Alle Beiträge von Björn Backes

Hearn, Lian – Glanz des Mondes, Der (Der Clan der Otori Band 3)

Da ist er nun auch schon, der letzte Band um den Otori-Krieger Takeo von Lian Hearn. Nach dem beeindruckenden ersten Buch „Das Schwert in der Stille“ und dem ebenbürtigen, spannungsvollen Nachfolger [„Der Pfad im Schnee“ 968 findet die dramatische Fantasy-Geschichte aus dem mittelalterlichen Asien hier ihr Ende, und wie schon bei den Vorgänger-Bänden lässt Hearn die Tragik der gesamten Handlung auch dieses Mal nicht außen vor. Im Gegenteil; es geht um ein finales Gefecht, um die entscheidende Schlacht, aber auch um die große, endlich vereinte Liebe mit all ihren Emotionen, aber eben auch mit all ihrer Trauer.

_Story:_

Endlich sind Takeo und Kaede vereint und können ihre lang anhaltende Liebe mit ihrer Hochzeit besiegeln. Doch in den Genuss ihres Familienglücks kommen sie nur für kurze Zeit, denn der Clan, der gegen diese Vermählung war, lässt ihnen keine ruhige Minute. Die Otori-Lords erkennen den Herrschaftsanspruch des jungen Kriegers nicht an und bereiten sich daher auf den Kampf gegen den Träger des legendären Schwertes Jato vor. Takeo stellt sich diesem Kampf und versammelt seine zahlreichen Anhänger um sich. Verbündet ziehen die Männer in den Kampf: für Gerechtigkeit, für Frieden im Land der Lords, für das Ende der Schreckensherrschaft des Clans und schlussendlich für den inneren Seelenfrieden, für die Liebe ihres Anführers zu der hübschen Gemahlin Kaede.

Doch bevor es überhaupt zur endgültigen Schlacht kommen kann, müssen die Krieger auf ihrem Weg in das von Feinden belagerte Land der verstorbenen Lady Maruyama einige harte Prüfungen bestehen und sich gegen die am Wegesrand lauernden Gefahren durchsetzen. Stets muss Takeo sich vor seinen Gegnern fürchten, denn die Schergen des Clans wollen nur eines: seinen sofortigen Tod und das Ende seines Freiheitskampfes.

Die Liebe zwischen Kaede und Takeo wird dabei erneut auf eine harte Probe gestellt, denn ihre Wege trennen sich sehr bald wieder. Doch ihre feste Entschlossenheit, ihr Mut, sich gegen das Böse durchzusetzen und damit auch für das gleiche Ziel zu kämpfen, bleibt ihr dauernder Antrieb, sich ihrer Verpflichtung zu stellen. Und nur so kann Takeos Prophezeihung, dass sich das Land unter ihm von Meer zu Meer in Frieden erstrecken wird, in Erfüllung gehen. Doch bis dahin haben der junge Kämpfer und seine Gattin noch einen langen, steinigen Weg zu bewältigen …

_Eindrücke:_

Wie nicht anders zu erwarten war, so ist auch „Der Glanz des Mondes“ ein unheimlich faszinierendes Werk geworden und in diesem Maße dann auch ein mehr als würdiger Abschluss dieser Trilogie. Trotzdem kann es im direkten Vergleich zu den beiden anderen Bänden nicht ganz mithalten, weil Hearn in diesem letzten, düstersten Teil nicht so ausschmückend und weitschweifig erzählt, wie man dies bislang gewohnt war. Es passiert in kürzester Zeit eine ganze Menge, und besonders im mittleren Teil des Buches, wo Hearn das Erzähltempo mächtig anzieht, fehlt ein wenig diese stille Romantik des ersten Teils, die ich aus heutiger Sicht immer noch am meisten bewundere.

Nichtsdestotrotz ist auch die Geschichte des dritten Buches einfach nur toll. Lian Hearn glänzt durch eine weit reichende Phantasie, Ideenreichtum im Bezug auf die verschiedenen Wendungen innerhalb der Handlung und einen erneut wunderschönen, wenngleich auch nicht mehr so detailverliebten Stil, der besonders den heimlichen Romantikern unter den Lesern sehr zusagen sollte.

Das Schöne dabei ist letztendlich, dass man nie so richtig ahnt, wie die Geschichte letztlich enden könnte, denn dort wo man zunächst denkt, die Auflösung des Ganzen zu kennen, ändert sich urplötzlich der Handlungsstrang und man steht wieder |tabula rasa| da. So bleibt das Buch immerfort auf dem Höhepunkt, und in dem Moment, in dem die finale Klimax abklingt, hat man auch schon die letzte Seite erreicht. Ist das nicht eine traumhafte Bestätigung für die Verfasserin?

Natürlich muss man die ersten beiden Otori-Bücher gelesen haben, um die Geschichte in ganzem Umfang zu verstehen, aber wenn dies bereits geschehen ist, wird man sich schnell in diesem Buch zurechtfinden und sich erneut in die Geschichte um Takeo und Kaede verlieben. Trotz ein paar hektischer Momente ist auch „Der Glanz des Mondes“ ein Traum von einem Buch und im Dreierpack mit den anderen beiden Bänden mein persönlicher Lesetipp im Bereich der nicht-standesgemäßen Fantasy.

Als Letztes noch ein kurzer Hinweis für diejenigen, die bereits länger vom Otori-Fieber gepackt wurden: Derzeit wird der erste Teil der Reihe in den Staaten verfilmt. Die Geschichte ist also doch noch nicht zu Ende …

http://www.otori.de/

Pratchett, Terry / Zimmer Bradley, Marion / White, Ted / Luserke, Uwe / Case, David / Smith, David C – Drachennächte

Mich würde durchaus interessieren, wer sich den Titel für dieses Buch ausgedacht hat: „Drachennächte“, das suggeriert spannende Fantasy-Literatur – und natürlich Drachengeschichten. Das Titelbild verstärkt diese Vermutung dann auch noch. Und ja, es gibt tatsächlich eine Geschichte mit einem Drachen, genau eine. Da es sich hier aber um einen Sammelband mit insgesamt zehn Erzählungen (davon sieben erstmals in deutscher Sprache) handelt, ist der Titel doch sehr irreführend und für mein Verständnis vollkommen falsch gewählt. Das sollte einleitend dringend mal erwähnt worden sein.

Ansonsten ist diese Kurzgeschichtensammlung ganz nett und gewährt einen Einblick in den Schreibstil der einzelnen Autoren, was im Falle von Leuten wie Terry Pratchett zum Beispiel auch sehr sinnvoll ist, denn die verrückte Welt dieses Schriftstellers ist nun mal nicht jedermanns Sache. Dabei ist es in diesem Falle aber unter anderem seine Geschichte, die im Gegensatz zu manchen durchschnittlichen, weniger spannenden Geschichten positiv heraussticht.

Daher möchte ich mich in dieser Rezension auch eigentlich nur auf diejenigen Erzählungen in Kurzvorstellungen konzentrieren, die mir bei „Drachennächte“ sehr gut gefallen haben.
Neben dem erwähnten Pratchett, der in der kurzen 15-Seite-Story „Die Trollbrücke“ die Geschichte von Cohen dem Barbaren erzählt, ist dies vor allem „Die Burg am Ende der Welt“ von Chris Naylor, eine recht philosophische Abhandlung mit düsterer Endzeitstimmung. Weiterhin interessant ist „Die Sonnwendherrin“ von Anna Kashina, mit 70 Seiten eindeutig das längste Werk in diesem Buch. Kashina lässt verschiedene Handlungsstränge nebeneinander laufen und schafft es in der relativ kurzen Zeit recht gut, zum Ende hin auf den Punkt zu kommen. Sehr gelungen!
Auch noch ganz passabel haben mir „Das Ungeheuer in der Kluft“ von David Case und das ebenfalls relativ kurze „Geburt eines Phönix“ von Marion Zimmer Bradley und Ted White gefallen, nur stellt sich auch hier manchmal heraus, dass in der Kürze nicht immer die Würze liegt und zudem gar keine Gelegenheit besteht, die Handlung auch nur leicht auszuschmücken.

Spannung ist somit auch das größte Mangelkriterium in dieser Ausgabe. Es gelingt einfach kaum einem der vertretenen Schreiberlinge, richtig packende Kurzgeschichten zu verfassen, wobei mir „Rot auf Silber“ von Uwe Luserke und „Der Mann, der den Drachen Griaule bemalte“ (hier haben wir auch den besagten Drachen) am langweiligsten erschienen. Und weil die meisten Storys jetzt wirklich nicht besonders erheiternd sind, kann „Drachennächte“ auch nur sehr bedingt weiterempfohlen werden. Eine Kurzlektüre von Anna Kashina hätte prinzipiell ausgereicht, denn diese Autorin ist zusammen mit Chris Naylor auch die einzige, die ich nach diesem Sammelwerk für mich habe entdecken können. Bis auf den berüchtigten Terry Pratchett ist sonst nur Mittelmaß vertreten.

Kurzum noch ein paar Worte zum Inhalt: Der ist bevorzugt düster, teilweise sogar recht melancholisch bzw. mit philosophischen Grundzügen ausgestattet. Es geht dabei sowohl um Rache als auch um Weisheit, es wird Magie thematisiert, Wunder kommen zum Vorschein und selbst der Fantasy-Laie findet sich hier schnell zurecht. Jedenfalls sind die einzelnen Storys recht einfach geschrieben und bieten keine komplexen Inhalte. Lediglich das besagte Werk „Die Sonnwendherrin“ ist etwas verzwickter. Ansonsten kann man „Drachennächte“ auch noch kurz vorm Einschlafen konsumieren, um sich in den Schlaf zu wiegen. Wirklich anspruchsvolle Kost sollte man allerdings nicht erwarten.

Unter Umständen sind die Ansprüche im Fantasy-Sektor mittlerweile überaus hoch, vielleicht gefällt diese Lektüre ja auch deshalb nur bedingt. Aber wenn ich die Ideen von manchen Vertretern hier mit denen von James Barclay oder George R. R. Martin, geschweige denn Tolkien oder Tad Williams vergleiche, dann ziehen die Beteilgten von „Drachennächte“ eindeutig den Kürzeren. Und damit wäre der letzte Satz zu dieser Rezension auch geschrieben.

Überblick der vertretenen Stücke:

Uschi Zietsch: „Sturmnacht“
Terry Pratchett: „Die Trollbrücke“
Anna Kashina: „Die Sonnwendherrin“
Uwe Luserke: „Rot auf Silber“
David Case: „Das Ungeheuer in der Kluft“
David C. Smith: „Geduld ist eine Tugend“
Hans Dieter Römer: „Am Rande“
Lucius Shephard: „Der Mann, der den Drachen Griaule bemalte“
Chris Naylor: „Die Burg am Ende der Welt“
Marion Zimmer Bradley & Ted White: „Geburt eines Phönix“

Joel McIver – Justice For All – Die Wahrheit über Metallica

Über den Status, den METALLICA im Laufe ihrer nunmehr fast zweieinhalb Dekaden andauernden Geschichte im Metal-Business eingenommen haben, braucht man wohl kaum noch Worte zu verlieren. Nach wie vor ist das dänisch-amerikanische Quartett eines der wichtigsten, kontroversesten und meist diskutierten Themen in der gesamten Szene, was nicht nur an musikalischen Neuorientierungen und damit unzufrieden erscheinenden Fans festzumachen ist, sondern vor allem an der Art und Weise, wie die Mitglieder von METALLICA auf all diese Reaktionen und streckenweise auch Anfeindungen seitens der Presse offenbar ziemlich emotionslos reagieren.

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Hillerman, Tony – Labyrinth der Geister, Das

„Das Labyrinth der Geister“ ist bereits 1978 unter dem Originaltitel „Listening Woman“ erschienen und war der insgesamt dritte Kurzroman von Anthony C. Hillerman. In Deutschland wurde das Buch allerdings erst elf Jahre später zum ersten Mal aufgelegt, nämlich 1989 im |Rowohlt|-Verlag. In diesem Jahr folgt nun eine Neuauflage dieses Titels, der für mich auch die erste Begegnung mit dem Autor darstellte.

_Der Autor_

Tony Hillerman wurde 1925 als Farmerssohn in Sacred Heart, Oklahoma, geboren und besuchte als Tagesschüler acht Jahre lang ein Internat für Indianer. Hier entwickelten sich auch erste Themenschwerpunkte für seine späteren Romane. Neben seinen Tätigkeiten als Journalist und Dozent an der University of New Mexico begann er Ende der Sechziger Kriminalromane zu schreiben. Für seine Ethno-Thriller um die Navajo-Cops Jim Chee und Joe Leaphorn wurden ihm unter anderem der |Edgar Allen Poe Award| und der |Grandmaster Award| der |Mystery Writers of America| verliehen sowie der |Center for the American Indian’s Friend Award| und der |Navajo Tribe’s Special Friend Award|. Hillermans Romane wurden in 17 Sprachen übersetzt. Der sechsfache Vater lebt mit seiner Frau in Albuquerque, New Mexico. Eine Übersicht seiner Romane kann man [hier]http://www.rororo.de finden.

_Inhalt_

Der Navajo-Indianer Hosteen Tso ahnt Schlimmes; sein Gefühl sagt ihm, dass etwas Schreckliches geschehen wird. Daher fragt er Magaret Cigaret, besser bekannt als „Listening Woman“ (eine weise Frau, die die Stimmen der Götter und Geister hören und verstehen kann), um Rat. Doch ihre Hilfe nutzt Tso nicht mehr viel – kurze Zeit später wird der alte Mann zusammen mit der jungen Anna Atcitty tot aufgefunden, brutal erschlagen und von unbekannten Tätern ermordet.

Ein halbes Jahr lang wird der Fall bearbeitet, jedoch kann die lokale Polizeistation keine Fortschritte machen. Joe Leaphorn, seines Zeichens Lieutenant bei den örtlichen Cops, interessiert sich für den Fall und lässt dabei seine eigentliche Aufgabe, sich bei einem Pfadfindercamp als Sicherheitskraft zu engagieren, fallen. In diesem Entschluss wird er noch bestärkt, als er von einem zuvor angehaltenen Raser angefahren wird und dieser nachfolgend nicht mehr ausfindig zu machen ist.

Leaphorn möchte dem Sträfling auf die Schliche kommen und wird so auch immer wieder mit dem Mord an Tso konfrontiert, denn der geflüchtete Raser muss irgendwo in der Nähe von Hosteens Hogan untergetaucht sein.

Doch dies sind nicht die einzigen mysteriösen Vorfälle im Gebiet der Navajos. Seit einigen Monaten wird ein Hubschrauber vermisst, der Zeugenaussagen zufolge sogar im Lake Powell versunken sein soll, dort aber nie entdeckt werden konnte. Außerdem tauchen nach und nach Personen auf, die in irgendeiner Weise mehr zu wissen scheinen, als sie eigentlich preisgeben. Darunter befindet sich neben der leicht hysterischen Theodora Adams auch der mittlerweihe zum Priester ausgerufene Sohn Tsos, Benjamin Tso, dessen Rückkehr ebenfalls unter unerklärlichen Umständen vor sich ging.

Was haben all diese Leute mit dem Mord am Navajo-Weisen zu tun? Welche Rolle spielt der untergetauchte Raser, der eine Brille mit breitem Goldrand trägt? Was weiß „Listening Woman“ Magaret Cigaret wirklich? Und in welchem Zusammenhang stehen diese Vorfälle mit dem Verschwinden des Hubschraubers? Joe Leaphorn macht sich auf einen langen Weg in die Tiefen der Canyons, um Antworten auf diese Fragen zu finden, erkennt jedoch viel zu spät, in welche Gefahr er sich da begeben hat …

_Betrachtungen_

Eines bleibt direkt mal festzuhalten: Von der gesamten Erzählweise her ist „Das Labyrinth der Geister“ wirklich einzigartig. Hillerman verschafft uns Einblicke in eine ganz andere Welt, in für uns schwer zu verstehende Bräuche und Traditionen, in eine Welt, in der Liebe und Hass oft miteinander einhergehen – und in eine Welt, die vor aktuellen Problemen und dem Verbrechen nicht geschützt ist.

Dabei gefällt Hillermans einfacher und doch aussagekräftiger Schreibstil von Anfang an. Jedoch braucht man schon ein paar Seiten, bis man sich mit den ersten Fakten so richtig vertraut machen kann. Der Autor beginnt seine Erzählung nämlich direkt mitten im Geschehen, erspart sich also eine Vorstellung der Charaktere und eine dementsprechende Einleitung voll und ganz. Dies geschieht indes im weiteren Verlauf, und genau dies erschwert manchmal auch den Zugang zur Geschichte. Das eigentliche, dann aber auch einzige Problem ist, dass wichtige Charaktere, die quasi die Handlung prägen und schlussendlich auch entscheiden, erst sehr spät ins Geschehen eingreifen, wohingegen manche anfänglichen Dialoge rückblickend betrachtet vollkommen unwichtig erscheinen. So kommt Hillerman gerade zur Mitte hin ein wenig ins Schwanken, denn auf einmal stehen völlig neue Handlungsträger im Mittelpunkt, und sie alle plus die Zusammenhänge mit gewisssen Vorfällen werden auf engem Raum vorgestellt. Hier hätte Hillerman sich besser mehr Zeit, sprich mehr Seiten gegönnt, denn es wirkt zwischendurch schon einmal ein wenig hektisch.

Die Idee an sich, die Charaktere nach und nach vorzustellen, finde ich hingegen gar nicht schlecht, und es stellt sich für den spannungsvollen Verlauf im Endeffekt sogar als wertvoll heraus, genau so vorzugehen, nur hätte ein wenig Ausschmückung der Sache gut getan.
Davon abgesehen ist „Das Labyrinth der Geister“ ein echter Glücksfall von einem Griff ins Buchregal. Die Story nimmt wirklich sehr breit gefächerte Ausmaße an, von denen man selbst nach hundert Seiten noch nicht viel erahnen könnte. Hier spielen so viele Einzelheiten und Vertrickungen zusammen, dass man die komplexe Handlung erst nach und nach versteht, doch Hillerman gelingt es durch seine wirklich spannende Erzählweise, den Hörer bei der Stange zu halten, so dass man die Hände einfach nicht von diesem Buch lassen kann. Besonders zum Ende hin, als sich die Sache dann aufklärt (?) – ich will nicht zu viel verraten – kommt man gar nicht mehr vom „Labyrinth der Geister“ los und liest die letzten hundert Seiten mit absoluter Hingabe.

Lediglich die Tatsache, dass Hillerman in seinen Beschreibungen ab und zu ein wenig zu übertreiben gedenkt und manchmal einfach zu viele Zufälle gleichzeitig auftreten, wirkt seltsam, fällt aber auch nicht wirklich negativ ins Gewicht. Stattdessen überwiegt der Eindruck, eine sehr gut durchdachte, erst zum Ende voll überschaubare und einfach mitreißende Geschichte gelesen zu haben, die man sich zum Taschenbuch-Preis von knapp neun €uronen ruhigen Gewissens zulegen darf. Ich jedenfalls habe in Sachen Krimi selten eine so gute Geschichte aufgesogen.

Wallace, Edgar / Gruppe, Marc – indische Tuch, Das (Krimi-Klassiker 1)

Mit „Das indische Tuch“ beginnt eine Hörspielreihe von Titania Medien, die unter dem Titel „Krimi Klassiker“ mehrere Geschichten des britischen Krimialromans aufbietet. Neben einzelnen Erzählungen des berühmten Sherlock Holmes kommt auch Krimi-Legende Edgar Wallace im Laufe dieser Serie zu Hörspiel-Ehren, wobei die erste Episode, „Das indische Tuch“, sich gleich mit einer Geschichte jenes berühmten Schriftstellers befasst.
|Titania Medien| bzw. Drehbuchautor und Regisseur Marc Gruppe haben eigens für die Realisierung dieses Projekts bekannte Synchronsprecher verpflichtet, die ihren Job bei diesem ersten Teil überragend lösen. Hier eine kurze Auflistung der vertrenenen Schauspieler (in Klammern die Namen der ansonsten synchornisierten SchauspielerInnen):

Lord Willie Lebanon – Daniel Werner
Lady Lebanon – Dagmar von Kurmin
Isla Crane – Manja Doering (Natalie Portman)
Dr. Amersham – Christian Rode (Christopher Lee)
Gilder – Jürg Löw
John Tilling – Gero Wachholz
Joan Tilling – Dörte Lyssewski (Cate Blanchett)
Studd – Jens Hajek

_Story:_

Auf dem düsteren Schloss Marks Priory ist die Atmosphäre unter den dort lebenden Leuten hundsmiserabel. Jeder wettert gegen jeden, einzelne Bündnisse werden geschlossen, um die Gegner gegen einander auszuspielen und im Endeffekt traut man selbst seinen Nächsten nicht. Im Kreuzfeuer der Kritik steht dabei der fiese Dr. Amersham, Leibarzt der Adelsfamilie Lebanon, der vom Lord nicht mehr erwünscht wird, jedoch von Lady Lebanon weiter geduldet wird. Ähnlich verhält es sich mit dem Chauffeur Studd, den Amersham als einen Spion bezeichnet und gegen den er daher auch Intrigen spinnt, die zur Entlassung Studds führen.

Als Studd sich bei seiner Entlassung ein letztes negatives Wort über Amersham äußert, zieht er den Zorn des Arztes auf sich. Kurze Zeit später wird Studd dann im Park tot aufgefunden; in seiner Nähe befindet sich ein indisches Halstuch, mit dem der ehemalige Chauffeur erdrosselt wurde. Auch wenn der Hauptverdacht auf Amersham fällt, so hat im Endeffekt jeder ein Tatmotiv.

Nach und nach finden die Officers von Scotland Yard unter der Leitung von Chief Inspector Tanner und Detective Seargent Totty heraus, wie die Bewohner und Angestellten zueinander stehen, und bestimmen nach Überprüfung sämtlicher Alibis und Tatmotive einen Hauptverdächtigen. Doch just in dem Moment, in dem Totty diesen festnehmen möchte, wird dieser ebenfalls tot aufgefunden.

Die beiden Polizeibeamten klären infolgedessen auf, welche Details ihnen bisher von den Leuten auf Marks Priory verschwiegen wurden, und kommen dem rätselhaften Mordkomplott Schritt für Schritt auf die Spur. Doch inzwischen geschehen weitere merkwürdige Dinge auf dem düsteren Schloss …

Das Hörspiel zu „Das indische Tuch“ hat im Jahre 2003 verschiedene Kritikerpreise gewonnen, unter anderem für das beste Einzelhörspiel, die beste Sprecherin (Dagmar von Kurmin) und die beste Musik (hier begleitend eingefügt von Manuel Rösler). All diese Preise sind meiner Meinung nach auch vollkommen gerechtfertigt und basieren vor allem auf der fabelhaften Leistung der beteiligten Sprecher. Die Emotionen der Betroffenen werden ausgezeichnet übertragen, die Geschichte wird überaus spannend erzählt und die musikalische Untermalung unterstreicht die mystische Atmosphäre immer wieder aufs Neue.

Dabei bietet die Geschichte ähnlich wie die Story bei [„Die blaue Hand“ 1266 wiederum sehr viele Verstrickungen, einen komplexen Handlungsstrang und einige unerwartete Wendungen. Lediglich zu Beginn schreitet die Story ein wenig schleppend voran, weil die Einführung der Hauptdarsteller ein wenig in die Länge gezogen wird. Andererseits scheint dies dann aber auch wieder nötig zu sein, um den zunächst ermordeten Chauffeur Studd und seine Beziehung zu den Angestellten auf Marks Priory vorzustellen. So richtig spannend wird die Geschichte jedoch erst nach dem ersten Mord, denn von dort an wird es zunächst richtig kompliziert. Neue Protagonisten kommen ins Bild, Alibis werden aufgebaut, kurze Zeit später aber auch wieder widerlegt, der Haupttatverdächtige wechselt alle paar Minuten und in dem Moment, in dem man sich sicher ist, den Richtigen identifiziert zu haben, wird man durch eine Umkehrung der Ereignisse wieder auf eine andere Fährte gelockt.

„Das indische Tuch“ bietet erstklassige Krimi-Unterhaltung mit exzellenten Sprechern und einer Top-Geschichte bester britischer Machart. Nicht nur Nostalgiker, sondern auch Neueinsteiger finden hier wirklich schmackhafte Genre-Kost, die man sich auch gerne mehrfach anhört. Im Doppelpack sind die beiden Geschichten von Edgar Wallace im Zuge der Serie „Krimi Klassiker“ ein echtes, abendfüllendes Erlebnis. Kann ich daher nur uneingeschränkt weiterempfehlen!

Wallace, Edgar / Gruppe. Marc – blaue Hand, Die (Krimi-Klassiker 3)

Auch beim dritten Teil der Krimi-Klassiker aus dem |Titania Medien|-Verlag handelt es sich um eine klassische Erzählung, hier nach einer Vorlage von Edgar Wallace. Dieses Mal wird die Geschichte „Die blaue Hand“ erzählt, und das in einer Besetzung, die einem als Liebhaber des Hörspiels das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen sollte. Nachfolgend ein Überblick über die teilnehmenden Rollen bzw. ihre Sprecher (in Klammern der Name der ansonsten verkörperten Synchronstimme):

_Jane Groat_ – Dagmar von Kurmin
_Digby Groat_ – Torsten Michaelis (Wesley Snipes)
_Septimus Salter_ – Heinz Ostermann
_Jim Steele_ – David Nathan (Johnny Depp)
_Eunice Weldon_ – Heide Jablonka
_Mrs. Fane_ – Gisela Fritsch (Susan Sarandon)
_Madge Benson_ – Evelyn Maron (Kim Basinger)
_Jackson_ – Charles Rettinghaus (Jean-Claude van Damme)
_Mary Weatherwale_ – Regina Lemnitz (Kathy Bates)
_Tom_ – Detlef Bierstedt (George Clooney)
_Postbote_ – Lothar Didjurgis
_Portier_ – Joachim Tennstedt (John Malkovich)

Wie man unschwer erkennen kann, ist dieser 70-minütige Krimi also bestens besetzt, und dementsprechend ist auch die Qualität der Erzählungen sehr hoch einzustufen. Vor allem David Nathan in der Hauptrolle des Anwalts Jim Stelle weiß zu überzeugen, aber dazu mehr nach dem Überblick über die eigentliche Geschichte.

_Story:_

Nachdem ein Millionenerbe entsprechend den Regeln des Testaments 20 Jahre ruhen musste, soll es nun nach dem Ablauf dieser Zeit in den Besitz der Groats, der einzigen Verwandten der verstorbenen Familie Danton, übergehen. Der engagierte Anwalt Jim Steele beschäftigt sich gerade mit dem Fall und stellt erste Ermittlungen an, denn ihm persönlich ist die Familie Groat, vor allem der junge Digby, nicht ganz geheuer. Gleichermaßen bandelt Steele gerade mit der jungen Eunice Weldon an, muss aber entsetzt feststellen, dass diese demnächst im Hause der Groats als Sekretärin eingestellt werden wird.

Schon in der ersten Nacht spielen sich merkwürdige Dinge im Hause Groat ab; jemand ist in Eunices Zimmer eingedrungen und hat eine geheimnisvolle Warnung hinterlassen: „Jemand, der dich liebt, bittet dich dringend, dieses Haus so schnell als möglich zu verlassen!“ Außerdem bleiben mehrere blaue Abdrücke einer Damenhand zurück.

Eunice ist die Sache nicht geheuer, doch trotzdem setzt sie ihre Arbeit bei der mysteriösen Familie fort. Steele indes untersucht auch die Vergangenheit von Mrs. Weldon genauer und stellt dabei fest, dass Eunice im selben Alter wie die einst verschollene Dorothy Danton sein muss. Jedoch gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass Zusammenhänge zwischen der Vermissten und der geliebten Sekretärin bestehen. Eines Tages jedoch bringt Steele diesbezüglich Licht ins Dunkle; er stellt fest, dass das Verhältnis zwischen Digby und seiner Mutter gar nicht so gut ist, wie es nach außen hin scheint, freundet sich mit der Wittwe Groat an und erfährt dabei auch wichtige Details über die Vergangenheit. Von nun an gilt es für Jim Steele zu verhindern, dass das Millionenerbe in die falschen Hände gerät …

Die Geschichte um die blaue Hand ist in ihrer Struktur gewohnt komplex und mit vielen Details gespickt. Oder um es kurz zu sagen: der typische Edgar-Wallace-Stoff. Spannung ist jedenfalls im gesamten Verlauf geboten, selbst in dem Moment, wo man glaubt, dass die eigentliche Geschichte schon aufgelöst ist – und genau diese Eigenart besitzen nur die ganz guten Krimis aus der alten britischen Schule. Wallace wählt die Charaktere dabei nach den üblichen Kriterien aus; ein hoffnungslos verliebter junger Mann, eine Dame, die sich der Gefahr, in der sie schwebt, nicht bewusst ist, und auf der anderen Seite ein kompromisloser Schurken, der zusammen mit seinem Handlanger seine gemeinen Pläne durchsetzen möchte, selbst wenn er dabei über Leichen gehen muss.

Die komplexen Verflechtungen lösen sich dabei im Laufe des Hörspiels auf, jedoch kann man anfangs keinesfalls vorausahnen, in welche Richtung sich die Erzählung entwickeln wird. So sind vor allem die Rollen der Eunice Weldon und die der Jane Groat unklar. Weiterhin stellt sich die Frage, zu wem der Butler der Familie schließlich halten wird. Oder aber welche Motivation Jim Steele abgesehen von seinen Gefühlen für die junge Mrs. Weldon beim Ermitteln im Falle Danton antreiben.

Marc Gruppe, der Mann hinter diesem Drehbuch, hat die Rollen sehr gut verteilt und sich hierfür prominente und überaus talentierte Synhcronsprecher ins Haus geholt, die allesamt einen fabelhaften Job erledigen. Das gilt für den fabelhaft und heimtückisch auftretenden David Nathan alias Jim Steele ebenso wie für die undurchschaubare Jane Groat, der Dagmar von Kurvin ihre Stimme leiht.
Im Krimisektor ist dieses Hörspiel daher definitiv eines der besten seiner Machart und macht nach der recht kurzen Spielzeit von 70 Minuten Lust auf einen weiteren Durchlauf. Eine Seltenheit in diesem Genre, aber gerade dieser Fakt macht „Die blaue Hand“ auch für diejenigen interessant, die mit Hörspielen bzw. Krimis im Normalfall nicht so viel anfangen können. In diesem Fall wird die Kombination aus erstklassig agierenden Sprechern, einer spannungsgeladenen und gut ausgeschmückten Story und natürlich der Tatsache, dass die Legende Edgar Wallace hierzu die Vorlage geliefert hat, jedenfalls zu einem echten Glücksfall.

Agatha Christie – Die blaue Geranie

Beim Hörverlag sind in letzter Zeit diverse Lesungen von Agatha-Christie-Romanen als Hörbuch erschienen, und jedes dieser Hörbücher erstreckt sich über die Spielzeit von 3 CDs bzw. ungefähr 170 Minuten. Im Rahmen dieser Serie sind unter anderem Klassiker wie „16 Uhr 50 ab Paddington“, „Mord im Orientexpress“ oder „Die Morde des Herrn ABC“ erschienen, Meisterleistungen und Klassiker der Krimi-Geschichte. Das mir vorliegende Hörbuch zu „Die blaue Geranie“ mit gerade mal knappen vierzig Minuten Spielzeit fällt da in der Konzeption etwas aus dem Rahmen, sowohl, was die Aufmachung, aber auch die Güteklasse der Story an sich und die Umsetzung als Lesung angeht. Die hektische Erzählweise und die über weite Strecken fehlende Spannung, welche man ja sonst aus den Erzählungen der legendären Krimi-Autorin gewohnt ist, überraschen nämlich durchaus unangenehm. Dabei könnten die Rahmenbedingungen kaum besser sein; mit der deutschen Stimme des Gandalf aus den „Herr der Ringe“-Filmen, Achim Höppner, hat man einen sehr guten Sprecher für diese Geschichte finden können und die Story an sich gibt in den Grundzügen auch einiges her; doch das Resultat gehört einerseits sicherlich zu den schwächeren Arbeiten der Krimikönigin und wird zudem durch die Umsetzung der Lesung selbst noch geschmälert.

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Carver, Caroline – Dead Heat

Nach einem zehnjährigen und recht wilden Aufenthalt in Australien war Caroline Carver 1991 in ihre Heimat London zurückgekehrt, wo sie sich fortan als Schriftstellerin betätigte. Ihr unkonventionelles Leben in den Outbacks hat ihr seither als Inspiration gedient und wurde dementsprechend auch schon in verschiedenen Romanen thematisiert, unter anderem in „Wettlauf im Outback“, einem preisgekrönten Bestseller aus dem Jahre 2001. Mehr über die Autorin – und da gibt es einiges Ungewöhnliches – erfährt man auf ihrer [Homepage.]http://www.carolinecarver.com

„Dead Heat“ ist nun der neueste Abenteuer-Thriller aus der Feder von Caroline Carver, und wiederum ist es der Autorin gelungen, eine äußerst mitreißende Geschichte aus ihrer Wahlheimat zu verfassen, bei der es um den gnadenlosen Wettlauf um Leben und Tod geht.

Georgia Parish ist eine alleinstehende Frau, die im tropischen Norden Australiens in Nulgarra aufgewachsen und von dort aus nach Sydney übergesiedelt ist. Diesen Umzug hat sie auch nie wirklich bereut, weil sie sich in dem kleinen Kaff nie richtig wohlgefühlt hat. Trotzdem muss sie eines Tages gezwungenermaßen nach Nulgarra zurückkehren, um der Beisetzung ihres Großvaters beizuwohnen. Auf der Rückreise von dort ereignen sich allerlei unvorstellbare Dinge. Ihr Flugzeug stürzt mitten im Dschungel ab, und schon bald stellt Georgia fest, dass es sich hierbei um einen Sabotage-Akt handelte.

Die beiden übrigen Insassen des Flugzeugs, Lee Durham und die junge Chinesin Suzie Wilson, kommen bei dem tragischen Absturz des Sportflugzeugs nicht so glimpflich davon. Durham überlebt mit schweren Verletzungen, während für die Asiatin jegliche Hilfe zu spät kommt. Jedoch kann sie Georgia noch einen Beutel anvertrauen, der für ihren Bruder bestimmt ist, aber auf keinen Fall von einer anderen Person geöffnet werden darf.

Wie sich schnell herausstellt, ist gerade dieser Beutel auch die Ursache für den sabotierten Flug. Auf dem Rückweg zum Ursprungsort wird Georgia nämlich verfolgt und schließlich von einer chinesischen Gangsterbande gefangen genommen und gefoltert. Das Ziel der Bande: der mysteriöse Beutel. Langsam durchschaut Georgia die wirren Ereignisse der letzten Tage und sucht Hilfe auf. Daraufhin verschwindet der seltsame Mister Durham plötzlich. Welche Rolle er spielt, warum die Polizei darauf brennt, mit ihm in Kontakt zu kommen und was sich schließlich in dem begehrten Beutel befindet, soll noch nicht verraten werden, da ansonsten wichtige Eckpunkte der Handlung preisgegeben würden. Ist man aber erst einmal beim spannenden Verfolgungsrennen zwischen Georgia, der chinesischen Bande und dem verschwiegenen Flugzeuginsassen angelangt, wird es den Leser ungebremst danach gelüsten, dem Verlauf der Ereignisse zu folgen und die Hintergründe aufzudecken.

Was damit gesagt werden soll, dürfte klar sein: „Dead Heat“ ist ein unheimlich spannender Thriller mit viel Action, tollen Landschaftsbeschreibungen und erstklassig entwickelten Charakteren. Caroline Carver hat dabei ganz besonders die Rolle des Lee Durham stark gestaltet, der bis zuletzt ein unbeschriebenes Blatt bleibt. Dementgegen ist die eigentliche Protagonistin etwas eigentümlich dargestellt. Einerseits wird sie als schüchterne, trottelige und zurückhaltende Frau präsentiert, kurze Zeit später, als die Action in Fahrt kommt, wird sie plötzlich zur konzentriert handelnden, überlegt agierenden Pseudo-Agentin. Sympathisch ist sie uns dennoch, auch wenn so mancher logischer Schluss hier ad absurdum geführt wird. Schlussendlich interessiert den Leser die Logik im Detail am Ende auch nicht mehr so sehr, denn worum es bei diesem Buch geht, ist die Spannung, und die ist wirklich bis zur allerletzten Seite gegeben.

Krimi- und Thriller-Fans sollten also zweifelsohne auf ihre Kosten gekommen, zumal das Buch stilistisch gut und leicht verständlich geraten ist und zu keiner Phase irgendwelche gekünstelten Längen enthält. Ich persönlich habe mich jedenfalls als Begleiter der vierzehntägigen Abenteuerreise durch die australische Wildnis erstklassig unterhalten gefühlt.

Ludlum, Robert / Lynds, Gayle – Paris-Option, Die

Robert Ludlum sollte in Expertenkreisen eigentlich ein sehr bekannter Name sein, hat der Schriftsteller doch zu Lebzeiten die Ideen zu 27 Romanen gegeben und so die beeindruckende Anzahl von 210 Millionen verkauften Büchern erreichen können. Solche Absatzzahlen erreicht man schließlich nicht mir irgendwelchen Groschenromanen (hoffe ich zumindest).

Unter Ludlums Werken befinden sich unter anderem die Geschichten um den Profikiller Jason Bourne, der ja unlängst in Streifen wie „Die Bourne-Verschwörung“ und „Die Bourne-Identität“ zu Kinoehren gekommen ist. Weiterhin zu dieser Serie gehören übrigens auch der dritte Teil, „Das Bourne-Ultimatum“ und ein neuer Band von 2004, „The Bourne Legacy“, verfasst von Eric Van Lustbader nach Vorgaben von Ludlum.

30 Jahre lange widmete sich Ludlum seiner Karriere als Buchautor, nachdem er 1971 mit „Das Scarletti-Erbe“ sein Erstlingswerk abgeliefert hatte. Im März 2001 verstarb Robert Ludlum schließlich im Alter von 73 Jahren und hinterließ weitere Ideen zu spannenden Thrillern, die im Folgenden noch nachbearbeitet wurden, unter anderem von Gayle Lynds, der auch für die Bearbeitung der aktuellen Veröffentlichung „Die Paris-Option“ verantwortlich ist.

Dementsprechend war ich auch gespannt auf den Inhalt dieses vorerst letzten Romans, einem 600-Seiten-Thriller mit durchaus aktuellem Hintergrund, der ein Jahr nach Ludlums Tod weiterbearbeitet wurde – doch genau diese (vor allem stilistische) Überarbeitung könnte dem Buch schließlich auch zum großen Nachteil gereicht haben. Wie sich nämlich schon sehr schnell, eigentlich schon nach der ersten Lesestunde, herausstellt, ist „Die Paris-Option“ (übrigens der dritte Teil der so genannten Covert-One-Serie) nur eine recht mäßige Lektüre, die zudem inhaltlich mächtig aufgeblasen und unnötig ausgeschmückt scheint. Zusätzlich hält sich Ludlum bzw. Lynds mit übertriebenen Beschreibungen nicht zurück; wenn die Supermacht USA wirklich so toll wäre und alle Frauen Lynds‘ Körperschema erfüllten, dann wäre die Welt nämlich perfekt. Aber kommen wir erst einmal zum Inhalt, um den genauen Sachverhalt darstellen zu können:

Eine Bombenexplosion im berühmten Pariser Pasteur-Institut wird zum Schicksalsschlag für den berühmten Wissenschaftler Emile Chambord, der diesem Anschlag zum Opfer fällt. Chambord arbeitete gerade an der Entwicklung eines DNA-Computers und schien mit dieser Tätigkeit schon sehr weit fortgeschritten; sein tragischer Tod jedoch machte diesen wichtigen Forschungsschritt zunichte und zerstörte auch noch sämtliche wichtigen Unterlagen.

Doch auch weiterhin spielen sich im direkten Umfeld seltsame Dinge ab. Urplötzlich verschwinden amerikanische Kampfjets vom Radarschirm, und kurze Zeit später scheint sich zwischen diesen beiden konträren Gegebenheiten ein Zusammenhang zu entwickeln.

Covert-One-Agent Jon Smith fliegt höchstpersönlich nach Paris, um die Verbindung zwischen dem Anschlag auf das Labor des Wissenschaftlers und den Drahtziehern, die den Weltfrieden bedrohen, zu analysieren und ihnen auf die Schliche zu kommen.

Eigentlich ist die Sache schon nach kurzer Zeit klar, denn bevor Lynds im Buch den nächsten Schritt beschreibt, ist der Leser ihm in Gedanken schon wieder ein ganzes Stück voraus. Vorhersehbarkeit ist daher auch das größte Manko dieser partiell einigermaßen spannenden Geschichte. Doch auch die eben angesprochene Schwäche, dass wirklich jede kleine Maus in aller Ausführlichkeit beschrieben wird und Lynds zeitweise den Blick fürs Wesentliche verliert, schmälert die Spannung erheblich.

Was mich an „Die Paris-Option“ aber am meisten nervt, ist dieser unterschwellige politische Hintergrund. Die Weltpolizei USA wird mal wieder als der Retter des Weltfriedens angepriesen, während die übrigen Staaten nicht in der Lage sind, ihre internen Probleme zu lösen; eine Tatsache, die sich grundlegend in vielen Ludlum-Romane abspielte, hier aber überhand nimmt. Zwar wird das Böse dieses Mal von einer anderen Macht verkörpert als man das gewohnt ist, aber dieses recht dämliche Gut-gegen-Böse-Gehabe, welches sich durch den gesamten Roman zieht, wirkt auf mich vollkommen überladen.

Dasselbe gilt im Prinzip auch für die klischeehafte Darstellung des Hauptdarstellers. Jon Smith ist ein Superheld, wie er im Buche steht – im Comic-Buch. Insbesondere hier neigt Lynds zur vollkommenen Übertreibung und verliert den Boden unter den Füßen.

Schade ist dies alles, weil die Grundzüge der Story eigentlich sehr gut sind, in ihrer hier vorliegenden Darstellung aber nie echte Spannung aufkommen lassen. Hätte Lynds/Ludlum die Sache von einer anderen Seite aus angepackt, sämtliche Klischees außen vor gelassen und zudem dafür gesorgt, dass der Leser nicht bereits recht früh erahnen kann, wie die Geschichte um den Covert-One-Agenten ausgehen wird, hätte man nämlich an dieser Stelle höchstwahrscheinlich nur wenig Anlass zum Meckern gehabt. So hat Lynds nämlich im Endeffekt nicht nur seinem eigenen Ruf als Autor geschadet, sondern auch dem Namen des verstorbenen Ideengebers – den ich hier nachfolgend aber noch einmal als Ausnahmeautor hochhalten möchte.

Mehr über Robert Ludlum erfährt man unter http://www.ludlumbooks.com.

http://www.heyne.de

Taylor, G. P. – Schattenbeschwörer, Der

Eigentlich ist es sehr schade, dass nur die wenigsten Fantasy-Epen es auch schaffen, als auditives Erlebnis vermarktet zu werden, soll heißen: Hörbücher gibt es zwar schon einige, aber für meinen Geschmack viel zu wenige in diesem Genre. Dabei gibt es in dieser Sparte eine Menge empfehlenswerten Materials, auch wenn man selbst im Bereich der Audiobooks wirklich jeden neuen Release mit dem „Herr der Ringe“ messen lassen muss.
Eine etwas modernere Variante ist nun mit dem vierteiligen CD-Hörbuch „Der Schattenbeschwörer“ gelungen, welches basierend auf der Vorlage von G. P. Taylor die Geschichte des jungen Thomas erzählt, der sich gegen die Mächte der Finsternis behaupten muss und dabei auf allerhand Widerstand trifft.

Seit der dreizehnjährige Waise Thomas denken kann, leben er und die anderen Bewohner des kleinen Dorfes Thorpe unter dem Einfluss des düsteren Pfarrers Demural. Demural, Vikar von Thorpe, kontrolliert den Ort mit eiserner Hand und versucht in seinem Größenwahnsinn durch die Beschwörung dunkler Mächte seine Macht auszudehnen.
Zunächst scheint sich ihm niemand in den Weg stellen zu wollen, bis Thomas den geheimnisvollen Fremden Raphah trifft. Gemeinsam mit ihrer Freundin Kate lassen sie sich auf Gefahren ein, welche weit über ihre Vorstellungskraft hinausgehen.
Ein Kampf gegen finstere Mächte und Dämonen beginnt, der den drei Freunden beinahe zum Verhängnis wird. In dem Moment, in dem die Situation dann zu eskalieren droht und keine Hoffnung mehr zu erwarten ist, bekommen Thomas und seine Gefährten unerwartete Hilfe.

Die Handlung der Geschichte ist eigentlich sehr gut und auch sehr interessant gestaltet, was ich vor allem daran festmache, dass hier einige Rollen vertauscht werden, die in der Realität sicher nicht so aussehen, aber dazu beitragen, dass die Erzählung nicht vorhersehbar wird und die Spannung über die gesamte Zeit erhalten bleibt. So übernimmt zum Beispiel ein Pirat die Rolle des Verteidigers der Guten, während der heilige Priester von Thorpe wider seine Aufgabe die Macht an sich reißt und sein Volk unterwirft. Außerdem treten viele religiöse Themen in den Vordergrund, wobei ich jedoch nicht auf einen Bezug zu aktuellen soziokulturellen Kritikpunkten schließen möchte, auch wenn der Machtmissbrauch des fanatischen Priesters ein zentrales Thema der Geschichte ist.

Für Anhänger von Magie innerhalb des Fantasy-Bereiches wird auch hier eine Menge geboten, denn an manchen Stellen hagelt es nur so Zaubersprüche, aber das war bei einem solchen Titel auch zu erwarten. Insgesamt ist so eine sehr ausgewogene Mischung aus abenteuerlichen Grundstrukturen, religiösem Fanatismus und phantastischem Traumdenken kombiniert worden, welche im Rahmen der Fantasy-Literatur alle wichtigen Gesichtspunkte erfüllt, um als Story empfohlen werden zu können.

Leider hat man sich auf der Hörbuchversion von „Der Schattenbeschwörer“ nicht genügend Zeit gelassen, um die Sache noch ausführlicher auszuschmücken, denn an manchen Stellen wirkt das Ganze doch sehr hektisch, bzw. zu viele Inhalte werden in einen viel zu kurzen Zeitrahmen gepackt, was im Endeffekt sicher schade ist, denn die Story an sich hat einiges an interessantem Inhalt zu bieten. Da ich den Vergleich zur Romanvorlage (|Arena|, Februar 2004) mangels Unterlagen nicht bemühen kann, möchte ich mir auch kein Urteil über diese und die auditive Umsetzung erlauben, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass Taylor Stoff für mehr als diese 305 Minuten aus der Geschichte herausgeholt hat (immerhin 400 Seiten umfasst die gebundene Ausgabe).

Dafür fällt aber der Erzähler Wolfgang Rüter wiederum sehr positiv auf, der von Anfang an die Geschichte mitlebt und die Intrigen, Konflikte und Abenteuererzählungen mit vollem Herzblut interpretiert. Das wertet „Der Schattenbeschwörer“ wieder ungemein auf, auch wenn die relaxte Stimmung so mancher anderer Hörbuchumsetzungen dem hier Gebotenen abgeht. Trotzdem: Fans düsterer Fantasy-Literatur, und dabei vor allem die jüngere Generation – „Der Schattenbeschwörer“ ist nicht nur wegen des jungen Hauptdarstellers, sondern auch wegen der einfachen und leicht verständlichen Erzählweise ganz klar auf den jungen Leser eingestellt – dürfte aber schnell Gefallen an der Geschichte um Thomas, Kate und Demural finden. Ich für meinen Teil muss jedenfalls ganz klar sagen, dass ich mich in den fünf Stunden des Hörspiels prima unterhalten gefühlt habe.

Hearn, Lian – Schwert in der Stille, Das (Der Clan der Otori – Band 1)

Bisher hatte der junge Tomasu noch keine Vorstellung davon, was Menschen einander antun können – bis zu dem Tag, als die Reiter vom Tohanclan sein Dorf dem Erdboden gleichmachen, alle Menschen töten und auch seine Familie nicht verschonen. Von diesem Tag an nimmt das Leben des 15-Jährigen eine dramatische Wendung – Auf der Flucht vor den Mitgliedern des Tohanclans, denen er in jener schrecklichen Nacht noch begegnet ist, trifft er auf Lord Shigeru Otori, den Anführer der Otori, der sich seiner annimmt. Als Dank dafür, dass Shigeru ihm das Leben gerettet hat, legt Tomasu sein Schicksal vollständig in die Hände des Clans und entdeckt mit dem Leben im Schloss des Lords eine völlig neue Sichtweise auf die Dinge. Aus dem schlauen Jüngling Tomasu wird der intelligente Takeo, ein junger Schüler, der unter seinen Lehrmeistern die Bräuche des Clans, die Malerei und die Kampfkunst erlernt und darüber hinaus Fähigkeiten entdeckt, von denen er bislang noch nichts wusste.

So erlernt Takeo die Fähigkeit, für eine kurze Zeit unsichtbar zu sein oder aber an zwei Stellen zur gleichen Zeit zu erscheinen, eine Methode, die ihm an mancher späteren Stelle noch als lebensnotwendig erscheinen soll. Gleichzeitig findet Takeo aber auch vieles über seine Vergangenheit und die Geschichte seiner Familie heraus und stellt dabei fest, dass er gar nicht so zufällig auf Lord Shigeru getroffen ist.

Zur gleichen Zeit aber wird an anderer Stelle das Schicksal der jungen Kaede erzählt, die von ihren Eltern als Geisel an die Kriegsherren abgegeben worden ist und dort bis aufs Äußerste verachtet wird. Nach einigen tödlichen Zwischenfällen sagt man ihr nach, dass ihre Anwesenheit den Tod bringe. Eines Tages ändert sich auch ihr Schicksal, denn um das Bündnis zwischen den beiden Clans zu beschließen, soll Kaede den Lord des Otori-Clans ehelichen. Gegen ihren Willen tritt sie die Reise an, lernt dabei ebenfalls den mittlerweile herangereiften Takeo kennen und verliebt sich in ihn. Auch Takeo ist von der jungen Dame angetan, darf sich aber aus Respekt nicht dementsprechend verhalten.

Mit der Zeit bekommt Takeo jedoch immer mehr zu spüren, was eigentlich hinter der Geschichte der einzelnen Clans steht, welchen Zweck er in dieser ganzen Sache erfüllt und welche politischen Intrigen und Lügen sich aus den ganzen Ränkespielen seines Lords ergeben. Schließlich gerät Takeo in eine Welt der Geheimnisse, der Lüge, aber vor allem der Rache.

Liebe und Rache, Treue und Verrat, Schönheit und Tod, um all jenes geht es im ersten Teil der Reihe um den Clan der Otori, und es ist schon sehr beeindruckend, wie die Oxford-Studentin Lian Hearn all diese Werte miteinander verknüpft, ohne dass dabei auch nur annähernd Verwirrung entsteht. Im Gegenteil, von der ersten Zeile an hat die Wahl-Australiern eine fesselnde, fiktive Geschichte entwickelt, die ganz klar an die japanischen Traditionen des Mittelalters angelehnt ist, in dieser Form aber indirekt auch an aktuelle Themen anknüpft. Sehr imponierend ist, wie detailliert sie die vielen Charaktere beschreibt, ihre Verhältnisse und Beziehungen zueinander erläutert, dabei aber überhaupt nicht ausschweifen muss. Schon sehr bald hat man sich so in die Welt der Otori und ganz besonders in den Körper des Takeo, der hier aus der Ich-Perspektive beschrieben wird, versetzt und verspürt den Drang, immer weiter in die verlogene Welt der Lords und ihrer Mitstreiter einzudringen.

Dabei schafft es Hearn immer wieder, den Leser aufs Neue mit plötzlichen Wendungen und Überraschungen zu konfrontieren; Spannung ist jedenfalls von Anfang an garantiert. Lediglich die Tatsache, dass die beiden Protagonisten Kaede und Tomasu alias Takeo eines Tages aufeinandertreffen, war vorhersehbar, macht die Geschichte aber nur noch interessanter, da sich hierdurch ganz neue Verknüpfungen und Spannungsmomente ergeben, die man dringend erforschen möchte.

Trotz ihrer einfachen Schreibweise – prinzipiell konzentriert sich Lian Hearn abgesehen von einzelnen Landschaftsbeschreibungen nur auf das Wesentliche – hat die Autorin so einen Roman erschaffen, der nicht nur fasziniert, sondern auch zum Nachdenken anregt. Und noch einmal muss ich erwähnen, wie toll Hearn die Figur des Takeo lebendig werden lässt; um dies erneut zu verdeutlichen: ein Junge, der sein ganzes Hab und Gut, seine Familie, seinen ganzen Besitz, ja seine ganze Welt verliert und dennoch die einzig sich bietende Chance ergreift, um ein neues sinnvolles Leben zu starten, in dem er zur Hauptfigur eines politischen Machtspiels wird. Ebenso gelungen ist es, wie die Schriftstellerin auf geheimnisvolle Weise von den Kriegen der Clans erzählt, vom mysteriösen ‚Stamm‘ berichtet und immer wieder Hinweise zu Takeos Vergangenheit ins Spiel bringt, diese aber erst einmal offen lässt – all das zeugt von ganz großer Klasse und macht dieses Buch zu einem dringenden Lesetipp. Ganz gleich, welche Art von Belletristik man privat bevorzugt, „Das Schwert der Stille“ enthält von allen Stilelementen ein wenig und legt sich so im Hinblick auf die Zielgruppe keine Beschränkungen auf. Ich denke, genau dass ist es, was die Arbeit einer hervorragenden Autorin auszeichnet.

|Empfohlen ab 14 Jahren
Peter Pan Prize 2004 (IBBY Schweden)
Deutscher Jugendliteraturpreis 2004 (Jugendjury)
„Die besten 7 Bücher für junge Leser“, Deutschlandfunk / FOCUS: September 2003|
Deutsche Webseite: http://www.otori.de

Barclay, James – Drachenschwur (Die Chroniken des Raben 2)

Der Rabe zieht weiter; formiert mit neuen Mitgliedern, neuen Magiern, neuen Kämpfern und neuem Mut machen sich der mächtige Hirad, der Zauberer Ilkar, der dunkle Magier Denser und ihre neuen Gefährten auf den Weg, die fehlenden Elemente des |Dawnthief|-Zauberspruches zu erlangen und mit dessen Hilfe die Rückkehr der mächtigen Wytchlords zu verhindern. Doch ihr weiterer Weg ist geprägt von Verrätern aus den eigenen Reihen, unerwarteten Begegnungen und einer Bedrohung durch die feindlichen Wesmen, die sich nun endgültig gesammelt haben, um den wichtigen Stützpunkt am Understone-Pass, in ihren Besitz zu bringen, von dort aus die beiden Zauberkollegien Julatsa und Xetesk anzugreifen und schlussendlich die Macht über ganz Balaias zu erlangen.

Nur dann, wenn die Kollegien auch weiter zusammenhalten, die Verräter bekehrt bzw. vernichtet werden und der Rabe die volle Unterstützung bekommt, um gegen die allmächtigen Wytchlords und ihre neuen Verbündeten, die Soldaten der Wesmen, in den Kampf zu ziehen, kann das Unheil noch von Balaias abgehalten werden. Doch betrachtet man die Spur der Verwüstung, die die Wesmen und die Schamanen bereits hinterlassen haben, sind die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Verteidigung gering. Die letzte Hoffnung ruht schließlich auf dem dunklen Magier Denser, der an Ort und Stelle in der Pyramide von Parve den gefürchteten Zauberspruch wirken muss, damit die Wytchlords samt Gefährten für immer in eine andere Dimension gejagt werden.

Es ist bereits zwei Monate her, dass ich den ersten Teil [„Zauberbann“ 892 gelesen habe, und doch habe ich mich sehr schnell wieder in die Story um den Raben eingefunden, was in erster Linie Barclay’s einfach verständlichem Stil zu verdanken ist, dem man selbst als Fantasy-Laie problemlos folgen kann. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass der Anspruch der „Chroniken des Raben“ gering ist, denn wie schon das vorangegangene Buch, so besticht auch „Drachenschwur“ durch eine zeitgemäße und doch packende Fantasy-Geschichte, die sich inhaltlich glücklicherweise vom gängigen „Herr der Ringe“-Prinzip abhebt. Das war im ersten Teil noch nicht ganz der Fall, jedoch hat Barclay sich durch einige geschickte Wendungen in der Geschichte sein ‚eigenes Ding‘ erhalten, das man mit Freude weiterverfolgt. Lediglich die Tatsache, dass sich die Geschehnisse im zweiten Teil ein wenig überschlagen und so mancher Knackpunkt in der Geschichte nicht vollends ausgeschmückt wird, ist Grund zur Kritik. Inwiefern dies doch möglich ist, hat „Zauberbann“ seinerzeit deutlich aufgezeigt, deshalb ist es schon verwunderlich, dass Barclay gerade in der Mitte des Buches die Ereignisse fast in einer Art Aufzählung herunterrasselt.

Darunter leidet das Buch auch für kurze Zeit, jedoch spätestens ab dem Zeitpunkt, in dem die Schlachtszenen nicht mehr das Geschehen bestimmen, findet Barclay wieder zum herkömmlichen Stil zurück. Gut so, denn „Drachenschwur“ ist ebenfalls ein wirklich begeisternder Fantasy-Roman und kann bis auf die wenigen angesprochenen Mängel die hohen Erwartungen nur bestätigen.

James Barclay darf sich getrost in die Riege erhabener Fantasy-Autoren einreihen und hat mit der Geschichte des Raben, die übrigens im nachfolgenden „Schattenpferd“ weiter fortgesetzt wird, einen prima Einstand auf dem europäischen Markt geliefert. Harren wir also mit großer Vorfreude der Dinge, die da noch kommen werden.

Homepage des Autors: http://www.jamesbarkley.com
Homepage des Zyklus: http://www.ravengazetteer.com

Bausch, Richard – Kannibalen, Die

Der Titel des Buches lässt sehr viel Raum zur Interpretation. „Die Kannibalen“, da vermutet man schnell eine Horror-Geschichte über kompromisslose Menschenfresser oder aber eine Dokumentation über so manches menschenunwürdige Leben in der afrikanischen Zivilisation oder die Brutalität, mit der sich die Menschen gegenseitig zerfressen und zerstören. All dies trägt ein wenig Wahrheit in sich, denn der preisgekrönte Autor Richard Bausch spielt mit dem Titel und nimmt ihn symbolisch dafür, wie die Menschen sich kannibalenähnlich mehr und mehr selbst auffressen, ohne dabei die echten Werte im Leben zu erkennen. Sicherlich eine gewagte Annahme, die Bausch aber mit seiner Geschichte immer wieder zu bestätigen weiß.

Die Story handelt von der jungen Lily, der Tochter zweier angesehener Schauspieler, die in ihrer Umgebung nie so richtig akzeptiert wird, weil sie eben anders ist als ein durchschnittlicher Teenager. Sie widersetzt sich der gängigen Mode und lebt nach ihrer eigenen Weltvorstellung, die vor allem durch das Lesen von Büchern geprägt wird. Eines Tages bekommt sie ein Buch über berühmte Forscher geschenkt, durch das sie auf eine Frau namens Mary Kingsley aufmerksam wird, die seinerzeit allein zu einem Kannibalenstamm nach Westafrika aufgebrach, nachdem sie sich jahrelang aufopferungsvoll um ihre Familie gekümmert hatte. Lily erkennt mehr und mehr Parallelen zu ihrem eigenen Leben und ist zunehmend von der Erscheinung der Forscherin angetan.

Mit der Zeit grenzt Lily sich immer weiter von ihrer Umgebung ab und startet, geprägt durch die Trennung ihrer Eltern, ein Leben in Einsamkeit. Sie hat die Hoffnung an die wahre Liebe aufgegeben und auch ihre überstürzte Hochzeit mit ihrem neuen Freund Tyler erfüllt sie nicht vollends. Als sie dann auch noch erfährt, dass sie mit Tyler keine Kinder haben kann, weil dieser zeugungsunfähig ist, bricht für sie eine Welt zusammen. Die einzige Chance, den Kinderwunsch erfüllt zu bekommen, besteht darin, einen anderen Mann mit einzubeziehen, was für Lily undenkbar ist.

Über all die Jahre hat sie sich die Begeisterung für das Leben von Mary Kingsley erhalten, und als sie im weiteren Verlauf der Handlung immer wieder in bedrücktende, ausweglose Situationen gerät, beginnt sie der längst verstorbenen Forscherin Briefe zu schreiben, in der Hoffnung, sich bei ihr verstanden zu fühlen, jedoch wohl wissend, dass sie nie eine Antwort erhalten wird.

Richard Bausch beschreibt sehr eindrucksvoll die Beziehung zweier Frauen, die sich nie kennen gelernt haben, deren Schicksal und deren Leidenschaft für ihren aufopferungsvollen Kampf um Liebe und Geborgenheit sie aber dennoch verbindet. Die philosophische Betrachtungsweise des Autors gibt dabei reichlich Denkanstöße über das eigene Leben, und nicht selten steht die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Daseins im Vordergrund. Leider braucht Bausch eine ganze Weile, um die Verbindungen deutlich zu machen, grob gesagt sogar an die 400 Seiten, was es natürlich erst einmal recht anstrengend macht, der Geschichte von Lily zu folgen. Doch mit der Verknüpfung der Parallelen zwischen dem Leben dieser beider Frauen steigt auch der Anspruch, und gleichzeitig entwickelt sich dieser Roman zu einem fesselnden, unvergleichlichen Dokument menschlicher Schicksale. Einhundert Jahre liegen zwischen den Leben beider Frauen, und dennoch haben sie so viel gemeinsam; das ist einerseits erschreckend, andererseits aber auch phänomenal bewegend.

Dennoch, es dauert eben eine Weile, bis man Bauschs Geschichte folgen kann, und das ist leider auch das große Manko dieses Buches. Manche haben nämlich unter Umständen auf der fast 900 Seiten langen Reise aufgegeben; diejenigen jedoch, die bis zum Ende durchhalten, werden schon bald wissen, wovon ich rede, wenn ich sage, dass „Die Kannibalen“ auch über die Zeit des Lesens hinaus beschäftigt und Fragen aufwirft, die man erst nach längerer Denkphase beantworten kann.

Den Lesern kann ich also nur empfehlen, sich tatsächlich die Zeit zu nehmen und die beiden Charaktere Lily und Mary näher kennen zulernen. Ich behaupte nämlich ruhigen Gewissens, dass es sich im Endeffekt definitiv lohnen wird, tiefer in dieser Geschichte zu versinken.

James Barclay – Zauberbann (Die Chroniken des Raben 1)

Der Rabe, das ist ein sechsköpfiges Söldner-Gespann, welches sich in den letzten Jahren durch den Sieg zahlreicher gemeinsam geführter Schlachten einen bedeutenden Namen hat machen können und daher auch von seinen Feinden gefürchtet wird. Doch die Soldaten dieser Vereinigung sind in die Jahren gekommen und machen sich jenseits der 30 Gedanken, den allmächtigen Raben als unbesiegte Allianz in die Geschichte eingehen zu lassen. Als dann auch noch Ras, ein Mitglied der kleinen Armee, bei einem Angriff ums Leben kommt, scheint die Entscheidung beschlossene Sache. Doch genau bei diesem Angriff eröffnet sich den übrig gebliebenen Söldnern eine vollkommen neue Situation. Bei der Verfolgung eines Zauberers gelangen sie durch ein verstecktes Tor auf eine Ebene in einer anderen Dimension, bei der einer der Mannen, Hirad, plötzlich einem gewaltigen Drachen gegenübersteht. Der quasi dem Tode Geweihte kann sein Dahinscheiden durch einen längeren Dialog mit dem fremdartigen Geschöpf noch verzögern und wird dann plötzlich von eben jenem unbekannten Zauberer gerettet.

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Herbert, Brian / Anderson, Kevin J. – Kreuzzug, Der (Der Wüstenplanet: Die Legende 2)

„Der Kreuzzug“ ist die Fortsetzung von [„Butlers Jihad“, 827 zugleich der zweite Teil der Legenden des Wüstenplaneten und spielt ungefähr 25 Jahre nachdem Serena Butler den Denkmaschinen den heiligen Krieg, den Djihad im Namen ihres ermordeten Sohnes Manion erklärt hat.

Die Kämpfe sind seit einiger Zeit voll im Gange, doch immer wieder mussten die Menschen herbe Rückschläge gegen die Roboterarmeen von Omnius in Kauf nehmen. In der Zwischenzeit hat sich aber auch einiges geändert. Die Protagonistin, Serena Butler, hat sich mittlerweile fast ganz zurückgezogen und ihre Führungsrolle zugunsten ihrer Aufgabe als Priesterin aufgegeben. Iblis Ginjo, einst bei der Rebellion auf der Erde Anführer der menschlichen Streitkräfte, hat nun gewissermaßen ihren Posten eingenommen und sich selber den Titel Großer Patriarch verliehen. Und gerade dieser Iblis ist es auch, der im zweiten Buch der Legenden des Wüstenplaneten die Hauptrolle übernimmt. Mit seinen Entscheidungen und letztendlich auch mit seinen Intrigen steht und fällt die gesamte Geschichte. Derweil wird den beiden Kampfpiloten Xavier Harkonnen und Vorian Atreides im zweiten Teil weniger Platz eingeräumt. Xavier ist trotz etlicher Einsätze mehr und mehr zu einem Familienmenschen geworden, während Vorian auf dem fernen Planeten Caladan die große Liebe entdeckt hat.

Wenn man das erste Buch bereits gelesen hat, so kann man jetzt schon sehen, dass sich einschneidende Veränderungen abgespielt haben, die eigentlich von ihrer Wichtigkeit viel näher hätten beleuchtet werden müssen. Das ist nämlich einer der Kritikpunkte an „Der Kreuzzug“; zu viele wichtige Details aus der Vergangenheit werden dem Leser zunächst vorenthalten und auch anschließend nur bruchstückhaft erzählt. Die ganzen Schlachten, der Aufstieg von Iblis Ginjo, all das wird völlig ausgelassen und am Ende nur mit einer chronologischen Rückblende versehen.
An anderer Stelle ist hingegen fast gar nichts passiert; die Zeit scheint gerade im Sektor der Denkmaschinen stehen geblieben zu sein. Und auch die Situation der versklavten Zenschiiten hat sich über die Jahre keineswegs geändert. Umso verwunderlicher ist es, dass sich die Dinge im Buch dann plötzlich nach so langer Zeit auf kurze Dauer überschlagen. Ein tödlicher Sklavenaufstand hätte den Ereignissen des ersten Buches zufolge jedenfalls viel früher geschehen müssen. Desweiteren ist mir schleierhaft, warum der Wissenschaftlerin Norma Cenva plötzlich sämtliche Ideen aus dem Kopf schießen, die sich anscheinend in 25 Jahren nicht ergeben haben.

Ich könnte weitaus mehr Beispiele nennen, fest steht jedoch, dass wichtige Geschehnisse übergangen worden sind, und das ist für die Fortsetzung des Buches alles andere als förderlich. Doch es gibt noch mehr Kritik zu äußern: Der Schreibstil hat sich nämlich gravierend geändert, und manchmal scheint es tatsächlich so, als würden die beiden Autoren lediglich versuchen, die Seitenzahl zu strecken. Immer wieder werden Sachen wiederholt, die man als aufmerksamer Leser bereits einige Male zuvor ausführlich vorgestellt bekommen hat. Zudem werden wiederholend die Ereignisse aus dem ersten Band ins Gedächtnis gerufen, vielleicht ja auch, damit man das Buch auch unabhängig lesen kann, jedoch ist wohl davon auszugehen, dass man, sofern man sich für die Materie interessiert, beide Bücher durchliest.
Die Geschichte an sich verläuft hingegen weiterhin sehr spannend und nimmt besonders zum Ende hin einige sehr überraschende Wendungen, die das Ganze quasi noch einmal komplett auf den Kopf stellen. Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, aber mit einem derartigen Ende war keinesfalls zu rechnen.

In der Kritik zum ersten Band hatte ich betont, dass ich die Enttäuschung mancher Kritiker über diese Serie nicht ganz verstehen kann, muss diese Behauptung jedoch jetzt teilweise zurücknehmen, da mir manche inhaltliche aber auch einige stilistische Elemente in „Der Kreuzzug“ nicht mehr so gut gefallen. Hat man sich durch „Butlers Djihad“ gekämpft, dann ist dieses zweite Buch sicherlich Pflichtlektüre, aber so ganz das, was man sich von „Der Kreuzzug“ erhofft hatte, ist es eben nicht geworden.
Sehr schade, wie ich finde, denn die Geschichte an sich hat eine ganze Menge Potenzial.

Herbert, Brian / Anderson, Kevin J. – Butlers Djihad (Der Wüstenplanet: Die Legende 1)

Mit „Butlers Djihad“ beginnt eine zweiteilige Reihe, in der die Ursprünge des legendären Wüstenplanet-Zyklus beschrieben werden, die Anfänge von „Dune“, der erfolgreichsten Science-Fiction-Serie aller Zeiten. Brian Herbert, Sohn des 1986 verstorbenen „Dune“-Schriftstellers Frank Herbert, und Kevin J. Anderson haben sich bereits vor einiger Zeit mit der Vergangenheit des Hauses Atreides beschäftigt und die Chroniken in Form einer Trilogie abgearbeitet, die von Kritikern als das legetime Erbe des Original-Autors gelobt wurde, doch nun gehen sie noch weiter zurück und berichten von einer Zeit, die circa 10.000 Jahre vor der Herrschaft über den Planeten Arrakis spielt.

Die Welt wird in dieser Zeit vom mächtigen Allgeist Omnius beherrscht, der mit Hilfe seiner Denkmaschinen einzelne Planeten eroberte, die dort lebenden Menschen entweder brutal abschlachten ließ oder sie in die Sklaverei der Maschinen führte und schließlich die Vorherrschaft über das gesamte Universum übernahm. Dabei ist Omnius indirekt nur eine Erfindung einer unzufriedenen Schar Menschen gewesen, die seinerzeit das alte Imperium als Titanen stürzen konnte und sich schließlich selbst in Maschinen verwandeln ließ, so genannte Cymeks, die jedoch weiterhin über ein organisches Gehirn verfügten. Ein Fehler in ihrer Programmierung ließ schließlich den allmächtigen Omnius entstehen, der ihnen selber überlegen war und nun von überall her das Geschehen kontrollierte.

Nur ein geringer Teil der menschlichen Rasse wagt es noch, dem Allgeist Widerstand zu leisten. Gemeinsam bilden sie die Liga der Edlen, die sich zum Ziel macht, die bevorstehende Ausrottung ihrer Rasse durch die Roboter zu verhindern. Unter der Führung ihres Präsidenten Manion Butler, seiner wagemutigen Tochter Serena und ihres Verlobten Xavier Harkonnen stellen sie ein neues Heer auf, um sich gegen die Roboter zur Wehr zu setzen, jedoch bleiben sie stets in einer Verteidigerrolle. Erst in dem Moment, als sich Serena Butler dazu entschließt, den an die Denkmaschinen verlorenen Planeten Giedi Primus zurückzuerobern, erkennen die Menschen ihre Chancen, jedoch fällt Serena diesem Angriff selbst zum Opfer und landet als Gefangene auf der Erde, wo sie als Haussklavin des intelligenten Roboters Erasmus gehalten wird.

In ihrer Heimatwelt ist man indes von Serenas Tod überzeugt und bemerkt somit gar nicht, dass sie auch auf der Erde weiterhin für die Rechte der versklavten Menschen kämpft, dabei teilweise auch Erfolge erzielt und schlussendlich den Mord an ihrem unter Erasmus‘ Aufsicht geborenen Sohn zum Anlass nimmt, um mit einem Arbeiterfüher eine Revolte gegen die Maschinen anzuzetteln. Ihr erneuter Erfolg und das Wissen, das sie vom übergelaufenen Titanensohn Vorian Atreides übermittelt bekommen hat, lässt sie schließlich bei ihrer Rückkehr in die Liga der Edlen den Djihad gegen die von Omnius gesteuerten Maschinen ausrufen, der von ihrem ehemaligen Verlobten Xavier Harkonnen angeführt werden soll.

An vielen anderen Stellen wird dieser erneute Vorgänger harsch kritisiert, was mir persönlich überhaupt nicht verständlich ist, denn schließlich ist es dem eingespielten Team Herbert/Anderson eindrucksvoll gelungen, eine weitere atemberaubende Science-Fcition-Geschichte zu erzählen, die sich vor allem durch ihre ironische Brutalität von anderen Vertretern ihres Genres abhebt. Hiermit meine ich in erster Linie die Gleichgültigkeit, mit der die Roboter ganze Stämme ausrotten und die fast schon beiläufige Ironie, mit der das Autorenteam Stellung dazu bezieht. Diese zieht sich auch durch das ganze Buch und löst immer wieder Entsetzen aus, da sich hinter der Frage, wie viel ein Menschenleben eigentlich wert ist, ein unterschwelliges Stück Gesellschaftskritik verbirgt.

Davon einmal abgesehen, ist der Handlungsstrang ausgesprochen spannend arrangiert worden. Sehr viele Nebenschauplätze werden in kurzen Kapiteln eingeblendet, zahlreiche Charaktere vorgestellt, das Leben auf den verschiedensten voneinander unabhängigen Planeten wird beschrieben und trotzdem lässt sich der Wust an Informationen Stück füt Stück zusammenfügen und ergibt schließlich auch die erhofften Zusammenhänge. Dabei lesen sich die ersten 150 Seiten gar nicht mal so einfach, weil der eben beschriebene Prozess, sprich das Sammeln von Informationen, schon eine gewisse Zeit verschlingt, die sich jedoch im Endeffekt als wertvoll investiert erweist, denn je tiefer man in die Welt von Omnius, Xavier Harkonnen, Vorian Atreides, den Titanen und natürlich Serena Butler eingedrungen ist, desto wissbegieriger wird der Leser schließlich.

Schlussendlich lässt sich daher auch sagen, dass die beiden Autoren den sehr guten Ruf der Wüstenplanet-Saga nicht nur weiter aufrechterhalten, sondern ihn mit „Butlers Djihad“ sogar auf ein neues Level angehoben haben. Für diejenigen, die mit der „Dune“-Geschichte bisher noch nicht in Kontakt getreten sind, ergbit sich hier sogar die einmalige Möglichkeit, von ganz vorne zu beginnen, was die Sache neutral betrachtet sogar noch weitaus interessanter macht als die stetigen Rückblenden, die sich für den eingeschworenen Leser bieten.

Mehr Informationen zur Wüstenplanet-Saga gibt es u. a. bei [wikipedia.]http://de.wikipedia.org/wiki/Dune

Kavanagh, Bruce – The Osbournes – Talking

Ozzy, Sharon, Jack, Kelly – mit anderen Worten: die Osbourne-Familie. Wie kaum eine andere Familie haben sie in den letzten Jahren die modernen Unterhaltungsmedien bevölkert und die Zuschauer in mehrere Gruppen gespalten. Die einen waren entsetzt davon, dass sich eine Legende wie Ozzy Osbourne dazu hinreißen lassen konnte, seinen Körper und seinen Geist für eine Serie herzugeben, in der er im Endeffekt nur als lachhafte Witzfigur dastehen konnte. Die anderen fanden die unendliche Raffgier seiner Frau Sharon unmöglich, in deren Augen sich selbst bei ihrer Krebsoperation nur die Dollarzeichen zu spiegeln schienen. Dann war da noch die Gruppe, denen die verzogenen Kinder der beiden Osbournes gehörig auf die Nerven gingen und die besonders der recht untalentierten Tochter Kelly jeden möglichen Stein beim Anlaufen ihrer Karriere als Sängerin in den Weg räumen wollten.
Ja, es gab und gibt viele Neider, viele Leute, für die „The Osbournes“ alles andere als eine Kultserie ist und eine Menge Menschen, die einfach nicht verstehen können, warum um diese Familie ein so großer Hype veranstaltet wird. Doch es gibt eben auch die dem entgegenstehende Fraktion, die vor Lachen auf dem Boden liegt, wenn der tolpatschige Ozzy über den Bildschirm huscht, wenn Jack und Kelly sich hitzige Wortgefechte liefern und wenn die Nachbarn der TV-Familie ein weiteres Mal mit fiesen Scherzen auf die Probe gestellt werden.

Egal, auf welcher der beiden Seiten man nun steht, das hier vorliegende Buch wird die jeweiligen Meinungen nur noch weiter verschärfen. „The Osbournes Talking“ ist nämlich eine Art Rückblick auf das Leben der Familienmitglieder, der sich ausschließlich aus vergangenen Statements zusammensetzt. So nehmen die vier Protagonisten Stellung zu allen erdenklichen Themen; Drogen, Sex, Lifestyle, Karriere, Krankheiten, Vorurteile usw. Dass hier manches Mal weit übers Ziel hinausgeschossen wird, war zu erwarten, und wenn Jack über seine Erfahrungen mit Drogen oder die beiden Geschwister über ihre Kindheit reden, dann weiß man als Leser, dass man nicht jedes Wort für bare Münze nehmen darf.

Langweilig ist das Buch daher aber sicherlich nicht, sondern eher sehr unterhaltsam, oft auch sehr komisch, besonders wenn man die Kommentare von Ozzy Osbourne, dem Füsten der Finsternis himself, liest, dessen verwirrtes Gedächtnis hier weitaus mehr Charme ausstrahlt als in der völlig konstruierten und auf Erfolg kalkulierten Serie.
Leider wiederholen sich die Kommentare nach einiger Zeit oder erscheinen nach einer Weile in abgeänderter Form wieder, so dass dem Buch zum Ende hin der Unterhaltungswert abhanden kommt. Zudem erscheinen manche Aussagen als äußerst widersprüchlich und widerlegen so manche vorher aufgestellte These, weshalb man an der Ernsthaftigkeit der Antworten schon mal zweifeln darf.

An der Aufmachung des Buches gibt es indes nichts zu mäkeln, und auch die Idee dahinter wurde recht gut umgesetzt, mit Bildern unterlegt und durch leichte Verständlichkeit auch dem jüngeren Publikum, Ozzys aktueller Zielgruppe, zugänglich gemacht. Nur frage ich mich rückblickend, ob die Osbournes tatsächlich die richtigen Adressanten für eine derartige Statement-Sammlung gewesen sind oder aber, ob ein wesentlich geringerer Umfang diesem Unterfangen dienlicher gewesen wäre, denn irgendwie hat man nach zwei Dritteln den Eindruck, dass alles Wichtige gesagt wurde und jede Zusatzinformation nicht mehr wichtig gewesen wäre.

Wenn man sich also nicht näher mit dem Phänomen „The Osbournes“ beschäftigt hat, ist dieses Buch auch nichts weiter als unnötiger Zeitvertreib, während Fans der Serie hier sicher ihren Spaßfaktor finden werden. Fazit: Gute Idee, gute Umsetzung, aber zum Ende hin etwas überstrapaziert.

Annette Rehrl – Die Diamantenkinder

Sierra Leone, das Land mit dem niedrigsten Entwicklungsstand in der gesamten Welt, eine Nation, die nur noch von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft am Leben gehalten wird. Korrupte Politiker, massive Armut und die Folgen eines grausamen Bürgerkrieges bestimmen den Alltag in diesem westafrikanischen Staat, und auch wenn die dort lebenden Menschen alles dafür täten, um dem Land zum Aufschwung zu verhelfen, so sehen die realistischen Aussichten auf eine bessere Zukunften nicht gerade rosig aus. Zu sehr haftet die Vergangenheit noch an den Bürgern von Sierra Leone, zu sehr sind sie noch von den Greueltaten ihrer eigenen Landsmänner betroffen, und so gerät selbst das alltägliche Zusammenleben zu einem schwer zu überbrückenden Hindernis.

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Andrascz Jaromir Weigoni – Zur Sprache bringen …

Die Integration von Mesnchen mit Behinderung in die ’normale‘ Gesellschaft ist ein Prozess, der schon seit Jahren schleppend vorangeht, aber von vielen leider nicht wahrgenommen wird bzw. nicht die verdiente Aufmerksamkeit, welche diese Menschen verdient haben, bekommt. Sicherlich steckt hinter dieser Aussage eine recht negative Wertung, die ich mir an dieser Stelle aufgrund des direkten Bezuges – ich selber arbeite hauptberuflich mit körperlich und geistig behinderten Menschen zusammen – auch sicher erlauben darf.

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Klempnauer, Günther – Hinter den Kulissen ist Gott nicht tabu

Unter dem verheißungsvollen Titel „Hinter den Kulissen ist Gott nicht tabu“ verbirgt sich der Journalist und Theologe Günther Klempnauer, der sich hier zur Aufgabe gemacht hat, Persönlichkeiten aus der Fernseh-, Film- und Musikwelt nach ihrem Bezug bzw. ihrem Verhältnis zu Gott zu befragen.

Dabei trifft er im Rahmen des 172 Seiten starken Buches nicht nur auf eher unbekannte Menschen wie Dietmar Schönherr und Gerhard Tötschinger, sondern auch auf die ganz großen Stars, sprich Johnny Cash (kurz vor dessen Tod), Thomas Gottschalk und Sir Cliff Richard. Interessant ist in dieser Hinsicht, dass Klempnauer seine Interviewpartner nicht immer zum selben Thema befragt. Stattdessen fängt er die jeweiligen Personen genau da auf, wo sie sich befinden, das heißt, er hat sich bereits im Vorfeld einige Gedanken gemacht, wer hinter dem befragten Menschen steht und geht dementsprechend recht individuell an die Sache heran.

Leider kann man das von seinen Gegenübern nur in den seltensten Fällen behaupten, denn nicht selten bekommt man den Eindruck, als würden diese dem Theologen nur nach der Nase reden, um sich selber so in ein besseres Licht zu stellen bzw. irgendetwas zu verkaufen, was im Hinblick auf die Überschrift einfach nicht ehrlich herüberkommt. Gerade bei Barbara Wussow und ihrem Lebensgefährten Albert Fortell und bei den Schlagersängerinnen Corinna May und Hanne Haller kommt man nicht von dem Gedanken ab, als würden sie hier bewusst übertriebene Selbstdarstellung betreiben. Dem entgegen bekommt man von den beiden Deutschrockern Udo Lindenberg und Peter Maffay nur recht allgemeine und oberflächliche Darstellungen über ihr Verhältnis zu Gott, die im Vergleich zu manch anderen Statements sowohl unvollständig als auch unzufriedenstellend erscheinen.

In diesem Sinne ist es erstaunlich, dass direkt der erste Interviewpartner, nämlich Thomas Gottschalk, die wohl ehrlichsten und auch tiefgründigsten Antworten liefert, gerade wo der „Wetten, dass …?“-Moderator ja das Image weghat, er würde mit jedem Schritt versuchen, Eigenpromotion zu betreiben. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall, und so bekommt man von Herrn Gottschalk einige Anregungen, über die es sich im Nachhinein tatsächlich nachzudenken lohnt. Weiterhin beeindruckend finde ich die Darstellungen von Dietmar Schönherr, der anhand eine Projektes zur Aufbauhilfe in Nicaragua seinen Gottglauben nach außen trägt.

Im Endeffekt wären es gerade solche Kommentare gewesen, die das Interesse an „Hinter den Kulissen ist Gott nicht tabu“ auch über die gesamte Seitenstärke aufrecht erhalten hätten, doch nachdem wirklich viele befragte Stars nie den Kern der gestellten Fragen treffen, fällt es einem zum Ende hin schwer, den Antworten solcher Künstler wie Johnny Cash etwas Positives abzugewinnen.

Das soll die Intention hinter diesem Unterfangen sicherlich nicht mindern, denn Herr Klempnauer löst seine Aufgabe sehr beachtlich, nur werden seine Gesprächspartner der Sache nur bedingt gerecht, was sicherlich sehr schade ist, denn die Idee und die Umsetzung des Autoren sind beileibe nicht schlecht.