitig dazu, härter bei ihren eigenen Soldaten durchzugreifen, als sie eigentlich vorhat. Die Lichtgestalt bekommt Flecken. Auch sonst ist Antonya kein Übermensch. Sie verkalkuliert sich, sie macht Fehler, auch solche, die ihre Verbündeten nicht ausmerzen können, und gewinnt oft nur, weil sie im richtigen Moment die nötige Portion Glück hat.

Aus dem direkten Umfeld Antonyas sind nur ihre beiden engsten Vertrauten, Kerrick und später Morgan, der Assassine, etwas genauer dargestellt, ihre Art zu kämpfen, und in begrenztem Rahmen auch ihre Gedanken und Vergangenheit. Die übrigen sind nur grob skizziert.

Sehr scharf dagegen sind die Charaktere in der Stadt des Orakels gezeichnet: K’ferrin ist ein alter, hinterhältiger, intriganter Bock mit ziemlich widerlichen Gelüsten, der seinen Enkel B’nach rücksichtslos benutzt, und nicht nur ihn. B’nach lebt nur, weil er seinem Großvater nützlich ist, das lässt ihn kuschen, obwohl er seinen Großvater verabscheut. Gleichzeitig ist er aber auch noch D’nyel der Heilerin hörig, die ihn einst verführte, um seinen Gang auf dem Feuer zu verhindern. D’nyel ist nicht weniger intrigant als K’ferrin, man weiß lange nicht genau, auf wessen Seite sie steht, und sie ist genauso grausam wie Terhune, wenn auch auf eine weniger direkte Art. Terhune ist vor allem gewaltätig, jähzornig und arrogant, dabei genauso machtgierig wie K’ferrin. Eine Ansammlung von charakterlichem Abschaum, zumindest großteils.

Was die Ausnahmen davon betrifft, ist positiv anzumerken, dass genau wie bei Antonya auch bei diesen auf eine Idealisierung verzichtet wurde. Sie sind, was sie sind, und das bleiben sie auch. Die Autorin versucht nicht, sie gegen Ende zu besseren Menschen zu machen. Besonders deutlich wird das bei B’nach, der sich trotz der Abscheu gegenüber seinem Großvater nicht ganz von dessen Methoden lösen kann, aber auch bei Morgan, als er Kerrick bittet, ihn im Fall von Antonyas Tod zu eliminieren.

Zwangsläufig spielt Religion in der Geschichte eine wichtige Rolle. Manches kommt uns bekannt vor, zum Beispiel der Begriff der Mutter Gottes, das Gebet „Mutter unser“ oder das Warten auf den Einen, der, im Licht Gottes gekrönt, die Menschheit erlösen soll. Dass die Gebete in den Gotteshäuser auf Latein gebetet werden, tut ein Übriges. Man mag darüber spekulieren, ob diese Ähnlichkeiten gewollt sind. Ihren ersten beiden Romanen zumindest sagt man nach, dass sie gegen Menschenverachtung und Unterdrückung in der Politik gerichtet seien. Die Aggression gegen die Machenschaften der Politik kommt auch hier, in Antonyas Person, deutlich zum Ausdruck, ob sie sich jedoch gegen die Politik der Kirche wendet, sei dahingestellt.

Im Übrigen enthält Woods Religionsentwurf genug andere Elemente, um trotz der Ähnlichkeiten als eigenständig betrachtet zu werden, wobei Szenen wie die der fliegenden Tauben die Grausamkeit des Systems ebenso deutlich zum Ausdruck bringen wie die Folterung der Spionin Tannah durch Terhune, die Praktiken D’nyels, dich mich stark an einen KZ-Arzt erinnerten, oder K’ferris sexuelle Praktiken. Manche dieser Szenen waren wirklich starker Tobak, und wie immer in solchen Fällen stellt sich mir auch hier die Frage, wie genau eine Beschreibung sein muss, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen. In diesem Fall denke ich, es wäre auch weniger deutlich gegangen, wenngleich man der Autorin nicht nachsagen kann, sie hätte die besagten Szenen übermäßig ausgedehnt.

_Alles in allem_ kann man sagen, das Buch war nicht schlecht. Die Schilderung des Orakels als eine Schlangengrube voller Verräter und Intriganten war gelungen, die Charaktere gut gezeichnet und glaubhaft. Doch abgesehen von dem oben genannten Manko der Grausamkeit fehlt es durch die vielen Feldzüge an Abwechslung, und ich vermisste echte Spannung. Die Handlung hoppelt von einem Höhepünktchen zum nächsten. Zwar ist es der Autorin gelungen, die diversen Handlungsfäden am Ende zusammenzuführen, eine Zuspitzung zum Ende hin, die einen mitfiebern ließe, gibt es aber nicht. Irgendwie ist schon vorher klar, ob Antonya Erfolg hat oder nicht, und was letztendlich mit den einzelnen Beteiligten geschieht. Allein das letzte Kapitel ist noch einmal ein kleiner Kontrapunkt, der zwar nett zu lesen ist, den fehlenden großen Spannungsbogen aber nicht ausgleichen kann. So war das Buch zwar eine nette Lektüre, aber kein echter Renner.

_Natalie Lee Wood_ hat einen bunten Werdegang hinter sich: ein Studium in Graphic Arts und eines in Chirurgietechnik, außerdem Tätigkeiten als Fabrikarbeiterin, Truck- und Busfahrerin. Seit 1990 lebt sie in Paris als Schriftstellerin. Außer den genannten Romanen hat sie auch einige Kurzgeschichten geschrieben. Im Augenblick arbeitet sie an ihrem vierten Roman „Master of none“, der im September dieses Jahres erscheinen soll.

Marillier, Juliet – Wolkeninsel, Die

Band 1: [„Die Priesterin der Insel“ 874

Thorvald hat soeben etwas erfahren, das ihn zutiefst entsetzt! Der junge Mann, der schon immer ein gewisses Problem mit seinem Selbst hatte und oft mürrisch und unbeherrscht ist, wurde von seiner Mutter mit der Wahrheit über seine Abstammung konfrontiert. Nicht Ulf, der fähige und gütige Anführer, der die Norweger zu den Hellen Inseln gebracht hat, ist sein Vater, sondern Somerled, ein Brudermörder und Tyrann! Vom selben Augenblick an gibt es für ihn nur noch ein Ziel: Er muss seinen Vater finden. Deshalb überredet er seinen Freund, den Fischer Sam, mit ihm zusammen in seinem Boot nach Westen zu segeln, dorthin, wohin es seinen Vater nach seiner Verbannung verschlagen haben muss. Kaum auf See, stellen die beiden jungen Männer zu ihrer Überraschung fest, dass sie auch ein Mädchen dabeihaben. Creidhe ist seit ihrer Kindheit Thorvalds treues Anhängsel und überzeugt, dass er auch auf dieser Reise ihre Unterstützung braucht.

Tatsächlich gelingt es den Dreien, ihr Ziel zu erreichen. Doch kaum sind sie angekommen, entwickelt sich alles ganz anders als erwartet – und nicht unbedingt erfreulich …

Thorvald ist ein ziemlich eigenwilliger Kerl. Intelligent, ehrgeizig und ziemlich egozentrisch, aber gleichzeitig auch sehr unsicher. Er ist sich seiner Fehler durchaus bewusst, und seit er weiß, wer sein Vater ist, ist seine größte Angst, dass verdorbenes Blut in seinen Adern fließt und ihn dazu verdammt, so zu werden, wie einst Somerled war! Deshalb gibt es für ihn nur ein Ziel: Er muss seinen Vater finden – so dieser denn noch lebt – und in Erfahrung bringen, ob sein Vater noch immer derselbe grausame und machtgierige Mann ist, oder ob er sich zum Besseren verändert hat. Denn nur wenn das Letztere der Fall ist, gibt es für ihn, Thorvald, noch Hoffnung.
So verrannt ist er in diese Sache, dass er dabei seine Begleiter fast gänzlich aus den Augen verliert. Und da er nicht mit Eyvind, Somerleds Blutsbruder, über die Sache gesprochen hat, weiß er eigentlich viel zu wenig, um Erfolg bei seiner Suche zu haben. Prompt nehmen die Ereignisse eine höchst bedenkliche Wendung …

Sein Freund Sam ist Fischer mit Haut und Haaren und mit seinem Boot wie verwachsen. Trotzdem ist die Reise über das offene Meer auch für ihn eine Herausforderung. Noch bevor er überhaupt am Ziel ist, wünscht er sich schon nach Hause zurück. Sam ist ein schlichter Mensch, treu, ehrlich und mit einem einfachen Leben zufrieden, mit einem Dach über dem Kopf, einem warmen Essen auf dem Tisch, einer guten Frau und Kindern. Mit seinem gesunden Menschenverstand holt er Thorvald so manches Mal aus seinen ehrgeizigen Träumen auf den Boden der Tatsachen zurück und öffnet ihm die Augen für das, was er so leicht vergisst. Creidhe zum Beispiel …

Creidhe ist ein fröhliches, liebenswertes Mädchen mit einfachen Träumen und Sehnsüchten. Es möchte ein Heim, Kinder und einen guten Mann, am besten Thorvald, ihren Freund aus Kindertagen. Und doch ist etwas an ihr, das nicht in dieses Bild passt. Sie scheint etwas von den Gaben ihrer Mutter zu besitzen, die einst Priesterin der alten Religion auf den Hellen Inseln war, denn als sie den Ort erreichen, an dem sie Somerled vermuten, ist es, als riefe sie die äußerste und geheimnisvollste der Inseln zu sich. Creidhe besitzt einen Sinn für das Verborgene, das Ungesagte, ein Gespür für andere, das Thorvald völlig abgeht. Kein Wunder, dass sie Thorvalds Vater zuerst findet.

Während Sam das Statische des Romans verkörpert, das Fundament der Freundschaft und Treue, auf dem sich die Charaktere entwickeln, sind Thorvald und Creidhe diejenigen, die Dynamik in die Geschichte bringen. Thorvald hat in der Fremde zum ersten Mal die Gelegenheit, selbst etwas zu leisten und sich zu bewähren, etwas Neues, Eigenes zu schaffen. Er ist entschlossen, diese Chance zu nutzen, und stürzt sich mit aller Energie und Hingabe in diese Aufgabe. Dass er Creidhe und auch Sam dabei völlig vernachlässigt, ja dass er ganz generell mit den Männern, mit denen er arbeitet, besser umgeht als mit seiner besten Freundin, das wird ihm erst bewusst, als er sie verliert. Creidhe ist es gewöhnt, von Thorvald nur dann beachtet zu werden, wenn er sie braucht. Jetzt aber, wo sie ganz allein unter so vielen mürrischen und seltsamen Menschen ist, ohne einen Vertrauten oder Freund, fühlt sie sich zum ersten Mal ernsthaft zurückgesetzt. Als es sie schließlich tatsächlich auf die geheimnisvolle Wolkeninsel verschlägt, erkennt sie allmählich, dass Thorvald und sie nicht füreinander gemacht sind. Zum ersten Mal löst sie sich von ihm und geht ihren eigenen Weg.

So kommt es, dass die beiden sich gegen ihren Willen plötzlich auf gegnerischen Seiten wiederfinden. Der Leser steht dazwischen und weiß nicht, wem er jetzt den Sieg wünschen soll, weil keiner von beiden wirklich im Unrecht ist! Juliet Marillier hat eine vertrackte Situation geschaffen, die nicht ohne Weiteres in Wohlgefallen aufzulösen ist.

Auf der einen Seite stehen die ursprünglichen Inselbewohner, die Namenlosen, deren gesellschaftliche und spirituelle Mitte ein Mystiker und Seher ist, der den Titel Fuchsmaske trägt. Ohne ihn sind sie wie eine außer Kontrolle geratene Waffe. Auf der anderen Seite stehen die Männer, derer Thorvald sich angenommen hat. Einer von ihnen hat nach dem Tod des letzten Fuchsmaske dessen künftigen Nachfolger entführt und völlig dem Zugriff der Namenlosen entzogen. Bis die Namenlosen ihren Seher zurückerhalten, singen sie jedes Neugeborene ihrer Gegner in den Tod. Thorvald will dem ein Ende machen und ist fest entschlossen, dem Entführer den Seher wieder abzujagen. Er weiß nicht, dass mit dem neuen Fuchsmaske, der erst sechs Jahre zählt, ein düsteres Geheimnis verbunden ist, eine Familientragödie, eine finstere Geschichte von Lüge, Schuld und Unvermögen, von Machthunger und Unfähigkeit. Creidhe dagegen findet es heraus und beschließt, wie der Entführer den kleinen Jungen zu beschützen. Die Lage spitzt sich immer mehr zu, und es scheint kein Entrinnen aus dieser ausweglosen, verfahrenen Lage zu geben, ohne dass Unschuldige leiden müssen.

Es geht also in dieser Fortsetzung der |Saga of the Light Isles| nicht, wie ich zuerst vermutet hatte, hauptsächlich um Somerled, obwohl auch er eine nicht unerhebliche Rolle spielt, sondern es ist eine eigene Geschichte, die zwar von der Vergangenheit beeinflusst ist, sie im Grunde aber weder verändert noch fortführt. Am ehesten könnte man noch sagen, dass sie sie abschließt, doch das allein macht sie nicht aus. Den weit größeren Teil nimmt die Auflösung des gordischen Knotens in Anspruch, den Thorvald und seine Freunde vor Ort vorfinden. Dabei wird natürlich gekämpft, aber wie den anderen Büchern der Autorin auch ist die Gewalt als solche eine schmale Randerscheinung. Das Hauptgewicht liegt eher auf dem, was zu dieser Gewalt geführt hat, und ihren Folgen. Manches ist dabei ein wenig zu vorhersehbar geraten, das gilt vor allem für die Person Somerleds, die ich fast sofort wiedererkannte, obwohl sie einen anderen Namen trug. Das Schicksal des Herrschers, der Krieg gegen die Namenlosen geführt hat, war da weit überraschender, wenn auch erstaunlich kurz. Aber da waren auch schon gut sechshundert von knapp achthundert Seiten gelesen, und eine weitere Komplikation hätte die Handlung wohl doch zu sehr ausufern lassen.

Ich kann mich auch immer noch für den Sprachstil der Autorin begeistern. Zwar konnte die |Saga of the Light Isles|, was das Flair anging, nicht ganz mit der |Sevenwaters|-Trilogie mithalten, hat aber trotzdem ihren ganz eigenen Zauber. Spannung entwickelt sich hauptsächlich kurz vor dem Angriff von Thorvalds Männern auf die Wolkeninsel, in der Hauptsache wird die Geschichte jedoch von den Personen und den Verwicklungen zwischen den verschiedenen Parteien getragen. Juliet Marilliers größte Stärke liegt in der Personenbeschreibung, und die ist ihr auch hier wieder sehr gut gelungen. Nichts für Freunde von Action und Hochspannung. Wer es gern ruhig und nachdenklich mag, wird hier eher auf seine Kosten kommen. Auch Historienliebhaber könnten sich dafür begeistern.

Außer der Sevenwaters-Trilogie und der |Saga of the Light Isles| hat Juliet Marillier auch mehrere Fantasy-Kurzgeschichten geschrieben. Im Augenblick arbeitet sie an der Fantasy-Trilogie |The Bridei Chronicles|, einem Zyklus über das Reich der Pikten im letzten Jahrhundert vor Christus, dessen erster Band [„Die Königskinder“ 2001 im November letzten Jahres auf Deutsch erschien. Der zweite Band mit dem Titel „Die Herrscher von Fortriu“ ist für September dieses Jahres angekündigt.
Juliet Marillier war lange als Dozentin für Musikgeschichte, Gesangslehrerin und Chorleiterin tätig, ehe sie sich 2002 zurückzog, um sich der Schriftstellerei zu widmen. Sie lebt in Neuseeland, in der Nähe von Perth.

http://www.vianet.net.au/~marill/default.htm

Diana L. Paxson – Die Hüterin von Avalon

Lhiannon ist Oberpriesterin auf der Insel Mona und verantwortlich für das Haus der Priesterschülerinnen. Unter ihnen ist eines Tages auch ein junges Mädchen mit flammend rotem Haar, die Tochter eines Icener-Fürsten namens Boudicca.

Der junge Wildfang wird in Mona nur schwer heimisch, allein mit einem Mädchen namens Coventa freundet Boudicca sich an. Obwohl sie keine der Gaben besitzt, die sie zur Laufbahn einer Priesterin befähigen würden, hat sie etwas Besonderes an sich, das kann Lhiannon spüren. Als Boudicca nach ihrer Weihezeremonie zur Frau beschließt, Mona zu verlassen und zu ihrer Familie zurückzukehren, lässt Lhiannon sie schweren Herzens ziehen.

Doch in Britannien herrscht Rom, und Lhiannon wäre keine Seherin, wenn sie sich so leicht irrte. So kommt es, dass Boudicca schließlich doch noch ihrer Bestimmung folgt: unter dem Banner der Rabengöttin.

Mein Eindruck

Ich hatte ja wirklich gehofft, mit „Die Ahnen von Avalon“ wäre die ganze Avalon-Sache endlich erledigt. Umsonst gehofft! Zugegeben, Boudicca, die den letzten großen Aufstand gegen die Eroberung durch Rom anführte, muss eine faszinierende Persönlichkeit und deshalb eine große Versuchung gewesen sein.

Boudicca ist stolz, stur und ein wenig trotzig. Und das ist auch schon alles. Sie wirkt wie ein Holzschnitt: starr und staubig. Gedanken und Gefühle werden sachlich festgestellt; damit ist Nachvollziehbarkeit gewährleistet. Aber von dem lebendigen Feuer, das diese Frau ausgestrahlt haben muss, ist überhaupt nichts zu spüren, so etwas wie Faszination sucht man vergeblich. Ihre Leistungen während des Aufstandes werden letztlich sogar vollkommen der Göttin der Raben zugeschrieben, Boudicca dient nur noch als Gefäß.

Auch die zweite Hauptperson, Lhiannon, ist äußerst blass, ihr Hin- und Hergerissensein zwischen ihrer Liebe zum Druiden Ardanos und dem Wunsch, der Göttin als Orakel zu dienen, wirkt geradezu läppisch. Abgesehen davon besitzt sie keine eigenen Charaktermerkmale, dient lediglich als Beobachterin für das Fortschreiten der römischen Eroberungen bis zum Überfall auf die Insel Mona und damit als Fortführung des roten Fadens zwischen den „Ahnen von Avalon“ und den „Wäldern von Albion“.

Die übrigen Charaktere kann man bestenfalls als Statisten bezeichnen. Sowohl Haupt- als auch Nebenfiguren in dieser Geschichte zeigen keine Spur von dem Zorn, der Verzweiflung oder der Unsicherheit, wie sie Marion Zimmer-Bradleys Morgaine, Lancelot oder Gwenwyfar eigen waren. Sie sind so leblos und trocken wie Stroh!

Bleibt die Handlung: Den Werdegang eines Menschen zu verfolgen, kann ja durchaus interessant sein. In diesem Fall ist er allerdings hauptsächlich historisch korrekt. Tatsächlich ist es eine der Stärken der Autorin, den Mythos wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Manchmal allerdings schadet das mehr, als es nützt!

Boudiccas Entwicklung vom Mädchen zur Anführerin eines Aufstands wirkt bei Diana Paxson wie eine Aneinanderreihung von Nebensächlichkeiten. Ihre anfänglichen Eheprobleme, der Römer Pollio, der miese kleine keltischstämmige Steuereintreiber Cloto, das alles sind Bagatellen, die zwar den Alltag der damaligen Menschen zeigen, allerdings in einer Ausführlichkeit, die ermüdet und schließlich langweilt. Erst im letzten Drittel des Buches kommt mit dem Beginn des Aufstands echte Bewegung in die Geschichte.

Der Handlungsstrang um Lhiannon dagegen zeigt das unaufhaltsame Vordringen der Römer nach Westen. Vielleicht hat die Autorin durch die steigende Bedrohung für die Druiden auf Mona versucht, die Spannungskurve zu straffen, gelungen ist es ihr aber nicht. Das mag daran liegen, dass der Leser ja bereits weiß, dass Mona fallen wird, dadurch wird die Sache aber auch nicht besser.

Dazu kommt, dass der Handlungsverlauf holpert. Immer wieder stockt der Lesefluss an unvorhergesehenen Sprüngen. Eben noch waren die Verteidiger einer Festung dabei, die Wälle auszubauen und zu verstärken, und im nächsten Absatz befinden sie sich plötzlich mitten im Kampf.

Mit anderen Worten: Auch die Handlung gibt nicht wirklich viel her! Das Erstaunliche ist, dass dieser Eindruck entstehen konnte, obwohl das Buch wesentlich kürzer ist als „Die Nebel von Avalon„. Es hat nicht nur vierhundert Seiten weniger, sondern ist auch doppelt so groß gedruckt! Es wäre also noch genug Platz gewesen, um die Darstellung von Personen und Ereignissen etwas intensiver und hautnaher zu gestalten. Wie schon im Fall von Paxsons eigener Version der Artussage zieht sich die Handlung auch hier gerade deshalb so in die Länge, weil sie so knapp und straff erzählt ist!

Natürlich ist es so, dass die Thematik um Boudicca wesentlich weniger Stoff hergibt als die Artussage mit ihren vielfältigen Verflechtungen und Verwirrungen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es möglich gewesen wäre, mehr daraus zu machen, als die Autorin es geschafft hat. Aber Aufbau der Geschichte und auch die Hauptperson selbst kamen den Talenten der Autorin in keiner Weise entgegen. Um die langen Phasen, in denen sich nur wenig tut, lebendig und interessant zu gestalten, hätten es eines besseren Händchens für Charakterzeichnung bedurft, als Diana Paxson es besitzt. So kam lediglich ein eher dröger Lebenslauf heraus, dessen Höhepunkt noch dadurch geschmälert wurde, dass er unmittelbar durch eine höhere Macht bestimmt wurde anstatt durch die eigentliche Hauptperson. Auch ihre zweite Stärke, die Beschreibung von religiösen Riten und Mysterien, konnte die Autorin in diesem Fall nur spärlich ausspielen, da ihre Hauptperson keine Priesterin ist.

Zu guter Letzt ist es auch noch so, dass die tatsächliche Anbindung an Vorgänger und Nachfolger eher mager ausgefallen ist. Die Beschreibung von der Eroberung Monas weicht ziemlich stark ab von dem, was Marion Zimmer-Bradley in „Die Wälder von Albion“ geschrieben hat, und die Erklärung, wie die Druiden überhaupt nach Mona kamen, ist so wirr, dass man sie kaum nachvollziehen kann.

Als Lhiannon auf Avalon Boudiccas Weihezeremonie zur Frau vollzieht, ist außer ihnen beiden so gut wie niemand dort, obwohl Tiriki im Vorgängerband dort eine Gemeinschaft von Priesterinnen gegründet hat! Und den Titel „Die Hüterin von Avalon“ trägt das Buch wohl nur aus Gründen des roten Fadens, denn eine solche Person taucht nirgendwo auf!

Unterm Strich

So ist dieser Band noch fader und zäher geraten als „Die Ahnen von Avalon“. Ich weiß ja nicht, ob nicht womöglich irgendwo noch ein angefangenes Manuskript liegt, um eine Lücke im roten Faden zu stopfen. Sollte das tatsächlich der Fall sein, dann steht eines fest: Ich werde das daraus entstandene Buch nicht lesen! Ganz sicher nicht!

Die Autorin

Diana Paxson lebt in den USA, wo sie die populäre Mittelalterbewegung mitgegründet hat. Unter anderem ist sie eine führende Vertreterin der dortigen neuheidnischen Religionsbewegung. Außer den diversen Avalonbänden aus Marion Zimmer-Bradleys Nachlass hat sie den Romanzyklus „Die Töchter der Nibelungen“, „Die Keltenkönigin“ und weitere Romane veröffentlicht. Des weiteren schrieb sie viele Kurzgeschichten sowie Theaterstücke und Gedichte.

Taschenbuch: 640 Seiten
ISBN-13: 9783453290204

https://www.penguin.de/Verlag/Diana-Verlag/31000.rhd

_Diana L. Paxson bei |Buchwurm.info|:_

[„Die Ahnen von Avalon“ 655
[„Die Herrin vom See“ 213 (Artor 1)
[„Die Herrin der Raben“ 2500 (Artor 2)
[„Die Herrin von Camelot“ 1657 (Artor 3)
[„Der Zauber von Erin“ 246
[„Brunhilds Lied“ 1659 (Die Töchter der Nibelungen 1)
[„Die Keltenkönigin“ 1693

Anne Bishop – Zwielicht (Die Schwarzen Juwelen Band 4 von 13)

Mit ihrer Serie Die schwarzen Juwelen ist der amerikanischen Autorin Anne Bishop ein einzigartiger Erfolg gelungen: Lange Jahre als Geheimtipp und Kultbücher gehandelt, zählt sie inzwischen zu den bestverkauften Fantasy-Trilogien der letzten Jahre. Lassen auch Sie sich von den Abenteuern der jungen Zauberin Jaenelle in den Bann schlagen, der es bestimmt ist, die Menschheit in den Kampf gegen die Dunkelheit zu führen! (Verlagsinfo)

Band I: „Dunkelheit
Band II: „Dämmerung
Band III: „Schatten
Band IV: „Zwielicht“
Band V: „Finsternis
Band VI: „Nacht
Band VII: „Blutskönigin
Band VIII: „Blutsherrschaft
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Paxson, Diana L. – Zauber von Erin, Der

Nachdem ich Diana Paxsons [Zyklus]http://www.powermetal.de/book/anzeigen.php?id__book=213 über König Artus gelesen hatte, lag es nahe, auch ihre Version von Tristan und Isolde zu lesen, die oft mit der Artussage in Zusammenhang gebracht wird. Auch hier beginnt die Geschichte sehr früh, weit vor dem Zeitpunkt, zu dem Esseilte nach Britannien reist, um dort König March von Kernow zu heiraten.

Der Anfang der Erzählung liegt dort, wo auch der Anstoß zur Entwicklung der ganzen Geschichte liegt: an jenem Samhain, als der Bruder der irischen Königin Mairenn und Recke des Hochkönigs Diarmait Irland verlässt, um einen Beutezug an Britanniens Küste zu unternehmen. Dort fällt er im Zweikampf mit Drustan, dem Recken des Königs von Kernow. Doch auch der Brite wurde verwundet und sucht inkognito Heilung in der Heimat seines Widersachers. Dort begegnet er zum ersten Mal Esseilte und ihrer Ziehschwester und Cousine Branwen.

Als Drustan den irischen Königshof zum zweiten Mal aufsucht, ist er in einer offiziellen Mission unterwegs: als Brautwerber für König March. Diesmal erfährt Esseilte, wen sie vor sich hat, und ist kurz davor, ihren Onkel zu rächen, indem sie den Kerl einfach mit seinem eigenen Schwert umbringt. Aber sie tut es nicht.

Das zweite Mal versucht sie es auf dem Schiff, das sie nach Britannien bringen soll. Sie will Drustan vergiften. Doch ihre Cousine Branwen hat in ihrem Kräuterkasten nicht nur Medizin und Gift, sondern auch einen besonderen Trank, den sie ebenfalls mit Gift beschriftet hat, um andere fernzuhalten. Und eben diese Flasche erwischt Esseilte bei ihrem Mordversuch. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf …

Wie bei der Artussage legte die Autorin ihrer Erzählung gründliche Recherchen über die damalige Zeit und die dazugehörigen Geschehnisse zugrunde. So spielt ihre Version von Tristan und Isolde nicht zu Artus‘ Zeiten, sondern eine Generation später. Und wie bei ihrer Artussage pflegt sie auch hier wieder ihren knappen, spartanischen Schreibstil.

Was allerdings bei der Artus-Sage nur mäßig störte, ist in diesem Fall ein Stolperstrick! Der Grund liegt in dem völlig verschiedenen Erzählstoff. Die Artussage hat viele Facetten: Die Vorgeschichte von Merlin, Uther und Igraine, die Sachsenkriege, Artus‘ Schwester, sein Sohn, Gwendivar … genügend Stoff, den man auch in sachliche, präzise Worte kleiden kann, ohne dass er dadurch viel verliert. Tristan und Isolde jedoch ist vor allen Dingen eine romantische Liebesgeschichte. Ein solcher Stoff leidet unter einem solchen Stil erheblich!

Diana Paxson hat ihre Geschichte aus der Sicht von Branwen erzählt, und zwar in der Ich-Form. Naturgemäß erfährt der Leser von der Gefühlswelt der eigentlichen Protagonisten Esseilte und Drustan also nur aus Beobachtung und deren Worten. Aber auch die wirken eher trocken. Schon die Angelegenheit mit dem Trank, der die beiden zu Liebenden macht, ist sehr verschwommen. Zunächst hört es sich so an, als sei die Wirkung lediglich vorrübergehend, um Esseilte den Anfang einer widerstrebenden Ehe und die erste Nacht mit einem ungewollten Mann zu erleichtern. Warum sich die Wirkung dann plötzlich so ausweitet, wird nicht erklärt, auch keine anderen Erklärungen für die unzerreißbare Bindung zwischen den beiden wird geboten, zumal Esseilte Drustan ja zunächst hasst!

Aber davon abgesehen: eine Liebesbeziehung, die so leidenschaftlich ist, wie die Sage es in diesem Fall erzählt, muss sich wesentlich deutlicher ausdrücken, als das hier der Fall ist! Obwohl die Liebe der eigentliche Gegenstand der Erzählung ist, kommen Zorn und kalte Ablehnung stärker zum Ausdruck als die Liebe, um die es geht! Das Benehmen und die Entscheidungen der beiden Liebenden verlieren dadurch an Nachvollziehbarkeit, erscheinen kindisch und unreif. Der Leser versteht nicht ganz, was das alles eigentlich soll, und warum die beiden sich so anstellen.

Auch die Personen als solche wirken manchmal wie fehlbesetzte Schauspielrollen. Wenn Esseilte mit ihrem Schicksal hadert, weil sie als Frau nur so wenig Möglichkeiten hat, in einem Heldenlied verewigt zu werden, wirkt sie wie ein verwöhntes, unzufriedenes Gör, später dagegen kommt sie mir manchmal vor wie ein albernes Gänschen, das zu nicht mehr fähig ist, als Drustan anzuschmachten. Dadurch erscheint ihr Zornausbruch, als sie von Drustans Vermählung erfährt, geradezu aufgesetzt und unecht, zumal sie sich, kaum dass sie ihn wiedersieht, mit ihm versöhnt. Dieser Esseilte fehlt es ganz entschieden an Charakterstärke! Nur fordern, das kann sie gut.

Mit Drustan ist es nicht viel besser. Die Selbstironie, die ihm am Anfang einen sympathischen Zug verleiht, bleibt im Laufe der Erzählung ziemlich auf der Strecke. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu Esseilte und seinem König, zumindest sollte er das sein. Da aber der Liebesgeschichte an sich schon das Feuer fehlt, fehlt sie auch Drustans innerer Zerrissenheit, sodass von der Tragik seiner Situation nicht viel mehr übrig bleibt als bestenfalls Selbstmitleid. Ich würde ihn nicht direkt als Schwächling bezeichnen, denn stellenweise zeigt er durchaus Charakter, allerdings entsteht dadurch eine Diskrepanz zwischen dem Liebhaber Esseiltes und dem übrigen Drustan, eine Unstimmigkeit, die die Darstellung dieser Person stört wie … wie ein blauer Löwenzahn oder ein schwimmendes Huhn.

Selbst Branwen, die ja als Erzählerin fungiert, ist blass und leblos. Das kann im Grunde nicht anders sein, denn da die Autorin ihr ihre kühlen, distanzierten Worte in den Mund legt, wirkt Branwen eben auch so kühl und distanziert. Bei Branwen driften Sprachstil und Wortbedeutung am weitesten auseinander. Sie erzählt von ihrer unerfüllten Liebe zu König March, von ihrem Hass auf ihren Peiniger Keihirdyn und von ihrer steten Furcht, dass Esseilte und Drustan entdeckt werden könnten, und das alles oft so unbeteiligt, als ginge es sie gar nichts an. Immerhin verleihen ihr die Mühen, die sie damit hat, ihren Eid zu halten und die beiden Liebenden zu decken, eine gewisse Würde und zeigen ihre innere Stärke. Zumal die beiden diese Unterstützung durch Branwen ziemlich selbstverständlich zu finden scheinen!

Dass die Hauptpersonen der Geschichte so schwächeln, ist ein schwerwiegendes Manko des Buches, denn an äußerer Handlung gibt es nicht allzu viel zu erzählen. Nur ein einziger Kampf wird beschrieben, der im Hof von Marchs Burg in Armorica stattfindet und sehr kurz ist. Zwar führt König March immer wieder Kriege, doch da die Geschichte von Branwen erzählt ist, erfährt man darüber fast nichts, und was man erfährt, ist manchmal eher verwirrend. Karten und Stammbäume sind hier nicht nur ein nettes Feature. Ansonsten kommen noch eine Ernteszene und zwei Jagdszenen vor, das war’s.

So kommt es, dass die Geschichte zu dem Zeitpunkt, wo sich die Geschehnisse quasi zu einem gordischen Knoten verheddern und es eigentlich spannend oder zumindest mitreißend werden sollte, anfängt langweilig zu werden! So interessant es war, die Entstehung all der Verwicklungen nachzuvollziehen, so uninteressant ist es später, die immer neuen Varianten geheimer Treffen zu erfahren. Da hilft es auch nichts, dass Esseilte und Drustan zweimal haarscharf an der Entdeckung vorbeischrammen, eh man sie tatsächlich erwischt. Bei einer so blutleeren Geschichte kann man einfach nicht mitfiebern.

Das Einzige, was wirklich gut rübergebracht wird, sind die Teile der Geschichte, die mit der keltischen Kultur und Religion zusammenhängen: das Drachenritual, die Beltanenacht, in der Branwen die Stelle Esseiltes einnimmt und andere, die mit Visionen oder Zauberei zu tun haben. Hier bewegt sich die Autorin auf sicherem Boden, und das spürt man.

Bleibt zu sagen, dass das Buch eher hinter meinen Erwartungen zurückblieb, ich fand es bei weitem nicht so gelungen. Um meinen Vergleich vom letzten Mal (Artussage) nochmal zu bemühen: Dieses Buch ist eine vage Bleistiftskizze in einem faden Rahmen. So sehr ich Diana Paxsons Bemühen um Echtheit und Autentizität schätze, glaube ich doch, auf Dauer ist mir ihr Schreibstil zu herb und zu trocken. Ein bisschen lebendig sollten die Geschichten schon sein, sonst kann ich auch gleich ein Sachbuch lesen. Aber zu einem solchen Thema gehört auch so etwas wie Poesie, und zwar nicht nur in den Liedern, die Drustan zum Besten gibt. Die Sprache einer Juliet Marillier hätte zu diesem Stoff wesentlich besser gepasst.

_Diana Paxson_ lebt in den USA, wo sie die populäre Mittelalterbewegung mitgegründet hat. Unter anderem ist sie eine führende Vertreterin der dortigen neuheidnischen Religionsbewegung. Die damit verbundenen Kenntnisse werden in ihren Büchern deutlich spürbar. Außer der Reihe der Herrinnen hat sie den Romanzyklus „Die Töchter der Nibelungen“, „Die Keltenkönigin“ und weitere Romane veröffentlicht. Desweiteren schrieb sie viele Kurzgeschichten, sowie Theaterstücke und Gedichte.

Brandon Sanderson – Krieger des Feuers (Mistborn 2)

Mistborn

Band 1: „Kinder des Nebels“

Vin ist es tatsächlich gelungen, den Obersten Herrscher zu töten. Jetzt ist das Reich zerfallen und obwohl es dem idealistischen, jungen Elant Wager gelungen ist, sich zum König über Luthadel zu machen, die Skaa zu befreien und der Stadt eine Verfassung zu geben, ist seine Herrschaft alles andere als stabil. Der neu gebildete Rat ist ständig zerstritten, die Versorgung der Menschen ist nicht gesichert und dann taucht auch noch eine Armee vor den Toren der Stadt auf.

Eine weit gravierendere Folge als das politische Chaos, das der Tod des Obersten Herrschers hinterlassen hat, ist jedoch etwas ganz anderes. Etwas Schleichendes, Ungreifbares, und die einzigen, die es zu bemerken scheinen, sind Vin … und Sazed.

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Brandon Sanderson – Die Seele des Königs (3 Novellen)

Als „Die Seele des Königs“ in den Vorankündigungen auftauchte, dachte ich erst, es sei die Fortsetzung der Sturmlicht-Chroniken. Nach dem Lesen der Kurzbeschreibung war klar, dass es das nicht ist. Aber erst, als ich mein Exemplar in der Hand hielt, stellte ich fest, dass es sich hierbei nicht um einen Roman, sondern um drei Novellen handelt.

„Die Seele des Königs“ ist die erste der drei.

Nach einem Attentat liegt der König im Koma. Sollte das an die Öffentlichkeit dringen, wird der fünfköpfige Regierungsrat seine Macht verlieren. Deshalb ringen seine Mitglieder sich widerwillig dazu durch, der jungen Fälscherin Shai, die eigentlich hingerichtet werden sollte, die Freiheit anzubieten … wenn sie dafür die Seele des Königs fälscht! Brandon Sanderson – Die Seele des Königs (3 Novellen) weiterlesen

Kristen Britain – Grüner Reiter (Reiter – Zyklus Band 1)

Kristen Britain gehört zu denen, die bereits als Kind zu schreiben anfingen. Ihr erstes Buch, eine Cartoon-Sammlung, veröffentlichte sie mit dreizehn Jahren. „Grüner Reiter“ ist ihr erster Roman. Ansonsten arbeitet sie in diversen US-Nationalparks als Rangerin.

Handlung

Karigan ist abgehauen. Der Rektor hat sie vom Unterricht suspendiert, weil sie sich mit einem Mitschüler duelliert hat. Jetzt ist sie auf dem Weg nach Hause. Sie will sowieso lieber Abenteuer erleben als lernen.

Sie bekommt ihr Abenteuer, und schneller als ihr lieb ist. Plötzlich taucht aus dem Gebüsch ein Reiter in grünem Mantel auf, der sozusagen gerade vom Pferd fällt. Aus seinem Rücken ragen zwei schwarze Pfeile. Erstaunlicherweise lebt der Reiter noch, und er will offenbar auf keinen Fall sterben, bevor Karigan ihm versprochen hat, die Botschaft in seinem Beutel dem König zu überbringen. Weil es ihm so furchtbar wichtig zu sein scheint, sagt Karigan zu, der Bote stirbt.
Karigan macht sich auf den Weg zur Hauptstadt, ohne zu wissen, dass sie Verfolger hat. Und nicht nur einen…

Sie entkommt ihren Verfolgern. Aber nur durch die Hilfe ihres geerbten Pferdes, das einen sehr eigenwilligen Charakter hat, und durch die Hilfe zweier alter Damen, die mitten im Urwald wohnen. Und nur vorläufig. Sie wird noch viele Gefahren zu überstehen haben, wie gefährliche Monster, feindliche Soldaten, böse Magier. Noch öfter wird sie deshalb auf die Hilfe anderer angewiesen sein, um ihr Ziel zu erreichen. Und als sie es erreicht, ist sie trotzdem noch lange nicht am Ziel…

Mein Eindruck

Kristen Britain hat einen erstaunlichen Debütroman vorgelegt. Die Geschichte vom bösen Zauberer, der die Welt bedroht, ist ja nun wahrhaftig nicht mehr neu. Aber die Autorin hat es verstanden, sie in ein wirklich neues Kleid zu verpacken, und das ist bei den Bergen an Fantasy, die existieren, inzwischen durchaus eine Kunst.

Mit Beschreibungen der Schauplätze ist sie eher geizig, lediglich das Haus der beiden alten Damen wird etwas genauer beschrieben, wobei bei genauem Hinsehen auch weniger auf das Haus als auf die magischen Artefakte in der Bücherei eingegangen wird.

Das Hauptaugenmerk liegt auf Personen und Handlung. Die Personen sind alle sehr lebendig, gut gezeichnet und wirken echt. Das gilt nicht nur für die burschikose Karigan – die zwar eine sehr gute Reiterin ist, sich aber trotzdem erst mit ihrem Pferd zusammenraufen muss, die zwar das Überleben in der Wildnis in groben Zügen gelernt hat, sich aber trotzdem immer wieder mal für ihre eigene Dummheit ohrfeigen könnte -, sondern auch für alle anderen.

Zum Beispiel für die beiden alten Damen, die in einem Haus mit dem wunderlichen Namen „Siebenschlot“ wohnen, als Spitznamen „Lorbeere“ und „Steinbeere“ tragen und von lauter unsichtbaren Dienstboten bedient werden, weil ihrem gelehrten Vater einst ein Unfall mit einer offenen Dose Bannsprüche passiert ist.

Oder für die energische Laren Mebstone, die bei allen Schwierigkeiten, die ihre Grünen Reiter, die Boten des Königs, ohnehin schon bei ihrer Berufsausübung haben, auch noch gegen einen unverdient schlechten Ruf ihrer Truppe ankämpfen muss.

Oder auch für die Söldnerin Jendara, die unter anderem versucht, Karigan am Überbringen der Botschaft zu hindern, und auch als ihr das misslingt, einfach nicht locker lassen will.

Auch sind die Charaktere breit gefächert, sie reichen von schrullig liebenswert über rücksichtslos ehrgeizig bis zu blind idealistisch, von sachlich kompetent über treu und verantwortungsbewusst bis selbstsüchtig, beleidigt hin zu despotisch und größenwahnsinnig.

Seit „Der Herr der Ringe“ neu verfilmt wurde, wird auf einmal jegliche Fantasy damit verglichen. Ich finde das eigentlich lästig. In diesem Fall ist allerdings die Darstellung der Eletier auffällig durch Tolkiens Elben inspiriert, und auch das Monster, gegen das Karigan kämpfen muss, weist leichte Parallelen zu den Spinnen im Hobbit auf. Im Übrigen aber ist die Geschichte erfreulich eigenständig und unverbraucht.

Was mir an dem Roman mindestens ebenso gefallen hat wie die handelnden Personen, war der Ideenreichtum der Autorin in Sachen… ich nenne es einmal „Kleinigkeiten“.

Dazu gehören in diesem Fall der Lorbeerzweig und die Steinbeerenblüte, die Karigan von den beiden alten Damen geschenkt bekommt, die Darstellung und die Handlung, die mit dem Mondstein zusammenhängt, die Idee der Brosche, die die grünen Reiter tragen, die Wirkung der schwarzen Pfeile, aber auch die Beschreibung, wie der große Nordwall zu Fall gebracht wurde, sowie die Idee des Spiels „Intrige“, das in der Entscheidungsszene am Ende eine wichtige Rolle spielt. Sie alle geben der Geschichte Flair und Stimmung und machen Britains Welt zu einer, die es sonst nirgends gibt.

Zudem hat die Autorin es verstanden, den Spannungsbogen fast die ganze Zeit über straff zu halten, und das ohne übermäßig brutale oder blutige Szenen. Karigan gerät einfach nur von einer Gefahr in die nächste, die alle ungemein fesselnd beschrieben sind, so dass man fast froh ist, dass es in Siebenschlot oder in der Herberge der Grünen Reiter mal vorrübergehend etwas ruhiger zugeht. Aber auch bei diesen ruhigeren Passagen wird es einem nicht langweilig, weil alles so lebendig und gut erzählt ist.

Als Karigan dann mitten im Buch überraschend schnell die Hauptstadt erreicht, war mein erster erstaunter Gedanke: „Was, schon da? Kann da jetzt noch viel kommen?“

Es kam noch eine ganze Menge. Die Ruhe ist trügerisch, und kaum hat man sich daran gewöhnt, dass die Action nachgelassen hat, zieht die Autorin die Schraube nochmal ganz gehörig an, so dass der zweite Spannungsbogen sogar ein Stück über dem ersten liegt.

Das hat seine Ursache unter anderem auch in dem eher knappen, präzisen Sprachstil, der auf Ausschmückung und blumige Beschreibungen fast völlig verzichtet.

Unterm Strich

Das Buch wird eigentlich als abgeschlossen bezeichnet, hat aber die angenehme Eigenschaft, nicht alles endgültig zu beantworten. Das betrifft weniger die Handlung, die wirklich in sich abgeschlossen ist, als vielmehr die Personen. So fragt man sich zum Beispiel, ob Karigan schließlich und endlich doch noch eine Grüne Reiterin wird, und was wohl aus Lorilie Dorran, der Revolutionärin, geworden ist. Und aus Mel… So lässt das Buch Raum genug, trotz einer abgeschlossenen Handlung den Faden für sich selber noch ein wenig weiterzuspinnen.

Natürlich lässt dieser Raum genauso eine Fortsetzung zu. Eigentlich halte ich nicht viel von der Methode, auf jeden Erfolg eine Fortsetzung draufzusetzen. Meistens kommen Enttäschungen nach. Entgegen meiner ursprünglichen Erwartung wurde nun auch zu diesem Buch im August letzten Jahres unter dem Titel „First Rider’s Call“ eine Fortsetzung veröffentlicht. Auf Deutsch trägt das Buch den Titel „Spiegel des Mondes“, ist aber noch nicht erschienen.

Taschenbuch: 576 Seiten
ISBN-13: 9783426702383

https://www.droemer-knaur.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Brandon Sanderson – Der Ruf der Klingen (Sturmlicht-Chroniken 3, Teil 1)

Die Sturmlich-Chroniken

Band 1: Der Weg der Könige“
Band 2: Der Pfad der Winde“
Band 3: „Die Worte des Lichts“
Band 4: „Die Stürme des Zorns”
Band 5: „Der Ruf der Klingen“
Band 6: „Die Splitter der Macht“ (vrsl. März 2019)
Brandon Sanderson – Der Ruf der Klingen (Sturmlicht-Chroniken 3, Teil 1) weiterlesen

Alexander Paul – Die Todsängerin

Drei junge Leute führt das Schicksal zusammen.

Aurora ist dreizehn, als sie und ihre Mutter von den Bewohnern ihres Dorfes vertrieben werden, weil die Dörfler die magische Heilergabe ihrer Mutter fürchten. Viele Monate leben die beiden versteckt in einer Höhle im Wald. Doch auch das ist nicht versteckt genug …

Bemet ist Assamer, Angehöriger eines Wüstenvolkes, dessen Krieger sich als Söldner verdingen. Die Verbindung mit ihrem Totem verleiht ihnen dessen besondere Fähigkeiten, deshalb sind sie bei den Herrschern anderer Länder sehr gefragt und stolz darauf. Bemet dagegen ist schon nach seinem ersten Kriegszug ernüchtert und enttäuscht.

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Nora Bendzko – Die Götter müssen sterben

Mit „Die Götter müssen sterben“ hat die Autorin Nora Bendzko Teilnehmer des Trojanischen Krieges in den Mittelpunkt gerückt, denen in der Ilias lediglich eine kurze Episode gewidmet ist, die Amazonen. Da es über die legendären Kriegerinnen kaum schriftliche Zeugnisse gibt, die historisch belastbar sind, hat die Autorin ihre Geschichte als Fantasy-Roman geschrieben.

Areto, verheiratet mit einem Mann, der sie nicht achtet, nutzt die Gelegenheit, Athen zu verlassen, als die Amazonen in die Stadt einfallen, um ihre entführte Prinzessin Antiope zurückzuholen. In Themiskyra, der Hauptstadt der Amazonen, baut Areto sich ein neues Leben auf. Doch auch dort kommt sie nicht zur Ruhe. Denn Ares, der göttliche Vater der Amazonenköniginnen, besteht darauf, dass die Amazonen in den Krieg um Troja ziehen … Nora Bendzko – Die Götter müssen sterben weiterlesen

A. K. Larkwood – Die dunklen Pfade der Magie

Die junge Csorwe ist die erwählte Braut des Unaussprechlichen. Als solche ist sie nicht nur Medium für Prohphezeiungen, um die Pilger den Gott bitten, sie ist auch sein designiertes Opfer. Doch an dem Tag, an dem sie den Tempel des Gottes betritt, geschieht etwas Unerhörtes! Der letzte Pilger, der nur wenige Tage zuvor um eine Prophezeiung gebeten hat, hat den heiligen Ort ebenfalls betreten, und er macht Csorwe ein geradezu blasphemisches Angebot!

Ich muß gestehen, ich wurde mit den Charakteren in diesem Buch nicht recht warm. Irgendwie sind sie alle ziemlich … eigen. A. K. Larkwood – Die dunklen Pfade der Magie weiterlesen

Manuel Hirner – Symphonie der Stille

Band 1: „Symphonie der Stille“
Band 2: in Vorbereitung

Luctu ist erst zwölf, als er sein Zuhause verlässt. Er will in die Stadt Nóruhi, um sich dort dem Musiker Alerio anzuschließen. Denn seit der Molch Cudu, der die Welt in der Realität verankert, eingeschlafen ist, wandelt sich alles um Cudus Höhle herum in eine Traumwelt, die für intelligente Wesen tödlich ist, und diese Traumzone weitet sich mit jedem Vollmond weiter aus.
Luctu will Alerio dabei helfen, Cudu mittels Musik wieder aufzuwecken. Allerdings ist Luctu nicht nur ein Kind, er ist auch von Geburt an taub!

Der Klappentext sprach von anspruchsvoller, ungewöhnlicher Fantasy, sowie einem bildhaften und greifbaren Erzählstil. Das klang wirklich vielversprechend. Einen Tauben als Hauptfigur in einem Roman über Musik hat man tatsächlich nicht alle Tage. Manuel Hirner – Symphonie der Stille weiterlesen

Nicholas Eames – Die schwarze Schar

Band 1: „Könige der Finsternis“
Band 2: „Die schwarze Schar“

Tams Eltern waren Söldner, und Tam hat die Geschichten über ihre Abenteuer bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Sie kennt so ziemlich jedes Lied über jedes Abenteuer jeder beliebigen Söldnertruppe, und ihre Bewunderung gilt vor allem der Fabel, der Truppe um die Blutige Rose. Ihr größter Traum ist es, selbst zu einer solchen Söldnertruppe zu gehören.
Ihr Vater hält davon überhaupt nichts. Selbst ihre Arbeit als Kellnerin duldet er nur, weil sie gut bezahlt ist. Als jedoch eines Abends ausgerechnet die Mitglieder der Fabel in der Kneipe auftauchen, wo Tam bedient, nimmt das Schicksal seinen Lauf …

Die Fabel ist wirklich eine bemerkenswerte Truppe, und das nicht nur, weil sie mehr tun, als nur in Arenen zu kämpfen. Nicholas Eames – Die schwarze Schar weiterlesen

Royce Buckingham – Die glorreichen Sechs

Caspar gehört zu einer ganzen Schar Neffen und Nichten der Königin, sein Vater ist Botschafter in einer der wichtigsten Provinzen des Reiches. Deshalb rechnet der etwas eingebildete junge Mann bei seiner Titelverleihung mit einem recht bequemen und vornehmen Posten. Und wird unangenehm überrascht …

Königin Neveah hat nämlich leider keine Kinder. Deshalb wird sie in naher Zukunft gezwungen sein, auf den Thron zu verzichten. Gleichzeitig macht ihre Kinderlosigkeit die Thronfolge zu einer höchst komplizierten Angelegenheit. Neveahs Wunschkandidatin für ihre Nachfolge wäre die junge Kinsey, eine von Caspars vielen Cousinen. Das dumme ist nur, Caspar steht in der Thronfolge vor ihr … und damit im Weg!

Das junge Straßenmädchen Opal hat viel Mühe und Arbeit darauf verwendet, einen Posten im Palast zu ergattern. Doch dann ist sie aus Versehen zur falschen Zeit am falschen Ort. Und sie wird auch noch ertappt!

„Die glorreichen Sechs“ ist ein Buch, das eindeutig nicht so ganz ernst genommen werden will. Das verrät nicht nur der Titel, sondern auch gleich das erste Kapitel. Denn die glorreichen sechs sind doch recht schräge Figuren: Royce Buckingham – Die glorreichen Sechs weiterlesen

Katja Angenent – Die Elfe vom Veitner Moor

Ayla saba Nasreddin ist Hauptfrau der Stadtwache in Abilacht, einem Nest im Osten Aventuriens, nicht weit von Havena. Dort gibt es nicht viel zu tun, außer Tavernenschlägereien zu schlichten und ausgebüchste Schweine wieder aufzutreiben. Zumindest, bis ein Hirtenjunge im Moor eine ermordete Elfe entdeckt!
Aylas Vorgesetzter allerdings, der Stadtmeister, legt ihr so eindringlich nahe, keine vorschnellen Schlüsse zu ziehen, dass es schon verdächtig ist …!

Als eine der mutigen, coolen Socken, die einen DSA-Roman gelesen haben, ohne auch nur das Geringste über DSA zu wissen, bin ich natürlich völlig ahnungslos, was denn üblicherweise von einem DSA-Roman erwartet wird. Den DSA-Aspekt werde ich deshalb einfach ignorieren und das Buch so betrachten wie alle anderen Bücher. Eines aber kann ich vorab schon positiv feststellen: auch völlige Rollenspiel-Laien können dieses Buch lesen und verstehen, ohne ständig ein Glossar bemühen zu müssen. Katja Angenent – Die Elfe vom Veitner Moor weiterlesen