Alle Beiträge von Bjorn Kuhlen

Shocker, Dan – Monster-Macher, Der (Macabros, Band 1)

_Der Monster-Macher_

In Südfrankreich soll der Grand Prix stattfinden, doch der deutsche Rennfahrer Ferdi Walter ist kurzfristig erkrankt. Aus diesem Grund übernimmt ein gewisser Bernd Hellmer seinen Part. Dieser mysteriöse Hellmer ist kein anderer als Björn Hellmark, der Sohn des deutschen Großindustriellen Alfred Hellmark und ein begnadeter Hobby-Fahrer.

Die direkte Konkurrenz, der japanische Taykushi-Konzern, ist jedoch bereit, mit allen Mitteln den Sieg dieses Rennens nach Hause zu tragen. Der Manager Tonka Hamado manipuliert mit seinen Technikern den Wagen des Deutschen, so dass sich noch innerhalb der ersten Runde des Rennens das Vorderrad seines Marchs löst und es zu einem katastrophalen Unfall kommt.

Hellmark wird so schwer verletzt, dass die Ärzte, seine brasilianische Freundin Carminia Brado und Björns Vater wenig Hoffnung auf ein Überleben des Verunglückten haben.

Es kommt aber alles ganz anders: In Björns Komazustand nimmt ein gewisser Al Nafuur mentalen Kontakt mit ihm auf. Die Person bezeichnet sich als ein weißer Priester von der versunkenen Insel Xantilon. Hellmark selbst scheint in einer gewissen Beziehung zu dieser Insel zu stehen, bestimmte Aufgaben sollen auf ihn zukommen; zusätzlich entwickelt Hellmark die Fähigkeit der Exteriorisation – er kann einen zweiten Körper bilden, der unabhängig von seinem eigentlichen Körper agiert. Björn vermag ab diesem Moment, an zwei Orten gleichzeitig zu sein!

Sein neuer Ätherkörper erscheint Carminia und seinem Vater. Beide werden über die seltsamen Pläne Al Nafuurs und ihre nun folgende Aufgabe informiert
Kurz darauf fahren Hellmarks Körperfunktionen auf ein Minimum herunter, so dass in kurzer Zeit die Öffentlichkeit über den Tod des Rennfahrers informiert wird. In Wahrheit erwacht Björn wieder aus seinem tiefen Koma und beginnt zusammen mit Carminia ein neues und luxuriöses Leben in einer Villa in Genf.

Doch die Ruhe währt nicht lange, denn Björn will unbedingt seine „Mörder“ entlarven. Hierzu fliegt er umgehend nach Tokio, um Tonka Hamado und dessen stummen Fahrer Onio Yamahoki ausfindig zu machen. Der Deutsche ahnt noch nicht, welches schreckliche Geheimnis hinter dem japanischen Konzern steckt. Hamado ist in Wirklichkeit der Handlanger des größenwahnsinnigen Wissenschaftlers Dr. Yasujiro Konaki. Yamahoki ist eines von Konakis Geschöpfen, ein menschenähnliches Wesen, welches unter seiner Kopfattrappe eine Art Kapsel trägt, worin sich nur der kleine Rest eines Gehirns befindet.

Dr. Konaki hat sich den dunklen Mächten verschrieben, er entführt regelmäßig die Koryphäen der verschiedensten Fachgebiete, um mit ihren Gehirnen eine Art Super-Computer zu füttern.

Björn Hellmark stößt nach einigen Nachforschungen in Tokio auf das geheime Labor des Monster-Machers, in dem es zum letzten dramatischen Showdown kommt …

„Der Monster-Macher“ ist der Pilot-Roman zu dem bizarren Fantasy-Epos um den ehemaligen Rennfahrer Björn Hellmark und seinen Äther-Körper Macabros.

In dieser wirklich umfangreichen und packenden Erzählung wird beschrieben, wie es dazu gekommen ist. Das, was in den EUROPA-Hörspielen als kurzes Intro zusammengefasst wurde, ist in Wirklichkeit eine großartige Einstiegsgeschichte, die deutlich macht, dass man die MACABROS-Serie doch nach Möglichkeit chronologisch lesen sollte. In dem vorliegenden Band werden dem Leser die ersten Grundlagen serviert, verpackt in einen fantastischen und auch trashigen Thriller um einen wirklich abartig veranlagten Wissenschaftler.

Die Rolle des Dr. Konaki ist in der Tat die eines Bösewichtes von erster Güte, bei dessen Charakter und seiner Maschinerie sich der Vergleich mit einigen Gegnern des altehrwürdigen James Bond aufdrängt.

Mit seinem Debüt wird für Hellmark ein brachialer Startschuss abgefeuert, der sich gewaschen hat. Die Reise kann beginnen …

_Fluch der Druidin_

Im Januar des Jahres 1569 kommt es auf der irischen Insel Inishkere zu einigen dramatischen Ereignissen.

Seit langer Zeit verdächtigen die Bewohner der Insel die Einsiedlerin Kiuna Macgullygosh, junge Mädchen in ihr Haus zu locken und deren Blut zu trinken. Als eines Tages der Hexenjäger Jonathan Thuerlaen in dem kleinen Dorf ankommt, beauftragen ihn die ängstlichen Menschen, dem Treiben der verhassten Druidin ein Ende zu bereiten. Noch am selben Abend suchen Thuerlaen und sein Begleiter Knickery die heruntergekommene Steinhütte der angeblichen Hexe auf und malträtieren sie mit dem Hexenstecher.

Bevor sie ihr Leben aushaucht, verflucht Kiuna den Hexenjäger sowie alle Nachkommen von Inishkere. Tatsächlich ereilt Thurlaen und Knickery am nächsten Tag auf unerklärliche Weise der Tod.

Mehr als vier Jahrhunderte später kommen wieder Fremde nach Inishkere. Diesmal sind es mehrere Engländer, die aufgrund der testamentarischen Verfügung des reichen Antiquitätenhändlers Lawrence Clearwater in die heruntergekommene Einsiedlerhütte von Kiuna Macgullygosh einfallen. Sie sollen eine Nacht im Haus der Druidin verbringen, bevor sie das Erbe antreten können.

In der nun folgenden Nacht verfällt eine der Beteiligten, die junge Nyreen Matobish, einem seltsamen Bann. Sie ist die Reinkarnation der Macgullygosh. In einer verborgenen Nische stößt sie auf das vermoderte Skelett der Druidin, welches zu einem neuen grauenvollen Leben erwacht und umgehend eine blutige Jagd auf die restlichen Anwesenden in ihrem Haus veranstaltet.

Zur gleichen Zeit befindet sich Björn Hellmark mit Carminia und dem Griechen Sophokles auf seiner Jacht Seejungfrau im Atlantik vor der irischen Westküste. Al Nafuur hat ihn gebeten, die Untersuchungen des dort vor Anker liegenden Forschungsschiffes Delphin zu unterbinden, da sich die Gefahr andeutet, dass die Taucher auf die Nordspitze von Xantilon stoßen könnten. Die Folgen dieser Entdeckung wären verheerend.

Leider landet Björn mitten in einer Meuterei und kann nur mithilfe von Macabros einen ersten Gang in die Tiefe wagen. Tatsächlich entdeckt er ein Teilstück von Xantilon, welches von einem gigantischen Quallenwesen bewacht wird. Dennoch gelangt er unbehelligt in diese faszinierende Unterwasserwelt, wo er seine erste Bekanntschaft mit den Schwarzen Priestern macht. Er findet ein Schwert und das legendäre Buch der Gesetze, welches ihm einige wichtige Dienste bei seinen weiteren Aufgaben leisten soll.

Letztendlich landet Björn in einer unbekannten Parallelwelt, die von echsenartigen Wesen bewohnt wird. Er selbst scheint sich langsam in ein solches Wesen zu verwandeln …

Das Schicksal will es, dass an der Oberfläche ein gewaltiger Sturm aufzieht und die Seejungfrau mit Carminia und Sophokles auf der Insel Inishkere strandet. Sie geraten mitten in das schaurige Treiben der rachsüchtigen Druidin, die es nun auch auf die beiden Neuankömmlinge abgesehen hat …

Eigentlich haben wir hier zwei unabhängige Geschichten vorliegen, die letztendlich durch den wohl bekannten Zufall zu einem Finale zusammenschmelzen.

Da ist einmal die klassische Gruselgeschichte um die Rückkehr der Druidin Kiuna Macgullygosh, die von einer entsprechend schaurigen Atmosphäre lebt. Anfänglich ist dieser Plot nichts Neues – Gespenstermären wie die vorliegende Rachegeschichte finden sich zahlreiche, doch Dan Shocker gibt dieser noch seine ganz eigene Würze. Speziell die wahren Beweggründe des Lawrence Clearwater lassen die Ereignisse in dem unheimlichen Einsiedlerbau in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Mehr abenteuerlich und fantastisch geht es im Atlantik zur Sache. Björn bekommt seinen ersten persönlichen Kontakt mit dem legendären Xantilon, er erfährt seinen xantilonischen Namen Kaphoon und ergattert die ersten Utensilien für seinen Kampf gegen die dunklen Mächte.

Insgesamt ist auch diese Geschichte ein neuer Meilenstein, die uns wieder ein Stück tiefer in die Welt um Macabros einführt und zusätzlich eine Menge Unterhaltung bietet …

|Startschuss für Dan Shockers großes Fantasy-Epos !|

Mit diesen beiden Geschichten wird der Leser schrittweise in die Welt von Macabros eingeführt – und dem Autor ist dieser Anfang glänzend gelungen. Man sollte die Geschichte um Björn Hellmark definitiv chronologisch verfolgen, sonst könnte es passieren, dass man von den vielen Einzelheiten und seltsamen Namen, den vielen Utensilien und Protagonisten überrollt wird. Mit diesem ersten Band lernt man den ehemaligen Rennfahrer und sein Leben vor seiner Verdopplung kennen, begegnet seinen ersten Gegnern und erlebt in der zweiten Geschichte auch Hellmarks Erstkontakt mit dem sagenhaften Xantilon.

Nach der Lektüre der ersten Abenteuer begreift man auch, wieso sich Shocker entschieden hat, eine weitere Serie ins Leben zu rufen. Die Wesen und das Umfeld um Macabros entspringen zwar auch dem Grusel-Genre, doch wird es hier noch mit dem gewissen Quäntchen Fantasy gewürzt, was dieser Serie ihren ganz speziellen Reiz gibt und sich letztendlich gravierend von „Larry Brent“ unterscheidet.

Das Cover-Artwork von Mark Freier atmet ebenfalls diesen Geist; in einem feinen lederfarbenen Braun gehalten, versehen mit einigen altertümlichen Schnörkeln und zwei versteinerten Totenschädeln, ruft es Erinnerungen an Indiana Jones oder Quartermain wach – in jene Richtung würde ich unseren guten Macabros auch schieben. Auf dem Cover finden wir das Lonati-Bild zu dem Macabros-Erstling „Der Monster-Macher“, während Pat Hachfeld im Buch selbst zu beiden Storys noch mal sein eigenes Werk zum Besten gibt.

Einmal finden wir eines der gespenstischen Wesen von Dr. Konaki, wobei Hachfeld die Kapsel auf dem Rumpf etwas größer als „faustgroß“ umgesetzt hat, wie dies im Buch beschrieben wird – dafür wirkt das Monster bedrohlicher als Lonatis Darstellung. Die zweite Illustration zeigt Kiunas Angriff auf die junge Isabell Flaherty zum Anfang der Geschichte.

Und auch bei Macabros dürfen wir uns über ein entsprechendes Glossar freuen, das sogar die verschiedenen fantastischen Orte, denen wir begegnen, aufgreift und die Besonderheiten zusammenfasst. Man kann sich somit zum Ende jeder Geschichte noch einmal über das vergangene Geschehen informieren.

Wer also nie in den Genuss kam, die sagenhafte Reise mit Björn Hellmark von Anfang an mitzuerleben, der sollte sich schleunigst diesen Band zulegen …

http://www.BLITZ-Verlag.de

S.H.A. Parzzival – Fledermaus (Titan-Sternenabenteuer 26)

Mit knapper Not entkommen Shaly Shan, Wernher von Witzleben und die Anderen einem erneuten Anschlag – ein Kamikaze-Gleiter ist in das alte Gebäude gestürzt, in dem sie Roseanne aufgesucht hatten und zu Monjas Vergangenheit befragen wollten. Wie sich später herausstellt, gehörte das Raumschiff der WORLD-MARKET-Flotte an. Dieser Umstand wirft neue Fragen auf …

Eigentlich soll Shalyn am nächsten Tag mit der TITAN zu einer Notoperation auf dem Planeten Cadschid aufbrechen, doch die Fledermaus hat schon wieder ganz andere Pläne mit ihr. Seinen Quellen zufolge ist einer der Cadschiden-Gleiter in der Nähe von GERMANIA abgestürzt. Von Witzleben will diesen Informationen zusammen mit Shalyn nachgehen. Die Entscheidung fällt, dass Vanessa Modesta das Kommando für die Aktion auf Cadschid übernimmt, Shalyn hingegen begibt sich zusammen mit der Fledermaus in die Wüste von Arizona. Und tatsächlich entdeckt die kleine Gruppe den gesuchten Cadschiden-Raumer.

Mit Entsetzen muss Shalyn hilflos mit ansehen, wie Wernher einen Angriff der Außerirdischen provoziert und diese zur Musik von |Blondie| abschlachtet. Dieses Blutbad entschuldigt er anschließend damit, dass sein Sohn Ricardo bei dem Überfall auf das italienische Bergdorf (siehe Band 25 „Himbeertod“) ums Leben gekommen sei. Shalyns Recherchen zufolge gab es aber nur einen alten Mann namens Ricardo Fogli, der bei eben jener Katastrophe in den Alpen getötet wurde.

Im Zuge dessen lüftet die Fledermaus eines ihrer vielen Geheimnisse: Wernher von Witzleben wurde 1906 in Deutschland geboren und erlangte durch einige mysteriöse Umstände bei einer Reise durch Afrika den Zustand der Unsterblichkeit. Jetzt bittet er Shalyn, an der Beerdigung seines Sohnes teilzunehmen, was diese ihm trotz aller Zweifel nicht verwehren kann. Am Grab Ricardos muss sie feststellen, dass zu Witzlebens Schutztruppe einige Gaianer, die Alienhasser, gehören. Ein weiteres Rätsel um die Fledermaus, welches es zu lösen gilt. Ist Wernher selbst ein Gaianer?

Während dieser Ereignisse tut sich auch einiges in Yellowknife: Das Leben des ehemaligen Cops und jetzigen Müllmanns Benyam Errikson nimmt abrupt eine große Wende, als sich in seinem Umfeld einige unheimliche Todesfälle ereignen. Angefangen mit einem Mord in seiner Stammkneipe, sterben diverse Freunde und Bekannte, die sich in seiner unmittelbaren Nähe befinden. Alle weisen eigenartige Löcher am Hals auf.

Die WORLD-POLICE jagt ihren ehemaligen Kollegen durch die ganze Stadt, doch dieser ist aus einem sehr speziellen Holz geschnitzt und lässt sich nicht einfach verhaften. Verzweifelt versucht Eriksson, die Umstände dieser mysteriösen Todesfälle zu klären, hinzu kommt noch seine ständige Amnesie.

Schrittweise bewegt er sich auf die Lösung des Rätsels zu und macht eine erschreckende Entdeckung …

Mit Band 26 präsentiert uns S.H.A Parzzival einen faszinierenden und durchweg spannenden Krimi. Hatte sich die Atmosphäre eines |Film Noir| schon bei „Himbeertod“ angedeutet, wird hier dieses Genre mit der Figur des Benyam Errikson gänzlich ausgekostet. Auch dieser Charakter ist eiskalt und skrupellos wie Wernher von Witzleben, zusätzlich noch versehen mit einer gewissen Melancholie, die er im Bier ersäuft. Dennoch ein klarer Sympathieträger, um den sich noch einige Geheimnisse ranken, die in direkter Verbindung mit Monja Anjetta stehen dürften. Da haben wir einmal die permanente Amnesie und die spezielle Tätowierung in seinem Gesicht. (Auf dem Rücken des Buches haben wir zum direkten Vergleich einmal ein Bild von Monja und eines von Benyam, diesmal von Andrä Martyna, der auch einige zusätzliche Grafiken im Buch selbst zum Besten gibt.)

Wernher von Witzleben öffnet sich Shalyn mehr und mehr; die Vermutung liegt nahe, dass er tiefere Gefühle für die hübsche Suuranerin empfindet – sehr zum Missfallen von Monja. Doch auch er wirft neue Fragen auf, die sich eventuell in den Folgebänden klären werden. Wir dürfen also gespannt sein, wie der KRAKENTANZ aussehen wird …

Parzzival, S.H.A. – Himbeertod (Titan-Sternenabenteuer 25)

Shaly Shan hat den brutalen Angriff, der auf sie in dem Band „GERMANIA“ verübt wurde, glücklicherweise überlebt. In einer aufwändigen Operation hat man ihr äußerst lädiertes Antlitz wieder hergestellt. Von den schlimmen Wunden ist absolut nichts mehr zu sehen, nur ihre schöne silbrige Haarpracht musste abrasiert werden, aber auch mit einer Glatze macht die hübsche Suuranerin eine gute Figur.

Nach diesem Anschlag des mutmaßlichen Mörders von Monjas Liebhabern will der leitende WORLD-POLICE-Beamte Eron Adran alle Hebel in Bewegung setzen, dieser Bestie das Handwerk zu legen. Zu diesem Zweck hat er einen Spezialisten angefordert, den Deutschen Wernher von Witzleben. Dieser eindrucksvolle und ebenso eiskalte Agent ist ein Baum von einem Mann, ganz in Schwarz gekleidet, und er nennt sich selbst die FLEDERMAUS. Dieser Kampfname basiert auf seiner Verehrung der Fledermaus-Comics aus den 50er und 60er-Jahren (nein, nicht BATMAN, aber dazu kommen wir später).

Von Witzleben ist der Überzeugung, dass er mit seinen unkonventionellen Methoden den Attentäter schnell ausfindig machen kann – und in der Tat präsentiert er recht kurzfristig die Identität des Killers. Der Mann nennt sich Haron. Die Fledermaus kann Haron in dem Haus aufgabeln, in dem Shalyn ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen hatte. Die Suuranerin will der Überführung beiwohnen, doch muss sie mit Entsetzen feststellen, dass der unheimliche Agent einige sehr radikale Methoden an den Tag legt, um die gewünschten Informationen aus dem Verbrecher herauszupressen.

Wernher verfällt in eine schiere Gewaltorgie, die Shalyn schließlich unterbindet. Leider schafft sie es nicht, irgendwelche Einzelheiten über die Beweggründe von Harons Attacke auf sie oder über seine Verbindung zu Monja zu erfahren. Somit ist sie auch mit den Geheimnissen um ihre Freundin nicht weitergekommen. Doch von Witzleben wartet schon mit einer neuen Überraschung auf …

Währendessen kommt es in den italienischen Alpen zu einigen schrecklichen Ereignissen: Wie die Crew der WALLENSTEIN befürchtet hatte, sind die Cadschiden mit ihren getarnten Gleitern bereits auf der Erde eingetroffen, während das SPACE-POLICE-Raumschiff immer noch auf dem Planeten Cadschid festsitzt. Um ihre Sucht nach Gefühlen zu befriedigen, zerstören sie die beschauliche Ruhe eines kleinen Bergdorfes und fallen über die entsetzten Bewohner her. Nicht nur, dass die Außerirdischen den Überfallenen die Emotionen rauben und sie zu gefühllosen Hüllen degradieren, einige Menschen sterben sogar, indem sie z. B. von den landenden Cadschiden-Raumschiffen zerquetscht werden. Andere wiederum kommen auf der Flucht zu Tode, wie die bemitleidenswerte Erica, die in einen reißenden Bergfluss stürzt.

Ein interessanter Faktor tritt jedenfalls bei der Invasion auf: Die Personen, die von den Kristallen der Gefühlsjäger berührt und dabei ihrer Emotion beraubt werden, bilden eine unerklärliche Assoziation zu Himbeeren heraus. Schon Shalyn hatte vor ihrem „Tod“ einen ominösen Himbeergeschmack im Mund, als Haron sie niederschlug. Besteht hier eine Verbindung?

Zum Ende dieser Geschichte tritt noch einmal die Fledermaus in Aktion: Von Witzleben konnte eine Frau ausfindig machen, deren Schwester Monja noch aus der Zeit kennen will, bevor ihr Leben offiziell dokumentiert ist. Die angeblich 25-jährige Roseanne, die Wernher, Shalyn, Sir Klakkarakk und Monja in einem Altbau aufsuchen, ist jedoch eine greise Frau und weckt Shalyns Skepsis. Dennoch scheint sie in der Tat etwas über Monjas Vergangenheit zu wissen.

Leider kann die Gruppe keine genaueren Informationen erfragen, da sich plötzlich eine neue Gefahr über den Beteiligten zusammenbraut – eine gewaltige Explosion erschüttert das Gebäude …

Unsere Ich-Erzählerin Shalyn Shan weilt also unter den Lebenden, und wir finden uns auf der Erde wieder. Nach dem Trip durch ein fremdes Sternensystem wird der Bogen zu den Ereignissen um die TITAN-Crew gespannt. Parallel zur Jagd nach dem gefährlichen Attentäter Haron – übrigens eine sehr unangenehme, hasserfüllte Figur, die zu allem Überfluss letztendlich aus der Haftanstalt entwischen kann – tummeln sich nach den Genmonstern auch noch die Cadschiden auf der Erde. Die Invasion in dem Bergdorf und Ericas dramatische Flucht atmen den Geist eines Science-Fiction-Thrillers, während die Szenerie um Shalyn zu einem Film noir in düsterster Krimi-Manier gedeiht.

Dazu gesellt sich ein neuer faszinierender Charakter, der knallharte Spezialagent Wernher von Witzleben alias „Die Fledermaus“. Ich mag diese Type – ein direkter, eiskalter, brutaler aber auch absolut hochgradig professioneller Antiheld. Seine blutigen Methoden scheinen trotz allem Unverständnis von Erfolg gekrönt zu sein, eventuell sind sie in diesem Kontext auch die einzig richtigen. Wie sonst sollte man einer solchen Bestie wie Haron beikommen?!

Die von Witzleben verehrte und kopierte Comicfigur FLEDERMAUS kann man übrigens unter www.schwarzefledermaus.de bewundern, denn diese Serie gab es in der Tat im ehemaligen Pabel-Verlag (1956-1576). Kein Geringerer als Rudolf Sieber-Lonati hat eben für diese Serie seinerzeit einige Umschläge gestaltet, und auch in dem vorliegenden TITAN-Band finden sich zwei Bilder von ihm – somit auch eine Verbeugung vor dem leider 1990 verstorbenen Zeichner vieler großartiger Titelbilder (u.a. Macabros, Kommissar X, Larry Brent etc.).

Die Covergestaltung mit Ericas schreckverzerrtem Gesicht auf ihrer Flucht durch den Wald hat wieder Mark Freier umgesetzt.

Nach der Auferstehung Shalyns und einigen sensationellen Neuigkeiten kann man sehr gespannt auf mehr von der FLEDERMAUS sein …

Parzzival, S.H.A. – Gefühlsjäger (Titan-Sternenabenteuer 24)

Der Beginn des neuen Bandes knüpft unmittelbar an die Katastrophe in GERMANIA an: Anake Tagawa und Cyberjohn Five haben den WORLD-MARKET-Boss Michael Moses wohlbehalten in seinem Wohnsitz Hawkwind auf den Malediven bei seiner Ehefrau Elenoré abgeliefert.

Die beiden TITAN-Mitglieder verweilen noch etwas in der exotisch anmutenden Anlage, als die Ökoterroristen ihre nächste Attacke auf Moses starten. Ein gigantischer Krake taucht aus den Fluten des Meeres vor der Anlage auf und nimmt Kurs auf Hawkwind. Doch Moses hat auch an diesem Ort einige Sicherheitskräfte stationiert, mit seinen Kampfgleitern attackiert er das Monstrum. Ein wilder Kampf entbrennt …

„Und jetzt noch einmal mit Gefühl …“ – diesmal das einleitende Zitat zu diesem Band. Um diesem Ausspruch seine Bedeutung abzugewinnen, müssen wir die Handlung um einige Lichtjahre tiefer in den Weltraum versetzen, weit weg von der Erde. Genauer in MI13 im Sternenbild des Herkules, wo wir auf die dreiköpfige Crew des Prospektorenschiffs WALLENSTEIN treffen. Sebastian Blenkov, Ceccyl Céraderon und David Eichmond sind auf ihrer Suche nach Energierohstoffen in eine sehr missliche Lage geraten.

Von dem Volk der Cadschiden wurden sie zu deren Heimatplaneten entführt; hier quält man sie mit gedanklichen Attacken, die ihnen ziemlich zusetzen. Diese einäugigen Wesen mit den großen runden Köpfen können jedoch nur auf diese Weise über das Bewusstsein mit den Menschen kommunizieren, eine reine Gewohnheitssache, wie sich mit der Zeit herausstellt.

Die Drei erfahren durch das Regierungsmitglied Fulgar von dem Grund ihrer Entführung: Die Cadschiden empfinden keinerlei Gefühle mehr, obwohl ihnen das in der Vergangenheit wohl einmal möglich gewesen ist. Von den emotionsgesättigten Menschen erhoffen sie, dass diese den so genannten Lariod ausfindig machen werden. Dieser verschollene Erlöser entstammt zwar ebenfalls dem Volk dieser gefühllosen Aliens, er könnte ihnen aber wieder die Fähigkeit zurückgeben, Gefühle zu entwickeln. Eine eigentlich unlösbar scheinende Aufgabe für die drei Prospektoren.

Bei einigen Nachforschungen auf dem Planeten Cadschid entdecken sie nebst einer äußerst mysteriösen Aufzuchtsstation (die noch unfertigen Cadschiden werden hier von seltsamen Maschinen betreut – dieses von Marcel Barthel sehr atmosphärisch umgesetzte Bild kann man in dem Band und auf dem Buchrücken bewundern) auch einen weiteren Angehörigen der Regierung. Dorlog spielt ein doppeltes Spiel, denn er gehört der Gruppe der Emorebs (Emotionsrebellen) an. Dies sind Cadschiden, die noch über einen Restbestand Gefühle verfügen. Aufgrund dieser Tatsache der Unvollkommenheit werden sie von ihren gefühllosen Artgenossen gnadenlos gejagt, um ihnen diese Fähigkeit auf brutalste Weise zu entreißen. Auch Dorlog baut auf die Mithilfe der Menschen.

Den Crew-Mitgliedern der WALLENSTEIN gelingt es letztendlich, die SPACE-POLICE auf der Erde über ihre missliche Lage zu informieren. Ein Polizeischiff trifft wenig später zu ihrer Rettung ein. Man will mit den Cadschiden verhandeln, doch diese haben zufällig eine Möglichkeit gefunden, der Gefühle der Menschen habhaft zu werden. Mithilfe eines seltsamen Kristalls können sie bei der Berührung des Opfers die Gefühle in sich aufsaugen, nur dass der Betroffene dadurch zu einer emotionslosen Hülle verkommt – für einen Menschen fast schon sein Todesurteil. Diese Möglichkeit der Gefühls-Gewinnung weckt die Gier der Cadschiden, der Lariod ist vergessen.

Eine ganze Heerschar der Außerirdischen fällt über das Raumschiff der SPACE-POLICE her. Es kommt zu einer brutalen Auseinandersetzung, in deren Wirren die WALLENSTEIN unbemerkt ihre Heimreise zur Erde antreten kann.

Nach der ganzen Gefühlsdusselei lassen sich auch Sebastian und Ceccyl etwas von ihren aufkommenden Emotionen überrollen. Damit vertreiben sie sich ein wenig die Zeit in Sebastians Kabine, was David ziemlich gegen den Strich geht.

Seltsamerweise wird dem Prospektorenschiff die Einreise auf TERRA verwehrt. Sie müssen auf LUNA zwischenlanden, denn angeblich ist bereits ein baugleicher Gleiter mit dem Namen WALLENSTEIN auf der Erde gelandet. Eiskalt fällt der Crew ein, dass die Cadschiden-Raumschiffe die Fähigkeit haben, ihr Aussehen beliebig zu ändern. Sie sehen eine schreckliche Gefahr auf die Menschheit zukommen …

Nach dem apokalyptischen Katastrophenszenario im vorangegangenen Band komponiert S.H.A. Parzzival eine klassische aber auch gleichzeitig originelle und düstere Space-Opera. Diesmal versetzt uns dieses „Sternenabenteuer“ tatsächlich in ein anderes Sternensystem und wir werden mit waschechten Aliens bzw. deren recht innovativen Eigenarten konfrontiert. Zu guter Letzt bleibt dann auch die drohende Invasion nicht aus.

Die Protagonisten sind diesmal nicht unsere wohlbekannte Shalyn (Ist sie tatsächlich gestorben?) und ihre Kameraden von der TITAN, sondern ein recht sympathisch anmutendes Trio. Da haben wir den reifen, erfahrenen und schon etwas ins Alter gekommenen Eigner, dann den übermütigen Frischling, der noch seine Grenzen erforschen muss bzw. sich für einen Gewinnertypen hält, und letztendlich die junge, ansehnliche Weiblichkeit, die auf keinem anständigen Raumschiff fehlen darf. Diese Drei durchleben ungewollt ein dramatisches Abenteuer in einer unbekannten Welt, entdecken aber auch sich selbst und die jeweiligen Sympathien oder Antipathien zu ihren Crew-Kameraden.

Die außerirdischen Wesen hingegen wirken naiv, fast schon unschuldig, aber gerade ihre Naivität macht sie so unberechenbar und beängstigend.

Nebst dem oben erwähnten Bild hat Marcel Barthel noch eine sehr stimmungsvolle Darstellung zu einer der Sicherheitsplattformen vor Moses’ Hawkwind umgesetzt. Auf dem Cover sehen wir eine ebenfalls sehr atmosphärische Szenerie, die so aber erst im Folgeband zu lesen ist: die Invasion auf ein kleines Bergdorf.

Insgesamt haben wir hier eine spannende eigenständige Geschichte, die sich dann geschickt in den gesamten Zyklus einschmiegt. Der Weg zum mysteriösen HIMBEERTOD ist somit geebnet …

Parzzival, S.H.A. – Germania (Titan-Sternenabenteuer 23)

Die Crew der TITAN ist in der Firmenzentrale des WORLD-MARKET-Konzerns, dem Nachbau der geplanten Reichshauptstadt GERMANIA mitten in der Wüste Sonora von Arizona, eingetroffen und wohnt den dortigen Festlichkeiten mit gemischten Gefühlen bei.

In der Tat kommt es dann auch zur der angedeuteten Katastrophe, denn die Ökoterroristen haben sich in Washington das dort ansässige Wetterforschungsinstitut zunutze gemacht. Sie wagen das Unglaubliche und beeinflussen die künstlich kreierten Klimabedingungen in GERMANIA auf dramatische Weise. Reißende Wirbelstürme und ein apokalyptisches Unwetter setzen den zahlreichen Gästen massiv zu. Leider gerät den Terroristen dieser Anschlag etwas aus der Kontrolle, da sich Michael Moses als kompromissloser Verhandlungspartner erweist.

Weitere mörderische Genmonster, die durch das Cargo-Röhrensystem von GERMANIA eingeschleust werden, lassen ihn ebenfalls absolut kalt. Warany P’stanhagon, Chef der Wetterstation und Mitwirkender an dem Klimaanschlag auf Moses. steht vor einem unlösbaren Problem. Er will die Wetterbedingungen in GERMANIA nicht noch mehr ausreizen, aber ihr Gegner schaltet auf stur und lässt sich nicht erweichen.

Zu aller Entsetzen setzt Moses als letzte Instanz seine hauseigene Söldnertruppe ein, welche die Terrorgruppe und ihre Anhänger in dem Wetterforschungsinstitut ausfindig macht und sie gnadenlos liquidiert. Alle Beteiligten werden bei dieser Blitzaktion erschossen, auch der verzweifelte P’stanhagon, welcher das tatsächliche Ausmaß dieser Katastrophe kurz vor seinem Tod begriffen hat.

Leider gibt es mit dem Tod der abtrünnigen Wissenschaftler keinen Experten mehr, der die Zustände in GERMANIA in den Griff bekommen könnte. Die Klimabedingungen werden zunehmend extremer, immer mehr Menschen müssen sterben. Die hochgelobte Firmenzentrale wird langsam aber sicher zerstört. Neben der TITAN-Crew und den Gästen kämpfen auch die angeforderten Sicherheitskräfte um ihr nacktes Überleben. Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen, sei es durch den tobenden Orkan oder die zahlreichen Genmonster.

Schweren Herzens sieht sich Michael Moses gezwungen, seine nahezu zerstörte Zentrale aufzugeben. Er lässt sich von den TITAN-Mitgliedern Anake und Cyberjohn auf seinen exotischen Wohnsitz Hawkwind auf den Malediven begleiten. Hier wartet schon der nächste Streich der Ökoterroristen auf ihn.

Nach einigen dramatischen Stunden in GERMANIA treten auch Shalyn, Monja und die restliche TITAN-Crew den Heimweg an. Zurück in Yellowknife greift Shalyn wieder die Nachforschungen um Monja auf. Mit Hilfe der World-Police kann sie in Monjas letztem Aufenthaltsort einige persönliche Gegenstände ausfindig machen, auch kommen sie dem mutmaßlichen Mörder von Monjas Bekannten ein gehöriges Stück näher.

Doch die Jagd endet dramatisch – der Killer lauert Shalyn auf und versetzt ihr einen tödlichen Schlag …

In GERMANIA baut S.H.A. Parzzival eine fast schon apokalyptisch anmutende Endzeitstimmung auf. Der alles vernichtende Orkan, der unaufhaltsam sein Zerstörungswerk in dem Stolz des WORLD-MARKET-Konzerns verrichtet, dazwischen die aufwühlenden Schicksale verschiedenster Menschen. Zum Beispiel die dramatische Handlung um den WORLD-POLICE-Beamten Jan Sinnlar – sein hoffnungsloser Kampf gegen die enthemmten Kräfte der Natur geht dem Leser allemal unter die Haut. Auch die dramatische Figur des Warany P’stanhagon, der mit sich selbst und seiner Mission hadert, der mit Entsetzen einen schrecklichen Fehler eingestehen muss; doch leider kommt seine Erkenntnis etwas zu spät.

Michael Moses’ Charakterzüge indessen verhärten sich, mehr und mehr mutiert er zu der berechnenden Gestalt des eiskalten Großindustriellen, der sich seiner Macht vollauf bewusst ist und diese ohne Zögern ausspielt. Er schreibt seine eigenen Gesetzen in der von ihm beherrschten Welt. Wer sein Spiel nicht mitspielt, hat keine großartigen Chancen, jemals wieder auf die Beine zu kommen.

Im Reigen dieser unterschiedlichen Personen bewegt sich Shalyn mit ihrer immer naiver anmutenden Freundin Monja. Wo diese auftaucht, bricht plötzlich das Unglück über alle Beteiligten herein – und das blonde Mädel sieht sich blauäugig mit der nächsten Katastrophe konfrontiert, vollends auf die Hilfe von Shalyn Shan angewiesen. Nur könnte es diesmal das endgültige Aus für ihre starke Freundin bedeuten …

So weit einige Eindrücke der Weiterführung des Zyklus, aber auch hier sollen die kleinen Augenweiden nicht unerwähnt bleiben, wie die Illustrationen von Marcel Barthel. Diesmal findet sich auf dem Rücken des Bandes die farbenfrohe Gesamtansicht von Moses’ Anlage Hawkwind auf der Malediveninsel Kuramathi. Im Buch entdeckt man zusätzlich eine weitere düsterere Zeichnung, die den Angriff der mutierten Insekten auf den Wohnkomplex von GERMANIA wiedergibt. Wunderschön auch das Titelbild mit der TITAN über der noch unzerstörten Anlage der beeindruckenden Firmenzentrale, eingebettet in Mark Freiers Covergestaltung.

Dann ist das kleine Lexikon am Ende nicht zu vergessen, welches uns mit zwei weiteren Personen der TITAN-Crew vertraut macht, die in diesem Abenteuer Shalyn ihre volle Unterstützung geben müssen.

Mit dem zweiten Band des neuen Zyklus wird das Tempo jedenfalls gehörig angezogen, den Leser reißt der beschriebene Orkan durch die sich überstürzende Handlung, ein knallharter Sprint mit einer kurzweiligen Verschnaufpause, welche von einem abrupten Ende abgeschlossen wird! Der geschockte Leser greift schnell zum nächsten Band, um sich damit den GEFÜHLSJÄGERN zu stellen …

Parzzival, S.H.A. – Todesanzeigen (Titan-Sternenabenteuer 22)

Die Suuranerin Shaly Shan genießt nach den jüngsten Abenteuern zusammen mit der TITAN-Crew einige Tage wohlverdienten Urlaub. Beim einem abendlichen Diskobesuch lernt sie die niedliche Monja Annjetta kennen und fühlt sich seltsamerweise sehr intensiv zu ihr hingezogen. Das Interesse beruht auf Gegenseitigkeit, denn letztendlich verbringen die beiden Schönheiten eine heiße Liebesnacht miteinander. Dieses anfängliche Abenteuer gedeiht langsam zu einer ernst zu nehmenden Beziehung. Shalyns neue „Partnerin“ wird von der Crew und Shalyns Arbeitgeber, der CRC, etwas irritiert aufgenommen.

Noch nachdenklicher werden die Beteiligten, als man versucht, etwas Licht hinter Monjas Dasein zu bringen. Ihre Vergangenheit wird erst ab dem sechsten Lebensjahr dokumentiert, zu allem Überfluss leidet sie an zahlreichen Blackouts – die komplette Person scheint ein großes Rätsel zu sein. Shalyn möchte dieses umgehend lüften …

Mit Erschrecken muss sie feststellen, dass alle früheren – bisher männlichen – Liebschaften Monjas durch die verschiedensten Unfälle zu Tode gekommen sind. Ein Unbekannter hat ihr im Vorfeld stets eine E-Mail mit den jeweiligen genauen Todesdaten der Verstorbenen zukommen lassen. Shalyn bekommt eine aktuelle Todesanzeige zu lesen, wieder betrifft sie einen Ex-Freund Monjas. Die Suuranerin macht sich umgehend mit ihrer Geliebten auf den Weg, um Realy Maran, den Betroffenen, aufzusuchen und das Unheil gegebenenfalls abzuwenden.

Vor Ort werden sie mit einem seltenen Gletschertsunami konfrontiert, einer Flutwelle mitten in den Bergen, bei der neben zahlreichen Bewohnern auch Realy ertrinkt. Die beiden Frauen kommen mit dem Schrecken davon, doch wieder in Shalyns Wohnung, verschwindet ihre neue Freundin spurlos. Sie taucht nach einiger Zeit wieder auf, kann sich aber an die letzten Stunden absolut nicht mehr erinnern. Mit Hilfe der World-Police lässt sich Monjas letzter Aufenthaltsort rekonstruieren und ausfindig machen. Hier stoßen sie auf einen weiteren Toten, der sich ebenfalls als ein ehemaliger Gespiele des jungen Mädchens herausstellt.

Während Shalyn versucht, die düsteren Schleier um Monja zu entwirren, wird die Erde von einer neuen Bedrohung heimgesucht. Die so genannten „Ökoterroristen“ haben sich die WORLD-MARKET-Kette des Großindustriellen Michael Moses als neues Ziel ausgeguckt. Mit einer Hundertschaft genmanipulierter Rieseninsekten attackieren sie den Monopolisten und verursachen eine Panik unter der Bevölkerung. Diese Attacke fordert sogar einige Opfer.

Unbeeindruckt von den Überfällen, die größtenteils von der World-Police abgewehrt werden können, lädt Michael Moses zu der Eröffnung seines ganzen Stolzes, der WORLD-MARKET-Firmenzentrale in der Wüste von Arizona, ein. Hier hat Moses eine naturgetreue Nachbildung der damals von Adolf Hitler geplanten Hauptstadt GERMANIA umgesetzt.

Um die Sicherheit der Feierlichkeiten zu gewährleisten, verlangt Moses, dass die TITAN über dem riesigen Gelände Stellung nimmt und die gesamte Crew bei dem großen Happening vor Ort ist. Der geplante Angriff der Terroristen auf GERMANIA kann jedoch nicht abgewendet werden – es kommt zur Katastrophe …

Mit Band 22 schlägt die TITAN (ehemalige PROMET)-Serie eine neue Richtung ein, ein frischer Zyklus nimmt hier seinen Anfang. Die Handlung wird vorerst auf die Erde im Jahre 2109 verlagert und fasziniert auch den vielleicht anfänglich skeptischen Science-Fiction-Laien. Social-Fiction nennt sich diese Sparte, ein ungewöhnlicher Thriller in einer gar nicht mal so abwegigen Zukunft. Unsere Gegenwart und das mögliche Leben in spe werden in einer feinen Mischung zusammengepackt und ergeben einen bodenständigen Rahmen für eine absolut ansprechende Serie. Hier wird nicht wild mit irgendwelchem pseudo-physikalischen, unverständlichen Schnickschnack, überdrehten futuristischen Konstruktionen oder haarsträubenden Wesensformen um sich geschleudert.

Die Hauptfigur ist die ansehnliche Suuranerin Shalyn Shan, die mit ihrer bunt gemischten Crew des Raumers TITAN zu den Berühmtheiten auf Terra zählt. Im vorliegenden Band muss sie sich primär mit einigen privaten Missständen auseinander setzen; in Monja findet sie nach langer Zeit wieder etwas Halt, nachdem ihr Ehemann vor einiger Zeit spurlos verschwand. Gleichzeitig weckt dieses naive, blauäugige Wesen den Beschützerinstinkt in ihr, vor allem angesichts der dunklen Vergangenheit Monjas sowie deren extremer Hilflosigkeit. Die Vergangenheit ihrer Freundin wird zu Shalyns persönlicher Angelegenheit und schließlich zu einer Bedrohung für die Suuranerin. Hinzu gesellen sich einige undurchsichtige Zeitgenossen wie der eiskalte Magnat Michael Moses und seine Widersacher, die Ökoterroristen. Riesige Genmutanten und manipulierte Klimakatastrophen stürzen die Welt um Shaly Shan ins Chaos.

S.H.A. Parzzival kreiert eine sehr sympathische Mannschaft mit ihren speziellen Figuren. Durch die gewählte Ich-Form nimmt der Leser die Hauptfigur sofort an, aber auch die anderen Charaktere sind liebevoll gezeichnet und werden sich selbst gerecht, vor allem der drollige aber auch gleichzeitig beeindruckende Sir Klakkarakk.

Der abschließende Anhang von Jörg Kaegelmann gibt noch ein paar einführende Worte zum Besten: Hier erfährt man etwas über den wahren Urvater dieses Zyklus’, den bereits verstorbenen Perry Rhodan-Co-Autor Thomas Ziegler. Auf seiner Idee basieren dieser und die folgenden Bände. Zusätzlich wird dem Leser noch eine Art Lexikon am Ende der Geschichte geboten; hier finden sich einige ausführliche Abrisse über die einzelnen Protagonisten bzw. die Handlungsorte der Serie.

Das Bild im wahrsten Sinne des Wortes vervollständigt Marcel Barthel mit seinen kleinen Meisterwerken. Diese finden wir einmal als Illustration zu den ausgewählten Szenen sowie in Farbe auf dem Rücken des Buches. Aber auch das Cover von Mario Moritz im Verbindung mit dem Artwork von Mark Freier ist eine Augenweide für sich, vor allem die Materialgebung der Flutwelle ist einfach faszinierend.

Mit dem Ende der Lektüre dieses Bandes greife ich gleich zum nächsten und fliege mit der TITAN-Crew weiter nach GERMANIA …

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Bionda, Alisha / Parzzival, S.H.A. – Calvin (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 6)

Band 1: [„Der ewig dunkle Traum“ 1899
Band 2: [„Kuss der Verdammnis“ 1900
Band 3: [„Die Kinder der fünften Sonne“ 1949
Band 4: [„Blutopfer“ 1977
Band 5: [„Der Schattenkelch“ 2483

Die Ereignisse, die sich schon in Band 5 zugespitzt hatten, überschlagen sich jetzt: Calvin ist Hals über Kopf und ohne seine Dilara nach Santa Barbara aufgebrochen, um dort bei seinem Vater nach dem Rechten zu sehen. Doch Anton Percy Vale nutzt diese Gelegenheit schamlos aus, um seinem Sohn diverse Erinnerungen zu rauben, besonders Dilara möchte er aus dessen Bewusstsein löschen. Unter anderem versucht er auch, das Wissen Calvins über den Heiligen Gral sich zunutze zu machen. Sehr spät erkennt Calvin, welche bösartigen Pläne sein Vater schon in der Vergangenheit gesponnen hat.

Die verzweifelte Dilara spürt deutlich, wie sich das Band zwischen ihr und Calvin zunehmend auflöst. In tiefer Sorge reist sie ihrem Geliebten nach, um ihn aus dem Einflussbereich seines Vaters zu befreien. Zu allem Überfluss taucht vor der Tür in der Park Lane ihre ehemalige Blutschwester Delphine auf, mit der die Vampirin noch eine alte Rechnung offen hat.

In London sind Mick und Cassandra mittlerweile zu einem richtigen Dream-Team zusammengewachsen. Der etwas fülligen Polizistin fällt es jedoch Tag für Tag schwerer, den Reizen ihres Partners standzuhalten und nicht ihre tiefen Gefühle zu ihm offen auszuleben. Außerdem scheint den gut aussehenden Kerl ein makaberes Geheimnis zu umgeben. Sie ahnt nicht, wie düster es in Wahrheit ist – Mick Bondye genießt das Wesen eines Art Voodoo-Vampirs, der unter anderem die Fähigkeit hat, mit den Seelen Verstorbener zu kommunizieren.

Sein aktueller Ansprechpartner ist der ermordete Greg Lane, der ihn stets mit neuen Informationen über die verschiedensten Protagonisten versorgt. Von ihm erfährt Mick auch das erste Mal von dem Schattenkelch und einem mysteriösen „Bund der Fünf“, die im direkten Zusammenhang mit der Machtentfaltung des Kelches stehen sollen. Die beiden Cops schlagen sich weiterhin mit den brutalen Morden in Londons Innenstadt herum, wobei Cassandra den Eindruck gewinnt, dass Mick die wahren Killer bereits kennt. Sie setzt ihm die Pistole auf die Brust, so dass er letztendlich seine Partnerin einweiht und sie gemeinsam die gefährliche Jagd auf die unheimlichen Mörder beginnen.

Auch Luna Sangue alias Coyolxa wird mit einer ganz neuen Situation konfrontiert: Ihr Laufbursche Mark Garimont hat in Frankreich den Schattenkelch von Calvin erbeutet (siehe Band 5). Jetzt erpresst er seine Auftraggeberin, indem sie sich als Gegenleistung für den Kelch dem Schlitzohr hingeben soll bzw. ihn zusätzlich an ihrer Macht teilhaben lässt. Garimont hat leider die wahre Identität seiner Herrin etwas unterschätzt.

Guardian ist währendessen in den Katakomben fündig geworden. In Antediluvians Nachlass entdeckt er einige ausschlaggebende Aufzeichnungen über den sagenumwobenen Schattenkelch. Mehreren Personen wird im Angesicht dieser Entdeckung eine ganz neue Rolle zuteil. Nie hätte jemand geahnt, wie dicht ihrer aller Schicksale miteinander verwoben sind …

Nach Jörg Kleudgen hat sich diesmal S.H.A. Parzzival mit Alisha Bionda zusammengetan, um der Geschichte der Vampirin Dilara seinen ganz eigenen Touch zu geben. Sein rasanter und vitaler Stil hat mich sofort überzeugt.

Insbesondere die Handlung um den Vampir-Cop Mick Bondye (einer meiner ganz persönlichen Favoriten) gewinnt eine sehr persönliche Note. Das Zusammenspiel zwischen dem seltsamen Polizisten und seiner Partnerin Cassandra hat in dem vorliegenden Band einen deutlichen Fokus und gedeiht schnell zu einem der wichtigsten Bestandteile dieser Geschichte. Crime, Thriller und Horror in einer höchst ansprechenden Mischung, versehen mit den amüsanten Elementen einer Partnerschaft zwischen zwei sehr unterschiedlichen Cops, die unter dem Druck ihrer gemeinsamen Arbeit sich selbst entdecken, Sympathien zueinander entwickeln und sich sogar etwas verlieben.

Auch Dilara wird von den aufkommenden Ereignissen schwer gebeutelt, wenngleich sie sich diesmal nicht auf eine Reise in die Vergangenheit begeben muss (wir befinden uns durchgehend im Sommer 2006 – also vom aktuellen Zeitpunkt dieser Niederschrift gesehen einen bis zwei Monate in der Zukunft). Das so vertraute Band zwischen Calvin ist gerissen, der wichtige Gefährte scheint ihr zu entgleiten und sich in den Wirren seiner Vergangenheit zu verlieren. Die Schlüsselfigur dieser Misere ist sein eigener Vater, dessen hinterhältige Machenschaften nur sein Sohn selbst entlarven kann. Dilara kann ihren Geliebten in diesem Fall nur mental unterstützen; zum ersten Mal wirkt sie richtig hilflos, zerbrechlich – kaum agressiv, dominant und aufbrausend wie in den vorgangegangenen Bänden. Calvin hingegen reift zu einer ernst zu nehmenden Persönlichkeit, er wirkt sicherer, bestimmter und weniger verspielt.

Betrachtet man den düster dreinblickenden Mann im Zentrum auf Mark Freiers wunderschönem Titelbild, bekommt man dort den „neuen“ Calvin noch mal bildlich präsentiert, selbstbewusst und konsequent. Überhaupt finden sich die mittlerweile so vertrauten Charaktere in ganz neuen und ungewohnten Situationen wieder, durch die sie sich weiter- und neu entwickeln.

Calvins Vergangenheit, Micks Selbstfindung, Dilaras wahre Bestimmung, das Geheimnis der kaltblütigen Luna Sangue und Guardians Rolle im Machtgefüge der Vampire werden hier in einem fabelhaften Cocktail gemixt und serviert. Mit dem aufwühlenden Finale wird ein neuer Pfad geebnet, den wir in den folgenden Bänden mit großen Erwartungen beschreiten dürfen …

Auch dieses Autorenteam hat somit seine erste Zusammenarbeit mit Bravour gemeistert, die unterschiedlichen Stile geben der Handlung immer wieder eine individuelle erfrischende Faszination. Aufgrund Parzzivals Premiere in der Schattenchronik findet sich in dem Buch auch eine mehrseitige Vorschau auf die Geschichte „Germania“ der |BLITZ|-Serie |TITAN|, die ebenfalls aus seiner Feder stammt.

Nicht zu vergessen Pat Hachfeld – keine Schattenchronik ohne ihn. Mit gewohnter Klasse hat er den Kapiteln wieder den visuellen Rahmen gegeben und verschiedene Schlüsselszenen als kleine Kunstwerke zu Papier gebracht.

Da sich mit dem Ende des Bandes 6 eine neue Ära in der Schattenchronik ankündigt, lässt es sich Alisha nicht nehmen, abschließend eine Danksagung an die bisherigen Mitbestreiter der Schattenchronik zu verfassen. Sie allesamt haben eine faszinierende Serie ins Leben gerufen, die nun in die nächste Runde geht …

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Bionda, Alisha / Kleugden, Jörg – Schattenkelch, Der (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 5)

Band 1: [„Der ewig dunkle Traum“ 1899
Band 2: [„Kuss der Verdammnis“ 1900
Band 3: [„Die Kinder der fünften Sonne“ 1949
Band 4: [„Blutopfer“ 1977

Nachdem das Kapitel „Antediluvian“ in Band 4 sein endgültiges Ende gefunden hat, werden Dilara und Calvin mit einer ganz neuen Problemstellung konfrontiert: die Vergangenheit Calvins und das Geheimnis um den sagenumwobenen Schattenkelch. Dieser Kelch soll den Nosferati die Fähigkeit geben, dass nicht mal fliessendes Wasser ihnen etwas anhaben kann – damit wären diese Wesen in der Tat unsterblich.

Dilara ist sich sicher, dass ihr Gefährte in einem engen Verhältnis zu diesem Kelch steht – auf seinem Amulett, welches er seit jeher um seinen Hals trägt, ist eben jenes Gefäß abgebildet. Doch Calvin kann oder will sich nicht wirklich dazu äußern, zumindest weicht er Dilaras Fragen deutlich aus. Dafür erinnert sich Dilara wiederum an ein einschneidendes Ereignis im August des Jahres 1914 in Frankreich, kurz vor den Wirren des ersten Weltkriegs:

Um etwas Licht in ihre Vergangenheit zu bringen, nimmt Dilara das Angebot der Hellseherin Geneviève Zaeppfel an, sich an einer ihrer berühmten Seancen zu beteiligen. Doch die mystische Runde soll von einem unerwarteten Ereignis erheblich gestört werden. Schon am Vorabend fühlt Dilara die Anwesenheit eines Vampirs, kann aber noch nicht genau einschätzen, wer aus der illustren Gesellschaft von ihrer Art ist. Inmitten einer Sitzung nutzt der unbekannte Blutsauger dann die Gelegenheit und entführt zusammen mit einem Gehilfen die hilflose Madame Zaeppfel.

Dilara nimmt umgehend die Verfolgung auf und wird mit dem seltsamen Fluggefährt des Entführers konfrontiert – einem Zeppelin. Mit diesem verschleppt der Bösewicht nebst der Vampirin auch Geneviève in seine geheime Festung, um sich dort mit der Hellseherin eingehender zu beschäftigen. Madame Zaeppfel gehört augenscheinlich einer Gruppe an, die den Aufenthaltsort des legendären Schattenkelches kennt. Eben dieses Gefäss will der Vampir in seinen Händen wissen, um mit seiner Hilfe den ewigen Kampf zwischen Licht und Schatten für sich zu entscheiden.

Bevor er jedoch dieses gut gehütete Geheimnis aus Geneviève herauspressen kann, wird die Festung von deren Anhängern überrannt. Dilara und die Hellseherin werden nach einer blutigen Auseinandersetzung befreit. Dabei wird die Vampirin Zeugin, wie die Retter ihre Verwundeten mithilfe eines Kelches tränken und somit heilen können. Dilara ist dem Schattenkelch anscheinend sehr nahe gekommen …

Dieser Rückblick veranlasst Dilara im Juni 2006, ihre Suche nach Madame Zaeppfel wieder aufzunehmen. Vor allem erinnert sie sich auch daran, dass sie in der Klosterbibliothek von Genevièves Bruder Bernard eine französiche Abschrift der Schattenchronik zu Gesicht bekommen hatte, die eben nicht aus diesem sprachlichen Durcheinander zu bestehen schien wie das vorliegende Exemplar aus Antediluvians Besitz – leider konnte sie sich dieses Büchlein damals nicht aneignen.

Zusammen mit Calvin macht sie den Bruder Madame Zaeppfels ausfindig, der mittlerweile am Mont St. Michel sein Dasein fristet. Von ihm erfahren sie tatsächlich mehr über den möglichen Aufenthaltsort des begehrten Kelches. Die französischsprachige Schattenchronik scheint aber leider bei einem Brand vernichtet worden zu sein. Somit geht das Paar den neuen Hinweisen nach. Sie stoßen auf eine Gruppe, die einer gewissen Schwarzen Sara huldigt und im Besitz mehrere Kelche ist – einer davon ist in der Tat der Schattenkelch. Auf die beiden warten aber noch einige große Überaschungen, vor allem da sich mittlerweile einige entschlossene Verfolger an ihre Fersen geheftet haben …

Während Dilara und Calvin also in Frankreich Stück für Stück dem Schattenkelch näher kommen, herrscht in London der Ausnahmezustand. Die einzelnen Vampirgruppen bekriegen sich bis aufs Äußerste, jeder versucht Antediluvians Stelle einzunehmen. Inmitten dieser Wirren beschäftigt sich Guardian in den Katakomben mit dem Nachlass des Urvampirs und entdeckt einige interessante Fakten.

Der geheimnisvolle Cop Mick Bondye hat mit der beleibten Cassandra eine neue Partnerin bekommen, die ihn tatkräftig bei der Aufklärung einer neuen Serie abartigster Morde unterstützt. Bondye wird zunehmend mit seiner wahren Wesensart konfrontiert, denn auch er hat einen speziellen Stand in der Welt der Schatten, mehr als er selbst ahnt.

Dann sorgt noch die plötzlich aufgetauchte Geschäftsfrau Luna Sangue in der englischen Hauptstadt für Unruhe. Das LUNATIC-Cosmetic-Monopol dient nur als Tarnung ihrer wahren Identität, denn in der eiskalten Dame – die der Vampirin Dilara Demimondes verteufelt ähnlich sieht – schlummert unverkennbar die Seele der Göttin Coyolxa. Diese will Calvin von seiner Gefährtin trennen, um diese letztendlich als Instrument zu ihrer Machtergreifung zu missbrauchen. Da sich Calvin in einer schwierigen Selbstfindungsphase befindet, scheinen ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt zu sein …

Alisha Bionda und Jörg Kleudgen – der zweite Streich: Diesmal tun sich ganz andere Facetten auf, denn die Abenteuer von Calvin und Dilara schlagen einen neuen Weg ein. Und wieder haben sich die beiden Autoren in einer fabelhaften Zusammenarbeit die Erzählung der Geschichte geteilt. Der Leser wird auf eine spezielle Gralssuche mitgenommen, auf eine Zeitreise in das Frankreich kurz vor den Wirren des Weltkriegs hinein in eine abenteuerliche Jagd nach dem Schattenkelch, mit dem sich die Vampire zur Überrasse aufschwingen könnten. Für mich als Mensch ein fragliches Unterfangen (smile)!

Jedenfalls werden hier ein paar frische Charaktere ins Leben gerufen, wie Geneviève Zaeppfel oder die multinationalen Teilnehmer der Seance in Schloss Comper. Alles sehr liebevoll gezeichnete Personen, die wie Dilaras neue Gegenspieler zu ihrer ganz eigenen Rolle in diesem wilden Reigen kommen. Dafür genießen die bereits bekannten Personen feinere Züge, sie werden noch tiefer in die Handlung eingestrickt, um ihren festen Stellenwert in der Welt der Schattenchronik einzunehmen. Da wären z. B. Sympathieträger wie Mick Bondye und die drollige Cassandra, aber auch der undurchsichtige Guardian.

Nach Dilara wird nun auch Calvins Vergangenheit thematisiert. Auch hier tut sich ein steiniger Pfad zur Erkenntnis auf, weitere düstere Geheimnisse wollen gelüftet werden und das Finale wartete wieder mit einem fast schon gemeinen offenen Schluss auf. Zum Glück sind die beiden Bände aber zeitgleich erschienen. Der Titel des nächsten Bandes dürfte nämlich deutlich machen, dass in Calvin noch so einiges verborgen ist.

Ein faszinierendes Bild von Calvin hat Mark Freier hier auf das Cover gebracht. Der junge Vampir hält den Schattenkelch in seinen Händen – es mutet schon fast wie ein Foto an. Vor allem das Material des Kelches ist hervorragend dargestellt. So wie Mark gibt auch Pat sein bekanntes Können bei den Anfängen der einzelnen Kapitel zum Besten. Vor allem die Kombinationen zwischen Licht und Schatten, dann noch die ganz spezielle Darstellung des Mondes bei Pat möchte ich hier mal gesondert erwähnen, weil es mir diesmal besonders positiv aufgefallen ist.

Die Geschichte um die Vampirin Dilara hat ihre neue Richtung längst gefunden, jetzt formt sie sich zu einem großartigen Zyklus …

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Bionda, Alisha / Kleudgen, Jörg – Blutopfer (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 4)

Dilaras Suche nach ihren eigenen Wurzeln findet durch ein Ereignis im London des Jahres 2005 eine neue Richtung: Im British Museum weckt eine Exhibition mit dem Thema _Versunkenes Aztlan, die Urheimat der Azteken_ das Interesse der Vampirin. Eine dort ausgestellte Mumie verursacht eine gewisse Unruhe, aber auch Vertrautheit in Dilara, die sie sich anfänglich noch nicht erklären kann.

Langsam aber sicher kommen die Erinnerungen wieder an eine Expedition im Jahre 1891, die Dilara damals zusammen mit dem Archäologen Roger Gallet unternommen hat: Der charmante Abenteurer ist von der dunkelhaarigen Schönheit fasziniert und zeigt sich begeistert, als sie bereitwillig einer Forschungsreise nach Mexico zustimmt. Dies geschieht aber auch nicht ohne gewissen Eigennutz seitens der Schönen, denn sie teilt zwar Gallets brennendes Interesse an den Azteken, die wahren Beweggründe sind jedoch anderer Natur – sie fühlt sich in gewisser Weise zu diesem Volk hingezogen. Da das Reiseziel die sagenumwobene Stadt Aztlan sein soll, ergreift Dilara sofort die Gelegenheit, sich diesem Unternehmen anzuschließen. Die Reisegruppe zeigt sich im Endeffekt auch erfolgreich; tatsächlich finden sie die verborgene Urheimat der Azteken; dennoch endet das Unternehmen in einer Katastrophe.

Sie landen mitten in den Wirren eines brutalen Opferungsrituals, sie werden überwältigt und getrennt. Die verschiedenen Priester der einzelnen aztekischen Gottheiten stehen in einem gnadenlosen Clinch, der von zahlreichen Menschenopfern begleitet wird. In Strömen fließt das Blut – was unserer Vampirin nicht wirklich zuwider ist; auch die mordenden Priester in dieser fast schon unwirklichen Welt scheinen ihr vertraut, als würden sie zu ihrer Art gehören – dennoch fühlt sie sich emotional dazu verpflichtet, ihrem Begleiter Roger Gallet aus dieser Misere zu helfen und ihn vor dem sicheren Tod zu bewahren.

Interessanterweise möchte Unvaale, der Hohepriester der Gottheit Tonatiuh, die Blutsaugerin bei ihrem Unterfangen unterstützen. In seinem Interesse liegt es, die Göttin Coyolxa zu stürzen, die auch den Archäologen gefangen hält, und dabei den legendären Sonnenstein zu erbeuten, der die Wiedererweckung der Gottheit Tonatiuh ermöglichen soll. Mit Unvaales Hilfe schafft Dilara es in der Tat, in das Reich der Coyolxa einzudringen und wird mit dieser auch letztendlich konfrontiert.

Die Auseinandersetzung ist unausweichlich, Dilara greift zu einem riskanten Mittel, um Roger Gallet aus den Klauen der untoten Göttin zu befreien – doch auch eine riesengroße Überraschung wartet mit der Demaskierung des geheimnisvollen Unvaale auf die Vampirin …

Während sich Dilara also stückchenweise an die Ereignisse im ausgehenden 19 Jahrhundert erinnert, kommt es auch im modernen London zu einigen Neuerungen. Noch immer wollen die Blutsaugerin und ihr Gefährte Calvin die Schattenchronik in ihre Hände bekommen, um endlich Licht in einige dunkle Nischen zu bringen. Als ideale Schlüsselperson scheint sich der noch immer sein Unwesen treibende Roderick alias John George Haigh, der Vampir von London, anzubieten. In der Tat fällt diese tragische Bestie ihrer tiefen Sehnsucht nach Dilara zum Opfer. Sie verführt den Liebestollen, während Calvin – nicht wirklich begeistert von dieser Methode – die Schattenchronik entwenden kann.
Fast schon zu einfach nach dem Geschmack des Vampir-Paares. Zu allem Überfluss stellt sich heraus, dass der Inhalt der Chronik in einer Art Verschlüsselung durcheinander geworfen wurde, somit nahezu unbrauchbar ist.

Neben dieser Errungenschaft tun sich auch einige neue Schwierigkeiten auf: Guardian, der bisher hilfreiche Anführer der Cemeteries, scheint seine eigenen Pläne verwirklichen zu wollen – sein spezielles Interesse an Dilara nimmt präzisere Züge an, schürrt aber auch das Missfallen Calvins. An die Fersen Rodericks/Johns hat sich dessen ehemaliger Freund Greg Lane geheftet, denn dieser begreift mittlerweile, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem Verschwinden seines Kumpels, der schwarzhaarigen Schönheit aus der Galerie des Apsley House und den abartigen Mordfällen in London besteht. Gregs neuer Kollege Mick Bondye ist ein seltsamer Zeitgenosse, der auch einiges mehr über diese Geschehnisse zu wissen scheint, als er offen zugibt. Sein besonderes Interesse gilt dem Brompton Cemetery. Somit finden sich auf diesem Friedhof einige undurchsichtige Personen ein, die Handlung spitzt sich langsam zu.

Während Dilaras Erinnerungen immer mehr und mehr von den Ereignissen in Aztlan eingenommen werden, steht auch eine endgültige Auseinandersetzung mit Antediluvian kurz bevor. Die Schicksale einiger weiterer Personen werden in diesen Tagen ebenfalls besiegelt …

Mit dem vierten Band wird ein neuer Kunstgriff der Schattenchronik-Serie eingeführt – Alisha Bionda und Jörg Kleudgen widmen sich in Co-Arbeit dieser neuen Facette der Vampirin Dilara.

Während Alisha im London des Jahre 2005 verweilt und die aktuellen Ereignisse um den aufkeimenden Konflikt der Nosferati weiterverfolgt, reist Jörg mit uns in das 19. Jahrhundert in die geheimnisvolle Stadt Aztlan; zwischendrin wird auch noch ein kurzer Sprung in die Anfänge dieser Stadt um 1569 gewagt. Die Autoren haben einige tiefgreifende Recherchen u.a. zu den Azteken angestellt, denn die erwähnten Gottheiten und Rituale entsprechen in der Tat zum größten Teil den dokumentierten Fakten.

Die beiden Handlungsstränge um Aztlan und London laufen parallel ab, ohne den gemeinsamen Faden zu verlieren. Wie Dilara selbst wird der Leser schrittchenweise in die Vergangenheit entführt, er durchlebt die einzelne Zeitsprünge, viele Fragen werden endlich geklärt, dafür aber auch neue Fragen aufgeworfen, auf deren Antworten wir in den Folgebänden gespannt sein dürfen.

Im Ganzen ist diese Geschichte auch die bisher brutalste und blutigste Folge der Schattenchronik-Serie; selbst Dilara gibt hier einige fast schon beängstigende Charakterzüge zur Schau – im Angesicht ihrer Erinnerungen entwickelt sie eine hemmungslose Mordlust, die ihrem „normalen“ Blutdurst nicht mehr wirklich entspricht. Einige uns bereits bekannte Charaktere bekommen eine zusätzliche Tiefe, während neue Personen in die Handlung eingeführt werden, wie z. B. der mysteriöse Cop Mick Bondye.

Vor allem das schicksalhafte Finale am Ende dieser aufregenden Horror-Symphonie endet mit einem mächtigen Paukenschlag, der leider dann auch so abrupt ist, dass man ohne den nächsten Band „Der Schattenkelch“ (interessanterweise sollte dieser mal ursprünglich den Titel „Der Gralsorden“ tragen, wie man der Vorschau entnehmen kann) so ziemlich in der Luft hängt. Dennoch sollte man aber vor der Lektüre des kompletten Buches nicht den Klappentext des Folgebandes lesen, sonst geht dem neugierigen Leser leider eine große Überraschung verloren, was allemal schade wäre …

Natürlich haben auch auch Mark Freier und Pat Hachfeld wieder ihre meisterlichen Leistungen zu diesem Werk geliefert. Marks Titelbild, bedrohlich und beängstigend, absolut passend zum Flair der Handlung – als Thema dient hier die Vision Calvins von der blutgierigen Göttin des Mondes und ihren Anhängern vor einer Wand aus menschlichen Schädeln. Pat leitet wie gewohnt die Kapitel mit seinen düsteren Zeichnungen ein, mal erotisch (wie im ersten Kapitel), mal morbide oder symbolisch, das wichtige i-Tüpfelchen zum Gesamtbild.

Abschließend bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich mich schon auf Band 5 freue, welchen ebenfalls dieses meisterliche Duo in gemeinsamer Arbeit verfasst hat. Mit Band 4 ist ihnen bereits etwas Grandioses gelungen …

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E.-E., Marc-Alastor – Kinder der fünften Sonne, Die (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 3)

Der Band „Kuss der Verdammnis“ endete damit, dass Dilara ihrem Geliebten Calvin versprochen hatte, ihm mehr von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Das tut sie in dieser vorliegenden großartigen Geschichte und berichtet von einem einschneidenden Erlebnis im ausgehenden 19. Jahrhundert, welches sich bis heute fest in ihre Erinnerungen gebrannt hat:

Wir finden uns im Herbst 1883 in dem Ort Avignon in Südfrankreich mitten in der Provence wieder, genauer an einem festlichen Abend im Maison de Vervins. Dilara und ihr treuer Diener Cippico weilen in diesem heimelichen Haus als Gäste einer gewissen Mademoiselle Mayan. Doch nicht zum Vergnügen sind die beiden hier abgestiegen, denn Antediluvian hat wie so oft einen dringend Auftrag für die von ihm erschaffene Vampirin.

Zu allem Überfluss gerät Dilara mit Kyuzaemon, einem Diener Antediluvians, aneinander, der ebenfalls auf der Feier auftaucht, um ein Treffen mit der Vampirin und seinem Meister zu arrangieren. Bei der anschließenden Zusammenkunft im Palais de Pape schärft Antediluvian seiner Artgenossin die Dringlichkeit dieser neuen Aufgabe ein: Sie soll ihm einige geheime Dokumente aus dem Codex Vaticanus beschaffen. Ein riskantes Unterfangen, welches Dilara zunehmend an dem Wohlwollen ihres Schöpfers zweifeln lässt. Dieser warnt sie abschließend vor dem Wesen Methalumina, eine Lichtgestalt, die allein durch ihre Anwesenheit absolut tödlich für die Nosferati sein soll, sowie deren angebliche Anhänger, die Rosenkreuzer.

Noch auf den Festlichkeiten trifft die Vampirin auf eine wunderschöne Frau namens Gelophee Roche, zu der sich Dilara seltsamerweise sofort hingezogen fühlt. Gelophee selbst warnt Dilara vor den Machenschaften und dem neuen Auftrag Antediluvians, was die Vampirin dazu veranlasst, alles daran zu setzen, hinter das Geheimnis dieser seltsamen Frau zu kommen.

All diese Ereignisse sind die Vorreiter zu einer abenteuerlichen Reise, die mit allerlei Gefahren und tiefgreifenden Phasen der Selbstfindung gespickt ist. Dilara beschließt schon am kommenden Tag, nach Rom aufzubrechen, doch nicht alleine – zusammen mit ihrem Diener Cippico hat sie Gelophee letztendlich zu einer unfreiwilligen Begleiterin auserkoren. Deren Gebaren, ihr Wissen über den Codex Vaticanus, aber auch ihre undurchsichtige Verbindung zu Antediluvian haben Dilara zu dieser Entscheidung veranlasst. Die Tätowierung, ein stilisiertes Kreuz mit einer Rose darin, ist der Vampirin ebenfalls nicht verborgen geblieben, was ihr Misstrauen umso mehr gesteigert hat.

Das Trio begibt sich letztendlich auf eine ereignisreiche Zugreise durch Frankreich nach Italien. Auf der Fahrt kommt es erneut zu einigen handfesten Auseinandersetzungen zwischen den beiden Frauen, wobei Cippico sich mehr und mehr auf die Seite der Sterblichen stellt, was seine Herrin rasend macht. Sie verschwindet aus dem Abteil und taucht nicht wieder auf. Just in dieser Situation mischt sich ein unerwünschter Gast ein, Torquato Perez, ein ehemaliger spanischer Gespiele und letztendlich auch ein Geschöpf Dilaras. Er will seine Ehemalige mit allen Mitteln zurückgewinnen, schrickt auch nicht davor zurück, Cippico und Gelophee massivst zu bedrohen.

Glücklicherweise kommen den beiden die Maler Auguste Renoir und Claude Monet (ja, genau diese beiden) zu Hilfe, sie entschärfen die Situation so weit, dass der spanische Blutsauger sich aus dem Staub macht.

Dilara lässt sich erst wieder in Turin blicken. Eine Kirche bei Lugano ist das erste Reiseziel der kleinen Gruppe, da sie dort einen exkommunizierten Priester nach Informationen zum Codex Vaticanus befragen wollen. Hier startet der spanische Vampir Torquato seinen nächsten Angriff, nur bezahlt er diese Attacke diesmal mit seinem unsterblichen Dasein – Methalumina gibt sich ein grausames Stelldichein.

Auch Dilara findet beinahe den sicheren Tod, nur mit Mühe kann sie vor dem Lichtwesen gerettet werden. Die Odyssee kann somit weitergehen. Die Suche endet letztendlich in Rom, wo es in den Katakomben des Vatikans zu einem dramatischen und überraschenden Showdown kommt, dessen Ausgang Dilaras Sicht der Dinge gravierend verändern wird …

Was Marc-Alastor E.-E. in dieser faszinierenden Geschichte allein durch die Wahl der Sprache gelingt, ist bemerkenswert. Er verwendet in dieser Erzählung die blumige Ausdruckweise aus eben jener vergangenen Zeit – haucht der Szenerie den Geist des ausgehenden 19. Jahrhunderts schon mit der ersten Zeile ein. Der Leser fühlt sich umgehend in die Vergangenheit versetzt.

Hatten die Charaktere in „Kuss der Verdammnis“ ihre ersten Strukturen bekommen, füllen sie sich hier zusehends mit weiterem Leben – Dilara wird mit einigen tiefgreifenden Charakterzügen versehen, die man bisher ansatzweise erahnen konnte. Ihre Ambivalenz – gefühlvolles weibliches Wesen und gnadenlose Bestie – wird noch gravierender aufgeblättert.

An manchen Stellen verfällt man in ernsthaftes Mitleid mit Gelophee, wie sie gegen eine massive Wand zu rennen scheint, man verteufelt Dilaras Starrsinn und ihre kompromisslose Kälte. Doch dann schmiegt sie sich wieder an, wirkt zerbrechlich und hilflos auf der Suche nach sich selbst – und man schließt sie wieder in die Arme.

Mit der Figur des drolligen Cippico ist ein hervorragender Sympathieträger geboren, ein liebevoller treuer Charakter, teilweise überfordert in den Wirren dieser Reise, aber dann doch der ruhende, starke Pol, der mit seinem Wissen und seiner unendlichen Geduld eine nahezu beruhigende und beschützende Wirkung auf die temperamentvolle Vampirin hat. Immer wieder belehrt er sie, bewahrt sie vor den gröbsten Fehlern, steht ihr aber auch nahezu kompromisslos bei all ihren morbiden Tätigkeiten zur Seite.

Aber auch die dunkle Seite ist nicht zu vergessen: Torquato, Kyuzaemon und natürlich Antediluvian werden mit einer bestechenden Bedrohlichkeit und Bösartigkeit geschmückt, welche den Nosferati ihren ganz eigenen Flair verleiht.

Einen kleinen Scherz erlaubt sich Marc-Alastor E.-E. bei seinen Charakteren; man könnte es auch als authentischen Gimmick ansehen. Er überlässt Auguste Renoir und Claude Monet ein kurzes Gastspiel. In der Tat sind diese beiden französischen Maler zu dieser Zeit hin und wieder gemeinsam gereist, wie man auch den Danksagungen am Ende des Buches entnehmen kann.

Marc-Alastor E.-E.s umfassende Recherchen und sein sprachlicher Kunstgriff geben diesem Band einen ganz speziellen, verdienten Platz in der Schattenchronik-Serie. Die Zitate des italienischen Dichters und Zeitgenossen Giosuè Carducci als jeweilige Einleitung in die Kapitel sowie die Illustrationen von Pat Hachfeld – diesmal finden sie sich inmitten der Handlung passend zu der aktuellen Szenerie – betten sich wieder ideal in das Gesamtwerk ein.

Auch Mark Freiers Titelbild nimmt sich dieser Thematik auf seine eigene Weise an: Am Horizont verschwimmen die Lettern des Codex Vaticanus, inmitten einer Art Sonne (es könnte aber auch Methalumina sein) – diese Sonne finden wir auf der Stirn Gelophees wieder.

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Bionda, Alisha – Kuss der Verdammnis (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 2)

Band 2 knüpft genau an der Stelle an, wo die Kurzgeschichte ‚Der ewig dunkle Traum‘ endete:

Die junge Dilara wird für den Mord an ihrem Geliebten Charles zum Tode durch den Strick verurteilt. Bald auch zieht sich die Schlinge an den berühmt-berüchtigten Tyburn Gallows im Londoner Hyde Park erbarmunglos um ihren hübschen Hals.
Im Angesicht ihres Todes jedoch taucht jene Person auf, die für diese ganze Misere die Schuld zu tragen scheint – der Ur-Vampir Antediluvian. Er bietet Dilara an, ihr das ewige Leben zu schenken und sie zu einem Nosferatu zu machen. Ihr bleibt letztendlich nur die Wahl, den Kuss der Verdammnis hinzunehmen und zu einer Vampirin zu werden.

Vierhundert Jahre später findet sich Dilara in London wieder. Hier geht sie ihrem steten Treiben als ungewöhnliche Vampirin nach – einer ihrer Lieblingsorte ist unter anderem die Galerie des Apsley Houses, dort fasziniert sie speziell das Gemälde eines unbekannten Malers, welches seinen Platz in einer dunklen Nische gefunden hat. Das Bild zeigt eine junge hübsche Dame, die Dilara zum Verwechseln ähnlich sieht – in Wahrheit stellt es auch die jetzige Vampirin im Jahre 1601 da, das Jahr ihrer Hinrichtung.

Doch nicht nur Dilara ist von dem Bild beeindruckt. Dem wohlhabende Roderick Herrington macht die verblüffende Ähnlichkeit der Schönen auf dem Gemälde mit dem Antlitz der geheimnisvollen Besucherin schwer zu schaffen. Er fühlt sich rettungslos zu der schwarzhaarigen Frau hingezogen, doch auch Dilara kann ein gewisses Interesse an dem Mann nicht verleumden.

In Rodericks Geist regt sich gleichzeitig eine seltsame innere Stimme, er schottet sich von der Außenwelt ab, wird von blutigen Vision heimgesucht – bis Realität und Wahn schließlich verschmelzen. Roderick mutiert zu einem modernen „Jack the Ripper“, der in der Dunkelheit der Londoner Nächte mehrere Frauen buchstäblich abschlachtet und ihr Blut trinkt. In Roderick nistet unverkennbar ein düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit, welches er aber noch nicht zu lösen vermag …

Auch Dilara verfolgt mehrere Spuren, die einige Fragen zu ihrem früheren Leben beantworten könnten. Speziell eine Frage interessiert sie: Warum gibt es ein Bild von ihr in der geheimnisvollen Schattenchronik, die Antediluvian wie seinen Augapfel bewacht? Ihr Vertrauen in den Ur-Vampir wird mehr und mehr in Frage gestellt, bis sie zu der Überzeugung gelangt, dass ihr einstiger Mentor sich aus noch unbekannten Gründen ihrer entledigen will. Ab diesem Moment werden sie zu Gegnern.

Die Vampirin ist aber mittlerweile auf ihren wahren Gefährten gestoßen. Sie hat sich auf dem Portobello-Markt in den jungen Calvin verliebt, und auch er ist sofort der hübschen Schwarzhaarigen verfallen. Dilara gibt ihm schließlich den Kuss der Verdammnis, so dass sie sich auf ein ewiges gemeinsames Leben einlassen können. Ihr Beisammensein wandelt sich zu einer beispiellosen, tiefen Seelenverwandschaft. Gemeinsam wollen sie Antediluvians dunkle Machenschaften aufdecken …

Alisha Bionda, die zu der Anthologie „Der ewig dunkle Traum“ noch eine der Kurzgeschichten beigesteuert hatte, lebt in diesem Band das Dasein der Vampirin Dilara in unserer modernen Zeit. Ja, man gewinnt den Eindruck, sie lebt diese Figur in allen ihren Zügen.

Die Ambivalenz der Gefühle dieser Frau, ihre sprühende Erotik, ihre Zartheit, die verspielten Auseinandersetzungen mit ihrem Partner, aber auch ihre gnadenlose Gefährlichkeit werden so intensiv und wirklich dargestellt, dass man meint, Alisha sei Dilara oder umgekehrt. Besonders der sprühende Liebesreigen zwischen Calvin und Dilara wird mit einer beeindruckenden Tiefe und Dichte beschrieben.

Die Vampirin ist hin- und hergerissen zwischen zwei sehr unterschiedlichen Männern, dem ständigen Zweifel an ihrem eigenen Dasein und dem Leben als Blutsauger. Die Konfrontation mit den wahren düsteren Plänen ihres Mentors, die verzweifelte Suche nach ihrer Vergangenheit – das gesamte Geschehen findet vor dem Hintergrund des altehrwürdigen London statt.

Die einzelnen Örtlichkeiten in dieser legendären Stadt sind schaurig-romantisch gewählt, ideal für eine Vampirstory, auch wenn wir hier absolut keine gewöhnliche Nosferatu-Abhandlung in Händen halten. Diese Geschichte, welche auch eine erste genauere Einführung der Hauptcharaktere der Schattenchronik-Serie liefert, kann man fast schon als eine Gothic-Romanze bezeichnen.

Schon alleine die Hauptfigur lässt sich mit keinem bekannten Vampircharakter vergleichen – auch am Tage ist sie unterwegs, gibt sich den verschiedensten Reizen hin, lebt und liebt wie eine junge Frau – wenn dann auch in der Nacht gelegentlich die morbide Gier aus ihr herausbricht und dieses faszinierende Wesen zu einer gnadenlosen Bestie mutiert, der es nach frischem Blut gelüstet. Interessanterweise nimmt der Leser diesen Blutrausch meistens billigend hin, er akzeptiert diese Opfer als nötige Übel, nimmt diesen ‚grausamen‘ Wesenszug als gegeben hin und verurteilt ihn nach einer Weile auch nicht mehr.

Dies ist aber auch erst der Anfang, die Einführung in eine neue Welt, denn diese Erzählung schließt mit einem offenen Ende – was unsere Vampirin in der Unterwelt Londons erlebt, welches düstere Geheimnis in der Schattenchronik von Antediluvian verborgen gehalten wird und was Dilara während ihrer bereits 400 Jahre schon alles widerfahren ist, das werden wir wohl in den kommenden Bänden erfahren.

Kommen wir noch zu Pat Hachfeld: Sein Zeichenstil hat schon in dem ersten Band die richtige Stimmung vermittelt. Hier packt er die Figuren in äußerst düstere Umgebungen (sei es in eine dunkle Londoner Straße oder in eine schummerige Katakombe darunter); vereinzelt mit nur kleinen Lichtquellen ausgeleuchtet, leiten diese Illustrationen die einzelnen Kapitel ein, welche passend mit lateinischen Titeln versehen sind (carpe diem, carpe noctem etc.). Um den Rahmen zu vervollständigen, hat Mark Freier ein Titelbild im wahren Gothic-Stil zum Besten gegeben, körnig verwaschen in kältesten Farben – ist das vielleicht das Gemälde aus dem Apsley House?!

Der Einstieg in die Welt der Schattenchronik ist jedenfalls gelungen …

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Shocker, Dan – Höllentor, Das (Larry Brent, Band 28)

_Das Tor zur Hölle_

Die Suche nach Larry Brent geht weiter! Diesmal ist der Hauptprotagonist Iwan Kunaritschew, und sein Weg führt ihn nach London. Chiefinspektor Edward Higgins von Scotland Yard hat die PSA informiert, dass eine Frau namens Ellen Mummert den Phantom-Mörder, einen gesuchten Serientäter, gesehen haben will. Erstaunlicherweise hatte das Antlitz des Unheimlichen große Ähnlichkeit mit dem verschwundenen X-RAY-3, wobei die Gestalt vielmehr einem schemenhaften Geisterwesen glich, welches unmittelbar am Landhaus eines gewissen Lord Bramhill verschwand.

Iwan und Higgins nehmen den Lord genauer unter die Lupe und werden Zeugen einiger unfassbarer Ereignisse. In der Tat scheinen sich in dem herrschaftlichen Landsitz mehrere Geister zu manifestieren, und alle diese Personen standen zu ihren Lebzeiten wohlmöglich in irgendeinem Kontakt mit Bramhill. Der Lord hatte unter anderem von dem so genannten |Tor zur Hölle| erfahren, welches sich in Machu Picchu in einer verborgenen Höhle befinden und als Schlüsselort zur Rückkehr der Dämonengöttin Rha-Ta-N’my dienen soll. Seine letzte Forschungsreise wurde schließlich auch von Erfolg gekrönt, mit der Konsequenz, dass sein ständiger Begleiter Steven Arlidge anscheinend das Zeitliche segnete und Bramhills Gattin Lady Elisabeth von dem schrecklichen Teufelsmal befallen wurde (wie wir es schon aus dem vorangegangenen Band kennen). Auf dieser schicksalhaften Reise muss er auch mit Larry Brent zusammengetroffen sein, der den Dienern der Dämonengöttin entkommen konnte, um kurz darauf in diesem Höllentor zu verschwinden.

Was Iwan fast zu spät herausfindet, ist, dass der Lord noch so einiges anderes auf dem Kerbholz hat: in seinem Keller verbirgt sich ein langer Altar, der als |Bett Gorhos| bezeichnet wird – eigentlich ein Opfertisch, den Bramhill auch pfleglich nutzt, um das Erscheinen des Schwarzen Dieners der Rha-Ta-N’my zu provozieren.

X-RAY-7 kann das Schlimmste vorläufig abwenden, dennoch führt ihn das unklare Schicksal seines Freundes Larry zusammen mit James Turnwood alias X-RAY-8 direkt nach Machu Picchu. Der dort lebende Indio Martino wurde ihnen von Bramhill als Kontaktperson und Eingeweihter empfohlen. Tatsächlich kann dieser sie zu dem Höllentor führen, aber auch direkt in ihr schreckliches Schicksal hinein …

Was in [„Corrida der Dämonen“ 2423 seinen Anfang nahm, wird hier weitergeführt: Larry Brents ungeklärtes Verschwinden und die schleichende Rückkehr der Dämonengöttin Rha-Ta-N’my. In dieser Geschichte fokussiert man sich mehr auf deren Schwarzen Diener Gorho, der aber selbst noch nicht leibhaftig auftritt – was sich im Hinblick auf den nachfolgenden Titel schnell ändern dürfte.

Dies ist aber nur der erste Teil; von einem Spuk in einem rustikalen englischen Herrenhaus werden wir zu einer vergessen Kultur in Peru entführt; einige Ereignisse aus der vorangegangenen Geschichte werden hier noch einmal aufgegriffen bzw. auch weitergeführt; wie z. B. das Schicksal des Indio Quarmo Lipiades, der Morna einige wichtige Hinweise über die Sekte in Mexico-City geben konnte. Ebenso findet der Autor Janosz Bracziskowsky aus [„Im Labyrinth des Ghuls“ 2284 seine kurze Erwähnung, da damals die PSA ebenfalls eine Konfrontation mit der Macht der Dämonengöttin erleben musste.

Insgesamt ein umfassender Zyklus um eine abenteuerliche Thematik, die uns auch am Ende dieser Story immer noch auf die Folter spannt, was mit Larry Brent tatsächlich geschehen ist …

_Monster-Bestie Gorho_

In Peru wird Iwan Kunaritschew durch das „Tor zur Hölle“ gestoßen, doch am Ende wartet eine große Überraschung auf ihn. In einer Mulde dahinter trifft er neben dem totgeglaubten Steven Arlidge und der Reporterin Pascuala de la Bailar auf seinen verschollenen Kumpanen Larry Brent. Alle drei sind zwar ausgezehrt, aber ansonsten wohlauf. Das einzige Problem besteht nun darin, irgendwie aus dem Inneren des Berges zu kommen.

Die Gruppe findet Hinweise darauf, dass vor Urzeiten zwei Wesensformen an dieser Stelle miteinander konfrontiert wurden. Einer dieser Rassen dürfte auch die dämonische Rha-Ta-N’my entstammen. Ebenso entdecken sie in der Mulde einige altarähnliche Gebilde, die Verbindungen zu ausgewählten Orten erstellen, welche zur Rückkehr der Diener der Dämonengöttin dienen könnten – einer der Orte war u. a. das Landhaus Lord Bramhills –; Larrys geisterhafte Erscheinung in London kam dadurch zustande, dass er sich zu diesem Zeitpunkt in der Nähe des Altars aufgehalten hatte. Dieser wirkt wie eine Art Projektor.

Nach einigen Mühen entdecken die Vier schließlich einen Geheimgang, der sie aus ihrem Gefängnis geleitet. Die schwarze Seite hat aber bereits eine neue Lokalität auserkoren, um das Erscheinen Gorhos, des Dieners Rha-Ta-N’mys, zu gewährleisten. In dem heruntergekommenen Haus des wohlhabenden Arabers Achmed Khaa-Shazaam kann die Monster-Bestie letztendlich auch ihren grausamen Taten fröhnen. Der arabische Herzensbrecher Achmed lockt in Lima einige hübsche Mädels in sein Heim und serviert sie dem Dämonen in seinem Kellerversteck. Von den Opfern bleiben nur noch die blanken Skelette übrig, die das Wesen nach Belieben mit einem neuen Körper versehen kann.

Gorhos Auftauchen bleibt aber nicht lange unbemerkt, denn die beiden Einbrecher Nicolas und Rafael haben sich nichts ahnend das unheimliche Haus als neues Objekt ausgesucht. Nicolas fällt dem schwarzen Monster zum Opfer, während Rafael knapp entkommen kann. Nur ist seine einzige Diebesbeute, eine seltsame Skulptur, zu allem Überfluss mit einem grausamen Fluch belegt: Wer sie berührt, wird wahnsinnig und begeht umgehend Suizid.

Die PSA bekommt schnell Wind von dieser Angelegenheit und setzt den Nachrichtenmann Franco de Calvados und die einigermaßen wiederhergestelle Morna Ulbrandson auf Khaa-Shazaam an. Auch Larry hat sich von den Strapazen in Machu Picchu halbwegs erholt und begibt sich nach Lima. Im Keller von Achmeds Haus kommt es zum dramatischen Showdown mit der unfassbaren Monster-Bestie Gorho …

Nach Mexico-City und London haben wir hier in Peru also das aufreibende Finale, die direkte Konfrontation mit der leibhaftigen Bestie Gorho. Das Treiben dieser schleimigen Wesensart kann man schon als brutal bezeichnen, wenn z. B. von der ansehnlichen Schauspielerin Britta Karguson nur ein abgenagtes Skelett übrig bleibt oder Rafael hilflos zusehen muss, wie sein Bruder Nicolas verdaut wird.
Blutig kommt es auch, als sich zwei Besessene mit einer Machete selbst richten – Dan Shocker fährt in diesem Fall schon einige harte Kaliber auf.

Im Gegenzug geht die Tendenz fast schon ins Utopisch-Philosophische, als wir einen umfassenden Abriss über die unbekannte Wesensordnung in fernster Vergangenheit zu lesen bekommen. Eine ganz eigene Dimension wird hier von Dan Shocker zusammengebastelt, die für meinen Geschmack an manchen Stellen vielleicht etwas zu fantastisch für einen Larry-Brent-Roman rüberkommt. Aber auf diesen Faktor bin ich ja schon bei „Corrida der Dämonen“ eingegangen.

Ein wenig schmunzeln musste ich auch, als bei der Bekanntschaft mit der Schauspielerin Karguson eine Kurzbeschreibung zu ihrem geplanten Film abgeliefert wird. Die Handlung über eine leicht bekleidete Blondine, die sich mit den Sexpraktiken eines verschollenen Eingeborenenstamms auseinander setzt, erinnert doch ziemlich an die unzähligen Schmuddelstreifen aus den frühen 70ern, die man noch gelegentlich auf den Privatsendern bewundern kann.

Jedenfalls findet der abenteuerliche Zyklus um die Wirren der Dämonengöttin und ihren monströsen Diener Gorho in diesem Band einen gebührenden vorläufigen Abschluss …

Dieser Band mit dem Lonati-Originaltitelbild von „Das Tor zur Hölle“ vereint den Zweiteiler um den aufreibenden Kampf gegen die Monster-Bestie Gorho und die drohende Rückkehr der Dämonengöttin Rha-Ta-N’my, die immer wahrscheinlicher wird.

Was in Band 27 in der Geschichte ‚Corrida der Dämonen‘ seinen Anfang genommen hat, baut sich hier zu einem actiongeladenen und abenteuerlichen Gruselthriller aus. Die Suche nach dem verschwundenen Larry Brent, Iwans Alleingang in dem unheimlichen Landhaus in London, die verborgene Felsenhöhle in Machu Picchu, welche an die legendären Indiana-Jones-Abenteuer erinnert, und schließlich der finale Showdown in dem beklemmenden Kellergewölbe in Lima machen diesen Band zu einem ganz speziellen Larry-Brent-Lesevergnügen.

Pat Hachfelds Illustration für die erste Geschichte kann man schon als symbolisch bezeichnen, Satan selbst gibt sich hier die Ehre. Beim zweiten Teil blicken wir hingegen auf das verwirrende Antlitz Gorhos als universale Bestie mit seinen verschlungenen Gliedern und Augäpfeln. Die beiden Darstellungen geben diesem Werk den letzten Schliff; da kann sich derjenige in der Tat glücklich schätzen, der den Zweiteiler als Komplettgeschichte in diesem einzigen schönen Band vorliegen hat …

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Shocker, Dan – Dämonen (Larry Brent, Band 27)

_Lady Frankenstein_

Larry Brent und Iwan Kunaritschew sind von ihrem spanischen Freund und Kollegen Alfonso Gomez alias X-RAY-12 eingeladen worden, mit ihm auf dessen Berghütte in den Pyrenäen ein paar Tage zu verbringen. Als sie die Behausung erreichen, finden sie aber nur noch den Leichnam des Mannes; beide Arme fehlen ihm.

Sofort beauftragt X-RAY-1 die Agenten, nach dem Mörder des PSA-Kollegen zu suchen. Die Freunde legen sich auf die Lauer und machen in der kommenden Nacht einige Geräusche in der stillen Bergwelt aus, was sie darauf schliessen lässt, dass in der Tat jemand im Dunkeln unterwegs zu sein scheint.

Doch sie sind nicht alleine auf der Pirsch. Der Bauer Paco Arimez-Prado und sein Knecht Pedro jagen seit einiger Zeit einen unheimlichen Tiermörder, der Pacos Hof ziemlich zugesetzt hat. Pedro wird jedoch bei einer der Nachtwachen von einer Art Monstrum angegriffen und getötet. Seine Leiche bleibt verschwunden.

Arimez-Prado vermutet, dass das wohlhabende Paar Alfredo und Carmen Mojales von der nahe gelegenen Hazienda hinter den Ereignissen steckt. Doch die Wahrheit ist noch viel erschreckender.

Larry und Iwan lernen die hübsche Carmen und ihre ansehnliche Tochter Maria-Rosa kennen. Sie werden von den Damen zum Essen eingeladen. Nur verfolgt Carmen Mojales ganz andere Pläne mit den beiden Herren. In Wirklichkeit ist sie die Assistentin des berühmten Baron Victor von Frankenstein gewesen. Durch einen Unfall kam sie zu Tode, wurde aber von Frankenstein wieder zum Leben erweckt, ebenso wie ihr späterer Mann Alfredo. Durch die Bekanntschaft mit dem Baron erlernte sie aber auch dessen Fähigkeiten. In einem verborgenen Keller unter der Hazienda experimentiert die Dame munter vor sich hin. Eines ihrer missratenen Geschöpfe ist Marco, eben jenes Monstrum, welches bereits Pacos Tiere, dessen Knecht und ebenso Gomez auf dem Gewissen hat – denn auch Marco versucht sich an einigen makabren Experimenten in einer versteckten Höhle.

Da Alfredo Mojales in Barcelona von einem Auto erfasst und getötet wird, steht für Carmen eine neue Operation auf dem Programm. Dazu braucht sie den Körper von Iwan Kunaritschew, um diesen für ihren toten Mann zu verwenden. Sie kann die beiden Agenten ausschalten und verfrachtet sie in ihr Labor.

Doch ein unerwarteter Besucher stört den Eingriff: Frankenstein höchstpersönlich will sein Wissen endgültig von der Welt tilgen und diesem Treiben eine Ende setzen. In dem Labor unter der Hazienda kommt es zum letzten Showdown …

Der Beginn dieser fast schon trashigen Geschichte gestaltet sich relativ ruhig und die Handlung baut sich ohne große Eile auf. Iwan und Larry machen ihren makabren Fund in der Hütte und werden dann stückchenweise in die seltsamen Ereignisse in dieser einsamen spanischen Berglandschaft eingeführt – übrigens in der Tat eine nett gewählte Umgebung, die ihren ganz eigenen Reiz versprüht.

Relativ früh kommt man hinter das düstere Geheimnis, welches Carmen Mojales umgibt – zumindest erfährt man von ihrem geheimen Labor, ihren medizinischen Fähigkeiten, aber auch ihre gefährliche Erotik kommt zum Tragen. Ein witziger Einfall von Shocker ist es übrigens, als er Carmens Bett als Lösung diverser Probleme erwähnt – erst in der darauf folgenden Szene wird aber deutlich, dass es sich hier nicht um ein mögliches Schäferstündchen, sondern um die technischen Raffinessen der Liegestatt dreht, mit denen sie den Kopf ihres Mannes aus dem Labor heraufbefördern und am Leben erhalten kann.

Nach dem tödlichen Unfall ihres Gatten wird zwar Carmens kranker Wahn offensichtlich, dennoch präsentiert sie ihre wahre Identität dem Leser erst bei dem aufreibenden, teilweise auch wirklich makabren Finale. Speziell bei der Leküre der letzten Seiten, auf denen abschließend noch erwähnt wird, was Marco eigentlich mit den Körperteilen seiner Opfer veranstaltet hat, bleibt ein Schauder nicht aus.

Großes Kino ist es auch, als Frankenstein himself das große Geheimnis um die Mojales in seinem Monolog lüftet und für das dramatische Ende sorgt. Das Auftauchen dieser klassischen Figur der Gruselliteratur ist eine feine Idee von Dan Shocker, und wieder mal drückt er diesem Thema seinen ganz eigenen Stempel auf.

Wer die eigenständige (und leider nicht abgeschlossene) „Frankenstein-Serie“ von DS kennt, sollte sich von dieser Version des Frankenstein-Themas nicht irritieren lassen – theoretisch könnte diese Geschichte aber auch das fehlende Ende der Serie sein …

_Corrida der Dämonen_

Larry Brent ist spurlos verschwunden! Die PSA schlägt umgehend Alarm, als von dem Agenten kein Lebenszeichen mehr zu vernehmen ist. Von dem PSA-Ring ist zwar noch nicht Larrys Todesmeldung gesendet worden, dennoch wird Morna Ulbrandson schnellstens nach Mexico-City geschickt, um am letzten Aufenthaltsort des Verschollenen nach dem Rechten zu sehen.

Sie findet einige Spuren ihres Kollegen, doch er selbst bleibt unauffindbar. Wie es scheint, war er einer unheimlichen Vereinigung auf den Fersen, denn in Mexico-City haben sich einige Anhänger der Dämonengöttin Rha-Ta-N’my niedergelassen, wo sie Vorbereitungen zur Rückkehr ihrer Herrin treffen.
Immer wieder werden in jüngster Zeit Menschen in Mexico entführt.

Die männlichen Opfer wachen mitten im Dschungel in der Ruine einer alten Arena wieder auf. Von einem dämonischen Torero werden sie vor den Augen einiger vermummter Gestalten auf den Zuschauerrängen über den Sandplatz gehetzt, um abschließend ihren gewaltsamen Tod zu Ehren der Dämonengöttin zu finden. Die weiblichen Entführten hingegen infizieren sich mit einer Art Teufelsmal, welches sich rasend schnell ausbreitet, den gesamten Körper in eine unansehnliche blaue, knotige Masse verwandelt und dabei auch das Wesen der Mädchen verändert. Sie mutieren zu willenlosen Dienerinnen der Rha-Ta-N’my.

Hinter diesen dunklen Machenschaften scheint ein Mann namens Raymondo Camero zu stecken. Morna versucht diesem Kerl auf die Schliche zu kommen, da er auch etwas über den Verbleib Larry Brents wissen könnte, doch noch ahnt sie nicht, dass die Ereignisse in Mexico-City erst der Anfang sind …

Wir lesen hier ein Solo-Abenteuer von Morna Ulbrandson, und fast wird sie schon zu einer Randfigur degradiert, denn die Ereignisse um die Rha-Ta-N’My-Sekte entwickeln sich ohne großes Zutun der PSA-Agentin.

Sie ist vielmehr damit beschäftigt, ihrem Freund und Kollegin Larry auf die Spur zu kommen, der wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint. Gegen Ende erst gerät sie in die Mühlen von Cameros Machenschaften, erfährt von den düsteren Ereignissen in Mexico-City und muss erkennen, dass sie erst ganz am Anfang steht.

Ebenso wie der Leser, denn diesen Band kann man als eine Art Einleitung in den Zyklus um die geplante Rückkehr der Dämonengöttin ansehen. Wie sich die Handlung weiterentwickelt und wo unser guter Freund Larry denn letztendlich abgeblieben ist, dürften wir wohl erst in dem Folgeband erfahren. Etwas irritierend stieß mir dieser fantastische Rahmen auf, wie er oft bei den Geschichten um Rha-Ta-N’my seinen Gebrauch findet. Dieser Charakter passt nun mal nach meinem Geschmack besser in die MACABROS-Serie …

Diesmal entführt uns Dan Shocker jeweils in eine wild-romantische Gegend. Einmal in die einsame Berglandschaft der spanischen Pyrenäen und später in den undurchdringlichen Dschungel bei Campeche, wenn wir nicht gerade durch die verwinkelten Straßen von Mexico-City stolpern. Beide Geschichten unterscheiden sich diesmal absolut in ihren Rahmen und Motiven. Zuerst serviert man uns eine fast schon klassische Gruselgeschichte, gefolgt von einem magisch-fantastisch angehauchten Horror-Thriller.

Von Pat Hachfeld bekommen wir dafür bei den Illustrationen ein gemeinsames Motiv geboten – beide Male eine widerlich anzusehende Horror-Fratze. Einmal das von Carmen Mojales geschaffene Wesen Marco und dann den entstellten Schädel einer der infizierten Rha-Ta-N’my–Dienerinnen.

Auf dem Buchdeckel finden wir diesmal das Original-Cover von „Corrida der Dämonen“ – dieser arme Kerl in der Arena dürfte entweder Bill Hathly oder Phil Hawkins sein (wobei ich auf Letzeren tippe), jedenfalls einer der beiden namentlich erwähnten Männer, die durch die Arena gehetzt werden. Insgesamt ist das Cover düster, makaber – fast schon brutal, aber in alter Lonati-Manier einfach gut gemacht.

Gespannt kann man jedenfalls schon auf Band 28 sein, um das weiterzulesen, was in Band 27 begonnen wurde …

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Shocker, Dan – Alpträume (Larry Brent, Band 26)

_Im Labyrinth des Ghuls_

Der Schriftsteller Janosz Bracziskowsky ist davon überzeugt, dass es Wesen gibt, an die der moderne Mensch nicht mehr zu glauben vermag. Er ist einem leibhaftigen Ghul, einem Leichenfresser auf der Spur.

Aufgrund seiner Nachforschungen und Veröffentlichungen über die verschiedensten Schattenwesen interessiert sich auch X-RAY-1 für den Schriftsteller. Larry Brent und Iwan Kunaritschew werden nach London gesandt, um Janosz aufzusuchen bzw. ihn für die PSA zu gewinnen. Leider ist dieser Hals über Kopf zu einer spontanen Reise aufgebrochen. Iwan trifft nur noch Sandy Whorne an, die hübsche Sekretärin des Autors.

Larry hingegen wird zu Inspektor Higgins abberufen, da dieser einige seltsame Vorgänge auf dem lokalen Friedhof genauer unter die Lupe nehmen will. Er ist bei einer Graböffnung nebst dem eigentlichen Bewohner des Sarges auf den frischen, teilweise angenagte Leichnam von Paul Morey gestoßen. In dem Grab findet Larry eine Art Tunnel, welcher in ein Labyrinth unter dem Friedhof mündet. Die PSA-Agenten sind sich sicher, auf das Werk eines Ghuls gestoßen zu sein.

Bracziskowsky versucht derweil, auf der Osterinsel die Vergangenheit des Ghuls aufzuklären. Hierbei stößt er auf die Geschichte von Johann Karnhoff und seinem Sohn Franz. Beide sind auf dieser Insel in einer Höhle, die von dem seltsamen Einsiedler Taikona bewacht wird, mit der Magie der Göttin Rha-Ta-N’my konfrontiert worden. Ihre Neugier blieb aber nicht ohne Folgen: Johann wurde schwachsinnig und vegetiert auf der Insel dahin, während sein Sohn das abstoßende Leben eines Ghuls frönen muss.

Larry und Iwan versuchen, eben diesen Franz Karnhoff ausfindig zu machen. Bei Sandy Whorne werden sie fündig, denn der Ghul versucht sie zu töten, da er glaubt, das junge Mädchen wüsste etwas über die Nachforschungen ihres Arbeitgebers. Leider entwischt der Leichenfresser den Agenten, schlägt sogar Larry nieder und verschleppt ihn in die Anstalt von Dr. Anthony Flowfield, welcher seit längerem die Verhaltensweisen des Ghuls studiert. Um seine Nachforschungen nicht zu gefährden, muss der Nervenarzt Larry in seiner Anstalt auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen.

Währenddessen kommt Bracziskowsky dem Geheimnis des Ghuls einen entscheidenden Schritt näher – doch er zahlt einen hohen Preis für sein Wissen ….

Der titelgebende Ghul ist bei Dan Shocker kein schleimiges, bösartiges Wesen aus dem Dämonenreich, sondern fast schon eine dramatische Figur, welche zu einem ausweglosen Schicksal verdammt ist. Ein interessanter Rahmen für eine sehr spezielle Geschichte um einen dieser Leichenfresser. Die Jagd nach dem Ghul hat ihren ganz eigenen Charakter. Hinzu kommt noch die etwas fantastisch anmutende Szenerie auf der Osterinsel. Die unheimliche Atmosphäre der Eröffnungsszene, als Paul Morey dem Ghul in einem schaurigen Keller begegnet, oder aber auch als Larry und Iwan ihre Nachforschungen auf dem Friedhof beginnen, geht auf der Insel etwas verloren. Hier wird viel mit magischem Hokuspokus um sich geworfen, verschiebbare Felswände und ein Höllenfeuer präsentieren sich dem Leser – auch wenn sich die Handlung um die Höhle Rha-Ta-N’mys nahtlos in das Gesamtbild einfügt, die Szenerie erinnerte etwas an die Indiana-Jones-Filme und passt besser in die MACABROS-Serie. Insgesamt schafft Dan Shocker hier eine ausgefeilte, unterhaltsame Geschichte, die mit dem dramatischen Finale zu einem krönenden Abschluss kommt …

_Die Alpträume des Mr. Clint_

Wie Gott sein – die eigenen Wesen erschaffen und ihnen das Leben einhauchen …

Mit diesen wirren Gedanken beschäftigt sich der Künstler Lachlan Moodor-Clint schon sehr lange und er arbeitet wie besessen an kleinen braunen Figuren, die er hauptsächlich nach lebenden Vorbildern gestaltet. Da er der Überzeugung ist, dass der Körper den Geist an seiner Entfaltung hindert, amputiert er sich in seinem Wahn die Beine mit einer Guillotine, die über seinem Bett angebracht ist.

Und tatsächlich schafft es Lachlan schließlich, den von ihm geschaffenen Skulpturen ein unheimliches Eigenleben einzuhauchen. Während er schläft und träumt, wandern die kleinen Wesen durch die Nacht, gehen den verschiedensten Tätigkeiten nach, die leider meistens damit enden, dass jemand auf schreckliche Weise ums Leben kommt. Häufig tritt auch der Fall ein, dass einige Personen dadurch schwer verletzt werden oder das Zeitliche segnen, weil deren kleine Kopien auf irgendeine Weise zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Larry Brent gerät in diese eigenartige Geschichte, indem er sich als Arzt getarnt in einem schottischen Sanatorium für psychisch kranke Menschen anstellen lässt. In der Klinik ist es seit kurzem zu mehreren unerklärlichen Todesfällen gekommen, denen auch der leitende Beamte vor Ort, Inspektor Artur Dixon, nicht gewachsen ist. Und tatsächlich tritt wieder ein tragisches Ereignis ein – Dr. Floyd Merredith wird tot in seinem Büro gefunden. Die Anzeichen sprechen dafür, dass ihm eine Stricknadel in die Schläfe gerammt wurde. Larry und Inspektor Dixon finden nebst der Nadel auch noch ein paar seltsame tönerne Figuren am Tatort. Dixon nimmt diese Indizien mit in seine Herberge – ein schwerer Fehler, denn die kleinen Männchen erwachen in der folgenden Nacht zum Leben und bringen dem Inspektor einen grausamen Tod.

Larry führt seine Nachforschungen im Sanatorium fort. Hierbei trifft er auf den Bruder von Dr. Merredith, der leider auch nicht sehr lange unter den Lebenden weilt. Dieser gibt ihm aber ein paar entscheidende Hinweise auf die eigenartigen Figuren und deren magisches Eigenleben. Die PSA stößt auch auf einen Namen: Lachlan Moodor-Clint.

Morna Ulbrandson geht den Spuren dieses durchtriebenen Künstlers nach. Über einen seiner ehemaligen Freunde macht die Schwedin die Bekanntschaft mit Lachlans Schwester Lucille sowie seiner Frau Constance Moodor-Clint. Der bedingungslosen Loyalität der beiden Frauen zu Moodor-Clint fällt Morna beinahe zum Opfer. Bei ihren Nachforschungen wird sie von den Wahnsinnigen überwältigt und auf Clints Bett gefesselt – ihr soll dasselbe Schicksal wiederfahren wie dem Künstler, nur eben unfreiwillig.

Was die beiden PSA-Agenten nicht wissen ist, dass Larry der Wahrheit in der Nervenklinik bereits sehr nahe gekommen ist, was dem praktizierenden Chefarzt Dr. Frelly gar nicht in den Kram passt. Moodor-Clint ist sein Forschungsobjekt, er hat ihm einen Unterschlupf in einem nahe gelegenen Herrschaftsgebäude eingerichtet, um ihn dort zu studieren. Zu seiner Sicherheit hat sich Dr. Frelly mittlerweile eine Miniaturausgabe von Larry Brent anfertigen lassen …

Mit der Geschichte um den Künstler Lachlan Moodor-Clint und seine magischen Fähigkeiten hat Dan Shocker wieder mal eine feine Brise Innovation spielen lassen. Fast schon metaphorisch mutet diese Geschichte an, wie z. B. der Klassiker „The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ – das eigene Unvermögen und der Gram auf die Welt werden in den eigenen Träumen verarbeitet. Auch bei Lachlan werden sie zur schrecklichen Realität.

Die Figur Moodor-Clint selbst bleibt im Dunkeln, sie genießt nur einen sehr kurzen Auftritt beim Finale. Man hört oder besser liest sehr viel über diesen eigenartigen Menschen, wird aber nie richtig mit ihm persönlich konfrontiert. Seine Befürworter, Angehörigen und natürlich seine Geschöpfe agieren an der Front, er selbst verbirgt sich im Schatten.
Für eine gehörige Portion Grusel sorgen eben diese kleinen fiesen Männchen – kalte ausdruckslose Tonfiguren, die gnadenlos ihrem meist blutigen Auftrag nachkommen, um dann wieder zu kalter Materie zu erstarren. Speziell die Szenerie um Inspektor Dixon, als er in seiner Unterkunft von den erwachten Figuren angegriffen und schließlich qualvoll ermordet wird, sorgt für ein paar nette Schauder.

Insgesamt haben wir hier wieder eine solide Story mit einigen interessanten Einfällen und diversen Handlungssträngen, die in die unterschiedlichsten Richtungen laufen, sich aber am Ende zu einem angemessenen Finale vereinen …

Eine interessante und ausschlaggebende Gemeinsamkeit haben die beiden Geschichten in diesem Band – wir lesen jeweils von einem kriminellen Wissenschaftler, der sich das unheimliche Wesen zunutze machen will. Dr. Flowfield benutzte den Ghul Franz Karnhoff, Dr. Frelly den magisch begabten Lachlan Moodor-Clint als willkommenes Forschungsobjekt. Die Schandtaten ihrer Schützlinge nehmen sie billigend in Kauf, werden sogar selbst handgreiflich, als diese von der PSA bedroht werden. Diese Parallelen geben dem Band 26 einen ganz eigenen Rahmen, wobei sich Thematik und Handlung doch sehr unterscheiden.

Pat Hachfeld hat für beide Geschichten wieder den Zeichenstift ausgepackt und zwei herrliche Illustrationen umgesetzt. Als Thema für die Ghul-Story wurde hier das Erscheinen der Dämonengöttin Rha-Ta-N’my gewählt, das zweite Bild orientiert sich an dem Originalcover von Lonati, welches wir auch auf dem Einband finden – nur wird hier der folgenschwere Angriff auf Inspektor Dixon und nicht die Eingangsszene mit Harold Glancy (ein Nebencharakter, den ich in der Zusammenfassung nicht erwähnt habe) dargestellt.

Neben der bereits erwähnten Qualität der Aufmachung möchte ich noch mein Lob dem Lektorat des |BLITZ|-Verlags aussprechen. Die teilweise häufiger vorkommenden und störenden Rechtschreibfehler oder kleinen Patzer in den Original-Vorlagen der Larry-Brent-Romane sind hier alle sorgfältig ausgebessert worden …

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Shocker, Dan – Hexensabbat (Larry Brent, Band 25)

_Hexensabbat_

Inspektor Paul Tabbert leitet bei Scotland Yard eine Sonderkommission, die sich mit der aktuell anwachsenden Zahl von Kindesentführungen um London herum befasst. Sein neuester Klient ist die leidgeplagte Helen Garison, deren Mann vor nicht allzu langer Zeit bei einem eigenartigen Unfall ums Leben kam. Jetzt ist auch noch ihr Sohn Jonny seit Tagen verschwunden, dieser zweite Schicksalsschlag treibt die Frau langsam in den Wahnsinn.

Was Tabbert noch nicht weiß, ist, dass die Entführungen auf das Konto eines gnadenlosen Satanskultes gehen. Der Kopf dieses Hexenzirkels bezeichnet sich selbst als der Great Ram, er verbirgt seine wahre Identität hinter der Maske eines Ziegenbocks, und dieser Wahnsinnige bringt die entführten Kinder dem Teufel als Menschenopfer dar.

Tabberts Vorgesetzter, Chiefinspektor Higgins, hat die PSA eingeschaltet, daher legt sich Larry Brent zusammen mit Tabbert auf die Lauer, und sie haben tatsächlich Erfolg. In der Spielwarenabteilung eines Kaufhauses werden sie Zeugen einer weiteren Kindesentführung, welche sie nach einer aufreibenden Verfolgungsjagd glücklicherweise vereiteln können. Die blonde Kidnapperin kann leider entkommen. Durch dieses Ereignis wird die Teufelssekte aufgeschreckt und setzt drastischere Methoden gegen die Störenfriede ein. Wie schon bei einem Verräter aus den eigenen Reihen, töten sie Inspektor Tabbert durch eine Art Voodoo-Zauber, ein plötzlicher Herzinfarkt beendet die Karriere des Scotland-Yard-Beamten.

Larry fällt bei seinen weiteren Nachforschungen in die Hände einiger Vebündeter des Great Ram. Seine einzige Hoffnung ist Morna Ulbrandson, die sich an die Fersen einiger möglicher Anhängerinnen des Hexenclubs geheftet hat und heimlich dem Sabbat beiwohnt, nur leider verfällt sie selbst dem Bann des Great Ram. Im Rausch wird sie hilflose Zeugin einiger abartiger Rituale, während Larry besinnungslos in einem Kerker auf sein Opferung wartet …

Große Skepsis meinerseits am Anfang, denn der erste Gedanke war: ‚Oh nein, nicht eine dieser ausgelutschten Teufels-Sekten-Storys!‘, doch ich wurde sehr angenehm überrascht. Die Szenerie die Dan Shocker hier aufbaut, hat nicht diesen faden unspektakulären Beigeschmack vieler Gruselgeschichten mit eben diesem plattgetretenen Thema. Hier wird eine clevere und absolut düstere Geschichte gestrickt. Speziell das erbarmungslose Schicksal von Helen Garison, die ihren Mann und dann auch noch ihren kleinen Sohn verliert, nimmt einen mit. Sie ist schon völlig am Boden zerstört, bevor sie überhaupt weiß, was mit ihrem Kind passiert ist; dass es von ihm nur noch zwei Augäpfel in einem Einmachglas gibt, weiß nur der Leser (wirklich sehr starker Tobak) – vielleicht ist Shocker gerade deswegen nicht mehr auf ihr abschließendes Schicksal eingegangen.

Der Great Ram und sein Hexenclub sind keine stumpfsinnigen, lächerlichen Marionetten, die irgendeinen lahmen Götzen anhimmeln, sondern eine gnadenlose Vereinigung mit äußerst brutalen, präzisen Methoden, der wirklich nur schwer beizukommen ist. Hinzu bastelt Dan Shocker noch eine kleine persönliche Rachegeschichte als Teilmotiv mit ein und verteilt ein paar Seitenhiebe auf das reale Problem der Satanskulte in unserer Gesellschaft.

Was mich etwas störte, ist, dass Dan Shocker aufgrund der zahlreichen Handlungsstränge einige Dinge ins Leere laufen lässt und somit manche Frage unbeantwortet bleibt. Zum Beispiel: Woher hatte der Great Ram seine Voodoo-Fähigkeiten eigentlich? Hatte der Hexenzirkel wirklich Kontakte zur Hölle, wie es am Anfang den Anschein macht, und zu welchem Zweck schlossen sie sich überhaupt zusammen?
Aber man muss ja nicht immer nach den Krümeln suchen, der Kuchen hat allemal gut geschmeckt …

_Die Horror-Maschine_

In der Umgebung der chinesischen Stadt Waiyenng unter den Ruinen eines verfallenen Gehöfts benutzt der größenwahnsinnige Professor Chang Pi Wong die unterirdischen Gewölbe als Unterschlupf, um sich an einigen grauenhaften Gen-Experimenten zu versuchen.
Er hat es geschafft, aus einer einzigen Zelle eine Kreatur nach seinen Wünschen zu kreieren und diese zu klonen. Aber er vermag es auch, Menschen, die er in der näheren Umgebung kidnappen lässt, durch das Einpflanzen von Elektroden in deren Gehirnen zu manipulieren bzw. verschiedenste Urinstinkte (z. B. Kannibalismus) zu wecken.

An seiner Seite assistiert ihm sein eigener verjüngter Klon, der eine Doppelidentität als Dr. Lon Tung im Wai-Kon-Hospital genießt. Zwei unerwartete Ereignisse stören allerdings die unheimlichen Machenschaften des ehrgeizigen Wissenschaftlers. Kana, die tentakelbewährte Krönung seiner Schöpfungen, entwischt eines Nachts aus seiner Zelle und schnappt sich auf den Festlichkeiten des Verlegers Huan Lo den jungen Pao Lim. Pao ist der Verehrer von Tschiuu, der Tochter Huan Los, die das grauenhafte Wesen bei dieser Entführung zu sehen bekommt. Der Schock schlägt sich folgenschwer auf ihr Sprachzentrum nieder, sie kann nicht mehr reden.

Dennoch versucht Chang mit allen Mitteln, das junge Mädchen zu beseitigen, da er befürchtet, sie könnte etwas über Kana ausplaudern. Dann schafft es auch noch einer seiner Gefangenen, aus den Gewölben zu entkommen. Der Fischer Tau Ching berichtet X-RAY-1 von seiner erfolgreichen Flucht und von den grauenhaften Experimenten des Wahnsinnigen.

Sofort wird Larry Brent auf eine riskante Mission nach China gesandt. Um Problemen mit den ausländischen Behörden aus dem Weg zu gehen, nimmt Larry das Aussehen und die Identität des Reporters Pet Reynolds an, täuscht in China einen Herzinfarkt vor und landet schließlich in der Leichenhalle des Wai-Kon-Hospitals. Hier kommt er nach seinem Erwachen dem kaltblütigen Lon Tung bei seinen Bemühungen in die Quere, die arme Tschiuu endgültig in den Wahnsinn zu treiben. Tung kann beide überwältigen. Tschiuu und Larry landen letztendlich in den schrecklichen Gewölben des Professor Chang, der ihnen jeweils eine der berüchtigten Elektroden einpflanzen will …

Dan Shocker hat sich diesmal das Thema Genforschung in seiner extremsten Form als Grundthema ausgeguckt und wartet mit einigen grandiosen Ideen auf. Da kann auch der missverstandene und entsprechend menschenverachtende Wissenschaftler nicht weit sein, mit Professor Chang werden wir mit einem ganz miesen Kameraden dieser Sorte Bösewicht konfrontiert.

Wieder mal glänzt Shocker durch meisterliche, pseudo-wissenschaftliche Ausflüge nicht nur im Hinblick auf die unheimlichen Kreaturen, sondern auch darauf, wie Larry bei seiner riskanten Mission mit biosynthetischer Maske und kreislaufsenkenden Seren versehen wird – ein ganz tiefer Griff in das Geheimagentenarsenal à la 007. Die Handlung ist schlüssig, spannend und ohne größere Längen, so dass man von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten wird. Der fernöstliche Schauplatz gibt der Geschichte noch ihren ganz eigenen Reiz – insgesamt also ein wahrhaftiger Volltreffer …

Und wieder gibt der BLITZ-Verlag diesen beiden Geschichten des Altmeisters der Gruselgeschichten Jürgen Grasmück alias Dan Shocker seinen ganz speziellen Rahmen, wenn auch das nostalgische Flair der Larry-Brent-Romane beibehalten wird. Im Kopf finden wir den altbekannten Schriftzug, eingerahmt durch die Knochenhände, und auf dem Cover das Lonati-Bild zu „Hexensabbat“. In dem Paperback selbst hat Pat Hachfeld wieder sein Können gezeigt und die Atmosphäre der jeweiligen Geschichte in einer eigenen einleitenden Illustration bestens eingefangen. Hinzu kommen immer wieder die kleinen illustrierten Knochenhände als Szenentrenner. Ein ganz besonderes Plus ist das kleine Glossar am Ende jeder Geschichte, in dem noch mal alle auftretenden Figuren und ihre jeweiligen Schicksale zusammengefasst werden; der Leser kann nach dem Finale abschließend die Handlung Revue passieren lassen. Eine Bestellkarte, die man bei Bedarf auch als Lesezeichen umfunktionieren kann, rundet das Ganze ab.

Dieser Band wird dem populären PSA-Agenten bestens gerecht und macht Lust darauf, die gesamte Sammlung besitzen zu wollen.

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Bionda, Alisha / Borlik, Michael (Hrsg.) – ewig dunkle Traum, Der (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 1)

„Der ewig dunkle Traum“ – das ist eine ergreifende, abwechslunsgreiche Reise in die Abgründe der Schattenwelt, in das Reich der Geister, Vampire und Dämonen – aber auch in die geistigen, morbiden Auswüchse der Vorstellungskraft: Der Leser begegnet diesen Geschöpfen persönlich oder taucht in die düsteren Fantasien der agierenden Personen ein. Diese Sammlung der unterschiedlichsten Erzählungen des Grauens sollte bei keinem Liebhaber der schwarzen Literatur im Bücherregal fehlen.

Die Kurzgeschichten stammen aus der Feder mehrerer Autoren wie dem namensgebenden Wolfgang Hohlbein, begleitet von Barbara Büchner, Markus Heitz, Marc-Alastor E.-E. Und vielen anderen. Ebenfalls dabei sind Alisha Bionda und Michael Borlik; die beiden Herausgeber geben ihren eigenen Beitrag zu diesem Almanach der Schattenwelt zum Besten, aber auch ein paar neue Namen in diesem Genre gewähren einen ersten Einblick in ihre beklemmenden Fantasien des Schreckens:

„Ein besonderer Geschmack“ entführt uns in die moderne Welt der vampiresken Wesen Elaine und Gedeon und ihres gnadenlosen Kampfes gegen die eigenen Artgenossen. Die actiongeladene, teilweise zynische Story erinnert zweifelsohne an das Schicksal des Daywalkers |Blade|. Die Geschichte liest sich auch vielmehr wie ein kurzer Einblick in einen umfassenden Zyklus dieses außergewöhnlichen Paares, weniger wie eine abgeschlossene Kurzgeschichte. Vielleicht werden wir von Markus Heitz und seinen Kreaturen irgendwann noch mehr lesen können.

Eddie M. Angerhuber dreht die Lautstärke der ersten Geschichte auf ein Minimum zurück und bedient sich vielmehr psychologischer Elemente. In „Das Nachtbuch“ wird mit einer geschickten Metapher gespielt – die Schattenwelt als Symbol einer Beziehungskrise: Eine Frau wird zur Gefangenen ihres Geliebten, nachdem dieser sie mit einem Fremden erwischte, der sie anscheinend infiziert hat, denn die Frau verändert sich zunehmend. Sie wandelt sich zu einer Art Dämonin, sucht ihren Trost in einem Buch, das die Geheimnisse der Hölle zu kennen scheint.

Mark Freier (auch er lässt es sich nicht nehmen, einen kleinen Schocker zu präsentieren) jagt den Leser in „Das Höllenwunder“ durch einen treibenden, aufregenden Albtraum.

In „Seelenpfand“ arbeitet die Herausgeberin Alisha Bionda ebenfalls mit einer Metapher – das Schicksal der Vampire als Spiegel zur alltäglichen, misslungen Beziehung unter Normalsterblichen. Hier bedient sie sich auch eines wunderschönen Spiels mit Worten, um die auszehrende Ambivalenz dieser Krise deutlich zu machen.

Nach diesen Ausflügen in die Abgründe der emotionalen Hölle serviert uns Armin Rößler eine klassische Gruselstory. In einem „Vergnügungspark“ bricht das Grauen abrupt in das Leben des jungen Adrian ein, jagt ihn durch eine Geisterbahn seiner beklemmendsten Ängste und wartet mit einem schockierenden Ende auf.

Frank H.Haubold entführt uns in „Die Stadt am Fluss“, zusammen mit Robert wandern wir durch eine leise Gespenstergeschichte, die Geister der Vergangenheit holen uns schleichend ein, wir baden uns in tiefen Sehnsüchten, begleitet von einigen Zitaten der |Doors| und Jim Morrisons.

Beklemmend, aber auch von einer ganz eigenen Atmosphäre umschlungen geht es in „Trauerflug aus dem Süden“ zu. Dominik Irtenkauf und Javier Hurtado berichten über eine Gruppe von Männern, die das Verschwinden einiger Personen aufklären wollen. Sie machen sich auf den Weg durch eine düstere, einsame Moorlandschaft – ein Weg in den Schrecken.

Die titelgebende „Schattenchronik – Der ewig dunkle Traum“ vom Altmeister Wolfgang Hohlbein führt den Leser in die Anfänge der Geschichte um die Vampirin Dilara ein. Wie alles begann, wie sie unmerklich zu dem wurde, was sie fürchtete. In die Vorfreuden auf ihre Verlobung bricht der Vampir Antediluvian in ihr behütetes sorgloses Leben ein und zeigt ihr das wahre Gesicht der Schattenwelt. Das junge Mädchen versinkt in eine Schizophrenie zwischen Wahn und Wahrheit bis zur finalen schrecklichen Erkenntnis, was tatsächlich mit ihr passiert ist. Der Einstieg in einen vielversprechenden Zyklus …

„Die Nahrung der Toten“ von Barbara Büchner greift das Thema des Nachzehrers bzw. eines Ghouls auf, verpackt in eine kurze, emotionsgeladene Geschichte.

Marc-Alastor E.-E. präsentiert die erste von drei Mumiengeschichten in diesem Band. Hierbei wird auf mitreißende Weise das Thema der Mumifizierung am eigenen Leibe behandelt. „Lang lebe die Königin!“ heißt es am Ende nach einem Trip durch die einzelnen erschreckenden Stationen.

Der Vampir als melancholischer Romantiker findet seinen „Engel der Nacht“ in Michael Borliks Erzählung. Er macht seine sterbliche Angebetene zu einem Geschöpf seinesgleichen, damit sie doch noch ein Paar werden können.

Anfänglich so gewöhnungsbedürftig wie der Titel „Mumienglanz in der Nekrophilharmonie“ liest sich die experimentelle Sprache von Dominik Irtenkauf. Ebenso ungewöhnlich wohl wie die Aussagen der hier sprechenden Geister, die durch das Einbrechen der Sterblichen in ihrer ewigen Ruhe gestört werden.

Für ein belustigtes Schmunzeln sorgt Boris Koch in seinem „Heiligabend bei Manfred“. Weihnachten bei den Blutsaugern bei dampfendem Glühblut – herrlich!

Für beste viktorianische Unterhaltung im alten London sorgt Linda Budinger mit ihrem „Schattentrinker“. Das Thema Mumie wird diesmal in guter alter Tradition aufbereitet, aber auch der berüchtigte „Jack the Ripper“ sieht sich mit einer ganz neuen Theorie konfrontiert. Beste Unterhaltung durch eine bodenständige Gruselgeschichte.

Klassisch präsentiert sich auch „Der Verfluchte von Tainsborough Manor“. Christel Scheja geleitet uns in eine altbewährte Spukgeschichte, verpackt in eine dramatische Liebesnovelle.

Am Ende wartet Markus K.Korb noch mal mit einem packenden Schocker auf. „Die Brut“ erinnert in seinem Flair an Horror-Geschichten aus den Federn von H.P. Lovecraft oder Stephen King, vor allem das überraschende Finale lässt den Leser ein letztes Mal zusammenfahren.

Die Essays von Christel Scheja im Anhang geben abschließend einen interessanten Einblick in die historischen und wissenschaftlichen Hintergründe der Geschöpfe, von denen wir in den vorangegangenen Erzählungen lesen durften. Über Dämonen, Werwölfe, Vampire bis hin zu den Mumien werden all diese klassischen Schattenwesen genauer unter die Lupe genommen. Dominik Irtenkauf jongliert in seiner Niederschrift auf seine ganz eigene Weise mit den Worten, verpackt Nietzsche und Bram Stoker zu einer gemeinsamen Theorie, um der Welt der Schatten seinen speziellen Anstrich zu verpassen.

Auf den letzten Seiten stellen sich dann alle Autoren mit Fotos und kurzen Abrissen ihres Schaffens vor, damit auch die Personen hinter dieser großartigen Chronik ein Gesicht bekommen.

Die Aufmachung dieses Buches ist beeindruckend! Für gerade mal 9,95 € bekommt man eine ganze Menge geboten: nicht nur die erwähnten Erzählungen und Zusatzinformationen, sondern auch die Covergestaltung von Mark Freier sowie die morbiden Illustrationen von Pat Hachfeld als passende Einleitung zu jeder Geschichte geben dem jeweiligen Einstieg eine ganz eigene Atmosphäre und sorgen für den richtigen Flair. Schriftgröße und der illustrierte Seitenaufbau machen deutlich, dass man hier ein sorgfältig gestaltetes Werk in Händen hält, welches in seiner Ausführung zusätzliches Lesevergnügen bereitet.

An dieser Stelle gibt es daher ein großes Lob an den [BLITZ-Verlag]http://www.blitz-verlag.de/ für dieses schöne und gelungene Buch; ich habe es sehr genossen, diesen ewig dunklen Traum zu träumen.